Titel: | Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und Chemiker von ausgezeichneten Talenten; oder über die Nothwendigkeit und die Mittel, dürftige Männer von Genie im Fabrikwesen zu unterstüzen. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. CVI., S. 484 |
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CVI.
Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und
Chemiker von ausgezeichneten Talenten; oder über die Nothwendigkeit und die Mittel,
dürftige Männer von Genie im Fabrikwesen zu unterstüzen.
Aus dem London Journal Julius N. 55. S.
420.
Beschluß von S.
357. d. J.
Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und Chemiker.
Der erste und schwierigste Punct ist der, wie der
noͤthige Fond herbeigeschafft werden kann; dieser muß, nothwendig, sehr
bedeutend seyn, und ist auch alsogleich noͤthig;
denn wir halten es fuͤr hoͤchst wesentlich, daß die Gesellschaft mit einem Mahle in jener Wuͤrde und Wichtigkeit
sich zeigen kann, zu welcher sie bestimmt ist, und erhoben zu werden verdient; daß
sie in vollem Besize aller Huͤlfsquellen sich befinde, die zur vollen
Erreichung ihres Zwekes nothwendig sind; denn nur auf diese Weise allein kann sie
auf jene feste Basis gegruͤndet werden, welche ihre endliche
Nuͤzlichkeit verbuͤrgt. Wenn sie nicht gleich bei ihrer Geburt, wie
Minerva, in voller Kraft und Staͤrke hervortritt, ausgeruͤstet mit
maͤchtigen und einleuchtenden Anspruͤchen auf allgemeine Achtung und
allgemeinen Schuz, so
koͤnnen wir nicht mit Grunde erwarten, daß sie so leicht uͤber jene
Hindernisse hinweggelangen wird, die sich ihr in den Weg stellen: nur Wenige werden
ihr treulich beistehen, und geduldig mithelfen, wenn sie sich muͤhsam zur
Nuͤzlichkeit hinaufwinden muß. Es scheint nur drei
moͤgliche Wege zu geben, diesen Fond herbeizuschaffen: naͤmlich
erstens durch ein Anlehen auf Interessen. Zweitens durch Actien, welche auf einen
Antheil des Ertrages dieses Institutes Anspruch geben, so daß dieses Institut eine
Actien-Gesellschaft (a joint Stock Association)
wurde. Drittens auf Actien, welche die Besizer zu Eigenthuͤmern dieses
Institutes machten, und sie zu gewissen Privilegien berechtigen. – Gegen alle
diese Vorschlaͤge lassen sich einige Einwendungen erheben. Auf die erste
Weise wuͤrde allerdings die Gesellschaft am unabhaͤngigsten seyn;
allein, die Interessen des erforderlichen Capitales (von welchem drei Viertel
wahrscheinlich von dem Gebaͤude verschlungen werden wuͤrden, wenn es
seinem Zweke entsprechen soll) wuͤrde das Institut noͤthigen, irgendwo
nebenher noch einige Vortheile zu suchen, indem ohnedieß jaͤhrliche Ausgaben
Statt haben: dadurch wuͤrde aber die Liberalitaͤt dieser Gesellschaft
einen großen Abzug leiden, und die wohlthaͤtigen Wirkungen zum Vortheile
derjenigen, fuͤr welche sie bestimmt ist, wuͤrden dadurch sehr
geschmaͤlert werden. Gegen die zweite Art lassen sich dieselben
Einwuͤrfe machen: man wird immer suchen muͤssen von seinen
Bemuͤhungen hohe Vortheile zu ziehen, was vor Allem am sorgfaͤltigsten
vermieden werden muß. Es ist indessen offenbar, daß in sehr vielen Faͤllen
diejenigen, welche von der Gesellschaft Vortheil ziehen, dasjenige, was vorgestrekt
wurde, mit Zinsen dafuͤr zuruͤk bezahlen muͤssen; z.B. wenn die
Gesellschaft ein Patent fuͤr einen Supplicanten genommen hat, muß sie den
Ertrag desselben so lange hereinzubringen suchen, bis sie dafuͤr
entschaͤdigt ist, und selbst noch etwas mehr erhalten hat; zugleich
muͤssen aber auch diese Auslagen so gering, als bei den Interessen der
Gesellschaft nur immer moͤglich, gehalten werden; denn die dadurch erhaltene
Einnahme ist nur zur Aufrechthaltung derselben bestimmt.
