Titel: Verfahren mehrere Farben in der Oehl-Mahlerei eben so dauerhaft zu machen, als in der Email-Mahlerei, künstliche Edelsteine und wohlfeile und unschädliche Glasuren für Töpfer-Geschirre und Fayence darzustellen, und der neuesten Methode Eisen zu bronziren, von dem sel. Hrn. de la Boulaye Marillac, Directeur der Färbereien in der k. Gobelins-Manufaktur.
Fundstelle: Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XXVI., S. 75
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XXVI. Verfahren mehrere Farben in der Oehl-Mahlerei eben so dauerhaft zu machen, als in der Email-MahlereiKenner der Gemaͤhlde der Alten bewundern an denselben nicht bloß das Genie her alten Meister, sondern auch die Schoͤnheit und Dauerhaftigkeit der Farben derselben, die den, oft sehr unguͤnstigen Einfloͤssen, welchen sie ausgesezt waren, Jahrhunderte lang zu widerstehen vermochten. Selbst an dem Geklekse, mit welchen die im Mittelalter geschriebenen Missalien und Chorbuͤcher verziert oder unverziert sind, kann man, ohne ungerecht zu seyn, die Schoͤnheit und Dauerhaftigkeit der Farben oft nicht genug bewundern. Wenn man den Zustand der Chemie in jenen Zeiten mit der Pracht und Festigkeit der damaligen Farben, und beide mit den Riesenfortschritten der Chemie in unsern Tagen und mit der Mattheit und Hinfaͤlligkeit der Farben unserer Tage vergleicht, in welchen Oehl- und Wasserfarben oft schon in wenigen Monaten dahin bleichen, wie unsere verzaͤrtelten Monatrosen im Sonnen-Strahle, so wird man die Vorwuͤrfe, welche Kunstkenner und Kuͤnstler unsern heutigen Chemikern und ihren Freunden so oft, bald auf vornehme, bald auf genialische Weise, uͤber die neueste Unwissenheit in der Kunst der Farbenbereitung an den Kopf schleudern, nicht so gar uͤbel aufnehmen duͤrfen. Diese Vorwuͤrfe sind allerdings gegruͤndet: allein, der Grund zu denselben ist, wie bei den meisten Vorwuͤrfen, die gegeben und empfangen werden, in dem Geher derselben, so gut, als in dem Empfaͤnger gelegen. Die alten Mahler waren, nicht selten, sehr gute Chemiker, wie wir aus so vielen groͤßeren und kleineren Aufsaͤzen, vorzuͤglicher und italiaͤnischer und niederlaͤndischer, Kuͤnstler noch heute zu Tage lernen koͤnnten, wenn wir wollten, und die Chemie verdankt denselben vieles, was sie beachtet hat, und wuͤrde denselben noch mehr zu danken haben, wenn sie noch mehr haͤtte beachten wollen. In dieser lezten Hinsicht ist der Fehler an unseren heutigen Chemikern, vorzuͤglich an denjenigen derselben, die da glauben von der Entdekung irgend eines neuen Stoffes oder der Schoͤpfung eines neuen, oft hoͤchst barbarischen Rahmens, oder von einem einzigen Atome, haͤnge das ganze Wohl der Wissenschaft ab. Man darf allerdings vielen Chemikern unserer Tage bei ihren Arbeiten das cui bono!