Titel: Fernere Nachricht über das neue Aezmittel für Stahl-Platten, von Hrn. E. Turrell's Erfindung, und über Turners Mezzotinto-Stahlstecherei.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LXXII., S. 331
Download: XML
LXXII. Fernere Nachricht über das neue Aezmittel für Stahl-Platten, von Hrn. E. Turrell's Erfindung, und über Turners Mezzotinto-Stahlstecherei. Aus dem XLII. B. der Transactions of the Society for the Encouragement of Arts etc. in Gill´s technical Repository. Februar. 1825. S. 105.Die Gesellschaft beehrte Hrn. Turrell fuͤr diese schaͤzbare Mittheilung mit der goldenen großen Medaille. Eine Notiz uͤber dieses Aezmittel gab Hr. Gill bereits im technical Repository. VI. B. 133 S. (Polytechn. Journ. B. XVI. S. 53.) Turrell, über das neue Aezmittel für Stahl-Platten. Die Nachfrage um Kupferstiche auf entkohlstoffte Stahlplatten hat sich, wegen ihrer außerordentlichen Dauerhaftigkeit im Vergleiche mit jener der Kupferplatten, so sehr vermehrt, daß viele unter den ausgezeichneten Kuͤnstlern ihre Talente auf diese ganz eigene Metallarbeit verwendeten. Sehr schoͤne Proben von Linien-Stich wurden hervorgebracht, die eine solche Menge von Abdruͤken liefern konnten, wie man sie vor Erfindung dieser besonderen Art von Stahlbereitung nie gekannt hat. Hr. Perkins war, soviel wir wissen, der erste, der in seiner Banknoten-Fabrik in den vereinigen Staaten von America, und neuerlich zu London, auf eine sehr ausgedehnte Weise hiervon Gebrauch gemacht hat. Wenn die Ausfuͤhrung eines feinen Stiches auf einen so zubereiteten oder entkohlstofften Stahl nur allein von dem Grabstichel abgehangen haͤtte, so laͤge die Haupt-Schwierigkeit in diesem Falle nur in der groͤßeren Haͤrte des Metalles, welches einen groͤßeren Widerstand der Hand des Kupferstechers darbiethen wuͤrde, als das Kupfer. Da aber die meisten oder alle unsere heutigen Grabstichel-Arbeiten ein Mittelding von Aez- und Gravirkunst sind, so ward es fuͤr den Kuͤnstler eben so nothwendig in den entkohlstofften Stahl zu aͤzen, als mit dem Grabstichel in demselben zu arbeiten. Um sich eine gehoͤrige Idee von den Schwierigkeiten, welche bei dem Aezen auf Stahlplatten Statt haben, bilden zu koͤnnen, ist es nothwendig einige Thatsachen, die bei dem Aezen auf Kupfer sich zeigen, hier anzufuͤhren. Die gewoͤhnliche Methode ist, die Kupferplatte mit einer Firnißdeke zu uͤberziehen, die man den Aezgrund nennt, und, wenn die Linien, die zur Darstellung des Gegenstandes dienen, mit der Spize der Nadel durchgeschnitten sind, einen Rand aus weichem Wachse ringsum die Seiten der Platte zu erhoͤhen, und die ganze Oberflaͤche mit hinlaͤnglich mit Wasser verduͤnnter salpetriger Saͤure zu uͤbergießen, worauf unmittelbar das Kupfer an jenen Stellen angefressen wird, an welchen der Firniß, der es bedekte, durchgeschnitten oder beseitigt wurde. Die Einwirkung der Salpetersaͤure zeigt sich sogleich durch Entwiklung von Blaͤschen aus salpetrigem Gase auf allen geaͤzten Stellen, und deutet dem Kuͤnstler an, wie der Proceß fortgeht. Man hat verschiedene Saͤuren hierzu versucht, sowohl einzeln als unter einander gemengt, und Lezteres auf verschiedene Weisen: allein, die Erfahrung hat erwiesen, daß sehr reine salpetrige Saͤure jeder bisher