Titel: Verbesserungen an Seiden-Spinnmaschinen. Von Hrn. W. V. Shenton zu Winchester.
Fundstelle: Band 16, Jahrgang 1825, Nr. LXXV., S. 338
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LXXV. Verbesserungen an Seiden-Spinnmaschinen. Von Hrn. W. V. Shenton zu WinchesterHr. Shenton erhielt fuͤr diese Mittheilung die silberne Vulcan-Medaille. – Wir haben zwar im ganzen suͤdlichen Deutschland keine einzige Seidenzeug-Manufactur von Bedeutung; und es wird auch schwerlich eine in Aufschwung kommen, so lange man so weise ist, italiaͤnische, franzoͤsische, oͤsterreichische Seiden-Fabrikate gegen einen unbedeutenden Zoll einfuͤhren, und, waͤhrend man diesen Zoll als Finanz-Quelle betrachtet, ungeheuere Capitalien jaͤhrlich dafuͤr aus dem Lande gehen zu lassen. Da man in England gegenwaͤrtig den Einfuhrs-Zoll auf den Wein und einige andere Artikel herabsezt, so fuͤhrt man dieß als Beweis der Notwendigkeit freier Einfuhr an. Allein man kennt, wenn man dieses Beweises sich bedient, die bisherigen ungeheueren Auflagen auf den Wein, so wie die fuͤrchterlichen Giftmischereien, die man sich in England mit dem Weine erlaubt, und endlich die Stimmung des Volkes, und die daraus entstehende unvermeidliche Nothwendigkeit nicht, die Weintaxe in England herabzusezen. A. d. Ueb.. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Jaͤnner 1825. S. 80. Mit Abbildungen auf Tab. V. Shenton's, Verbesserung an Seiden-Spinnmaschinen. Die einzige Bereitung, welche die rohe bei uns eingefuͤhrte Seide erhalten hat, ist diese, daß sie von den Coccons abgehaspelt wird, und da der einzelne Faden, den die Seidenraupe spinnt, außerordentlich fein ist, so ist es nothwendig, die Faden von 5 bis 7 solchen Coccons unter einander zu verbinden, um einen Faden von der gehoͤrigen Staͤrke aus denselben zu bilden. Die auf diese Weise erhaltene rohe Seide ist, obgleich zusammengesezt, doch immer noch zu fein, um zu Zeugen verarbeitet zuwerden: es muͤssen daher vorlaͤufig zwei, drei oder vier Faden zu Einem verbunden werden, ehe man denselben jene Zwirnung geben kann, die man technisch das Organsiniren (organizing)Franzoͤsisch: organsiner. A. d. Ueb. nennt. Die Maschine, durch welche die bestimmte Anzahl von Faden verbunden wird, ist die Tramm-Maschine (tramming engine), die auf mannigfaltig verschiedene Weise gebaut seyn kann, in jedem Falle aber folgende wesentliche Eigenschaften besizen muß. Die Seide muß, 1tens, leicht und ohne alle Verwikelung von den Abwinde-Spuhlen abgehaspelt werden koͤnnen; 2tens, muͤssen die Faden einen geringen, aber gleichfoͤrmigen Grad von Spannung erhalten, waͤhrend sie von den Abwinde-Spuhlen auf die Aufwinde-Spuhlen laufen, damit der zusammengesezte Faden vollkommen flach wird, was nicht der Fall seyn wuͤrde, wenn irgend einer der zu verbindenden Faden ganz schlaff waͤre, wo die anderen straff gespannt sind; 3tens, daß die Aufwinde-Spuhle auf der Stelle still steht, so bald irgend einer der zu verbindenden Faden bricht; ein Zufall, der nicht selten Statt hat: ohne diese Vorsicht wuͤrde ein Faden von verschiedener Dike entstehen, wenn naͤmlich ein oder der andere der zu vereinigenden Faden ausbliebe. Das Vereinigen dieser Faden, das Trammen, geschieht auf den besten Spinn-Muͤhlen auf folgende Weise: Die Abwinde-Spuhlen (deren Zahl von zwei bis vier spielt, je nachdem der zu bildende Faden mehr oder minder dik werden soll) kommen auf eben so viele senkrechte Spindeln: die senkrechte Stellung erlaubt den Faden die Spuhlen zu verlassen, ohne daß die Spuhlen selbst sich bewegen oder drehen. Etwas uͤber den Spuhlen laufen die Faden einzeln zwischen zwei Laͤppchen von Tuch oder Filz, welche, durch ihre Reibung, dem Faden den gehoͤrigen Grad von Spannung gewaͤhren, und ihn zugleich von allem Staube, oder anderem leichten Stoffe