Titel: Verfahren, eine neue rothe, helle oder dunkle Farbe, und ein blaßes Blau auf einem rothen Grunde zu erzeugen. Von den HHrn. Eang und Smith, Kattundrukern zu Parkholm bei Glasgow.
Fundstelle: Band 16, Jahrgang 1825, Nr. CIII., S. 477
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CIII. Verfahren, eine neue rothe, helle oder dunkle Farbe, und ein blaßes Blau auf einem rothen Grunde zu erzeugen. Von den HHrn. Eang und Smith, Kattundrukern zu Parkholm bei GlasgowUnter diesem Roth verstehen die HHrn. Patenttraͤger doppelrothe Merino oder Purpur. Ihr Verfahren ist keineswegs empfehlungswerth, da wir aber den Grundsaz angenommen haben, alles, was auf wesentliche Industrie-Zweige Bezug hat, mitzutheilen, so glauben wir auch von dieser Abhandlung nicht Umgang nehmen zu duͤrfen. Wir fuͤgen dieser Abhandlung nur deßhalb wenige Anmerkungen bei, weil wir demnaͤchst uͤber dieses Fabrikat eine vollstaͤndige eigenthuͤmliche Abhandlung in diesem Journale mitzutheilen gedenken. D.. Aus dem Edinburgh Review im Mercure technologique. Januar, 1825. S. 59. Eang's und Smith's, Verfahren, eine neue rothe, helle oder dunkle Farbe, und ein blaßes Blau auf einem rothen Grunde zu erzeugen. Nachdem man die Kattune, um sie von der Schlicht und von den uͤbrigen Unreinigkeiten zu befreien, durch siedendes Seifenwasser gezogen hat, weicht man sie in einer Aufloͤsung von Alkali und Oehl oder Fett, welche eine unvollkommene Seife bildet, oder man kocht sie in einer Aufloͤsung von gewoͤhnlicher Seife. Wir ziehen aber die Anwendung einer Soda- Aufloͤsung und Gallipoli-Oehles, in dem Verhaͤltnisse von einem Gallon-Oehl auf 20 Gallons Soda-Lauge von 4 1/2° auf Twaddell's Araͤometer vor. Man troknet die Stuͤke in einer Trokenstube, und wiederholt diese Operationen mehrere Mahle, je nachdem man der Farbe mehr Glanz und Festigkeit ertheilen will. Man sezt diesen Aufloͤsungen bei den ersten drei Einweichungen etwas Schafmist zu, um die sogenannten Mistbaͤder zu bildenDer Zusaz von Schaafmist ist ganz entbehrlich. D.. Nachdem der Zeug diese Mistbaͤder erhalten hat, taucht man ihn 12 Stunden lang in Wasser von 110° F. (34°, 22 R.), was wir das gruͤne Bad nennen. Nachdem der Zeug in der Waͤrmestube getroknet wurde, weicht man ihn neuerdings in einer Aufloͤsung von Alkali und Oehl oder Fett, oder man laͤßt ihn in einer Aufloͤsung von Seife, aber ohne Mist kochen; man wiederholt diese Aufloͤsung viermahl oder oͤfter, je nachdem man der Farbe mehr Glanz geben will, und laͤßt jedes Mahl den Zeug in der Waͤrmestube troknenDas Kochen in Seifenloͤsung ist verwerflich, was die HHrn. Patent-Traͤger selbst zu fuͤhlen scheinen, denn die Zeuge werden dadurch schmierig, und der beim Ausfaͤrben aufgenommene Faͤrbestoff faͤllt beim darauf folgenden Aviviren (Beleben) wieder ab, wodurch die Stuͤke statt schoͤn Scharlach- oder Purpurroth, fahl zum Vorschein kommen. D.. Nachdem diese lezteren Operationen, die wir das weiße Bad nennen, vollendet sind, und der Zeug in frischem Wasser gewaschen und getroknet wurde, ist derselbe zur Aufnahme der Scharlach-Beize fertig, welche in Folgendem besteht: man nimmt gleiche Maß-Theile einer Gallaͤpfel-Abkochung von 4 bis 6° an Twadwell's Araͤometer und einer Alaun. Aufloͤsung, die einen halben Grad zeigt. Der Alaun wurde vorlaͤufig mit Pottasche, oder mit irgend einem anderen Alkali in dem Verhaͤltnisse von 2 Loth auf 1 Pfund