angewendeten Mischung vorzuziehen ist, und ich bin der Meinung, daß sie auch besser dient als jede einzeln angewendete Saͤure. Es ist naͤmlich durchaus nothwendig und unerlaͤßlich, daß, man mag was immer fuͤr eine Saͤure anwenden, dieselbe nicht bloß eine kraͤftige Verwandschaft zu dem Kupfer besizen, und durch ihre chemische Wirkung die gegrabenen Striche aͤzen und vertiefen muß, sondern daß sie auch im Stande ist, das durch sie gebildete Oxid vollkommen chemisch aufgeloͤst zu erhalten, indem sonst die Striche von dem Niederschlage des auf diese Weise gebildeten Oxides bald verlegt seyn wuͤrden; uͤberdieß wuͤrden, wie dieser Niederschlag zunimmt, die Raͤnder des Aez-Firnisses dadurch gedruͤkt und los werden, wodurch dann ein theilweises Anaͤzen unter denselben Statt haben wuͤrde, und seichte Linien entstehen muͤßten. Die Linien oder Striche, die auf diese Weise hervorgebracht werden, sind auch an ihren Kanten gewoͤhnlich rauh und uneben. Das so eben beschriebene Verfahren heißt im Englischen technisch das Einbeissen (biting-in), und eine solche Arbeit wuͤrde schlecht eingebissen (a bad biting) heißen. Wenn aber, im Gegentheile, das waͤhrend des Aezens gebildete Oxid alsogleich in der Aez-Fluͤßigkeit aufgeloͤst wird, die dasselbe erzeugte, so biethet sich im Grunde der Linien immer eine neue Oberflaͤche der Einwirkung der Saͤure dar, und nur dann bringt das Aezen die beste Wirkung hervor, die es zu erzeugen vermag, d.h., sehr tiefe Linien mit schoͤnen reinen und ebenen Kanten. Als der Stahlstich eben aufkam, fand man große Schwierigkeiten bei dem Aezen der Stahlplatten; denn man mochte was immer fuͤr eine Saͤure anwenden, so blieben doch immer die Striche oder Linien nach dem Aezen außerordentlich seicht und rauh auf ihren Kanten, und dieß nicht selten so sehr, daß bedeutender Nachtheil und großer Schaden fuͤr diejenigen entstand, die sich damit beschaͤftigten. Die Gefahr des Mißlingens war wirklich so groß, daß mehrere Kuͤnstler sich weigerten, irgend etwas auf Stahl zu stechen, weil das Aezen des Stiches ihnen zu schwierig schien. Ich glaube mich nicht zu taͤuschen, wenn ich erzaͤhle, daß die HHrn. Perkins und Heath dem sel. Hrn. Lowry 50 Pf. Sterl. fuͤr das Geheimniß einer Aezfluͤßigkeit bezahlten, mit welcher man besser, als mit allen bisher bekannten Mitteln, auf Stahlplatten aͤzen konnte. Man muß zur Steuer der Wahrheit bekennen, daß, ehe diese Herren das oben erwaͤhnte Geheimniß erstanden, sie ihr bisheriges Verfahren allen denjenigen mittheilten, die sich deßhalb an sie gewendet hatten. Es bestand in Anwendung der bei dem Aezen der Kupferplatten ausgedienten Saͤure, und war also ein saͤuerliches Kupfer-Nitrat im aufgeloͤsten Zustande. Allein, dieses Mittel gab nur wenig genuͤgende Resultate, und die Linien oder Striche waren um soviel seichter, als jene auf den Kupferplatten, daß die Abdruͤke hiervon nur grau und ganz ausdruklos geworden sind; denn die Striche waren nicht tief genug, um die hinlaͤngliche Menge von Drukerschwaͤrze aufzunehmen. Niemand war uͤber diese Mangelhaftigkeit unwilliger geworden, als der sel. Hr. Karl Warren: die von ihm erfundene Methode auf Stahlplatten zu aͤzen, welche er im XLI. B. der Transactions of the Society for the Encour. of Arts (technical Repos. V. p. 94. Polyt. Journ. B. XV. S. 351.) mittheilte, beurkundet deutlich, mit welcher Waͤrme er an diesem Gegenstande Antheil nahm, und wie freigebig er in Mittheilung seiner Erfindung gegen seine Kunstbruͤder gewesen ist, sobald ihm eine bessere Methode, als die bisher gebraͤuchlichen, bekannt wurde. Wenn Hr. Warren in seiner oben angefuͤhrten Mittheilung sein Verfahren als Vollendung der Kunst dargebothen haͤtte, so wuͤrde es mir selbst als neidisches Benehmen erscheinen, wenn ich der Society eine Methode, Stahlplatten zu aͤzen, unterlaͤge, von welcher ich vollkommen uͤberzeugt bin, daß sie mehrere Vortheile vor allen bisher bekannt gewordenen Verfahrungs-Weisen voraus hat. Ich kann mich aber aller aͤhnlichen Betrachtungen hier um so leichter entheben, als ich mich der Worte erinnere, welcher der Selige vor dem Ausschusse sich bediente, indem er sagte: daß er hierher gekommen waͤre, nicht bloß um dasjenige mitzutheilen, was er erfunden habe, sondern daß er auch sehr wuͤnschte, dadurch Belehrungen und Thatsachen hervorzurufen; daß er andere einlade, aͤhnliche Versuche, wie die seinigen, uͤber diesen Gegenstand anzustellen. Ich lebe demnach des Vertrauens, daß diejenigen, die das Andenken des Seligen ehren, und dankbar fuͤr seine Mittheilungen sind, bemerken wollen, daß ich nur dem Beispiele desselben folge; wenn ich auch keine fehlerfreie Verbesserung gefunden habe, so wird durch dieselbe doch neues Licht uͤber diesen Gegenstand verbreitet, neue Thatsachen werden hervorgerufen, und dadurch ein Verfahren zur schnellen Reife gebracht, das gegenwaͤrtig noch in seiner Kindheit liegt, und in dieser noch mit vielen großen und laͤstigen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen hat. Bald nachdem Hr. Warren seine Verfahrungsweise der Gesellschaft bekannt gemacht hatte, verlangte man von mir einige geaͤzte Stahlplatten; ehe ich aber zusagte, hielt ich es fuͤr noͤthig, zu versuchen, in wiefern das Aez-Mittel des Hrn. Warren zum Aezen der ebenen Tinten taugt, die mittelst der Lineal-Maschine hervorgebracht werden, indem diese Art von Arbeit mehr als jede andere geeignet ist, die Fehler, die bei dem Aezen Statt haben koͤnnen, auf eine auffallende Weise zu zeigen, und dieß um so mehr dort, wo man drei Linien zu Hervorbringung jener Luft-Tinten braucht, die bei Portraͤten und anderen Gegenstaͤnden als Hintergrund dienen, und die, wollte man sie mit dem Griffel allein arbeiten, auf Stahl außerordentlich kostbar werden wuͤrden. Nachdem ich Warren's Aufloͤsungs- oder Aezmittel auf die von ihm angegebene Weise zubereitet hatte, hatte ich allerdings große Schwierigkeit dem Niederschlage des Kupfers vorzukommen, der die Linien ausfuͤllte, sich ohne Unterlaß in demselben anhaͤufte, und, so wie er zunahm, durch seinen Druk den Aez-Firniß zum Theile an den Seiten der Linien loͤste, und dadurch großen Theils jene Flachheit derselben hervorbrachte, uͤber welche wir oben klagten. Ich zweifle nicht, daß es bei kleinen Platten moͤglich ist, die Oberflaͤche derselben so schnell abzukehren, daß dieser Nachtheil großen Theils beseitigt werden kann; bei großen Platten aber, die mit vieler Arbeit bedekt sind, hat dieses Kehren nicht gemeine Schwierigkeiten, und ist in vielen