“ zu Gemuͤthe fuͤhren, ohne welches alle Arbeit Taͤndelei und Zeit-Verwuͤstung wird. Waͤhrend es aber auf einer Seite hoͤchst wuͤnschenswerth ist, daß unsere Chemiker bei ihren Arbeiten stets einen Seitenblik auf jene Kuͤnste werfen moͤchten, welche mit ihrer eben so erhabenen als vielseitigen Wissenschaft in Verbindung stehen, und dadurch gefoͤrdertgegefoͤrdert werden koͤnnen, waͤre es noch weit mehr zu wuͤnschen, daß jene Kuͤnstler, deren Kunst aus den Grundsaͤzen und Erfahrungen der Chemie Vortheil ziehen kann, es nicht verschmaͤhten in denselben sich zu unterrichten, und sich es nicht beigehen ließen, Stolz darein zu sezen, in den ersten Elementen derselben unwissend zu seyn, und zu vergessen, daß ein schwesterliches Band die Musen verbindet. Man wird, wenn man so aufrichtig seyn will, wie wir gestehen muͤssen, daß, so abstrakt auch die Chemie unserer Tage geworden ist, unsere heutigen Chemiker doch noch weit oͤfter auf die Mahler Ruͤksicht nehmen, als unsere heutigen Mahler auf die Chemiker, und man wird uns bei unserem Urtheile uͤber die streitenden Partheyen gewiß nicht partheyisch glauben, wenn wir mit der Bemerkung schließen, daß wir nicht ehe eine gute und brauchbare Chemie fuͤr Mahler erwarten, bis nicht ein erfahrner Mahler seine aͤlteren Tage, wo das Feuer der zu seiner Kunst noͤthigen Phantasie zu erloͤschen droht, sich wuͤrdigt von der Hoͤhe seiner Staffelei zu den Oefen eines chemischen Laboratoriums herabzusteigen, die Theorie der Chemie in ihrem ganzen Umfange zu umfassen, und aus dem weiten Gebiete derselben, dasjenige auszuheben, was fuͤr seine Kunstverwandten nothwendig und nuͤzlich ist. Der Mahler von Erfahrung kann allein mit Klarheit einsehen, was ihm unentbehrlich, was ihm nuͤzlich aus dem Felde der Theorien und Erfahrungen in dem Gebiete der Chemie seyn oder werden kann: der bloße Chemiker, und wenn er noch so großer Theoretiker und Praktiker ist, wird, wo er nicht Mahler von Profession und mit allen den Zartheiten dieser goͤttlichen Kunst durch Erfahrung vertraut ist, immer von den Beduͤrfnissen des Mahlers urtheilen, wie der Blinde von der Farbe., künstliche Edelsteine und wohlfeile und unschädliche Glasuren für Töpfer-Geschirre und Fayence darzustellen, und der neuesten Methode Eisen zu bronziren, von dem sel. Hrn. de la Boulaye Marillac, Directeur der Färbereien in der k. Gobelins-Manufaktur. Aus dem VI. B. der Brevets d'invention im Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. N. 243. S. 258. de la Boulaye Marillac's, Verfahren mehrere Farben in der Oehl-Mahlerei eben so dauerhaft zu machen, als in der Email-Mahlerei. Dieses Verfahren besteht darin, die verschiedenen Metall-Oxide nicht bloß durch Phosphor-Saͤure und Alaunerde, sondern auch durch alkalische und erdige phosphorsaure Verbindungen, welche zuweilen unerlaͤßlich sind, zu fixiren. Die auf diese Weise dauerhaft und unveraͤnderlich gemachten Farben sind: 1tens, das unwandelbare und halbdurchscheinende Weiß, aus Spießglanz-Oxid im Maximum der Oxidation, vollkommen mit Phosphorsaͤure gesaͤttigt. Diese Farbe widersteht im Tiegel selbst der Dunkelroth-Gluͤhhize. 2tens, das undurchsichtige (dekende) Weiß, Bleiweiß, wird gleichfalls durch Phosphorsaͤure und Kochen unwandelbar. 3tens, das unwandelbare Schmaragdgruͤn, aus Einem Theile phosphorsauren Kupfer und zwei Dritteln Alaunerde in gallertartigem Zustande, durch Calcination fixirt. Dieses Verhaͤltniß der Basis ist unerlaͤßlich, denn mir etwas weniger Alaunerde zieht die Farbe in's Blaue. 