Titel: Verbessertes Pflaster für Straßen in Städten. Von Hrn. J. Finlayson.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LVI., S. 269
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LVI. Verbessertes Pflaster für Straßen in Städten. Von Hrn. J. Finlayson. Aus dem London Journal of Arts N. 51. Mit Abbildungen auf Tab. VII. (Im Auszuge.) Finlayson's, verbessertes Pflaster für Straßen in Städten. Hr. Finlayson versichert, daß er schon vor vielen Jahren einen Theil einer Straße, die zeither immer befahren wurde, auf die unten beschriebene Weise anlegte, und daß, als er neulich bei Untersuchung derselben ein Stuͤk herausnahm, er alle Theile eben so gut erhalten, fand, wie am Tage ihrer Erbauung. Er ist, woran er Recht haben mag, nicht der Meinung, daß Hrn. M'Adam's Straßenbau, so trefflich er fuͤr Heerstraßen ist, in großen Staͤdten anwendbar ist, und schlaͤgt folgenden Plan fuͤr Stadtpflaster vor. Tab. VII. Fig. 6. ist ein Grundriß eines Theiles eines solchen neuen Stadt-Pflasters. Fig. 7. ein senkrechter Quer-Durchschnitt. aaaa, ist ein laͤnglicher Kasten aus Gußeisen mit Scheidewaͤnden, wodurch 16 Faͤcher entstehen, deren jedes mit einem Holz-Bloke so ausgefuͤllt wird, daß der Kern des Holzes oben kommt. Dieser Holzblok dient statt eines gewoͤhnlichen Pflaster-Steines, und kann aus jedem Holze, am besten aus Lerchbaum, seyn, indem dieß laͤnger dauert und zaͤher ist. Diese Lerchen-Bloͤke koͤnnen 8 Zoll im Gevierte, und 18 in der Tiefe halten: ihre Form, wie sie unter der Mitte nach abwaͤrts sich verschmaͤlern, damit sie fest genug in die Faͤcher passen, und eben so nach aufwaͤrts verduͤnnt zulaufen, damit der Schutt und der Sand sich zwischen dieselben einlegen, und sie gehoͤrig befestigen kann, zeigt Fig. 7.; kein Stoß und kein Schlag irgend eines Wagens vermag sie dann zu erschuͤttern. Die eisernen Kasten koͤnnen an ihren Flaͤchen ungefaͤhr 4 1/2 Fuß lang und 2 1/2 Fuß breit, dann ungefaͤhr 8 Zoll tief seyn, und auch allenfalls andere Dimensionen haben. Das Lager dieser Kasten, oder die Straße, braucht bloß durch Walzen, Stampfen, oder auf irgend eine Weise fest und eben gemacht worden zu seyn. Man legt so viele dieser Kasten auf die Straße, als noͤthig ist, dieselbe zu bedeken, und befestigt sie auf derselben, so gut wie moͤglich, bringt dann die Holzbloͤke auf obige Weise ein, und uͤberstreut sie mit Schutt. Die Vortheile dieser Art von Pflasterung bestehen in Folgendem: 1. wird der Weg, da alles in Eisen ruht, so fest als moͤglich: alles ist rechtwinkelig, nichts vermag zu weichen. 2. Sollten Roͤhren u. d. gl. durch die Straße laufen, und die Kasten bei Ausbesserung derselben herausgenommen werden muͤssen; so koͤnnen dieselben nachher eben so gut, wie vorher, wieder eingesezt werden, was bei M'Adams Straßen nicht moͤglich ist. 3. Das Holz wird nicht so sehr und nicht so schnell zerstoͤrt, wie der haͤrteste Granit, wenn es auf obige Weise eingesezt wird. Hr. Finlayson beruft sich auf wiederholte Versuche in seines Vaters Haus. Nach 25 Jahren waren die Holzbloͤke, die er zwischen die Granitbloͤke legte, besser erhalten, als diese, und zeigten sich eben so gut, wie da sie eingelegt waren. 4. Da das Holz sich weniger abnuͤzt, als der Granit, wird bei nassem Wetter weniger Koth, bei trokenem weniger Staub auf der Straße seyn. 5. Koͤnnen die Straßen, da sie vollkommen eben gepflastert werden koͤnnen, aus den zunaͤchst liegenden Wasserleitungen gehoͤrig mit Wasser gewaschen werden, wenn dieß zur Entfernung des Schmuzes und des Standes noͤthig waͤre. 6. Werden die Wagen bequemer daruͤber hinrollen, und leinen so betaͤubenden Laͤrmen verursachen. 7. Koͤnnen die Gas- und Wasser-Roͤhren an den Seiten der Straßen neben diesen Kasten in anderen eisernen, mit einem Dekel versehenen, Kasten hingelegt werden, so daß man, wenn Ausbesserung an denselben noͤthig wird, dieselben mit 1/1 Kosten, deren man jezt bedarf, herausnehmen und ausbessern kann. 8. Erspart man an Kutschen und Pferden bei diesem Pflaster wenigstens 30 p. C. 9. Die Straßen in der Nahe London's koͤnnten dann, statt mit Feuersteinen, mit dem Granite ausgebessert werden, mit welchem London jezt gepflastert ist. 10. In dem Verhaͤltnisse, als die Straßen dadurch reiner wuͤrden von allen faulenden Theilen, durch welche die Luft so pestartig verdorben wird, wuͤrde auch die Gesundheit und Lebensfaͤhigkeit der Einwohner der Staͤdte gewinnen.Diese einzige Behauptung wollen wir hier in Anspruch nehmen: alles Uebrige, soviel sich auch dagegen sagen laͤßt, einstweilen unangefochten lassen. Wenn der Schmuz und Unrath, der von so vielen Tausend Menschen und Pferden in den Straßen Londons taͤglich entsteht, taͤglich weggewaschen wuͤrde von diesem Holzpflaster; so ist es nicht denkbar, daß von diesem Aufgusse thierischer faulender Theilchen nicht wenigstens 1 p. C. von dem, auf seinen Saugroͤhrchen stehenden, Holze eingesogen werden sollte, das bei der schweren, nebeligen, feuchten Luft, die auf London druͤkt, nimmermehr aus demselben verduͤnsten kann. Dieses starke Per-Cent wird folglich allen Processen der Faͤulniß uͤberlassen bleiben, und am Ende ein Pot-Pourri, wie die Fischhallen zu Paris und Amsterdam, bilden, das man nur mit Sodium- oder Kalk-Chloruͤr reinigen kann. Wir haben hier und da in Deutschland die Einfahrt unter dem Hause mit solchen auf den Kern gestellten Holzbloͤken geflastert, was in vieler Hinsicht sehr gut ist. Man wird aber die Damen nicht der Affectation beschuldigen koͤnnen, wenn sie ihr Saktuch vor die Nase nehmen, wo sie in einer solchen, etwas alt gewordenen, Einfahrt in die Kutsche steigen; denn es riecht, ungeachtet des gewoͤhnlichen Luftzuges in derselben, nicht viel weniger, als in manchem Roß-Stalle, obschon daselbst taͤglich gekehrt wird, und Auroren's Pferde vielleicht nur einige Mahle in der Woche daselbst strahlen etc. A. d. Ueb.

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