reinigen. Jeder Faden laͤuft dann durch das Auge seines eigenen Fall-Drahtes, und aus diesem in das Auge des Leiters, wo sich alle Faden vereinigen, und von welchem der zusammengesezte Faden auf die Oberflaͤche der Aufwinde-Spuhle gelangt, so wie diese naͤmlich sich dreht. Jeder Fall-Draht besteht aus einem Stuͤke unter einem rechten Winkel aufgebogenen Drahtes, dessen senkrechter Schenkel ungefaͤhr 2 Zoll lang ist, und sich in ein Aug endet, durch welches der Faden laͤuft. Der horizontale Schenkel ist beilaͤufig 4 Zoll lang, und endet sich gleichfalls in ein Aug, durch welches ein Stift geht, der alle vier Fall-Drahte verbindet, und eine Achse bildet, um welche jeder sich frei bewegen kann. Jeder Faden senkt sich bei seinem Durchgange durch den Fall-Draht etwas, und da er sich in einem Zustande von maͤßiger Spannung befindet, so haͤlt er sich in einer Hoͤhe von ungefaͤhr einem halben Zoll, oder etwas mehr uͤber jener Lage, in welche er sonst niedersteigen wuͤrde. Wenn daher ein Faden bricht, so faͤllt der Fall-Draht alsogleich, und schlaͤgt an die Kante eines Draht-Rahmens, der sich um eine horizontale Achse dreht, und so vorgerichtet ist, daß das Gewicht des Fall-Drahtes unmittelbar sich gegen jene Seite neigt, welche es beruͤhrt, und folglich die entgegengesezte Seite in die Hoͤhe hebt. Auf dieser entgegengesezten Seite befindet sich ein Schweif von Draht, welcher, wenn er in die Hoͤhe gerichtet wird, in eine Art von Zahn-Rad eingreift, das an der Spindel der Aufwinde-Rolle angebracht ist, und folglich diese still stehen macht. Sobald der gerissene Faden angeknuͤpft ist, wird er wieder durch das Auge des Fall-Drahtes gezogen, und haͤlt dasselbe uͤber dem Rahmen: das entgegengesezte Ende des Rahmens erhaͤlt dann das Uebergewicht, der Schweif oder Sperrkegel tritt aus dem Zahnrade, und die Aufwinde-Spuhle faͤngt auf der Stelle wieder an sich zu drehen. Diese Vorrichtung ist zwar sehr einfach und wirksam, hat aber zwei Nachtheile: daß der Faden gewoͤhnlich dicht an den Laͤppchen bricht, von welchen er gehalten wird, und daß Muͤhe und Zeit daran verloren geht, bis man den Faden aus denselben hervorzieht, um ihn wieder anzuknuͤpfen; 2tens, daß, wo weniger als 4 Faden getrammt werden, die leeren Fall-Drahte weggenommen werden muͤssen; denn sonst wuͤrden sie, da sie nicht gestuͤzt sind, den Schweif in die Hoͤhe kehren, und die Umdrehung der Aufwinde-Spuhle hindern. Die Vorrichtung, durch welche Hr. Shenton die oben erwaͤhnten Nachtheile beseitigt, sind auf der V. Platte dargestellt, wo Fig. 9. dieselbe von dem Ende, und Fig. 10, im Vogel-Perspective darstellt: dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde und Theile in beiden Figuren. aa. ist die Achse, welche die Aufwinde-Spuhlen, ff, mittelst der hoͤlzernen Walzen, dd, in Bewegung sezt. Sie haben die gehoͤrige Laͤnge, um fuͤr eine Reihe auf einander folgenden Spuhlen zu passen, und unter jeder befindet sich eine Walze. Die hoͤlzerne Achse, auf welcher die Aufwinde-Spuhle sich befindet, fuͤhrt eine darauf befestigte bleierne Achse, e, welche, bei ihrem Gewichte, bloß durch Beruͤhrung bewegt wird. Diese Achse ist in Fig. 11, besonders dargestellt. pp, sind zwei in der bleiernen Walze, e, befindliche Stifte. s, ein anderer Stift oder Haken, welcher die Spuhle anhaͤlt, indem er unter dem Buͤgel, t, derselben eingreift; Fig. 11 und 12. So wie die Aufwinde-Spuhle sich dreht, zieht sie die Faden von zwei, drei, vier Spuhlen, g, g, g, g, je nachdem man die Zahl derselben vorher bestimmt hat, und, damit die Reibung derselben vermindert wird, sind die hoͤlzernen Stifte, u, u, u, u, auf welchen sie aufgezogen sind, durchbohrt, und reiten auf einem Drahte, v; diese Stifte sind am Grunde, so wie die Augen, die die Drahte halten, zugerundet, und gestatten gerade