Titel: Verbesserte Methode, den Anker fallen zu lassen. Von G. G. Burton, Esqu., Capitän an d. k. Flotte.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XC., S. 434
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XC. Verbesserte Methode, den Anker fallen zu lassen. Von G. G. Burton, Esqu., Capitän an d. k. Flotte. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures etc. Im Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture. Jun. 1825. S. 409. Mit Abbildungen auf Tab. IX. (Im Auszuge.) Burton's, verbesserte Methode, den Anker fallen zu lassen. Hr. Burton, welcher von der Society fuͤr diese Mittheilung die große silberne Medaille erhielt, findet bei dieser Methode 5 Vortheile: 1) Kann man den Anker jeden Augenblik fallen lassen, was bei der alten Methode nicht immer moͤglich ist, da die Windungen des Taues sich oͤfters einkeilen, so daß es nothwendig wird, sie zu durchschneiden; und selbst dieß nimmt Zeit weg, und hindert auf einem beschraͤnkten Ankerplaze, oder wo man in einer Linie vor Anker gehen muß, den bestimmten Ankerpunct mit Genauigkeit zu treffen. Wenn man augenbliklich den Anker fallen lassen kann, wird man oͤfters dem Zusammenstoßen zweier Schiffe vorbeugen koͤnnen: da hier (wenn ploͤzlich des Nachts irgend ein Zufall entstehen sollte), keine Vorrichtungen oder Einkeilungen zu zerschneiden, keine Umwindungen abzuwinden sind, so kann man den Anker augenbliklich fallen lassen. 2) erspart man an Kraft. Da nur Ein Mann fuͤr jeden Haͤlter oder Staͤmmer (stopper) bei dem staͤrksten Anker noͤthig ist, wird ein Knabe fuͤr den Stiel-Haͤlter (skank-painter) hinreichen, und beide sind aus dem Wege. 3) Sicherheit. Da man bei der alten Methode das lausende Ende ausließ, so war nicht selten, wenn die Matrosen sich nicht bei Zeiten beeilten aus dem Wege zu kommen, Leib und Leben in Gefahr; die Hangmatten-Neze (hamock-nettings) rissen beinahe immer durch die heftige Wirkung des Endes der Haͤlter: keiner dieser Nachtheile hat bei der neueren Methode Statt. 4) Raum. Nach der alten Methode laufen die Haͤlter quer uͤber das Vorkastell, und nehmen beinahe eine Seite ein. Nun weiß jeder Seemann, daß an dem Vorkastell ohnedieß mehr Tauwerk laͤuft, als an jedem anderen Theile des Schiffes, vorzuͤglich wenn es vor Anker geht, und daß die Haͤlter quer uͤber diese Taue laufen, wodurch leicht Unordnung entsteht, und die Matrosen in Gefahr gerathen, den Staͤmmern oder Haͤltern in den Weg zu kommen, waͤhrend doch ihre persoͤnliche Sicherheit fordert, daß sie fern davon bleiben sollen. Nach dem neuen Plane sind die beiden Maͤnner ganz aus dem Wege, und da keine Einkeilungen zu zerschneiden, keine Windungen abzuwinden sind, so brauchen die beiden Matrosen nicht eher auf ihren Posten zu gehen, bis das Commando, bei dem Anker zu stehen, gegeben ist, wenn auch die Order, denselben fallen zu lassen, in wenigen Secunden darauf folgt; und wenn waͤhrend eines Gefechtes vor Anker gegangen werden muß, so kann man die Anker fallen lassen, ohne daß man einen Augenblik mit den Canonen des Vorkastelles in's Gedraͤnge kommt. 