Faͤllen beinahe gaͤnzlich unmoͤglich. Bei dem Aezen auf Kupferplatten wird die Breite der geaͤzten Linien großen Theils durch die Groͤße der Blasen von salpetrigem Gase, die sich auf dieser Linie bilden, angedeutet; wo aber diese Linien mit niedergeschlagenem Kupfer bedekt oder ausgefuͤllt sind, ist die Schwierigkeit uͤber den Zustand des Fortschreitens des Aezens zu urtheilen um gar vieles groͤßer. Diese und andere Schwierigkeiten spornten mich an, diesem Gegenstande alle nur moͤgliche Aufmerksamkeit zu schenken. Die erste unerlaͤßliche Bedingung war, wie es mir schien, zu bestimmen, welche Saͤure die auf Stahlplatten angezeichneten Linien am leichtesten aͤzt, und, nachdem ich eine Menge Saͤuren versucht hatte, fand ich, daß Salpetersaͤure, durch Verduͤnnung auf einen gehoͤrigen Grad von Staͤrke zuruͤkgefuͤhrt, unter allen zu diesem Zweke am besten taugt: vorausgesezt, daß man ein Mittel faͤnde, durch welches die Ablagerung des von derselben aufgenommenen Eisenoxides verhindert werden koͤnnte. Es ist den Chemikern bekannt, daß das Eisen in zweierlei Zustaͤnden von Oxidation vorkoͤmmt: als Protoxid und als Peroxid; daß jedes dieser Oxide sich mit Saͤuren verbindet, und zwei Gattungen von Salzen bildet; Proto-Salze und Per-Salze. Die ersten enthalten eine groͤßere Menge von Oxid, als die aufloͤsbaren lezteren; und da sie durch langes Aufbewahren: oder, wenn sie der Luft ausgesezt sind, selbst in kurzer Zeit in leztere uͤbergehen, so werden ihre Aufloͤsungen fruͤher oder spaͤter truͤbe, und lassen ein Peroxid fallen, welches kaum aufloͤsbar ist, außer durch Digestion in heißer Saͤure und in Verbindung mit einigen entsaͤuernden Substanzen. Aus diesem Grunde wird die mit Wasser verduͤnnte Salpetersaͤure selten genuͤgende Resultate bei dem Aezen auf Stahlplatten gewaͤhren; denn, obschon sie anfangs sehr gut wirkt, und das Eisen nur in einen Zustand von Protoxid bringt, welches sich frei in der Saͤure aufloͤst, so bildet sich doch dadurch, daß diese Aufloͤsung waͤhrend des Aezens der Einwirkung der Luft ausgesezt ist, eine Art von Peroxid, wovon ein Theil sich niederschlaͤgt, und, indem er in die Linien faͤllt, die Oberflaͤche des Stahles am Grunde dieser Linien bedekt, und dadurch die Einwirkung der Saͤure hindert und unregelmaͤßig macht. Ich wußte, daß die Calico-Druker lieber ihre Eisen-Oxid-Aufloͤsung mit brennzeliger Holzsaͤure bereiten, und dachte, dieselbe konnte vielleicht in seyn, reinem Zustande eine schikliche Fluͤßigkeit seyn, um die Salpetersaͤure damit zu verduͤnnen, indem sie nicht bloß die Wirkung derselben vermindern, sondern auch dem Niederschlagen des Oxides waͤhrend des Aezens vorbeugen, oder dasselbe wenigstens vermindern koͤnnte. Obschon hierdurch etwas gewonnen wurde, so schien mir jedoch, nach wiederholten Versuchen, die Wirkung dieses Zusazes nicht kraͤftig genug, um vollkommen damit zufrieden zu seyn. Es fiel mir dann ein, daß Alkohol, oder noch vielmehr Aether, eine maͤchtig entsaͤuernde Kraft besizt, indem beide die Eigenschaft haben, das Gold in reinem metallischen Zustande niederzuschlagen aus der Aufloͤsung desselben in Koͤnigswasser. Ich entschloß mich daher, der Mischung aus brennzeliger Holzsaͤure und Salpetersaͤure etwas Alkohol zuzusezen, in