4tens, dasselbe Gruͤn sammtartig, und so daß es an den Fingern abfaͤrbt, aus phosphorsaurem Kupfer und phosphorsaurem Kalke oder Knochenerde. 5tens, dasselbe aus chromsaurem Blei durch Calcination fixirt mit phosphorsaurer Soda und einem Zehntel Knochenerde. 6tens, Gelb aus chromsaurem Blei durch Calcination fixirt mit phosphorsaurer Soda, als Fluß, und phorphorsaurem Kalk. 7tens, Violett aus Braunstein-Oxid mittelst phosphorsaurer Soda, Alaunerde und Calcination fixirt. Wenn man Knochenerde substituirt, so wird die Farbe sammtartig, und faͤrbt an den Fingern ab. 8tens, Violett aus Kobalt, durch halbes Schmelzen des phosphorsauren Kobaltes und der Alaunerde oder des phosphorsauren Kalkes mittelst eines Zusazes von phosphorsaurer Soda. Da dieser Fluß die glasartige Durchdringung des phosphorsauren Kobaltes und der Erde bei einer niedrigen Temperatur viel leichter macht, so fixirt sich der violette Phosphorsaure Kobalt noch ehe, als die Hize denselben in das Blaue uͤbergehen lassen koͤnnte. 9tens, Dasselbe Kobalt-Violett, durch Calcination mit phorphorsaurer Bittererde fixirt. 10tens, Kobaltblau, sammtartig, und so daß es an den Fingern abfaͤrbt und zur Miniatuͤr-Mahlerei verwendet werden kann, wenn man phossauren Kalk oder Knochenerde statt Alaunerde nimmt. Dadurch wird es so sanft und markig, wie aͤchtes Ultramarin. Wenn man, als Fluß, etwas Kochsalz zusezt, so wird diese Farbe noch mehr sammtartig. 11tens, Strohgelb, durch Calcination von phosphorsaurem Titan. 12tens, Rothbraun, das mit calcinirter Sienna-Erde (terre de Sienne) uͤbereinkommt, aus phosphorsaurem Eisen und Alaunerde. 13tens, Dunkelroth, durch Calcination des phosphorsauren Eisens beinahe im Maximum, und des phosphorsauren Kupfers mit Alann- oder Knochenerde. Wenn das Verhaͤltniß des phosphorsauren Kupfers vorherrscht, so erhaͤlt man Karmesinroth. 14tens, Unwandelbares Purpurroth erhaͤlt man aus Gold Oxid, welches entweder auf trokenem oder auf nassem Wege fixirt wird; naͤmlich: a) durch Calcination des phosphorsauren Goldes und der Alaunerde; b) durch Fixirung des Purpurs des Cassius mit Alaunerde, Gallerte und Gerbestoff mittelst Kochens. Diese Temperatur, welche ohne Zusaz den gewoͤhnlichen Purpur des Cassius beym Sieden augenbliklich schwaͤrzt, aͤndert den sinnen Purpur durchaus nicht, so daß dieses zweite Verfahren auch noch zum Faͤrben der Wolle der Gobelins, die unwandelbar purpurfarben werden soll, dienen kannWir werden hierauf, als Gegenstand der Faͤrbekunst, zuruͤk kommen. D.. 15tens. Man erhaͤlt auch noch aus phosphorsauren Molybdaͤn, und aus Knochenerde reines Blau, Schmaragdgruͤn und Purpurviolett durch mehr oder minder starke Calcination. 