so viel Reibung, als noͤthig ist, die Faden ausgespannt zu erhalten. In Fig. 13 sind sie besonders dargestellt. Wenn nun einer dieser Faden bricht, so ist es nothwendig, daß die Aufwinde-Rolle augenbliklich stehen bleibt. In dieser Hinsicht ist ein Kurbel-Draht, m', mit einem Faͤnger, n, und einem feststehenden Winkelhebel, o, in der Naͤhe einer jeden Walze. Auf dieser schwingen sich vier leichte Fall-Drahte, k, k, k, k, ganz frei, und ihre Augen haͤngen an den Faden, die ihre einzige Stuͤze sind. Fig. 14, zeigt diese Drahte in einem Viertel ihrer natuͤrlichen Groͤße. Wenn nun irgend einer dieser Faden brechen sollte, wird der Fall-Draht, der an den Faden hing, auf den Winkelhebel, o, fallen, und den Draht, m, brechen, so daß der Faͤnger, n, vorwaͤrts ruͤkt, Fig. 16, und den Stift, p, der Walze, e, faͤngt, wie Fig. 15 zeigt, und dadurch dieselbe augenbliklich still stehen macht. Sobald der Faden wieder angeknuͤpft ist, legt man den Daumen auf die Schweife, w, der Fall-Drahte, und bringt dadurch den gefallenen in die Hoͤhe, zieht dann den Faden durch das Auge, und indem man das Ende, m, der Draht-Kurbelzuruͤk dreht, wird der Faͤnger abgezogen, und die Arbeit geht wieder fort. Es sind ferner zwei Spar, Einschnitte, xx, angebracht, in welche man die Spuhle bringen kann, um sie außer Gang zu sezen, waͤhrend man den Faden anknuͤpft, und sie doch frei bewegen zu koͤnnen, bis man sie wieder in ihre Stelle zuruͤkbringt. Indem die Faden die Spuhlen, g, g, g, g, verlassen, laufen sie einzeln uͤber eine Glas-Stange, i, und durch die Augen der Fall-Drahte, und sammeln sich hierauf, indem sie durch das Auge des Leitungs-Drahtes, b, ziehen. Um die auf diese Weise gesammelten Faden gleichfoͤrmig uͤber die Spuhlen zu verbreiten, erhaͤlt die Stange, cc, eine abwechselnde Bewegung hin und her, welche sich auch den darauf befindlichen Leitungs-Drahten, l, mittheilt. Dieß geschieht mittelst eines Stiftes, r, der in eine schiefe oder spiralfoͤrmige Furche des Blokes, b, eingreift, welcher an dem Ende der Achse, a, befestigt ist. Die schiefe Richtung dieser Furche steht mit der Laͤnge in Verhaͤltniß, in welcher die Seide auf der Spuhle vertheilt werden soll, und laͤßt daher diese Stange in dieser Laͤnge, waͤhrend jeder Umdrehung der Walze, sich hin und her bewegen, d.h., da die Spuhle vier Mahl kleiner ist, als die hoͤlzerne Walzen, dd, waͤhrend die Spuhle sich vier Mahl umdreht. Die Stangen, hhhh, welche die Abwinde-Spuhlen stuͤzen, sind so gestellt, daß die Spuhlen einen rechten Winkel mit dem Faden bilden, wenn er von der Mitte derselben auf die glaͤserne Stange laͤuft. Es ist am Besten, die vier Augen der Fall-Drahte so einzurichten, daß sie parallel mit der Glas-Stange liegen, da dann die Schwingungen, welche sie den Faden ertheilen, mehr gleichfoͤrmig, seyn werden. Fig. 16 und 17, zeigen die verzinnten eisernen Beschlaͤge, welche unter den Stangen bei, y, herumgewunden sind, um den Kurbel-Draht zu stuͤzen. Fig. 18, zeigt, wie die Leitungs-Drahte gekruͤmmt, und an der Stange, welche sich hin und her schiebt, befestigt sind. qq, in Fig. 10, sind zwei Drahte, welche sich schieben lassen. Man wird bemerken, daß dort, wo man vier Faden trammet, dieselben zuruͤkgezogen, wo aber nur zwei Faden getrammt werden, dieselben vorwaͤrts geschoben sind, um die zwei Fall-Drahte zu stuͤzen, die nicht gebraucht werden, und dadurch ihrer Wirkung auf den Kurbel-Draht vorzubeugen. Fig. 19. zeigt die Weise, wie die hoͤlzernen Walzen auf die Achse aufgenietet sind, indem mittelst des Meissels an den Winkeln, zz, ein Laͤppchen ausgeschnitten ist. Fig. 1 und 2 sind ein Schuz-Gestell (Quardrail). Fig. 9 und 10 sind in einem Sechstel, die uͤbrigen in einem Viertel der wirklichen Groͤße dargestellt.

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