Titel: Gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum Weben und Abhaspeln, worauf Steph. Wilson, Esqu. zu Streatham, Surrey, theils als eigene Erfindung, theils als Mittheilung im Auslande wohnender Fremden, sich am 31ten Mai 1823 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XCI., S. 402
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XCI. Gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum Weben und Abhaspeln, worauf Steph. Wilson, Esqu. zu Streatham, Surrey, theils als eigene Erfindung, theils als Mittheilung im Auslande wohnender Fremden, sich am 31ten Mai 1823 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts and Sciences. N. 43. S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. VII. und Tab. VIII. Wilson's Verbesserungen an den Maschinen zum Weben und Abhaspeln. Der erste Theil dieses Patentes betrifft das Weben, und enthaͤlt eine Verbesserung des sehr sinnreichen franzoͤsischen Weberstuhles zur Verfertigung gebluͤmter Zeuge, der im zweiten Theile des London Journals S. 95 beschrieben, als Franz Lambert's Patent zum Aufzuge und zur Verfertigung, wie zur Entfernung, Erhaltung und Auswechslung verschiedener Muster im Weberstuhle, und in Stephan Wilson's Patent uͤber gewisse Verbesserungen am Weberstuhle (Ebendas S. 255. Polytechn. Journ. B. XIV. S. 33.) beschrieben ist. Bei Vergleichung dieser Erfindungen wird man sehen, daß eine Reihe von Kartenpapiers-Blaͤttern mit Loͤchern durchbohrt, die dem Zuge eines gewissen Musters entsprechen, nach und nach an den Enden einer Reihe horizontaler Nadeln angebracht wird, wodurch diese Nadeln gewechselt, und gewisse mit dem Geschirre in Verbindung stehende Stabe von den Hebestangen entfernt werden, so daß die Faden der Kette, die bei jedem Durchschießen der Schuͤze aufgezogen werden, wechseln, und auf diese Welse das verlangte Muster auf dem Stuhle hervorbringen. Gegenwaͤrtige Erfindung ist eine bedeutende Verbesserung und Vereinfachung des obigen Planes, indem durch dieselbe die ehevor zur Hebung der Kette nothwendig gewesenen Hebestangen wegfallen, so wie auch die Leitungs-Nadeln selbst. Fig. 38 auf Tab. VII. stellt diese Maschine im Perspektive dar. Sie wird oben auf dem Stuhle aufgesezt. Die Linien, aa, sind Reihen von Schnuͤren, die unten mit dem sogenannten Haͤlter (necking) des Geschirres verbunden sind, durch welches die Faden der Kette in die Hoͤhe gezogen werden, bb, sind die Hebestangen, die alle in diese Schnuͤre gehoͤrig eingehaͤkelt sind. c ist die sogenannte vierekige Achse, (axe carré), ein Gehaͤuse, welches sich dreht, und an jeder Seite mit einer Menge Loͤcher durchbohrt ist, die in Bezug auf Zahl und Lage mit den oberen Enden der Stangen, bb, correspondiren. Fig. 39 stellt diese Stangen, Haken und ihre Anhaͤngsel vergroͤßert dar. Diese Stangen und Schnuͤre laufen durch kleine Loͤcher in den verschiedenen Leitungsplatten, d, e, f, g, welche dem sogenannten Muster-Brette (comber board) an anderen Muster-Stuͤhlen entsprechen. e ist ein Gestell, welches zwei duͤnne Metall-Platten haͤlt, die in genauer Beruͤhrung auf einander liegen: beide sind mit einer Reihe ovaler correspondirender Loͤcher durchbohrt. Auf jeder dieser Stangen, bb, sind zwei kleine Kuͤgelchen aufgeloͤthet, indem die Loͤcher in den Platten e hinlaͤnglich groß sind, die oberen Kuͤgelchen durchzulassen. Damit aber dieß nicht waͤhrend der allgemeinen Bewegung des Apparates geschieht, wird die obere Platte e um 1/16 