16tens, Nikel-Oxid, durch Calcination des phosphorsauren Nikels mit Alaunerde fixirt, gibt unwandelbares Zeisiggruͤn. Phosphorsaure Soda ist, als Zusaz zu den phosphorsauren Metall-Verbindungen, zuweilen unerlaͤßlich, um den halben Fluß sehr leicht reducirbarer Oxide bei einer sehr niedrigen Temperatur zu erleichtern; ein Fluß, der durchaus nothwendig ist, um die Farbetheilchen gleichartig zu machen: zur Fixirung mehrerer derselben ist die Soda geradezu zutraͤglich. Dem phosphorsauren Kalke an der Stelle der Alaunerde verdanken die unwandelbaren Farben das Markige (leur moëlleux) in dem Pinsel, und die Eigenschaft, an den Fingern abzufaͤrben, oder an denselben kleben zu bleiben. Sie vereinigen nicht nur alle erforderlichen Eigenschaften zur Oehl-Mahlerei, zur Miniatuͤr-Mahlerei, sondern auch zur Email-Mahlerei, weil sie eben so fest und bestaͤndig, wie diejenigen, sind, deren man sich in dieser lezteren Kunst bedient, und weil sie, infoferne sie weder Blei noch Kieselerde enthalten, den kostbaren Vortheil besizen, sich weit leichter anwenden zu lassen. (Diese Farben wurden im J. 1814 der Academie des sciences vorgelegt, die ihren Beyfall hieruͤber dem Verfertiger derselben zu erkennen gab. Man vergleiche den Bericht des Hrn. Berthollet, Bulletin de la Société, 1814, p. 238.) Zusaͤze zu dem vorhergehenden Brevet. Diese Zusaͤze begreifen: 1tens, die weißen Farben aus phosphorsaurem Zinn, Zink, und allen erdigen Vasen zur Verfertigung des Emails und der kuͤnstlichen Edelsteine. 2tens, das reine unwandelbare Roth zur Oehl-, wie zur Email- oder Porzellan-Mahlerei mittelst Calcination des Kupferschlages, oder besser, eines genauen Gemenges aus oxidirtem Kupfer-Metalle durch Eisen niedergeschlagen, mit phosphorsaurer Soda und Alaunerde, oder mit anderen erdigen Basen, um demselben nach Belieben mehr oder minder Durchscheinenheit oder Dichtigkeit zu geben. 3tens, das Karmesinroth durch Calcination des phosphorsauren Goldes mit Alaunerde und allen phosphorsauren erdigen Basen. 4tens, den unwandelbaren Purpur auf trokenem Wege, oder durch Calcination des phosphorsauren Goldes und Zinnes mit Alaunerde und mit denselben Basen. 5tens, Orangegelb, aus chromsauren Bleie durch bloße Calcination, oder mit denselben Basen und Zutritt der Luft. 6tens, Gelb, weit schoͤner als das gewoͤhnliche Neapolitaner-Gelb, durch langes Sieden dieser lezteren Farbe mit schwacher Salpetersaͤure, wodurch das gelbe Spießglanz-Oxid frey, und die Alaunerde und das uͤberschuͤssige Blei abgeschieden wird. 7tens, Anwendung des phosphorsauren Silbers zur Verfertigung des Emails und der kostbaren Steine. 8tens, Unwandelbares Berliner-Blau durch langes Kochen mit Kochsalzsaͤure und Reinigung desselben auf diese Weise: a) von allem mit der Blausaͤure nicht verbundenen Eisen, dessen gelbliche Farbe mit der Zeit dieses reiche Blau in eine harte und gruͤnliche blaue Farbe uͤbergehen macht; b) durch Substitution des phosphorsauren Zinnes und der Alaunerde an die Stelle dieser erdigen Basis um den Glanz der Farbe zu vermehren. 9tens, unwandelbares Kupfergruͤn, welchem man durch etwas weniger Alaunerde und Zusaz von phosphorsaurem Eisen mehr Koͤrper gibt. 10tens, Ultramarin-Gruͤn, durch Calcination des phosphorsauren Kupfers mit phosphorsaurem Kalke. 