Alaun gesaͤttigt; man hizt diese Mischung bis auf 140° F. (48° R.), oder so stark, daß man die Hand in derselben leiden kann, taucht den Stoff in dieselbe, troknet ihn, waͤscht ihn, wie wir unten sagen werden, und er wird eine Scharlach-Farbe annehmen, die jener aus Cochenille gleich kommt, wenn sie dieselbe nicht noch uͤbertrifft: Dieß ist die Grundfarbe, die die Hauptsache unserer Erfindung istDieß ist eine unwahre Behauptung, da jeder Fabrikant des Continents weiß, daß das Adrianopelroth-Faͤrben auf gewobene Baumwolle zuerst in Muͤhlhausen und Augsburg, in lezterer Stadt durch unsere Mittheilung, in Ausuͤbung kam. Seit wir 1811 dahier die Darstellung der Merinos einfuͤhrten, fanden unsere Fabriken in diesem interessanten Fabrikations-Zweig fast ausschließlich ihre Beschaͤftigung, und die zahlreiche Klasse von Arbeitern dadurch ihren reichlichen Verdienst. D.. Man kann dieselbe Wirkung hervorbringen, wenn man die Gallaͤpfel und den Alaun einzeln anwendetWelches sicherer und besser ist. D.; man kann auch statt der Gallaͤpfel folgende Materialien anwenden: Eichenrinde oder Saͤgespaͤne von Eichen, Sumach, Myrobolan-Citronen, Termentill-Wurzel, und alles, was eine hinreichende Menge von Gaͤrbestoff in sich enthaͤltEinige dieser adstringirenden Stoffe liefern kein schoͤnes Roth. In Deutschland wendet man mit gutem Erfolge die weiße Seerosen-Wurzeln (Nymphea alba) an. Hieruͤber vergl. man die Abhandlung in Dingler's Magazin fuͤr die Druk-, Faͤrbe- und Bleichkunde Bd. III. S. 120. Wir muͤssen aber bemerken, daß das Galliren zu Doppel-Roth nicht nur entbehrlich, sondern sogar verwerflich ist. D., Man kann auch den Alaun durch Alaun in Essig oder in breunzeliger Holzsaͤure, oder in jeder anderen Pflanzensaͤure, oder thierischer Saͤure, und selbst in einer Verbindung dieser Saͤure aufgeloͤst ersezen: es duͤrfen aber nur Saͤuren angewendet werden, die den Gebrauch des essigsauren Bleies erleichtern. Man kann statt desselben auch eine oder mehrere Saͤuren, in Verbindung mit Zinn, Blei, Zink, Spießglanz, Wißmuth, Kobalt, Nikel anwendenJede dieser Metall-Aufloͤsungen in Saͤuren bildet eigene, meist in Lilas uͤbergehende Nuͤancen. D.. Man kann die Scharlach-Beize auch auf folgende Weise geben, und dieß ist die Methode, die wir vorziehen. Nachdem der Zeug die Mistbaͤder und das gruͤne Bad bekommen hat, windet man ihn aus, und laͤßt ihn troknen; dann sezt man waͤhrend der weißen Baͤder eine Abkochung von Gallaͤpfeln und gebranntem Alaun, oder irgend einem Salze zu, welches eines oder mehrere der genannten Metalle zur Basis hat. Wir ziehen aber den Gallaͤpfel-Absud in dem Verhaͤltnisse von einem Pfunde auf Ein Gallon der Aufloͤsung aus Oehl und Alkali, oder das weiße Bad mit 2 oder 4 Loth gebrannten Alaun (mehr oder weniger nach der Schattirung, die man dem Schar, lach geben will) vorDiese Stelle ist sehr unverstaͤndlich. Man erreicht den Zwek am besten, wenn man die von den oͤhlig-seifigen Baͤdern sehr gut gereinigten Zeuge einzeln durch ein Alaunbad nimmt, wo auf das Stuͤk von 22 Stab hoͤchstens ein Loth Alaun in Anwendung kommt. Mehrere Fabrikanten sezen dem Alaune noch schwefelsauren Zink zu. Fuͤr ein ganz blasses Roth ist gar keine Grundirung mit Alaun noͤthig. D.. Man weicht hierauf den Zeug 12 Stunden lang in Wasser von 125° (F. + 41,33 R.), in welchem sich etwas Alkali befindet, ein. Nachdem der Zeug in frischem Wasser gehoͤrig