Zoll seitwaͤrts geschoben, und in dieser Lage durch Federn so erhalten, daß die ovalen Loͤcher zum Theile geschlossen werden, und nur die Stangen sich durch die Oeffnungen schieben koͤnnen. Kleine Spiral-Federn werden an diesen Stangen angebracht, und die unteren Kuͤgelchen ruhen auf denselben: hierdurch werden die Stangen und die Schnuͤre des Haͤlters der Geschirre alle gehalten. Diese Maschine wird mittelst des Hebels h in Bewegung gesezt, welcher mit dem arbeitenden Theile des Stuhles unten in Verbindung steht, und zugleich einen Schwungrahmen, ii, mit in Bewegung sezt. Mit diesem sich schwingenden Gestelle, das sich auf Zapfen bewegt, sind zwei Stangen, kk, in Verbindung, welche an beiden Seiten der Maschine hinauflaufen, und oben die Zapfen der vierekigen Achse, c, fuͤhren. Man seze nun, daß der Hebel h, den Rahmen i, und die sich schiebenden Stangen, kk, so bebt, wie es in Fig. 38, gezeichnet ist, so wird einer Stifte an dem Ende des sich drehenden Gehaͤuses gegen die untere Seite des schaufelfoͤrmigen Sperrkegels l, schlagen, und das Gehaͤuse sich umdrehen lassen: die Bewegung desselben wird aber durch die zwei Federn, mm, auf eine Viertel-Umdrehung beschraͤnkt. Die vierekige Achse wird jezt so stehen, daß sie mit ihrer unteren durchloͤcherten Flaͤche den Enden der Stangen bb gegenuͤber steht. Auf den Kanten der schiebbaren Stangen kk befinden sich Stuͤke, welche hervor, stehen, und die, wie sie emporsteigen, gegen die untere Seite des Gestelles, e, schlagen, und dasselbe heben, wo ein Sperr, Kegel an der Seite des senkrechten Pfostens das Gestell fest, und solang in der in der Figur gezeichneten Lage haͤlt, bis es durch das Niedersteigen der Stangen, kk, befreit wird. Zu dieser Zeit wirkt eine schiefe Flaͤche gegen die Seite der oberen Platte in dem Gestelle e, und indem sie dieselbe seitwaͤrts stoͤßt, oͤffnet sie die ovalen Loͤcher so, daß die Kuͤgelchen durchgehen koͤnnen, wenn die Enden der Stangen gedruͤkt werden. Bei dem Niedersteigen des Schwungrahmens kommt die vierekige Achse auf die Enden der Stangen b herab; da aber ihre Flaͤche durch und durch durchbohrt ist, wuͤrden die Stangen in die Loͤcher treten, und nicht gedruͤkt werden, außer wenn die Loͤcher verstopft sind. Nach den oben angezogenen Patent-Erklaͤrungen werden Mehrere durchloͤcherte Brettchen oder Kartenblaͤtter auf die Flaͤche der vierekigen Achse gelegt, in welchen folglich undurchloͤcherte Stellen sich finden. Diese undurchloͤcherten Stellen werden, so wie die vierekige Achse oder das sich drehende Gehaͤuse niedersteigt, gegen das Ende gewisser Stangen schlagen, und dieselben niederstoßen, dadurch die Kuͤgelchen durch die Loͤcher in den Platten, e, treiben, waͤhrend diese Stangen, die durch die durchbohrten Theile der Karte durchgingen, durch das Niedersteigen der vierekigen Achse nicht niedergedruͤkt werden, und ihre Kuͤgelchen oben bleiben, wie Fig. 40 zeigt. Da die Oeffnung der Loͤcher durch das Verschieben der oberen Platte, e, nur augenbliklich ist, so werden dieselben, sobald als die Kuͤgelchen durch sie durchgegangen sind, wieder geschlossen, und die Platte e steigt nieder, und druͤkt diejenigen Kuͤgelchen herab, die sich an der unteren Seite, zz, befinden, Fig. 40, wodurch die mit diesen herabgedruͤkten Stangen verbundenen Schnuͤre loker werden. Man wird nun sehen, daß, wenn die Platten, e, durch sie Einwirkung des Schwunghebels, wie oben erklaͤrt wurde, wieder aufsteigen, die Stangen