Titel: | Beschreibung eines neuen Instrumentes, Uebertrag-Winkel (Angle Rapporteur), genannt, zum Uebertragen, Verkleinern oder Vergrößern aller Arten von Plänen oder Landkarten, ohne daß das Original dabei litte. Von Hrn. A. de Villarsy, Unter-Inspector der Mauthen. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LX., S. 289 |
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LX.
Beschreibung eines neuen Instrumentes,
Uebertrag-Winkel (Angle Rapporteur), genannt, zum
Uebertragen, Verkleinern oder Vergrößern aller Arten von Plänen oder Landkarten, ohne
daß das Original dabei litte. Von Hrn. A.
de Villarsy, Unter-Inspector der Mauthen.
Aus dem Mercure technologique. N. 64. S.
57.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII. (Im Auszuge.)
Villarsy's, Beschreibung eines neuen Instrumentes, zum Uebertragen,
oder Vergrößern der Pläne etc.
Der Mercure technologique
hat bereits mehrere aͤhnliche Instrumente mitgetheilt (das Minudometer des sel. Hrn. de la
Chabeaussière. T. VI. S. 264.; den Coordonnographe des Hrn. Boucher. T. VIII. S. 345.); Vorliegendes hat
das Verdienst großer Einfachheit.
Das Hauptstuͤk derselben besteht aus 2 Linealen,
Fig. 23.
aus Holz oder Metall, die mittelst eines Gewindes verbunden sind, und bei ihrer
Oeffnung einen beliebigen Winkel bilden, den Hr. de
Villarsy den Uebertrag-Winkel nennt.
Eines dieser Lineale, AB, ist auf seinen beiden
Flaͤchen in gleiche Theile von A, dem Scheitel
des Winkels, aus, eingetheilt, und die Eintheilungen sind mit Nummern bezeichnet,
welche in natuͤrlicher Ordnung der Zahlen fortlaufen. Diese Lineale sind
gewoͤhnlich 3 Decimeter (1 Fuß) lang. Das Gewinde muß genau passen, und sich
mittelst eines Schluͤssels, wie die Zirkelkoͤpfe, leicht sperren
lassen.
Das andere Lineal, AC, muß einen Sporn haben,
dessen Nuzen sogleich erhellen wird.
Die Nebenstuͤke dieses Instrumentes sind nur 5:
1stens, vier kleine Schraubenstoͤke, TV,
Fig. 24.
aus Metall, zur Befestigung des Originales und der Copie auf dem Tische, P, und Leitung des Uebertrag-Winkels. Diese
Schraubenstoͤke koͤnnen aus Kupfer oder Eisen, und so seyn, wie die
Figur sie vorstellt. Unter dem oberen Arme derselben ist ein kleines vierekigtes
Stuͤk aus Holze, x, befestigt, und der untere Arm
fuͤhrt eine Schraube, Q, mit einem Drehgriffe,
der in ein Stuͤk
hartes Holz, y, eingreift, und dieses fest unten an dem
Tische andruͤkt: auf diese Weise wird das Papier ohne alle
Beschaͤdigung auf dem Tische festgehalten. 2tens: Eine Art
Blech-Cylinder, laͤnger als die Breite der zu copirenden oder zu
verfertigenden Zeichnung, zum Aufbewahren und zum Transporte derselben. F, in Fig. 24. zeigt denselben
im Durchschnitte als ein auf einer Cylinder-Doke so aufgerolltes Blechblatt,
daß seine Kanten uͤber einander laufen, und sich deken, wie wenn man sie
zusammenloͤthen wollte. Das untere Ende des zu copirenden Originales schiebt
man in die Spalte, die von den beiden Kanten des Blechblattes gebildet wird, und
schließt die beiden Enden dieses gespaltenen Cylinders mit zwei Blechdekeln, wodurch
die beiden Kanten einander genaͤhert werden, und das Papier gehindert wird,
sich aufzurollen. Damit dieser Blechcylinder nicht laͤstig wird, und
ungeschikt haͤngt, haͤngt man denselben in Schleifen von Bindfaden,
die man unter dem Tische annagelt, so daß er an seinen beiden Enden
aufgehaͤngt ist, wie man bei L, sieht.
Dadurch wird das Ende des Papieres zwischen den zwei Kanten des Blechblattes
eingeklemmt, und durch die beiden Dekel noch mehr befestigt. Man dreht den in den
Schleifen haͤngenden Cylinder um, und das Papier rollt sich auf demselben
auf, so daß nur soviel auf dem Tische bleibt, als zur Arbeit noͤthig ist.
