Titel: | Gewisse Verbesserungen bei der Gaserzeugung, worauf Joh. Holt Ibbetson, Esqu., Smithstreet, Chelsea, am 15. Mai 1824. sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XVII., S. 91 |
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XVII.
Gewisse Verbesserungen bei der Gaserzeugung,
worauf Joh. Holt Ibbetson,
Esqu., Smithstreet, Chelsea, am 15. Mai 1824.
sich ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts etc. Februar. 1825. S.
69.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ibbetson's, gewisse Verbesserungen bei der
Gaserzeugung.
Der Zwek dieser Verbesserungen ist eine vollkommnere Zersezung
der Steinkohlen waͤhrend der Gasbereitung, naͤmlich Aufloͤsung
sowohl des harzigen als kohligen Bestandtheiles mittelst Beihuͤlfe des
Dampfes, um daraus gekohlstofftes Wasserstoffgas zu erzeugen. Dieses Verfahren
erhellt aus Fig.
12. wo der Patent-Traͤger seinen sogenannten
Zersezungs-Apparat, d.h. den Ofen und die Retorten, im Durchschnitte
dargestellt hat.
In dieser Figur ist, a, ein eisernes Gestell mit einem
Thuͤrchen an der Ruͤkseite des Gemaͤuers, welches zu dem oberen
Theile des Feuerherdes fuͤhrt, und wodurch das Brennmaterial nachgeschuͤrt wird: in
diesem Thuͤrchen befindet sich auch eine Oeffnung, durch welche die zur
Unterhaltung der Verbrennung noͤthige Luft einstroͤmt. b, ist ein eisernes Gestell mit einem Thuͤrchen
am Grunde des Ofens (hier in punktirten Linien angedeutet), um das Feuer
anzuzuͤnden. c, ist der Aschenherd. dd, sind die Zuͤge: der Hauptzug geht
abwaͤrts durch das Feuer. e und f, sind die Zersezungs-Kammern, in welchen die
Kohlen oder uͤbrigen brennbaren Materialien zur Destillation eingetragen
werden. Die Thuͤren oder die Deken dieser Kammern, durch welche die
Steinkohlen eingetragen werden, muͤssen luftdicht geschlossen und verkittet
werden.
Die kreisfoͤrmige Oeffnung, g, am Grunde der
Zersezungskammer zur Rechten ist eine Roͤhre, welche den Dampf zuleitet; oben
an der Zersezungs-Kammer zur Linken ist eine andere Roͤhre, h, zu demselben Zweke, und an dem Grunde derselben
Kammer ist eine Roͤhre, i, durch welche das Gas
austritt, und aus dem Zersezungs-Apparate in einen schiklichen
Behaͤlter geleitet wird. Die Kohlen koͤnnen durch die durch Puncte
angezeigten Thuͤrchen herausgenommen werden: diese Thuͤrchen
muͤssen aber waͤhrend der Destillation luftdicht geschlossen gehalten
werden.
Der Ofen, die Zuͤge und der Rost muͤssen aus Materialien gebaut seyn,
welche dem Feuer zu widerstehen vermoͤgen. Die Zersezungs-Kammern, e und f, muͤssen mit
sogenannten Cokes, oder mit anderen kohlenstoffhaltigen Materialien gefuͤllt,
und waͤhrend der ganzen Operation durch die Hize des Feuers in dem Ofen
rothgluͤhend erhalten werden: da das Feuer hier Mitten zwischen den Retorten
oder den Zersezungs-Kammern angebracht ist, so geht wenig Hize durch das
Ausstrahlen derselben verloren.
Der Dampf, welcher durch die Roͤhre, g, eintritt,
„laͤuft durch die gluͤhenden Cokes hinauf in den oberen
Theil der Kammer, wo die hierdurch entstehenden Resultate (d.i. die Zersezung
des Dampfes) mit den fluͤchtigen Resultaten der Zersezung der Kohlen und
anderer in der Destillation begriffener Materialien zusammentreffen und mit diesen sich
vermischen, mit einander durch die gluͤhenden Cokes in die Kammer an der
anderen Seite hinabsteigen, und auf ihrem Durchgange mit dem Dampfe
zusammentreffen, oder mit den hervortretenden Resultaten aus der Zersezung des
bei, h, zugelassenen Dampfes. Die Aufloͤsung
der Cokes wird immer im Verhaͤltnisse mit der Menge des durchgezogenen
Dampfes seyn, und die Menge des anzuwendenden Dampfes muß daher immer nach der
groͤßeren oder geringeren Menge der gewuͤnschten Aufloͤsung
regulirt werden. Wenn man die Cokes nicht vollkommen aufloͤsen will, so
muͤssen sie, so wie sie sich anhaͤufen, theilweise von Zeit zu
Zeit nuten aus den Zersezungs-Kammern herausgenommen werden.“
Durch diesen Apparat kann zugleich Steinkohle, Theer und Oehl zersezt werden: Theer
und Oehl muͤssen in die Zersezungs-Kammern mittelst Roͤhren
eingeleitet werden, die oben rechts durch die Ziegelmauer laufen, und in welchen der
Zufluß durch einen Sperrhahn regulirt werden kann, so daß nie mehr zufließt, als
waͤhrend des Durchganges durch die gluͤhenden Cokes vollkommen zersezt
wird.
„Der Theer und das Oehl treffen auf ihrem Durchgange durch die
gluͤhenden Cokes mit dem Dampfe oder mit den hervortretenden Resultaten
der Zersezung des bei, g, einstroͤmenden
Dampfes zusammen, und da sie dadurch selbst zersezt werden, steigen sie in
Gas-Gestalt oben in die Kammer hinauf.“ Die Steinkohlen
muͤssen in kleine Stuͤke von der Groͤße einer Wallnuß
zerschlagen, und von Zeit zu Zeit in Lagen, die nicht diker sind, als 1 1/2 Zoll, so
wie die vorige Fuͤllung rothgluͤhend wird, in die Zersezungskammer
gebracht werden.
Ein solcher Apparat kann in seinem Baue auf verschiedene Weise abgeaͤndert
werden, weßwegen auch der Patent-Traͤger sein Patent-Recht bloß
auf folgende Puncte beschraͤnkt: 1tens, Anwendung des Dampfes als
Huͤlfsmittel bei Bereitung des brennbaren Gases aus Steinkohlen, Oehl, Thran,
Theer oder anderen brennbaren Materialien. 2tens Durchzug der Resultate aus der
Zersezung des Dampfes und der brennbaren Materialen
„in dem Zustande ihres Hervortretens, oder in dem Zustande, in welchem sie
aufsteigen, und ehe sie abgekuͤhlt werden, durch die gluͤhenden
Cokes oder die anderen kohlenstoffhaltigen Materialien.“ 3tens, die
Vorrichtung, durch welche die Steinkohlen oben zur Zersezung dargeboten, und die
Cokes unten herausgenommen werden, um frischer Nachfuͤllung Raum zu geben.
4tens, solcher Bau des Ofens und der Zuͤge, daß die zur Verbrennung
noͤthige Luft oben bei dem Ofen hineinstroͤmt, waͤhrend der
Feuerzug unten angebracht ist, wodurch der Rauch durch das Feuer gehen muß, und
daselbst verbrannt wird. 5tens, Stellung des Feuers zwischen die Zersezungskammern,
wodurch die ganze Gewalt des Feuers gewonnen wird.