und Schnuͤre, xx, Fig. 40, gehoben werden, folglich auch nur jene Faden der Kette, die mit diesen Stangen, xx, verbunden sind, waͤhrend alle jene, die an zz angeknuͤpft sind, ruhig bleiben, bis die Oeffnung der Loͤcher bei dem naͤchsten Niedersteigen den niedergedruͤkten Kuͤgelchen erlauben wird zuruͤkzukehren, was durch die aufwaͤrts druͤkende Kraft der Federn geschieht. Eine andere durchstochene Karte wird auf die vierekige Achse wirken, und andere Stangen niederdruͤken, hie die Figur des naͤchsten Schusses erzeugen. Bau und Arbeit der Maschine ist hier viel einfacher, und bringt eben so gut das Muster hervor, als die sich drehende Stange, der Schwunghebel, die Hebe-Stangen und Staͤbe, und die Leitungs-Nadeln in dem oben erwaͤhnten franzoͤsischen Stuhle. Der zweite TheilLondon Journal of Arts. August 1824. S. 68. dieser Erfindung ist ein Apparat zum Abwinden der Seide von der Straͤhne auf Spuhlen, die man in die Schuͤze einsezt. Dieser Apparat ist ein kreisfoͤrmiger Tisch mit einer Anzahl mit Seide belegter Haspel auf demselben selben, und mit ebensovielen horizontalen Spuhlen unter demselben, die die Seide von dem Haspel abziehen. Fig. 1 auf Tab. IX. ist dieser Tisch sammt Zugehoͤr im Perspektive, mit den Haspeln und Spuhlen in der Arbeit. aaa sind die Haspel, auf deren jedem sich eine Straͤhne befindet, deren Faden zu den respectiven Spuhlen hinab geleitet werden. Um diese Maschine in Thaͤtigkeit zu sezen, wird der Fuß des Arbeiters auf den Tretschaͤmel gestellt, und durch die Bewegung desselben eine senkrechte Spindel in Bewegung gesezt, die das Zahnrad d und ein Flugrad, eee, in Umlauf bringt. Dieses Zahnrad d treibt ein anderes Zahnrad f auf der Central-Achse, gleichfalls mit Flugraͤdern, und etwas uͤber diesem Rade auf demselben Schafte, ist eine Rolle g. Von dieser Rolle laufen Schnuͤre ohne Ende zu den Rollen hhh, und von da, wie bei iii, zu den Reibungsrollen kkk. Diese Reibungsrollen drehen sich folglich mit großer Schnelligkeit, so lange die Central-Achse in Thaͤtigkeit gesezt wird. lll sind Leiter, durch welche die Seidenfaden aus den Haspeln a nach bbb, den Spuhlen, geleitet werden, welche die Faden aufnehmen. Diese Spuhlen sind auf horizontalen Spindeln, an deren Enden sich Kegel befinden, welche mit den oberwaͤhnten Reibungsrollen, k, in Verbindung stehen. Auf diese Weise drehen, wie man leicht begreifen wird, die Reibungsrollen durch ihre Umdrehung die Spindeln schnell um, und ziehen die Seiden-Faden von den Haspeln mit sehr geringer Spannung ab; da aber diese Faden gleichfoͤrmig auf der Spuhle von einem Ende zum anderen vertheilt seyn muͤssen, so wird an dem Tische eine kleine Bewegung hin und her, oder ruͤk- und vorwaͤrts, durch eine Stange mit einer Schraube ohne Ende und einigen kleinen Raͤdern unter dem Tische veranlaͤßt, welche Raͤder mit den Raͤdern m in Verbindung stehen. Da nicht selten ein oder der andere Faden vom Haspel bis zur Spuhle bricht, so hat man den Tisch so eingerichtet, daß er sich um seinen Mittelpunct drehen kann; so daß der Arbeiter, um den abgerissenen Faden anzuknuͤpfen, nur dem Tische mit der Hand eine Bewegung geben darf, ohne daß das Abhaspeln dadurch unterbrochen wird; denn jeder Haspel dreht sich unabhaͤngig mit seiner Spuhle. Eben dieß hat auch Statt, wenn eine Spuhle voll geworden ist; sie kann ausgezogen und eine andere kann dafuͤr eingesezt werden, ohne daß das Abwinden an den uͤbrigen Theilen unterbrochen werden darf.