Titel: | Diorama, oder verbesserte Methode öffentlicher Darstellung von Gemählden oder Mahlereien aller Art, und der Beleuchtung derselben mittelst des Tages-Lichtes, welches man auf dieselben fallen, oder durch dieselben scheinen läßt, um den stärksten Effect von Licht und Schatten hervorzubringen. Zum Theile von im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt. Von Joh. Arrowsmith, Esq., Air-street, Piccadilly, Middlesex, welcher sich am 10. Februar 1824. ein Patent darauf ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LXVII., S. 317 |
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LXVII.
Diorama, oder verbesserte Methode öffentlicher
Darstellung von Gemählden oder Mahlereien aller Art, und der Beleuchtung derselben
mittelst des Tages-Lichtes, welches man auf dieselben fallen, oder durch
dieselben scheinen läßt, um den stärksten Effect von Licht und Schatten hervorzubringen.
Zum Theile von im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt. Von Joh. Arrowsmith, Esq.,
Air-street, Piccadilly, Middlesex, welcher sich am 10. Februar 1824. ein Patent darauf ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. April, 1825. S. 257.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Arrowsmith's, Diorama, oder verbesserte Methode öffentlicher
Darstellung von Gemählden oder Mahlereien aller Art.
Dieses Diorama besteht darin, daß das Gemaͤhlde oder
die Mahlerei, welche zur oͤffentlichen Darstellung bestimmt ist, in ein Haus gebracht wird,
welches so gebaut ist, daß der Saal, worin die Anschauer sizen, sich in gewissen
bestimmten Zeitraͤumen dreht, um nach und nach zwei oder mehrere
Gemaͤhlde oder Mahlereien in das Sehefeld bringen zu koͤnnen, ohne daß
die Anschauer noͤthig haͤtten, von ihrem Stuhle aufzustehen: der Saal
dreht sich; die Gemaͤhlde bleiben unverruͤkt, und lassen daher das
Licht so auf oder durch diese werfen, daß der Effect des Schattens und des Lichtes
sich in seiner vollen Wirkung und auf eine angenehmere Weise, als bisher
moͤglich war, aͤußert. Dieser Effect des Schattens und des Lichtes
wird hier durch eine Menge beweglicher, gefaͤrbter und durchscheinender
Jalousien und Vorhaͤnge hervorgebracht, wovon einige hinter dem
Gemaͤhlde sich befinden, um die Lichtstrahlen aufzufangen, um die Farbe und
den Schatten derselben, insofern sie durch gewisse halbdurchscheinende Theile dieses
Gemaͤhldes durchscheinen, zu veraͤndern, um auf diese Weise die Farben
des Gemaͤhldes, so wie diese Jalousien oder Vorhaͤnge auf- und
niedergezogen werden, anders spielen zu lassen. Ueber und vor dem Gemaͤhlde
sind andere, gleichfalls durch Schnuͤre ziehbare und bewegliche. Blenden oder
Jalousien und Vorhaͤnge, durch welche die Lichtstrahlen, welche vorne auf das
Gemaͤhlde fallen, wieder mannigfaltig veraͤndert werden.
Fig. 11. Tab.
VIII. zeigt den Plan des Gebaͤudes eines solchen Diorama im Grundrisse, in
welchem zwei verschiedene Gemaͤhlde dargestellt werden: das eine ist in
seinem natuͤrlichen unveraͤnderten Zustande, das andere mit den
beweglichen durchscheinenden gefaͤrbten Jalousien und Vorhaͤngen
versehen. AA, ist der Grundriß des sich drehenden
Saales, mit den gehoͤrigen Logen und Sizen fuͤr die Anschauer; BB, zeigt die Lage des einen dieser
Gemaͤhlde; CC, die des anderen. Der Saal
hat die Form eines cylindrischen Gebaͤudes, und ist an einer Seite mit einer
eigenen weiten Oeffnung, SS, versehen, durch
welche man die Gemaͤhlde sieht. SS, sind
die Thuͤren an der Ruͤkseite, durch welche die Gesellschaft eintritt.