Die dritte, oben vorgeschlagene, Weise waͤre allerdings die bei weitem
vortheilhafteste, indem man auf diese Weise ein bleibendes, in seiner Anwendung
ungebundenes, Capital mit einem Mahle erhalten konnte. Allein, wenn man die Besizer
der Actien zugleich zu Eigenthuͤmern macht, so ist
die freie Thaͤtigkeit der Gesellschaft großen Theiles beeintraͤchtigt,
und es wird gerade jener Neuerung, welcher wir mit aller Sorgfalt entgegen arbeiten
wollen, das Thor geoͤffnet. Es ist indessen das raͤthlichste Mittel
unter allen, und wir hoffen unter den Freunden der Wissenschaft Maͤnner zu
finden, die leinen Anstand nehmen, unter solchen Bedingungen Beitraͤge zu liefern. Wir wollen
annehmen, daß der Fond auf diese Weise bereits herbeigeschafft sey, und fortfahren,
die Erfordernisse einer solchen Gesellschaft auseinander zu sezen, zugleich aber
auch die Mittel zur Beseitigung jener Einwuͤrfe beruͤksichtigen, die
wir dagegen erregten.
Wir haben bereits den Zwek der Gesellschaft entwikelt. Zur Erreichung desselben wird
erfordert:
1) ein Untersuchungs-Ausschuß zur Pruͤfung der Plane und Erfindungen,
fuͤr welche man Belohnung oder den Schuz eines Patent-Rechtes
verlangt.
2) Eine Werkstaͤtte und ein Laboratorium, versehen mit den noͤthigen
Werkzeugen und Apparaten, wo, unter gewissen Bedingungen, auf Ansuchen, die
noͤthigen Versuche angestellt werden koͤnnen.
3) Ein großes Museum fuͤr Maschinen und Modelle.
4) Eine Bibliothek zum Nachschlagen, bloß aus wissenschaftlichen Buͤchern
bestehend, nebst Lesezimmern, in welchen alle
periodische, Kuͤnste und Wissenschaften betreffende, Schriften aufgelegt
sind.
5) Vorlesungen uͤber theoretische und Experimental-Physik, praktische
Mechanik, Chemie und Technologie.
6) Elementar-Schulen zum Unterrichte in den Anfangsgruͤnden der
Kuͤnste und Wissenschaften, in Verbindung mit den verschiedenen Gewerben.
Da es offenbar ist, daß der Untersuchungs-Ausschuß aus Maͤnnern
bestehen muß, die in den ihnen zur Pruͤfung unterlegten Gegenstaͤnden
wohl unterrichtet seyn muͤssen, so muß man auf Mittel bedacht seyn, dem
Institute eine hinlaͤngliche Anzahl solcher Maͤnner zu verschaffen.
Die Art nach welcher, unserer Annahme zu Folge, der Fond zusammengebracht werden
soll, scheint es unmoͤglich zu machen, daß die ganze Anzahl dieser
Ausschuß-Maͤnner unter den Eigenthuͤmern selbst gewaͤhlt
werden koͤnnte, indem in diesem Falle eine große Menge Actien von
wissenschaftlich gebildeten Maͤnnern genommen werden muͤßte, was
sowohl den ersten Absaz der Actien, als die Uebertragung derselben in der Folge,
sehr erschweren wuͤrde. Es ist also rathsam, daß nur ein Theil der
Eigenthuͤmer zu diesem Untersuchungs-Ausschusse gewaͤhlt wird,
der uͤbrige aber aus Personen besteht, welche mit dem Institute nicht in Verbindung stehen; d.h. die Gesellschaft sollte
sich bewerben Maͤnner von anerkannter Geschiklichkeit zu gewinnen, die diesen
Plaz als eine Ehrenstelle ansehen moͤchten. Auf diese Weise wuͤrde man
zugleich großen Theiles gegen irgend eine Parteilichkeit von Seite des Ausschusses
gesichert seyn (die der Gesellschaft von dieser Seite hoͤchst nachtheilig
werden muͤßte), und eine Versammlung von geistreichen Maͤnnern
erhalten, die man auf eine andere Weise nicht so leicht zusammenbringen wuͤrde.