ausgewaschen und getroknet wurde, drukt man auf denselben mit dem Model, oder mahlt mit dem Pinsel oder auf irgend eine andere Weise folgende rothe Beize. Man nimmt Alaun, oder eine Verbindung dieses Salzes mit essigsaurem Blei, brennzeliger Holzsaͤure, Essig, oder irgend einer anderen Pflanzen- oder thierischen Saͤure. Man sezt, wenn man will, Kochsalz oder Salpeter kochsalzsauren Zink, Zinn oder Blei, oder salpetersaures Blei, oder selbst eine Salz-Verbindung, die eines oder mehrere der angefuͤhrten Metalle zur Basis hat, zu, und verdikt die Masse, wie gewoͤhnlich, mir Staͤrkmehl, Mehl, weißem Thone, englischem oder Senegal-Gummi, arabischem Gummi, Traganth, oder irgend einem anderen Gummi. Um aber die Beize zu bereiten, ziehen wir folgendes Verfahren vor. In Einem Gallon WasserEine Gallone enthaͤlt 4 franz. Litres oder beilaͤufig 7 1/8 Pfund Leipziger und Berliner, und 6 1/4 Pfund baierisch- oder Wienergewicht. D. loͤst man 2 Pfund Alaun und ungefaͤhr 20 Loth essigsaures Blei auf; man ruͤhrt alles wohl durch, und sezt 4 Loth Pottasche oder irgend ein anderes Alkali zu. Nachdem alles gehoͤrig gemengt wurde, seiht man die klare Fluͤßigkeit ab, und verdikt sie mit Traganth. Diese Beize traͤgt man mit dem Model so auf, damit noch Raum fuͤr die blaßblaue Farbe und das zweite Roth etc. bleibt, wie wir so, gleich sagen werden. Dieselbe Beize, nur um die Haͤlfte, oder je nachdem die Schattirung ausfallen soll, mehr oder minder schwaͤcher, wird mit dem Drukmodel oder mit dem Pinsel aufgetragen, um das zweite blaße Roth zu erzeugen. Nachdem der Zeug gedrukt und gehoͤrig getroknet wurde, waͤscht man ihn in einem Kessel mit warmem Wasser, das gehoͤrig mit Kuhmist gespeist ist, und waͤscht ihn hierauf im Wasser, und reinigt ihn noch in einem Kessel. Man waͤscht ihn neuerdings in frischem Wasser, und nun kann er auf folgende Weise gefaͤrbt werden. Man gießt in einen kupfernen Kessel soviel Wasser, als noͤthig ist, um 13 Stuͤke Zeug, jedes von 12 Yards (36 engl. Fuß) zu faͤrben, d.h., ungefaͤhr 500 Gallons, und erwaͤrmt es bis zur Blutwaͤrme. Diesem Wasser sezt man 1 1/2 Gallon Rinderblut zu, das man gehoͤrig mischt, und wirft klein geschnittene Faͤrberroͤthe-Wurzel, im Verhaͤltnisse von 4 Pfund auf das Stuͤk, mehr oder weniger nach der verlangten Staͤrke der Farbe hinein. Nun bringt man die Stuͤke Zeuges hinein, und dreht sie auf dem Haspel, mit der Vorsicht, das Feuer so zu leiten, daß das Wasser binnen 2 Stunden siedet; diesen Grad von Hize unters haͤlt man eine Stunde lang, und nach Verlauf dieser Zeit sind die Zeuge gehoͤrig ausgefaͤrbtIn Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland erhaͤlt man bessere Resultate, wenn man die doppelrothe Merino nur in wenigen Stuͤken mit den unirothen Merinostuͤken faͤrbt, und sie in gleichem Verhaͤltniße mit denselben belebt. D.. Hierauf waͤscht und troknet man den Zeug, und taucht ihn in eine Aufloͤsung von Alkali und Oehl wie bei dem weißen Bade. Man troknet neuerdings, und frischt die Farbe dadurch auf, daß man das Stuͤk Zeug in Seifenwasser so lange kochen laͤßt, bis es die verlangte Schattirung angenommen hat; den Glanz gibt man ihm dadurch, daß Man ihn in warmem Wasser mit Kalk-Chloruͤr durchzieht. Hierauf waͤscht man ihn, troknet ihn, und richtet ihn neuerdings zum Druke her. Jezt muß das blaße Blau aufgedrukt werden. Dieses Blau besteht aus Berliner-Blau, das sehr