Titel: Ueber Kutschen ohne Pferde.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XLVI., S. 193
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XLVI. Ueber Kutschen ohne Pferde. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Ueber Kutschen ohne Pferde. Ein Hr. B. hat im April-Hefte des London Journal of Arts S. 252, einige Ideen mitgetheilt, welche der Redacteur der Aufmerksamkeit des Publicums werth haͤlt, obschon sie nicht neu sind und bereits bei Dampfwaͤgen auf Eisenbahnen angewendet wurden. Brunton's loco-motive engine, oder, wie diese Maschine gewoͤhnlich heißt, das eiserne Pferd (the iron horse) ist nach einem aͤhnlichen Plane gebaut, und auf eine aͤhnliche Art sollen in Scott's (vor 7 Jahren ertheilten) Patent, Bothe in seichten Fluͤßen und Canaͤlen fortgeschoben werden. Auch Baynes's Patent auf eine gewisse Maschine, die man an Wagen zur Fortbewegung derselben anbringen kann (London Journal I. B. S. 254), und die wirklich mit Vortheil an einem sehr eleganten Wagen angebracht wurde, und ihrem Zweke W entsprechen schien, hat eine aͤhnliche Einrichtung. Hr. B. bemerkt, daß an dem schwersten Fuhrwagen, wie an dem leichtesten Gig, bisher immer die Triebkraft an den Raͤdern angebracht wurde, waͤhrend es doch einleuchtend seyn muß daß man zur Erzeugung einer fortschreitenden Bewegung eine Kraft nicht nachtheiliger anbringen kann, indem 1tens, unendlich viel Kraft durch das Hebelwesen verloren geht, 2tens, schwere Lasten auf einer vollkommen ebenen und glatten Eisenbahn oder Straße uͤberhaupt nicht fortgeschafft werden koͤnnen, indem die Reibung des Rades und der Bahn nicht Widerstand genug darbieten, um ein Fortschreiten zu erzeugen weßwegen eine gerippte Eisenbahn noͤthig wird, wodurch wieder die Schnelligkeit leidet; 3tens, auf diese Weise auf keine Hoͤhe von einiger Bedeutung hinaufgefahren werden kann, ohne daß man feststehende Maschinen anwendet. Hr. B. wurde vorzuͤglich durch die Art, wie die Thiere ziehen, auf die Idee jener Vorrichtung geleitet, welche er unten angibt Er bemerkte naͤmlich, daß die Vorderfuͤße nie zum Zuge, sondern bloß zur Stuͤze des Thieres dienen, waͤhrend die Hinterfuͤße es eigentlich sind, durch welche der Zug geschieht. Eben so kann ein Mensch auf einen kleinen Wagen sich mit einem Stoke in jeder Hand, den er auf die Erde stuͤzt, vorwaͤrts helfen. Diese Art von Bewegung kann, meint er, einem Wagen auch durch eine Maschine gegeben, und auf Dampfwagen und Eisenbahnen angewendet werden. „Es sey, AB, Tab. III. Fig. 4 und 5, eine Stange, die quer durch ein Gelenk C, mit einer eigenen Achse laͤuft. EDA, sey ein Hebel, dessen Stuͤzpunct D, ist, und der bei A ein Gelenk bildet, wodurch er mit BA, verbunden ist. Wenn nun der Arm, E, durch irgend eine Kraft in der Kutsche gehoben wird, so wird die Stange, AB, niedergedruͤkt, und der Wagen vorwaͤrts geschoben. ab, stellt die Lage einer dieser Stangen vor, wo sie am meisten niedergedruͤkt ist, und wieder herauf gezogen werden muß, wo die andere nieder gedruͤkt wird. Die Kraft wird nothwendig verschieden seyn, je nachdem der Winkel verschieden ist, welchen AB, mit dem Horizonte bildet. Wenn AB, in einer horizontalen Lage, wie Ax, wirkte, so wuͤrde die Kraft den Wagen vorwaͤrts schieben; allein man muß auf dem Wege einen Stuͤzpunct finden, damit sie nicht zu schief angebracht wird, und wir wollen einen Winkel von 45° annehmen. Wenn nun. AB, die angewendete Kraft ausdruͤkt, so ist, Ax, die wirklich wirkende; denn, AB = Ax + xB, wovon xB, in der Richtung der Schwere wirkt; und da, in gegenwaͤrtigem Falle, der Winkel BAx = 45° ist, so ist Ax = xB.“ Es scheint Hrn. B. leicht und einfach zu seyn, eine Maschine zu bauen, durch welche mehrere Reihen solcher Stangen auf Einmal bewegt werden koͤnnen.Schlangen und Regenwuͤrmer bewegen sich mittelst ihrer Schuppen und Haare wirklich auf diese Weise. A. d. Ueb. Auf einer Eisenbahn nach Hrn. Palmer's schoͤnem Plane koͤnnte, meint er, die Kraft sogar horizontal wirkend angebracht werden. Die Straßen wuͤrden dabei nicht mehr leiden, als durch die Hufe der Pferde. Er glaubt so schnell mit dieser Vorrichtung weiter zu kommen, als eine Stagecoach, die 10 bis 12 engl. Meilen in einer Stunde fahren.Diese Art von fortschaffender Bewegung, sahen wir schon vor beilaͤufig 10 Jahren in Schwabach, und waren Augenzeuge eines mit einem so construirten Wagen vorgenommenen Versuches, der den zum Theil uͤber steile Anhoͤhen gehenden Weg von zwei Stunden hin und zuruͤk machte. Der Erfinder und Erbauer, Herr Diakon Roth, glaubte seine Erfindung fuͤr den leichteren Transport der Waaren verwenden zu koͤnnen, die Folge zeigte aber deren Unthunlichkeit. D.

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