Nachdem die Erfindungen diesem Ausschusse vorgelegt, und von demselben
daruͤber Bericht erstattet wurde, muͤßten sie vor ein Collegium von
Directoren oder vor einen Rath, der seine Meinung hieruͤber frei zu
aͤussern, und den Bericht des Ausschusses zu bestaͤtigen oder zu
verwerfen hat, und uͤber die zu ertheilende Belohnung entscheidet. Dieser
Rath muͤßte zahlreich seyn, und jaͤhrlich entweder ganz oder zum
Theile neu erwaͤhlt werden; lezteres waͤre vielleicht besser, wenn
naͤmlich jedes Jahr die Haͤlfte neu gewaͤhlt wuͤrde.
Jener Theil des Untersuchungs-Ausschusses, welcher aus Eigenthuͤmern
besteht, sollte jaͤhrlich neu erwaͤhlt werden (oder vielleicht
waͤre es auch gut, wenn es noch oͤfter geschaͤhe); der andere,
aus Ehrenmitgliedern bestehende, wird, nach Belieben, von den Eigenthuͤmern
ballotirt. Der Ausschuß sollte oͤfters, (ein oder zwei Mahl in der Woche)
Sizungen halten, um die Gegenstaͤnde zu pruͤfen, welche dem Schuze der
Gesellschaft uͤbergeben wurden. Kein Eigenthuͤmer darf die Wahl
verweigern, wenn er zu dem Ausschusse gewaͤhlt wurde, und muß, wenn er nicht
irgend einen wichtigen Grund, z.B. Krankheit u. d. gl. vorzubringen hat, unter
schwerer Strafe wenigstens bei jeder anderen Sizung erscheinen. Man muß aber auch
dafuͤr sorgen, und zwar durch allgemeine Uebersicht, die man vor der Wahl
herumgehen laͤßt, daß keine untauglichen Mitglieder zu einem solchen
Ausschusse gewaͤhlt werden. Der Rath koͤnnte sich monatlich
versammeln, oder so oft es nothwendig ist, um die Arbeiten des Ausschusses in
Betrachtung zu ziehen und daruͤber zu entscheiden.
Das Laboratorium und die Werkstaͤtte sind vielleicht die kraͤftigsten
Huͤlfsmittel, die man aͤrmeren Talenten darbiethen kann. Sie
muͤssen hier alle moͤgliche Aushuͤlfe an Werkzeugen und
Handwerksleuten finden. Wenn irgend eine Erfindung von dem Rathe die Gutheißung
erhalten hat, wird der Erfinder hier mit allen Mitteln versehen, um die Modelle
fuͤr die Gesellschaft zu verfertigen. Wenn bloße rohe Entwuͤrfe
vorgelegt werden, und man findet sie der Ausfuͤhrung werth, so hat derjenige,
der sie machte, hier alle Mittel bei Handen, die noͤthigen Versuche
anzustellen, und dieß zwar unter der Leitung und dem Beistande von Maͤnnern,
die beides zu geben vermoͤgen. Die Arbeiter an den Werkstaͤtten, von
welchen wir oben sprachen, sind wesentlich nothwendig. Sie sollten unter solchen
Individuen ausgewaͤhlt werden, die die Vorlesungen besuchen, und zwar nach
den Fortschritten, die sie in denselben gemacht haben, so daß ihnen ihre Arbeit
nicht bloß Ertrag, sondern auch Ehre gewaͤhrt. Sie erhielten auf diese Weise einen Sporn, ihre
Anstrengungen zu verdoppeln; sie wuͤrden dadurch von einem hoͤchst
wohlthaͤtigen Geiste des Wetteifers beseelt, und mit bleibendem Gefuͤhle von Theilnahme an dem Wohle der Gesellschaft
durchdrungen werden. Unter aͤhnlichen Verhaͤltnissen koͤnnten
sie auch zu anderen Stellen an dem Institute gewaͤhlt werden. Sie haben
taͤglich nur einige Stunden an dem Institute zuzubringen, und, wenn sie
nichts anders zu thun haben, koͤnnen sie zur Verfertigung von Modellen
fuͤr das Museum verwendet werden, so daß, waͤhrend sie Vortheile
gewinnen, auch die Gesellschaft fuͤr ihre Auslagen reichlich Ersaz
erhaͤlt.
