Titel: | Beschreibung eines selbstthätigen Löthrohres, von Hrn. H. B. Leeson. |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XCIV., S. 413 |
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XCIV.
Beschreibung eines selbstthätigen Löthrohres, von
Hrn. H. B.
Leeson.
Aus dem Quarterly Journal of Science, Literature and the
Arts im Repertory of Ars, Manufactures and
Agriculture. N. 267. S. 173.
Leeson's Beschreibung eines selbstthätigen Löthrohres.
Man weiß zwar, daß die Flaschen von elastischem Gummi sich
bedeutend ausdehnen lassen, wenn man die Luft in denselben verdichtet; sie werden
aber, so viel ich weiß, nie als Loͤthrohr benuͤzt.
Die Flaschen, deren ich mich bediene, sind zwischen einem halben und drei viertel
Pfund schwer, und bei allen Kraͤmern vorraͤthig. Um sie
gehoͤrig zuzubereiten, muͤssen sie in Wasser gesotten werden, bis sie
vollkommen erweicht sind, was, wenn sie in bereits siedendes Wasser gestekt werden,
in 10 bis 15 Minuten geschehen ist. Damit nimmt man sie heraus, laͤßt sie
erkalten, und befestigt eine messingene Roͤhre in dem Halse derselben, in
welcher Roͤhre an dem einem Ende ein kleiner Hahn angeschraubt ist, durch
welchen eine Verbindung mit der Verdichtungspumpe hergestellt, und wo auch der Ansaz
eines Loͤthrohres angestekt werden kann. Um die Flasche fester an dieser
Roͤhre anbinden zu koͤnnen, muß ein mit einer rauhen
Oberflaͤche versehener Vorsprung sich an derselben befinden. Das Anbinden
selbst geschieht mittelst eines gut gewichsten Fadens, der um den Hals der Flasche
zu jeder Seite des Vorsprunges dicht angezogen wird.
Man fuͤllt nun diese Flasche mit verdichteter Luft. Nach einigen
Stoͤßen mit der Verdichtungs-Pumpe wird man eine Blase an der Flasche
bemerken, die immer Groͤßer und Groͤßer wird, bis der groͤßte
Theil der Flasche (die ihrer Dike nach so gleichfoͤrmig als moͤglich,
und vollkommen fehlerfrei ausgelesen werden muß) sich in eine aͤhnliche
duͤnne Blase verwandelt hat, wo dann die Verdichtung der Luft in derselben
nicht mehr weiter getrieben werden darf.
Flaschen von der oben angegebenen Groͤße werden sich meistens von 14 bis zu 17
Zoll im Durchmesser ausdehnen ohne zu bersten; zuweilen habe ich sie noch weiter
ausgedehnt; dieß muß aber nothwendig der Einsicht des Operators allein
uͤberlassen bleiben.
Der elastische Gummi ist von sehr verschiedener Guͤte. Es gibt eine Art, die
vor der Ausdehnung viel schwarzer ist, durch die Verdichtung der Luft aber sehr
duͤnn und beinahe durchscheinend wird, waͤhrend eine andere Sorte eine
braͤunere Farbe hat, weniger nachgibt, und nicht so duͤnn ausgedehnt
werden kann, wie die vorige. Indessen dienen beide Sorten zu dem hier
vorgeschlagenen Zweke, und diese Bemerkungen moͤgen nur zur
beilaͤufigen Bestimmung der Menge Luft dienen, die in denselben verdichtet
werden kann.
Um nun diese mit verdichteter Luft gefuͤllten Flaschen anzuwenden, darf man
bloß die Verdichtungspumpe wegnehmen, und an die Stelle derselben den Ansaz eines
Loͤthrohres von derjenigen Weite anschrauben, die man noͤthig findet.
So wie man den Hahn oͤffnet, wird die Luft bei dem Ansaze des
Loͤthrohres durch die Elasticitaͤt des elastischen Gummi
hinausgedruͤckt und in verdichtetem Zustande und in starkem
gleichfoͤrmigen Strome nach der Weite des Ansazes, bei obiger Groͤße
der Flaschen, zwischen 25 und 60 Minuten lang fort ausstroͤmen.
Wenn die Flasche einmahl zugerichtet wurde, kann sie ohne alle Gefahr der Berstung
immer wieder zur vorigen Weite aus, gedehnt werden. Wenn die Luft aus den Flaschen
ausgeblasen ist, wird man sie etwas weiter finden; sie lassen sich aber leicht
wieder auf den vorigen Umfang zuruͤk bringen, wenn man sie uͤber ein
Feuer haͤlt, oder eine Minute lang in siedendes Wasser stoͤßt. Dieß
ist indessen nicht noͤthig, indem das spaͤtere Aufblasen den Umfang
der Flaschen nicht mehr vergroͤßert, und ich mich derselben Flasche
oͤfter bediente, ohne daß die Elasticitaͤt derselben bedeutend
vermindert worden waͤre.
Die Hauptvortheile bei dieser Art von Loͤthrohr sind die Leichtigkeit, mit
welcher man dasselbe von einem Orte auf dem anderen schaffen kann, die Ausdauer und
die Gleichfoͤrmigkeit, mit welcher dasselbe blaͤst (welche leztere ich
hier groͤßer finde, als an dem hydraulischen Loͤthrohre) und endlich
die vollkommene Freiheit, die es den Haͤnden des Operators laͤßt.
Man kann alle Gasarten bei dieser Art von Loͤthrohr brauchen, selbst die so
leicht eine Explosion verursachende Mischung von Sauerstoffs und Wasserstoffgas,
indem, außer daß man die Flasche dabei einbuͤßt, bei der Explosion selbst
kein weiteres Ungluͤk geschehen kann.
Wenn man eine besondere Oeffnung an der Roͤhre anbringt, durch welche dieselbe
mit der Verdichtungs-Pumpe in Verbindung gebracht wird, so kann man waͤhrend
der Operation neue Luft in die Flasche bringen, und das Ausstroͤmen, der
verdichteten Luft wird eine unbestimmte Zeit uͤber fortwaͤhren.