Der Raum zwischen der Oeffnung des Saales und den Gemaͤhlden ist oben und zu
jeder Seite von Lichtschirmen eingeschlossen, die eine Art von Vordergrund (Vista) bilden, wie aa,
bb, durch welche die Graͤnzen des Gemaͤhldes
beschraͤnkt werden, so daß auf diese Art beinahe der Effect eines Panorama
hervorgebracht wird. Die Weise, wie dieser sich drehende Saal gebaut ist, ist in
Fig. 12.
deutlich dargestellt: dieselben Buchstaben bezeichnen in beiden Figuren dieselben
Gegenstaͤnde. Fig. 12. zeigt einen
Querdurchschnitt des ganzen Gebaͤudes nach der Linie, ZZ, der eilften Figur. AA, ist der Saal. BB, ist eines der Gemaͤhlde, welches an seinem oberen Rande
aufgehaͤngt ist, und durch kleine unten an demselben angebrachte Gewichte in
einem gehoͤrigen Grade von Spannung erhalten wird: eben dieß geschieht auch
an den Seiten, wo die Schnuͤre fuͤr die Gewichte uͤber kleine
Rollen laufen, welche an feststehenden Latten befestigt sind, die in der Zeichnung
nicht angedeutet werden konnten. DD, ist ein
großes Fenster mit matt geschliffenem oder halbdurchscheinenden Glase, um etwas
Licht hinter das Gemaͤhlde fallen zu lassen: vor diesem Fenster befinden sich
die obbesagten gefaͤrbten durchscheinenden Jalousien, welche an
duͤnnen Schnuͤren so aufgehaͤngt sind, daß sie sich auf-
und niederziehen, und zugleich uͤbereinander legen lassen. Es sind hier nur 5
dieser Jalousie-Staͤbchen angezeigt, 3, 4, 5, 6, 7; man kann aber
deren mehrere anwenden, was lediglich von der Art des Gemaͤhldes
abhaͤngt, so wie von der Farbe des Stoffes, aus welchem sie verfertigt sind,
und daher der Beurtheilung des Kuͤnstlers uͤberlassen werden muß. EE, ist ein großes Fenster oben in der Deke des
Gebaͤudes, um das Licht auf das Gemaͤhlde von oben herein fallen zu
lassen: auch dieses Fenster ist aus geschliffenem Glase, und mit durchscheinenden
gefaͤrbten Jalousien oder Blenden, FF,
versehen. Gewoͤhnlich verfertigte ich diese Blenden, so wie die oben
angefuͤhrten, aus gefaͤrbtem Calico oder aus einem anderen leicht
gewebten Stoffe, und lasse dieselben in Angeln oder Gelenken an ihrem oberen Ende
sich bewegen, so daß sie sich in die durch Puncte, ff, angezeigte Lage begeben koͤnnen, wodurch die Lichtstrahlen
ungehindert auf das Gemaͤhlde herabfallen. Wenn sie aber so, wie in der
Figur, aufgezogen sind, so fangen sie einen Theil der Lichtstrahlen auf, und wenn
sie ganz hinaufgezogen werden, so schließen sie das Fenster gaͤnzlich, und
lassen alle Licht-Strahlen nur durch die gefaͤrbten Blenden auf das
Gemaͤhlde gelangen, wodurch bedeutende Veraͤnderungen in den Schatten
und Toͤnen des Gemaͤldes entstehen. Die verschiedenen durchscheinenden
gefaͤrbten Blenden werden auf folgende Weise bewegt: die Schnuͤre an
denselben laufen uͤber kleine Rollen oben an dem Gebaͤude, und steigen
dann herab zu einem langen Hebel, GH, der sich um
h, als um seinen Stuͤzpunct, dreht, und gegen
einen Theil des Gebaͤudes, wie die Figur zeigt, anlegt. Die Schnuͤre
K, laufen uͤber kleine Rollen, k, und uͤber Leitungs-Rollen, oben am Ende