Wir haben gesagt, daß die Bibliothek bloß aus wissenschaftlichen Buͤchern
bestehen soll: dieß wollen wir fuͤr die erste Gruͤndung des Institutes
verstanden haben; denn da dieses streng auf wissenschaftliche Gegenstaͤnde
beschraͤnkt ist, und zwar vorzuͤglich auf Mechanik und Chemie, so
scheint es uns kluge Sparsamkeit, wenn man sich anfangs bei der Bibliothek bloß auf
diese beschraͤnkt. Spaͤter, wenn der Fond groͤßer geworden ist,
und die Gesellschaft sich mehr Ausdehnung gewaͤhren kann, mag auch die
Bibliothek einen weiteren Umfang erhalten. Die Eigenthuͤmer muͤssen
nothwendig die Bibliothek zu ihrem Gebrauche haben, so wie die oberen Classen der
Schulen. Ueber die Vorlesungen wollen wir uns nicht weiter einlassen; sie
muͤssen oft und fleißig gehalten, durch die geeigneten Versuche
erlaͤutert, und unmittelbar mit den praktischen Kuͤnsten verbunden
werden.
Die Elementar-Schulen machen einen Hauptgegenstand in dem Plane dieser
Gesellschaft aus. Um sie nuͤzlich zu machen, glauben wir sie bloß auf den
Unterricht der Handwerker in jener Kunst beschraͤnken zu Muͤssen,
welche sie ausuͤben; und da wir bloß solche Handwerke im Auge halten, die mit
Mechanik verbunden sind, scheint es uns nicht, als ob bei der Ausfuͤhrung
einige Schwierigkeit Statt haben koͤnnte.In dem Berichte der Kunstschule zu Edinburgh (Report
of the Edinburgh School of Arts) heißt es: „die Erfahrung
des ersten Jahres, und vorzuͤglich der Umstand, daß die
Zuhoͤrer 48 verschiedenen Gewerben angehoͤrten,
uͤberzeugen die Directoren, daß der beste Plan, den man
einschlagen konnte, der war, daß man die Vorlesungen auf die allgemeinen
Grundsaͤze jener Wissenschaften beschraͤnkte, die im
Allgemeinen auf Kuͤnste anwendbar sind, und nicht, wie man
Anfangs versuchte, die Grundsaͤze der Kuͤnste im Detail
lehrt.“ Als dieser Bericht abgefaßt wurde, hatte die Schule
452 Lehrlinge, welche 48 verschiedenen Gewerben angehoͤrten. Darunter
waren: 111 Schreiner und Galanterie-Tischler (Cabinet
makers); 38 Schmide und Eisen-Arbeiter aus
Maschinen-Fabriken; 15 Muͤhlen-Zimmerleute; 27 Maurer
und Marmor-Schneider; 11 Taschen- und Stok-Uhrenmacher; 7
Optiker; 19 Juweliere
und Silberarbeiter; 12 Zinn- und Zink-Arbeiter;
12 Messing-Gießer; 5 Graveurs, die Praͤgestaͤmpel schneiden (die cutters); 9 Bleiarbeiter; 7 Mahler; 6 Faͤrber; 10 Druker; 7 Buchbinder; 12 Weber; 8 Schuhmacher;
5 Steinschleifer; 5 Kupferstecher; 4 Brauer; 3 Muͤller; 1 Baͤker; 3 Eisengießer; 9 Drechsler; 3 Glaser; 9
Tapezierer; 17 Hufschmiede; 3 Sattler; 3 Gaͤrber; 5 Schneider; 5