Eben dieß geschieht auch, noͤthigen Falles, an dem zur Copie bestimmten
Papiere, und man legt hierauf die Pressen an. Auf diese Weise kommt das Original
zwischen die untere Flaͤche des Tisches, P, und
das Stuͤk Holz, y, und umgibt den deßwegen
zugerundeten Rand des Tisches, damit kein Bug in das Papier kommt; gelangt hierauf
unter das vierekige Stuͤk Holz, x, und wird auf
dem Tische unverruͤkbar befestigt. Dasselbe geschieht auch fuͤr das
Papier zur Copie.
Fig. 25.
stellt den Tisch vor, auf welchem das Original, ABCD, und das Papier fuͤr die Copie, abcd ausgebreitet ist. Ehe man die Weise, wie man zu verfahren hat,
anzeigt, muß man das Verfahren angeben, welches so oft wiederholt werden muß, als man an einem
großen Originale mit einem Theile der Arbeit fertig ist.
Anwendungs-Art des
Uebertrag-Winkels.
Es sey der Plan HRKLOPS, in der Copie auf die
Haͤlfte zu verkleinern. Fig. 25.
Man zeichne auf dem Originale, wie auf dem Blatte, welches die Copie aufnehmen soll,
zwei gerade Linien, EM, em, Fig. 26. deren
Laͤnge in dem erforderlichen Verhaͤltnisse stehen, hier : : 2 : 1.
Unter diese Linien zeichnet man zwei andere parallel, BI, bi, die als Grundlinien dienen, und
von denselben um die Breite des Lineales, AC,
abstehen, was sehr leicht ist. Man darf nur die innere Seite des Armes, AC an EM, und
em anlegen, und an der aͤußeren Kante
dieses Armes die Linie fuͤhren.
Von den Puncten, BI und bi, laͤßt man die vier senkrechten, BC, ID, bc, id, herab,
und erhaͤlt die vier rechten Winkel, CBI,
BID, cbi,
bid. Auf jeden dieser Winkel legt man einen
Schraubenstok so, daß der rechte Winkel des kleinen vierekigen Holzes an dem oberen
Arme vollkommen mit diesem rechten Winkel auf dem Papiere uͤbereintrifft, und
zieht dann die Schraube an: die Papiere werden nun fest liegen.
Nun wird der uneingetheilte Arm des Uebertrag-Winkels an die beiden vierekigen
Hoͤlzer, E und M,
Fig. 25.
so angelegt, daß der Sporn, E, (Fig. 23.) sich an das
kleine Vierek, E, (Fig. 25.) anpaßt. Man
oͤffnet den Winkel, bis der innere Theil des Armes, B, den Punct, H, beruͤhrt, den man
uͤbertragen will: man hat folglich den Winkel, HEM, gebildet. Nun sieht man, auf welchen Eintheilungs-Punct des
Armes, B, dieser Punct, H,
faͤllt. Er falle zwischen 8 und 9. Ohne die Oeffnung des
Uebertrag-Winkels zu aͤndern (die man sperren kann), traͤgt man
denselben auf das Papier fuͤr die Copie, legt ihn so, wie auf dem Originale
an: den Sporn, E, an das vierekige Holz, e, und macht einen kleinen Strich zwischen 8 und 9. Nun
stuͤrzt man den Uebertrags-Winkel, und bringt den Sporn, E, gegen das kleine Vierek, M, und bildet
auf dieselbe Weise den Winkel, HME. Es falle der
Punct, H, zwischen 6 und 7 des Armes, B. Auf dieselbe Weise traͤgt man das Instrument
auf die Copie, und bildet daselbst den Winkel, hme, und macht einen kleinen Strich zwischen 6 und 7. Der Punkt, wo diese
beiden Linien sich durchschneiden, ist offenbar der Punct, H. Auf dieselbe Weise nimmt man die uͤbrigen Puncte, und wenn die
Grundlinien, EM, und em, genau in dem verlangten Verhaͤltnisse stehen, werden alle
Puncte der Copie so, wie im Originale, gestellt, und im Verhaͤltnisse der
Basen seyn. Man braucht nur die Puncte zu verbinden, so wird die Figur in der Copie
jener im Originale vollkommen aͤhnlich seyn.
Bei der Fortsezung dieser Triangulation nimmt man wieder zwei Fixpuncte als Basis u.
f., so daß dieses Copiren leichter, selbst von Knaben, gethan, als beschrieben ist.
Die Theorie ist so einfach und klar, wie das Instrument selbst, und jeder Beweis
fuͤr die geometrische Richtigkeit dieses Verfahrens wuͤrde
uͤberfluͤßig seyn.