der Erwartung, daß der aus dieser Verbindung hervorgehende Salpeter-Aether, wenn er waͤhrend seines Entstehens dem waͤhrend des Aezens gebildeten salpetersauren Eisen dargebothen wird, dieses in dem Zustande eines Proto-Nitrates erhalten, und dadurch jedem Niederschlage vorbeugen wuͤrde. Es freut mich sagen zu koͤnnen, daß ich mich nicht im Mindesten taͤuschte: denn ich erhielt aus diesem dreifachen Aufloͤsungs- oder Aezmittel, welches aus brennzeliger Holzsaͤure, aus Alkohol und Salpeter-Saͤure bestand, folgende Vortheile: Erstens, aͤzt es den Stahl mit großer Leichtigkeit, und bildet eine schoͤne, reine, tiefe Linie: die Resultate waren auf einer Menge verschiedener Platten gleichfoͤrmig dieselben. Zweitens, kommt es der Neigung zuvor, ein Peroxid fallen zu lassen. Als Beweis hiervon mag der Umstand gelten, daß ich etwas von dieser Mischung nicht weniger als 6 Monate lang aͤzen ließ, und auch nach dieser Zeit, keinen Niederschlag in derselben bemerken konnte. Ein anderer Beweis der Kraft dieser Mischung, das waͤhrend der Einwirkung derselben gebildete Oxid vollkommen aufgeloͤst zu erhalten, ergibt sich dadurch, daß, sobald Aezung auf der Stahlplatte Statt hat, alle Linien ihrem ganzen Verlaufe nach sehr glaͤnzend erscheinen, und immer so bleiben, bis das Aezen vollbracht ist. Das Verhaͤltniß der Saͤuren zum Alkohol ist folgendes: Man nimmt 4 Maßtheile der staͤrksten brennzeligen Holzsaͤure (Essigsaͤure), und Einen Theil Alkohol oder hoͤchst rectificirten Weingeist, mengt beide, schuͤttelt sie leise ungefaͤhr eine halbe Minute lang, und sezt hierauf Einen Theil reiner Salpetersaͤure zu: wenn Alles gehoͤrig gemengt ist, dient es als Aezmittel fuͤr die Stahlplatte. Mit einem in obigem Verhaͤltnisse zusammengesezten Aezmittel kann man in ungefaͤhr 1 oder 1 1/2 Minuten sehr leichte Tinten hinlaͤnglich aͤzen: ein bedeutender Grad von Farbe wird in ungefaͤhr 1/4 Stunde hervorgebracht. Wenn man etwas mehr Salpetersaͤure zusezt, so hat die Wirkung weit schneller Statt, und sie wird auch langsamer geschehen, wenn man weniger davon nimmt. Nachdem dieses Aezmittel abgegossen wurde, muß die Platte augenbliklich mit einer Mischung aus 1 Theile Alkohol und 4 Theilen Wassers gewaschen werden. Das beste Mittel, irgend einen Theil der Platte, der hinlaͤnglich geaͤzt ist, zu deken, ist reines Asphalt in Terpenthin-Oehl aufgeloͤst, das eine solche Consistenz haben muß, daß es frei aus einem Haar-Pinsel fließen kann. Es ist der Muͤhe werth, diejenigen Kupferstecher, welche sich des gemeinen Braunschweiger-Schwarz zum Deken der geaͤzten Kupferplatten bedienen, zu erinnern, daß dieses Material auf Stahlplatten nicht taugt; indem, da Asphalt und Terpenthin-Oehl (woraus es besteht) es nicht troknend genug machen, diese mit einer geringen Menge Weingeistes digerirt werden, welcher sich mit obigen Aezmittel verbindet, und dann falsche Aezung veranlaͤßt. Ich empfehle meinen Kunstbruͤdern die hoͤchste Aufmerksamkeit auf vollkommene Reinheit der oben angegebenen Bestandtheile des Aezmittels.Hr. Turner theilte in demselben Bande der Transactions einen Aufsaz uͤber Erfindung, Fortschritte und Vortheile der Mezzotinto-Stahlstecherei mit, welcher sich auch in Gill's angefuͤhrten: Hefte S. 121. befindet, und welchen wir hier in einem gedraͤngten Auszuge liefern wollen. Hr. Turner betrachtet diese Art von Stich als eine der gluͤklichsten Erscheinungen in den bildenden Kuͤnsten. Die Schwierigkeiten, welche sich in der Kindheit dieser Erfindung zeigten, sind besiegt, und sie ist jezt zur vollen und kraͤftigen Reife gediehen.