5) Zeit. Beim Anhaͤften der Anker wird bedeutend Zeit bei dem Durchziehen des stehenden Theils des Haͤlters oder Staͤmmers gewonnen, indem man die Pfeiler zum Ziehen vorlaͤufig mit der ersten Windung umwunden hat, und endlich (wenn es ein Vortheil ist), kann man das eine oder das andere Ende des Haͤlters gehen lassen, wie man will, indem man bei diesem neuen Plane sich der Haͤlter auch auf die alte Weise bedienen kann. Hr. Capitaͤn Burton fuͤhrt nun die Zeugnisse des Sir Rob. Mends und Capt. Warren an, welche fuͤr die Vorzuͤge seiner Methode sprechen, und faͤhrt in folgender Entwikelung derselben fort: „Um den Anker eines Schiffes, nachdem derselbe auf die gewoͤhnliche Weise bis an die Oberflaͤche des Wassers gelichtet wurde, in Sicherheit zu bringen, befestigt man einen Haken an einem Taue, welches uͤber Rollen an einem hervorstehenden Balken laͤuft, den man das Kazen-Haupt (cat-head) nennt. Nachdem die gehoͤrige Kraft an diesem Taue angebracht wurde, wird der Anker uͤber die Has-Loͤcher (hause-holes gehoben, und endlich an der Seite des Kazen-Hauptes mittelst eines kurzen Seiles aufgehaͤngt, das man den Haͤlter oder Staͤmmer (stopper) nennt. Ein Ende desselben wird befestigt, und das andere durch den Ring des Ankers gestekt, und mittelst drei oder vier Windungen, um irgend einen Pfosten der Zimmerung gewunden und befestigt. Ein Tau oder eine Kette, der Stielhaͤlter (shank-painter) genannt, wird noch uͤberdieß an dem Stiele des Ankers befestigt, dadurch der Anker in eine schiefe Lage gebracht, und so an dem Bogen (oder an der Brust) des Schiffes fest gehalten. Wenn man ankern will, wirft man den Stielhalter aus, wo dann der Anker senkrecht von dem Kazen-Haupte an dem Halter herabhaͤngt. Wenn das Commando: den Anker fallen zu lassen, gegeben wird, werden die Windungen des laufenden Endes des Halters um den Pfosten nachgelassen, und, nachdem der Haͤlter mit Vorsicht ausgeworfen wurde, faͤllt der Anker, und reißt das Ankertau mit sich. Das Auswerfen des Ankers ist aber keineswegs eine leichte Arbeit; denn, da die ganze Schwere des Ankers an demselben haͤngt, so werden mehrere Matrosen dazu erfordert, und, da diese zuweilen von der Gewalt des Ankers uͤberwaͤltigt werden, wird das laufende Ende des Ankers los, umschlingt die Schenkel der Matrosen, und erzeugt traurige Zufaͤlle: zuweilen sind auch die Windungen um den Pfosten in Unordnung gerathen, und der Anker kann nicht fallen, ohne daß man den Haͤlter abschneidet.“ Aus diesen Gruͤnden hat Cap. Burton folgende Methoden den Haͤlter auszuwerfen erfunden, die in Fig. 30. von der Seite, in Fig. 31. von vorne, in Fig. 33. von oben herab mit dem an dem Haͤlter haͤngenden Anker dargestellt ist. aa, ist die Seite des Schiffes; b, das Kazen-Haupt; c, der Haͤlter, welcher, durch den Ring d, des Ankers laufend, denselben, ehe man ihn fallen laͤßt, in einer senkrechten Lage haͤlt; e, ist der Kloz, und f, der Stiel des Ankers. Dasjenige Ende des Haͤlters, welches um den Pfosten an der Seite des Schiffes drei bis vier Mahl umgewunden ist, ist nach der gewoͤhnlichen Weise den Haͤlter auszuwerfen, das laufende Ende desselben, nach Capt. Burton's Methode aber das befestigte. Wenn wir nun den Haͤlter von diesem befestigten Ende aus verfolgen, so finden wir in Fig. 30., daß er erstens, in horizontaler Richtung nach einer Schulter oder Zwinge laͤuft, die an einer Seite des Kazen-Hauptes angebolzt ist. Von der steigt er herab und laͤuft durch den Ankerring, den er haͤlt, indem er wieder hinaufsteigt, und an der anderen Seite des Kazen-Hauptes sich in einem Auge endet, welches an dem