Buͤchsen-Macher; 4 Gaͤrtner; 2
Musik-Instrumenten-Macher; 3 Specerey-Haͤndler;
2 Branntwein-Haͤndler; 2 Tabak-Haͤndler; 3 Landmesser; 1 Angelruthen-Macher; 1
Leisten-Macher; 2 Glasblaͤser und Glasschleifer; 1 Modelmacher
und Stuccadur-Arbeiter; 1 Hutmacher; 1 Branntweinbrenner; 1
Parfuͤmeur; 1 Destillateur; 1
Strandwaͤchter; 1 Messerschmid; 27 Handlungs-Diener; 5
Zoͤglinge aus dem Asyl fuͤr Blinde; 9 ohne bestimmtes
Handwerk.Offenbar mußte der groͤßte Theil dieser Arbeiter diesen Unterricht
ohne Absicht auf besondere praktische Anwendung suchen, und allgemeine
Vorlesungen waren fuͤr sie hinreichend. Nur wenige wollten
detaillirten Unterricht in ihrem Gewerbe (die wir hier durchschossen abgedrukt haben) und diesen kann er auch leicht
ertheilt werden. Wenn man das System des gegenseitigen Unterrichtes annimmt, und bei
Anschaffung der Buͤcher und Apparate die gehoͤrige Sparsamkeit beobachtet, so
koͤnnen sie ohne viele Muͤhe fuͤr die Lehrer, und mir sehr
maͤßigen Kosten geleitet werden. Obschon es fuͤr das Wohl der Anstalt
durchaus nothwendig ist, daß die Handwerker etwas
fuͤr den Unterricht bezahlen, so muß doch, wenn dieser Unterricht allen
zugaͤngig seyn soll, nothwendig diese Summe so gering als moͤglich
seyn, z.B. fuͤr Vorlesungen und fuͤr die Schule jaͤhrlich nicht
uͤber 5 bis 10 Shillings (3 bis 6 fl.) betragen. Mehr wird die arbeitende
Classe nicht leicht aufbringen, oder fuͤr eine
laͤngere Zeit uͤber ersparen wollen. Der Reiz der Neuheit mag
sie vielleicht verfuͤhren Anfangs mehr zu geben; allein, wenn dieser
verraucht ist, wird sie diese Abgabe zu schwer druͤken.
Es ist ferner von der hoͤchsten Wichtigkeit, den Lehrlingen die
moͤglich groͤßte Aufmunterung zu verschaffen; sie muͤssen daher
zu den hoͤchsten Stellen des Institutes gelangen koͤnnen, wenn sie
derselben wuͤrdig geworden sind; es muͤssen bedeutende Gehalte und
Preise ausgesezt werden. Die Herausgabe eines Wochenblattes fuͤr dieselben
und von denselben, in welchem die woͤchentlichen Vorlesungen in Kuͤrze
wiederholt werden, damit sie sich den Schuͤlern desto tiefer
einpraͤgen, und Mittheilungen der Mitglieder der Schule mit Anmerkungen und
Berichtigungen der Herausgeber aufgenommen werden, wuͤrde eine große
Beihuͤlfe fuͤr dieses Institut seyn koͤnnen. Die Herausgeber
konnten aus den hoͤheren Schul-Classen gewaͤhlt werden; das
Blatt koͤnnte ihrer eigenen Leitung uͤberlassen bleiben, nur
muͤßte es der Durchsicht einer hoͤheren Auctoritaͤt
unterliegen, damit keine falschen Grundsaͤze in dasselbe sich einschleichen.
