Titel: Ueber Verfertigung freier und vollkommener Tangenten-Schrauben zu astronomischen und mathematischen Instrumenten und anderen Zweken. Von dem sel. Hrn. Jak. Allan, mathemat. Instrumenten-Macher zu London.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LXIII., S. 296
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LXIII. Ueber Verfertigung freier und vollkommener Tangenten-Schrauben zu astronomischen und mathematischen Instrumenten und anderen Zweken. Von dem sel. Hrn. Jak. Allan, mathemat. Instrumenten-Macher zu London. Im Auszuge aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, 34. B., mit Veraͤnderungen von Hrn. Gill, in dessen technical Repository. Mai. 1825. S. 295. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Allan, über Verfertigung freier und vollkommener Tangentenschrauben. Hr. Allan fand große Schwierigkeit, Schrauben in den gewoͤhnlichen Patronen zu schneiden: er konnte zwei Fehler nicht beseitigen; der erste war der, daß die Gaͤnge der Schraube nicht eine genaue regelmaͤßige Neigung hielten; der andere, daß, in Folge der Kraft, die bei dem Schnitte der Schrauben angewendet werden muß, sowohl bei einem Patronen-Paare, als bei Schraubenplatten, die Schraube nothwendig gebogen und gedreht werden muß. Er konnte sie also nie genau und regelmaͤßig genug in ihrem Zuge machen, um sie mit aller Leichtigkeit spielen zu lassen. Vor ungefaͤhr 30 Jahren, wo Hr. Allan mit dem beruͤhmten Hrn. Fairbone arbeitete, hatte er zwei Teleskope aufzusezen, das eine fuͤnf, das andere sieben Fuß lang. Jeder Aufsaz hatte zwei Schrauben, (Tangenten-Schrauben), die eine um das Teleskop horizontal, die andere um dasselbe vertical zu bewegen. Er entwarf damahls den Plan, den wir hier beschreiben, der aber nicht mehr ausgefuͤhrt ward. Dieser Plan ist eine einfache und leichte Methode, eine gute Schraube zu verfertigen. Jeder ertraͤgliche Metall-Arbeiter kann das hierzu Noͤthige verfertigen, indem die Auslage die Ausgaben, die man fuͤr gemeine Patronen und Zugehoͤr noͤthig hat, nicht uͤbersteigt. Die Schraube wird nicht bloß dadurch hoͤchst genau, und leicht ziehend, sondern man kann auch jeden Zug auf diese Weise an seine gehoͤrige Stelle bringen, indem man sie naͤmlich in verschiedene Theile theilt, und an verschiedenen Stellen zu schneiden anfaͤngt, so wie man die Zaͤhne an einer Theilungs-Maschine zu schneiden beginnt. Der groͤßte und wichtigste Zwek, zu welchem man eine Schraube verwenden kann, ist zur mathematischen Theilungs-Maschine, und diese fordert bloß eine kurze Schraube, die man mittelst dieser Vorrichtung leicht verfertigen kann. Die Maschine oder Vorrichtung, oder das Werkzeug, welches der sel. Hr. Ramsden verfertigte, um die Schraube zu seiner Theilungs-Maschine zu schneiden, konnte, wie Hr. Allan vermuthete, nicht weniger als 50 Guineen gekostet haben, und konnte doch nur eine kurze Schraube liefern. Die Erfahrung, die Hr. Allan waͤhrend einer Reihe von Jahren bei Eintheilung mathematischer Instrumente sich erwarb, gewaͤhrte ihm jenes Zutrauen auf die Schraube seiner eigenen Maschine, die er nach seiner Methode verfertigte, daß er mittelst derselben alles eben so genau verfertigen konnte, wie Hr. Ramsden mit der seinigen. Auf eben diese Weise koͤnnen auch die besten Stellschrauben fuͤr astronomische Instrumente verfertigt werden. Erklaͤrung der Figuren. Fig. 13. zeigt die Maschine oder das Gestell zum Schraubenschneiden. n, ist der Stok, welcher die Patrone, m, haͤlt: oo, sind die beiden Haͤlter oder Halbloͤcher, welche auf der einen Seite den Cylinder halten, der geschnitten werden soll. Sie sind auf einer Scheibe befestigt, welche sich zwischen den Schwalben-Schweifen, pppp, hinschiebt. q, ist eine Stellschraube, welche den Cylinder gegen die Patrone oder den Schneider schiebt. Die Patronen oder Schneider sind in ihren Stellen eingeschnitten, und folglich auch genau zu den Haͤltern passend. Nachdem die freie Schraube der Form nach aͤhnlich der Schraube, a, die als in die Haͤlter, oo, geschnitten dargestellt ist, gemacht wurde, wird eine kleine Kurbel an