„Im J. 1812,“ sagt Hr. Turner, „aͤußerte der sel. Herr Watt, diese ausgezeichnete Zierde unseres Landes, dessen Wohlthaͤter er geworden ist, mir die Moͤglichkeit, Mezzotinto in Stahl zu stechen: allein, alle Versuche, die ich unmittelbar auf diese Mittheilung anstellte, mißlangen. Die Haͤrte des Stahles noͤthigte mich dieses Metall gaͤnzlich bei Seite zu legen, und spaͤtere Versuche mit Messingplatten liefen, wegen ungleicher Haͤrte, nicht guͤnstiger ab. Erst in den neueren Zeiten, als Hr. Jak. Perkins (dessen unermuͤdete Erfindungsgeist so beruͤhmt geworden ist) uns so weichen Stahl lieferte, daß unsere Griffel darauf arbeiten konnten, begann der Mezzotinto-Stich auf Stahl. Im Jaͤner 1820 vollendete Hr. Say einen Stich auf einen der Perkins'schen Stahlbloͤke: das beste bis dahin erschienene Product. Im J. 1821 stach ich ein Portrait auf der ersten Stahlplatte, die ich gesehen habe. Ich erhielt sie vom sel. Hrn. Lowry: die Arbeit gelang so gluͤklich, daß sie Sir Thom. Lawrence's Beifall fand. Am 30. Mai 1822 erhielt Hr. Lupton die goldene Medaille der Gesellschaft fuͤr seinen herrlichen „Samuel, als Kind.“ Seit diesem gluͤklichen Erfolge gab man den Stahlplatten fuͤr Mezzotinto einen entschiedenen Vorzug vor den Kupferplatten: ein Urtheil, welches die Meisterwerke der HHrn. Ward, Reynolds, Say, Lupton u.a. bisher noch immer bestaͤtigten. Die Toͤne in Mezzotinto sind auf Stahl weit reiner, als auf Kupfer. Der Stahl ist dichter, und daher die Klarheit der leichteren Tinten weit vollkommener: aus eben diesem Grunde faͤllt auch das Dunkel weit reicher aus. Alle ehevor bei Mezzotinto-Stichen so haͤufig unuͤbersteigliche Hindernisse sind jezt beseitigt obschon die Arbeit auf Stahl ohne Vergleich langwieriger und verdrießlicher ist, als auf Kupfer. Sie ist aber auch viel lohnender. Die Werkzeuge bei dem Mezzotinto-Stiche auf Stahl sind dieselben, wie auf Kupfer. Wo ein tiefes Schwarz noͤthig ist, muß doppelt so oft uͤbergangen werden: 60 bis 100 Mahl ist nicht zu oft. Die Stahlplatten sind jezt so gut gearbeitet, und sie sind so gemein geworden, daß man sie uͤberall haben kann: die besten sind jene von Hrn. Rhodes und Hrn. Hoole zu Sheffield; man findet sie auch bei Hrn. Harris zu London, Shoelane. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich sage, daß wir den Mezzotinto-Stahlstich in unserem Lande einzig dem Hrn. Perkins zu verdanken haben. Eine Warnung und ein Recept, sagt Hr. Turner, muß ich hier noch beifuͤgen, weil die Stahlkunst noch neu ist. Man kann nicht sorgfaͤltig genug gegen den Rost seyn, der sich am besten dadurch vermeiden laͤßt, daß man die Platte waͤrmt, und mit Schafstalg (von dem Thiere her) uͤberreibt, dann in der Naͤhe eines Feuers oder an einem trokenen Orte aufbewahrt: ohne diese Sorgfalt kann großes Unheil entstehen.“ – Hr. Gill bemerkt, daß Hr. Perkins in eben dieser Absicht sich mit Vortheil einer Kautschuk-Aufloͤsung bediente.