Der Zwek dieses Blattes waͤre eine Masse von Kenntnissen, die in kostbaren Werken vergraben
und nur den Wohlhabenderen zugaͤngig ist, oder bisher auf eine fuͤr
nicht wissenschaftlich gebildete Leute zu abstracte Weise behandelt wurde, allgemein
unter der arbeitenden Classe zu verbreiten; derselben einen Weg zu oͤffnen,
auf welchem sie ihre eigenen Ideen mittheilen, und jene ihrer Bruͤder kennen
lernen; und endlich, indem man sie zu Untersuchungen und Eroͤrterungen
aufmuntert, sie allmaͤhlich denken und forschen zu lehren, und Durst nach
Kenntnissen in ihnen zu erregen. Wenn wir sie zu Untersuchungen und
Eroͤrterungen einladen wollen, wollen wir nicht durch dieses Blatt der
speculativen Thorheit fuͤr ihre Meinungen und Streitigkeiten einen Kampfplaz
oͤffnen; solche Eroͤrterungen
wuͤrden zu Nichts fuͤhren. Es wuͤrde auch ohne allen Nuzen
seyn, wenn man jede Mittheilung ohne Unterschied, die fuͤr dieses Blatt
eingesendet wird, alsogleich aufnehmen wuͤrde, obschon dieß
gegenwaͤrtig bei den meisten wohlfeilen periodischen Blaͤttern so der
Fall ist, und sie, wie man sagt, ausdruͤklich zu
diesem Zweke vorhanden sind, und dafuͤr noch gelobt werden. Der Herausgeber
eines solchen Werkes muß im Stande seyn und es sich gefallen lassen, uͤber
die Mittheilungen, die ihm gemacht wurden, seine Meinung zu aͤußern, und wo
man sich geirrt hat, muß Er seinen Correspondenten sorgfaͤltig zeigen, wie
sie sich geirrt haben. Was kann es nuͤzen, wenn jeder seine, oft
entgegengesezte, Ansicht uͤber einen Gegenstand mittheilt, uͤber
welche wir alle nichts wissen koͤnnen?
Durch einfaches Zuruͤkfuͤhren auf einen einfachen und allgemeinen
Grundsaz beseitigt man haͤufig jeden Irrthum, und belehrt jeden Leser,
waͤhrend eitle Speculationen nur Zeit und Papier verderben. Dieses Blatt
sollte unter den Mitgliedern um einen geringen Preis vertheilt werden;
wahrscheinlich kann es auch außer der Gesellschaft in Umlauf gebracht werden, und
dann einen kleinen Zuschuß fuͤr die Casse derselben gewaͤhren. Es
sollte bei der Gesellschaft gedrukt werden, denn es wird aus mehreren
Gruͤnden raͤthlich und nothwendig werden, eine Drukerei bei derselben
zu errichten.
Wir muͤssen nun von den Quellen sprechen, aus welchen wir das
jaͤhrliche Einkommen ableiten wollen. Wir haben:
1) die Interessen eines fundirten Capitales, wenn wir eines erhalten, was sehr zu
empfehlen ist.
2) den Ertrag von den Patenten, welche die Gesellschaft sich ertheilen ließ.
3) die Subscription fuͤr die Vorlesungen und Schulen von den Handwerkern.
4) die Ertraͤgnisse des Laboratoriums und der Werkstaͤtte.
5) den Ertrag des Wochenblattes.
6) Da es raͤthlich ist, auch fuͤr Benuͤzung der Bibliothek und der Vorlesungen
Subscription anzunehmen, so kommt auch diese in Anschlag.
Die Drukerei kann uͤberdieß einen bedeutenden Gewinn abwerfen, wenn die
Gesellschaft gewisse Werke unternimmt und herausgibt. Der Betrag dieser
verschiedenen Quellen der Einnahme laͤßt sich nicht so leicht
schaͤzen; wir glauben aber annehmen zu duͤrfen, daß, wenn er auch
Anfangs gering ist, er doch bedeutend werden muß, sobald die Gesellschaft sich zu
irgend einer Bedeutenheit gehoben hat, und nuͤzliche Geschaͤfte machen
kann: er wird dann so ziemlich zu dem vorgesezten Zweke hinreichen. Das
noͤthige Capital wuͤrde vielleicht 100,000 Pfund nicht
uͤbersteigen duͤrfen, und diese koͤnnten in 1000 oder mehr
Actien getheilt werden. Wir glauben es wagen zu duͤrfen, daß die Hauptstadt
Englands so viele Individuen besizt, die mit Vergnuͤgen ein so
schaͤzbares, nothwendiges, und nationales Unternehmen unterstuͤzen
werden.