11tens. Dieselbe phosphorsaure Verbindung, die auch ohne Calcination vollkommen unwandelbar ist, und allein, oder mit Alaunerde gemengt, sehr gut die Stelle ger sogenannten Blauasche (cendres bleues) vertreten kann. 12tens, Anwendung, der Phosphorsaͤure als neues Beizmittel, um auf eine unvergleichbare Weise den Glanz und die Festigkeit aller Lake und Faͤrberfarben mit Alaunerde oder Zinn als Basis, welche in Saͤuren, angefrischt werden koͤnnen, wie Karmin und Scharlach, zu erhoͤhenAuch hierauf werden wir demnaͤchst zuruͤk kommen. D.. 13tens, Ein neues Verfahren zur Vervollkommnung der Email- und Porzellan-Mahlerei: a) dadurch, daß man alle obige im Brennen unwandelbare Farben, die im Pinsel vollkommen markig sind, an die Stelle der zerriebenen Emaile oder ehevor angewendeten Metall-Oxide nimmt; b) phosphorsaure Soda statt der Alkalien braucht. Dieser Fluß ist unerlaͤßlich, um dieselben zu ersezen, indem er den Vortheil besizt, den phosphorsauren Metall-Verbindungen die Beize, die sie fixirt, nicht zu entziehen, wie dieß bei der Soda und bei der Pottasche der Fall ist. 14tens, Verfertigung kuͤnstlicher Edelsteine, die den natuͤrlichen in Hinsicht auf Durchscheinenheit, Glanz und Haͤrte gleich kommen. Dieses Verfahren haͤngt unmittelbar mit der Entdekung der unwandelbaren Farben zusammen; denn die einzige Schwierigkeit, die man bisher bei Verfertigung aller kuͤnstlichen sehr harten Edelsteine hatte, ruͤhrte lediglich von der Wandelbarkeit der Farbe der faͤrbenden Oxide in sehr hohem Feuer her, indem man mittelst Kieselerde und Phosphorsaͤure eben so hartes durchsichtiges Glas, wie Bergkrystall, erzeugt; so daß also, wenn man unwandelbare Farben, oder metallische phosphorsaure Verbindungen nimmt, welche aller Einwirkung des Feuers wiederstehen, es keinen Edelstein gibt, den man nicht nachahmen koͤnnte. Auf diese Weise erhaͤlt man aus einer Mischung von Kieselerde und Phosphor-Glas oder phosphorsaurer Soda oder phosphorsauren Erden, mit oder ohne phosphorsaurem Blei, sehr harte kuͤnstliche Rubine, wenn man die glasige Masse mit phosphorsaurem Golde faͤrbt. Topase mittelst gelben Spießglanz-Oxides oder phosphorsauren Silbers; Opale und Achate mittelst phosphorsauren Zinnes und Zinkes; Carneole mittelst einer Mischung aus phosphorsaurem Golde und Eisen, oder rothem chromsauren Eisen; Schmaragde mittelst phosphorsauren Kupfers und Eisens; Sapphire mittelst phosphorsauren Kobaltes; Amethyste mittelst Braunstein-Oxides mit phosphorsaurer Soda und denselben Basen ohne Phosphorsaͤure etc.Hiermit vergl. man auch die Abhandlung uͤber die Zubereitung des Straß und der kuͤnstlich gefaͤrbten Steine, von Donnault-Wieland im polyt. Journal Bd. 3. S. 163. D. 15tens, sehr wohlfeile und vollkommen gesunde Glasuren auf Fayance und Toͤpferwaaren; nur durch die gaͤnzliche Umwandlung des alten Verfahrens, und dadurch, daß man phosphorsaures Blei und phosphorsauren Kalk an die Stelle des Alkali sezte, konnte man dazu gelangen. Diese Glasuren koͤnnen durchsichtig oder undurchsichtig, weiß oder gefaͤrbt, und mehr oder minder schmelzbar seyn, je nachdem die Natur der Toͤpferwaaren es fordert, so wie es auch bei den bisher gebraͤuchlichen Glasuren der Fall war, von welchen sie sich, mit