sein gepuͤlvert, und entweder in Schwefel-, Kochsalz-, Salpeter-, oder Weinsteinsaͤure, oder in einem Gemenge aus diesen Saͤuren aufgeloͤst ist. Wir ziehen indessen allen diesen Saͤuren diejenige vor, welche man aus salpeterkochsalzsaurem Zinne auf einem hohen Grade von Saͤttigung erhaͤlt; man verdikt sie auf die von uns angezeigte Weise, und traͤgt sie auf jene Stellen auf, welche man von der rothen Beize leer gelassen hat. Der tiefe Ton des Blau haͤngt von der Menge Faͤrbestoff ab, die man angewendet hat. Hierauf taucht man den Zeug in eine Kalk-Chloruͤr-Kuͤpe; das Scharlachroth wird sich vollkommen verlieren, und das helle Blau wird bleiben. Wenn man Weiß erhalten will, so drukt man auf den scharlachrothen Grund mit einer Saͤure, die hinlaͤngliche Staͤrke besizt, um das Weiß hervorzurufen, wenn man den Zeug durch Kalk-Chloruͤr zieht. Der Dessein muß aber so berechnet seyn, daß er nicht in den rothen Grund eingreift, den die Saͤure nur veraͤndern, aber nicht ausbringen kannAus dieser Bemerkung ersieht man die Unvollkommenheit dieser hochgepriesenen Erfindung (die wahrscheinlich durch einen Receptenreuter nach Schottland kam). Wenn das Fabrikat vollkommen dargestellt ist, dann muß sich auch das dunkle Roth vollkommen weiß aͤzen lassen. Ueber die Angabe der Anwendung einer bestimmten Saͤure und deren Staͤrke lassen sich die Hrn. Patenttraͤger nicht ein. D.. Es ist offenbar, daß das Gelingen dieser Arbeit großen Theils von der Guͤte der angewendeten Materialien, von der Sorgfalt beim Waschen und Troknen, und uͤberhaupt von der Reinlichkeit abhaͤngt. Hierauf wird zum Druke der uͤbrigen Farben nach der bekannten und in den Drukereien allgemein gebraͤuchlichen Methode geschritten, von welchen es uͤberfluͤßig waͤre hier zu sprechenDieses Fabrikat wird jezt haͤufig in Schwarz, Doppelblau, Chromgruͤn, Orange, Chromgelb und Weiß dessinirt, worauf wir in unserer Abhandlung zuruͤk kommen werden. D.. Nur die Zubereitung der Zeuge und das Auftragen der Beizen, die ein glaͤnzenderes und haltbareres Roth, als Adrianopel-Roth, ein blaßes Roth, und ein schoͤnes Scharlachroth gewaͤhren, so wie das Abdruken des Blau, wodurch Desseins von außerordentlicher Mannigfaltigkeit und Schoͤnheit entstehen, erklaͤren wir fuͤr unsere ErfindungWelches wir in der Note 181, widersprochen haben, und nachmals feierlichst widersprechen muͤssen. Wer sich indessen mit den verschiedenen bessern Verfahrungsweisen, Adrianopelroth auf Calicos zu faͤrben und dessen weitere Ausarbeitung zu illuminirten Merinos unterrichten will, den verweisen wir auf die Abhandlungen in Dingler's neuem Journale fuͤr Druk-, Faͤrbe- und Bleichkunde Bd. I–IV. und auf oͤle, in Dingler's Magazin fuͤr die Druk-, Farbe- und Bleichkunde Bd. I–III. Eine vollstaͤndige Zusammenstellung aller Verfahrungsweisen uͤber dieses Fabrikat haben wir in einem Anhange in Bancroft's englischen Faͤrbebuch, Nuͤrnberg bei Schrag 1818. Bd. 2. S. 388 bis S. 482 geliefert, wo man auch die vollstaͤndige Literatur hieruͤber zusammengestellt findet. Vitalis Faͤrbebuch mit Anmerkungen und Zusaͤzen von Dingler und Kurrer, Stuttgard bei Cotta 1824 enthaͤlt gleichfalls das neuere uͤber diesen Fabrikations-Zweig. Vorzuͤglich schoͤne und empfehlungswerthe Fabrikate in diesen Merinos (Purpur mit Illumination) liefern die Augsburger Fabrikanten I. G. Dingler, Schoͤppler und Hartmann, und Wohnlich und Froͤlich. D..