kurzen Ende eines Riegels, den Fig. 31. zeigt, eingehaͤngt ist. Ein Vorsteknagel, der zwischen dem Ende des Riegels und dem Auge durch den ersteren gestekt wird, hindert das Abgleiten des Auges. Der Riegel ist an einem Drehzapfen befestigt, der denselben einen gewissen Raum nach aufwaͤrts und abwaͤrts durchlaufen laͤßt, und sein laͤngeres Ende ist schief nach abwaͤrts abgeschnitten. Dieses Ende wird in einer flachen Vertiefung am Ende einer mit einem Gelenke versehenen Klammer, g, (Fig. 30. g, zur Rechten in Fig. 31, 32, und das obere g, in Fig. 33.) aufgenommen, und diese Klammer wird mittelst einer anderen horizontalen Klammer und eines Stiftes, wie Fig. 30. zeigt, festgehalten. Wenn nun zum Fallenlassen des Ankers zugerichtet werden soll, wird das Ende des Hebels Fig. 5. in das eiserne Auge oder in den Buͤgel, der an der Seite der Klammer, g, in das Kazen-Haupt eingelassen ist (Fig. 30 und 33.) eingefuͤhrt, wodurch dieses statt der horizontalen Klammer dient, und auf diese Art erlaubt, daß man ihren Stift herausnimmt, und sie los laͤßt. Zugleich wird auch der Vorsteknagel an dem Riegel weggenommen. Auf das Commando; Laͤßt fallen, (Let go!) darf nun nur noch der Hebel aus dem Buͤgel gezogen werden, wo dann die Klammer, g, so lange zuruͤkgeschnellt wird, als das laͤngere Ende des Riegels steigt. In eben dem Maße senkt sich aber das kuͤrzere Ende desselben abwaͤrts, das Auge des Halters oder Staͤmmers gleitet ab, und macht auf diese Weise den Anker ohne alle Muͤhe und ohne alle Moͤglichkeit irgend eines Zufalles los. Es wurde bereits bemerkt, daß, wenn irgend ein Umstand es zutraͤglicher machen sollte, den Anker auf die gewoͤhnliche Weise fallen zu lassen, dieß bei dieser Vorrichtung eben so gut geschehen kann, indem, so lange die Klammern und Vorsteknaͤgel unberuͤhrt bleiben, das Auge des Halters oder Staͤmmers eben so gut gehalten wird. Eine aͤhnliche Weise hat Hr. Burton zur Befestigung des Stielhaͤlters angewendet. In Fig. 35. ist aa, die Seite des Schiffes; b, der Stielhaͤlter, dessen Endglied in einem Loche aufgenommen wird, welches durch das Bollwerk durchgeschnitten ist, und innenwendig mittelst eines Riegels, g, befestigt wird. Dieser Riegel ist, wie der bereits oben erwaͤhnte, ein Hebel, der sich um einen Stift dreht, und sein oberes Ende, welches schief abgestuzt ist, wird von einer sich schief abdachenden Hoͤhlung aufgenommen, die sich an der unteren Seite einer Klammer befindet, deren Bewegung um einen Stift gleichfalls durch die Oeffnung des Bollwerkes, in welcher sie eingesenkt ist, beschraͤnkt wird. Es ist offenbar, daß, wenn die Klammer auf den Kopf des Riegels niedergelassen, und ein Keil uͤber der Klammer so eingetrieben wird, daß er das Loch ausfuͤllt, in welchem sie spielt, der Riegel unbeweglich bleibt, und die Kette, b, folglich vollkommen befestigt bleibt, wie Fig. 35. zeigt. Wenn man aber, wie in Fig. 36. diesen Keil auszieht, so macht der Druk der Kette, auf den Riegel diesen um seinen Stift sich drehen, und macht ihn folglich aus der Klammer los, da das obere Ende vorwaͤrts, das untere ruͤkwaͤrts tritt, und so das Endglied der Kette uͤber das untere Ende des Riegels abgleiten laͤßt. Fig. 37. zeigt die innere Seite von vorne, und die Vorrichtung in derselben Lage, wie in Fig. 35.“

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. IX