des Daches des Gebaͤudes, wo sie, wie die Figur zeigt, an den Enden der
Blenden, FF, befestigt werden. Um dieselben auf
ihrem Mittelpuncte bewegen, und oͤffnen oder schließen zu koͤnnen,
sind 5 Paare dieser Blenden in der Laͤnge des Gebaͤudes angebracht,
und jede derselben ist mit einer an dem Hebel, GH,
befestigten besonderen Schnur versehen: in der Zeichnung ist bloß ein Paar hiervon
angedeutet. Die Schnuͤre, LM, laufen
uͤber kleine Rollen, lm, und sind an den
Haͤngenden Blenden befestigt, an 3, 4, 5, 6, 7, so wie an den beiden Armen
des Hebels, GH, so daß, wenn einige dieser Blenden
dadurch in die Hoͤhe steigen, die anderen eben dadurch sich herabsenken, und
folglich uͤber einander laufen, und dadurch verschiedene Toͤne des
Lichtes erzeugen. Ueber diese Bewegungen lassen sich keine allgemeine Regeln
ertheilen; sie haͤngen von der Natur des Gemaͤhldes ab, und
muͤssen von dem Kuͤnstler selbst bestimmt werden. Wenn der Hebel, GH, in Ruhe ist, so befindet er sich in der durch
Puncte angedeuteten Lage, GG, Fig. 12.; in dieser Lage
sind auch die Blenden, FF, in der durch Puncte
angedeuteten Lage, ff, oder sie sind ganz offen.
Wenn aber die beabsichtigte Wirkung in Schatten und Licht auf dem Gemaͤhlde
hervorgebracht werden soll, zieht ein Arbeiter das Ende, H, des Hebels, GH, langsam nieder, indem
er die Kurbel, P, dreht, die man in Fig. 11. und in
punctirten Linien bei P, in Fig. 12. sieht, wo man 2
Enden eines Seiles, op, gewahr wird, welches
uͤber die Rollen, qr, laͤuft, und an
den beiden entgegengesezten Enden des Hebels, GH,
befestigt ist. Dieses Seil windet sich auf eine Trommel, welche durch einen
Triebstok und ein Zahnrad von der Kurbel, P, aus gedreht
wird, und die Enden, op, des Seiles laufen von
entgegengesezten Seiten der Trommel ab, so daß, wenn man die Kurbel, P, langsam in entgegengesezter Richtung dreht, der oben
bemerkte Wechsel hervorgebracht wird. t, ist ein an dem
einem Ende des Hebels, GH, angebrachtes Gewicht,
um den Blenden das Gleichgewicht zu halten. Die erforderliche Groͤße der
Bewegung kann den verschieden gefaͤrbten Blenden dadurch ertheilt werden, daß
man ihre Schnuͤre mehr oder minder nahe an dem Mittelpuncte, h, des Hebels, GH,
befestigt. Der Boden des sich drehenden Saales ruht auf einem sehr stark gezimmerten
Gestelle, welches aus einer Central-Spindel oder Achse, Q, besteht, welche mit 12 solchen Armen, wie R und T, in gleich weiten
Abstaͤnden, wie Halbmesser, an derselben befestigt sind. Die Enden dieser
Arme sind durch senkrechte Stuͤzen, VV, mit
einander verbunden, und das ganze Gestell wird noch durch Diagonal-Arme, vv, und durch Querhoͤlzer, ww, mit einander verbunden, welche von einem Arme
zu dem naͤchsten laufen, mit jedem fest verbolzt sind, und ein
fuͤnfekiges Gestell bilden. Die Querhoͤlzer, ww, dienen zur Aufnahme von 12 eisernen Spindeln
oder Achsen, wie jene, die man bei xx, sieht, auf
welchen Raͤder oder Walzen von Gußeisen, XX, aufgezogen sind, die auf der Oberflaͤche des Metallringes, ee, laufen, der fest auf einem flachen Rande einer
kreisfoͤrmigen Mauer, YY, aufgebolzt ist.