dem vierekigen Ende derselben bei r, angebracht, um sie in den Haͤltern zu drehen. Die Haͤlter muͤssen vollkommen zwei Mahl so weit von einander entfernt seyn, als die Schraube, welche geschnitten werden soll, lange ist. Um die freie Schraube vollkommen genau, und mit jeder beliebigen Anzahl von Windungen, sowohl rechts wie links laufend, schneiden zu lassen, wird der Stok und der Schneider, die in Fig. 14. von der Seite, in Fig. 15. von vorne dargestellt sind, auf der festen Basis der Maschine befestigt, wie es theilweise im Grundrisse derselben, Fig. 16. angegeben ist. Der Ruͤken des Stokes, s, ist als Ausschnitt eines Kreises gebildet, und der obere Theil des Schneiders, t, ist wie ein Weiser. Der Schneider hat bloß einen einzelnen, dichten, scharfen Gang in seiner Mitte, mit einer querlaufenden Kerbe, wie an den gewoͤhnlichen Patronen, und kann unten auf seiner Kante, v, als Mittelpunct, sich rechts und links bewegen. Dieser Schneider muß genau passen, und so der Stok auf ihn, damit er vollkommen fest gehalten wird. uu, sind die zwei Stellschrauben, die den Schneider unter jedem verlangten Winkel fest halten. Die Hoͤhlung unter dem Schneider soll vielmehr elliptisch, als kreisfoͤrmig, seyn; denn es ist am besten, wenn er auf den Cylinder unter dem groͤßten Winkel paßt, unter welchem er jemahls gebraucht werden kann. Nachdem der Cylinder eine Umdrehung erhalten hat, wird ein Zahn, w, in den Schnitt desselben eingepaßt, und an die Schieberplatte fest geschraubt. Dieser Zahn sichert die Leitung, und macht, daß jeder folgende Gang eine Wiederholung des ersten wird; und, obschon dieß auch ohne den Zahn geschehen kann, so ist dieß doch noch eine Sicherung mehr fuͤr die Maschine. Man braucht zu jeder Schraube zwei verschiedene Patronen: die eine, Fig. 17. paßt auf den aͤußeren Durchmesser des Cylinders, der geschnitten werden soll, und gibt der Schraube die wahre Leitung; nachdem diese ein Viertel oder ein Drittel eingeschnitten hat, wird sie herausgenommen, und eine andere Patrone, Fig. 18. wird dafuͤr eingesezt. Diese, wie die punctirten Linien in Fig. 18. zeigen, paßt auf den Grund der Schraubengaͤnge der beabsichtigten Schraube. Obschon die Patronen (an ihrer Stelle verfertigt) genaue Schrauben geben, so muͤssen doch die Cylinder, die in den Haͤltern, oo, laufen, genau von demselben Durchmesser seyn; denn sonst wuͤrde die Schraube ungleich ausfallen. Wenn ferner die Gaͤnge nicht senkrecht auf der Achse des Cylinders waͤren, so kann derselbe herausgenommen werden, und an der Patrone auf der entgegengesezten Seite ein Mahl herumlaufen, wodurch sie gleichfoͤrmig werden. Fig. 19. zeigt den Stok, n, und die Patrone, m, von oben. Fig. 20. zeigt das Gestell, den Stok, n, und die Patrone, m, in demselben, von der Seite; die Schiebplatte und die Haͤlter, o, und die Stellschraube, q. Hr. Allan fand zwei Patronen von verschiedener Groͤße nothwendig, damit die groͤßere den zur Schraube zu schneidenden Cylinder passend, gleich im Anfange der Operation aufnimmt, wo die erste Umdrehung schon eine sehr genaue Schraube bildet: denn alle Zaͤhne sind in diesem Falle auf ein Mahl in Beruͤhrung mit dem Theile, welcher geschnitten werden soll. Eine zweite oder kleinere Patrone ist zur Vollendung noͤthig, und Herr Allan empfiehlt bei der Vollendung die Schraube umzukehren, damit jeder Fehler, wenn er auch noch so gering ist, halbirt, und die Schraube so vollkommen als moͤglich wird. Die hier beschriebene Methode ist so einfach, daß sie beim ersten Anblike gar nichts Besonderes zu seyn scheint. Das Hauptverdienst dieser Vorrichtung scheint darin zu bestehen, daß drei Puncte, naͤmlich zwei an einer Seite des Cylinders, und einer im Mittelpuncte, auf der entgegengesezten Seite immer in Beruͤhrung bleiben, so daß es unmoͤglich ist, daß waͤhrend des Schneidens der Schraube oder der Patrone irgend ein falscher Lauf Statt habe. Hr. Jos. Clement hat Allan's Methode befolgt, und verfertigt nach derselben Schrauben zu Theilungs-Maschinen, die genauer arbeiten, als die bisher auf gewoͤhnliche Weise verfertigten.