Wir haben nur wenig uͤber die innere Leitung der Gesellschaft gesprochen; wir
haben aber ausfuͤhrlich die Grundsaͤze aufgestellt, nach welchem
dieselbe im Allgemeinen geleitet werden muß: wenn diese in ihrem wahren Geiste
ausgefuͤhrt werden, so werden sie derselben als feste Grundlage dienen. Das
Uebrige gehoͤrt in das Gebieth der „Hausregeln“ (By-Lacos), woruͤber wir im Allgemeinen nur
soviel bemerken wollen, daß sie so sehr als moͤglich eine herzliche
Verbindung zwischen den Handwerkern und den oberen Mitgliedern der Gesellschaft
herstellen und befoͤrdern, den ersteren alle moͤgliche Aufmunterung
gewaͤhren, und zugleich jede Neuerung von beiden Seiten soviel
moͤglich verhuͤten sollen, als ob sie lediglich fuͤr die
Regierung eines Staates gegruͤndet waͤren. Eine Gesellschaft dieser
Art soll, so viel moͤglich, einem Staate gleichen, der aus allen Stufen von
Wissenschaft besteht, von der hoͤchsten Mathematik an, bis zum untersten
Handwerker herab, und bei der Errichtung desselben sollte man mit eben so vieler
Vorsicht zu Werke gehen. Es ist leichter einem Uebel vorzubeugen, als die Folgen
desselben abzuwenden; leichter einer Krankheit vorzubeugen, als dieselbe zu heilen.
Es ist daher weit kluͤger im Anfange sich gegen jeden Mißbrauch sicher zu
stellen, als auf eine Controle des hydrakoͤpfigen
Ungeheuers zu denken, wenn es sein unzerstoͤrbares
Haupt einmahl empor gerichtet hat.
Die Hauptvorstaͤnde dieser Gesellschaft sind, wie gewoͤhnlich, ein
Praͤsident, Vicepraͤsident etc. Wir empfehlen dringend, derselben ein
solches Ansehen zu geben, daß sie mit einem Mahle vor den Augen der Welt in dem
gehoͤrigen Glanze und in der gehoͤrigen Achtung erscheinen kann, daß
sie unter den Schuz des Koͤniges gestellt und mit der Karte einverleibt
wird.
Wir wollen uns nicht in ein weiteres Detail einlassen, da unser Zwek zunaͤchst
nur darin bestand, die oͤffentliche Aufmerksamkeit und die Gefuͤhle
der Nation auf die Nothwendigkeit zu lenken, huͤlflosen Talenten zu
Huͤlfe zu kommen. Wenn wir so gluͤklich waͤren unseren Zwek zu
erreichen, was wir zur Ehre unseres Landes aufrichtig hoffen, so werden wir uns
gluͤklich duͤnken und stolz darauf seyn, noch ein Mahl auf diesen
Gegenstand zuruͤkzukommen, und unsere geringen Kraͤfte auf das
Aeußerste anzustrengen, denselben zu unterstuͤzen. Es ist unser brennender
Wunsch wie unser inniges Gebeth, daß sich wahre Freunde einer so
wohlthaͤtigen Anstalt unter denjenigen finden moͤgen, deren Kenntnisse
und Vermoͤgen sich am besten hierzu eignen. Ihren großmuͤthigen und
zartfuͤhlenden Herzen wollen wir es uͤberlassen, uͤberzeugt,
daß man ihnen nur vom menschlichen Elende sprechen darf, um ihrer
Unterstuͤzung sicher zu seyn, und daß wir nicht zum zweiten Mahle als
Fuͤrsprecher fuͤr ungluͤkliche
Talente auftreten duͤrfen.Wir werden unsere Bemerkungen uͤber diesen Aufsaz in einem der
naͤchsten Hefte mittheilen. A. d. R.