Diese Mauer sieht im Grundrisse wie ein großer Brunnen aus, und ihre Grundfeste
liegt einige Fuß tief in der Erde, damit der sich drehende Saal mit aller Sicherheit
gestuͤzt wird. Die Zimmerung des oben beschriebenen Saales stuͤzt
sich, waͤhrend sich derselbe dreht, auf die Achse, Q, welche unten mit einem Zapfen versehen ist, der in einem messingenen
Lager, N, laͤuft, welches mit den
gehoͤrigen Stellschrauben versehen ist (Siehe Fig. 12.), und fest auf
einem gemauerten Pfeiler, yy, aufgebolzt ist. Der
cylindrische Theil des Saales uͤber dem Fußboden desselben besteht aus einem
leichten hoͤlzernen Gestelle, welches innenwendig zierlich mit Tuch
ausgeschlagen ist. Als Deke dient ein Transparent-Gemaͤhlde, welches
unter einem leichten eisernen Gestelle ausgespannt ist, das eine Art von Dach
bildet, und in seiner Mitte mit einem Zapfen versehen ist, der sich in einem der
Balken des Hauptdaches bei I, dreht, II, sind Fenster, durch welche das Licht auf das
Transparent-Gemaͤhlde, und durch dieses in den Saal faͤllt.
Die Umdrehung, welche dem Saale waͤhrend der Darstellung gegeben werden muß,
betraͤgt, wie Fig. 11. zeigt, einen
Bogen von beilaͤufig 73 Graden: waͤhrend der Umdrehung kann Niemand in
den Saal oder aus demselben gelassen werden, wenn aber die Oeffnung, SS, in die gehoͤrige Lage gegen das eine
oder das andere der beiden Gemaͤhlde gebracht ist, paßt die eine der
Thuͤren des Saales, ss, genau auf eine der
Thuͤren in der Mauer, so daß man dann frei aus- und eingehen kann.
Außer der kreisfoͤrmigen Mauer befindet sich ein hinlaͤnglich
geraͤumiges Zimmer, in welchem die Gesellschaft warten kann, wenn sie gerade
waͤhrend der Umdrehung des Saales ankommen sollte. Diese Umdrehung wird dem
Saale mittelst eines Kreisausschnittes, oder eines Theiles eines Rades gegeben,
welches Zaͤhne auf seiner Kante hat. Dieser Kreis-Ausschnitt ist an
der Spindel, Q, bei 8, Fig. 12. gehoͤrig
befestigt, so daß die Zaͤhne des Triebstokes, 9, in die Zaͤhne
desselben eingreifen koͤnnen. Dieser Triebstok befindet sich auf einer senkrechten Spindel, auf
welcher ein Schienenrad, 11, an dem unteren Ende derselben aufgezogen ist. Das Rad,
11, greift in die Zaͤhne eines anderen Schienenrades, 12, auf dem Achse ein
Zahnrad, 13, befestigt ist, in welchem die Zaͤhne eines Triebstokes, 14,
spielen, der auf der Achse des Flug-Rades und der Kurbel, 15, sich befindet.
Mittelst dieses Raͤderwerkes kann ein auf der Buͤhne, 16, befindlicher
Arbeiter, indem er die Kurbel, 15, dreht, leicht den ganzen Saal langsam umdrehen:
durch eigene, unten an dem Gestelle gehoͤrig angebrachte Aufhaͤlter
wird eine Gloke gezogen, deren Laͤuten dem Arbeiter andeutet, daß der Saal
sich in der gehoͤrigen Lage befindet, um das Gemaͤhlde durch die
Oeffnung, SS, zu sehen. c und d, in Fig. 12. sind leichte
Scheidewaͤnde, oder undurchsichtige Blenden, um den unteren. Rand den Augen
der Anschauer zu entziehen.
Das Raͤderwerk, so wie die Blenden koͤnnen nach Umstaͤnden
abgeaͤndert werden.