einem Worte, nur dadurch unterscheiden, daß keine Pottasche dabei gebraucht, und alles Blei-Oxid vollkommen neutralisirt wird, welches mit der schlecht gebrannten Thonmasse der gewoͤhnlichen Toͤpferwaaren nicht vereint bleibt. Was sie aber wesentlich unterscheidet, ist der Vortheil, daß sie vollkommen unschaͤdlich fuͤr die Gesundheit sind, die Waare mag wie immer gebrannt seyn; daß sie weder von dem Essige noch von den Fetten und Pflanzensaͤuren angegriffen werden, und daß sie endlich weit wohlfeiler zu stehen kommen, als alle andere. Man erhaͤlt sie durch wechselseitigen Niederschlag des Bleisalzes und des phosphorsauren Kalkes, oder noch wohlfeiler dadurch, daß man die Aufloͤsung des lezteren uͤber Bleiglaͤtte so lang kocht, bis diese vollkommen weiß wird. Durch diese vollkommene Saͤttigung des giftigen Bleioxides mittelst der Phosphorsaͤure und Beimischung des neutralen phosphorsauren Kalkes ist man sicher: a) sehr wohlfeile, durchscheinende, der Gesundheit vollkommen unschaͤdliche, und, nach Belieben, mehr oder minder schmelzbare Glasuren zu erzeugen, je nachdem man verschiedene Mengen von diesen beiden phosphorsauren Verbindungen zu den sogenannten englischen Toͤpferwaaren nimmt; b) durch Zusaz von schwefelsaurem Kalke zu der vorigen Mischung eine undurchsichtige, weiße, sehr wohlfeile Glasur (Email) fuͤr Fayence zu bilden. Dieses erdige Salz, (der Gyps), welches sich uͤberall findet, zersezt das phosphorsaure Blei, waͤhrend die Glasur schmilzt, nicht, indem das gebrannte schwefelsaure Blei mit dem phosphorsauren Kalke sich in eine Schwefelverbindung umwandelt, was im ersten Falle nicht geschieht. Der so gemeine schwefelsaure Kalk, welcher sich noch uͤberdieß in dem Ruͤkstande der Bereitung des phosphorsauren Kalkes durch Schwefelsaͤure befindet, biethet demnach das wohlfeilste Mittel dar, die Stelle des Zinn-Oxides bei den undurchsichtigen und unschaͤdlichen Fayence-Glasuren zu vertreten. Man kann gleichfalls alle diese Glasuren durch Zaffra oder phosphorsaures Kupfer blau gefaͤrbt erhalten, oder gruͤn durch lezteres und durch Eisen, oder rothbraun, durch Eisenoxid im Maximum der Oxidation, oder braun und schwarz, durch Kupfer und Braunstein. 16tens, Das neueste Verfahren das Eisen zu bronziren und vollkommen gegen den Rost zu sichern, besteht darin, auf das bereits bronzirte Metall mehrere Lagen Nikel-Aufloͤsung in Salpeter-Kochsalzsaͤure aufzutragen, sie mit warmen Wasser zu waschen, nachdem sie troken wurden, mit Wolfszaͤhnen zu poliren, und mit Firniß zu uͤberdeken, um ihnen mehr Glanz zu geben. Man zieht das gut vom Roste gereinigte Eisen durch Nikel, wie man das Kupfer mit dem Korke vergoldet. Dieses Verfahren kann auch bei Jagdflinten und Musketen dienenWir wuͤnschen, daß dieser reichhaltige Aufsaz von Sachverstaͤndigen und nahmentlich, von Chemikern, die an der vaterlaͤndischen Industrie Interesse nehmen, gewuͤrdiget und diese sinnreiche Entdekungen und Erfahrungen in deutsche Laboratorien verpflanzet werden moͤgen, indem sie der Industrie und Kunst, so wie dem Handel, eine Reihe neuer Erwerbsquellen darbieten. D..