Titel: Ueber die Cultur der Brunnen- oder Wasserkresse, nach Hrn. Wilh. Bradberry's Methode, von H. Bellenden Ker, Esq. F. R. S.
Fundstelle: Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXII., S. 111
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XXII. Ueber die Cultur der Brunnen- oder Wasserkresse, nach Hrn. Wilh. Bradberry's Methode, von H. Bellenden Ker, Esq. F. R. S. Aus den Transactions des London Horticultural Society im Repertory of Arts Manufactures etc. Januar. 1825. S. 116. (Im Auszuge.)Die Cultur dieses in manchen Gegenden zwar haͤufig vorkommenden, in vielen anderen aber auf mehreren Quadrat-Meilen in der Runde sehr seltenen, Gewaͤchses kann unter bestimmten Verhaͤltnissen nicht bloß als Apotheken-Gewaͤchs, sondern als ein sehr gesundes und schmakhaftes Salat-Ingrediens sehr eintraͤglich werden. In der Naͤhe von London, wo doch die Gruͤnde so theuer sind, sind zwei Etablissements fuͤr Kressebau zu Hackney. A. d. Ueb. Bradberry's, uͤber die Cultur der Brunnen- oder Wasserkresse. Hr. Bradberry, der im Jahre 1808 zu Northfleet Springhead bei Gravesend Kresse zuerst zu bauen anfing,Die fleißigen Erfurter bauen Kresse seit undenklichen Zeiten. S. Reichard's Gartenschaz. A. d. Ueb. sezte junge Pflanzen mit etwas nasser Erde, in welcher sie wuchsen, in seichtes fließendes Wasser; sie bildeten bald kleine Buͤsche, und stiegen uͤber das Wasser empor. Er schnitt sie dann, und verkaufte sie auf dem Markte zu London. Hr. Bradberry unterscheidet drei Sorten: die gruͤne und die klein- und großblaͤttrige braune: ihr Geschmak ist derselbe, man zieht aber die Leztere vor, weil sie weniger Staͤngel und mehr Blaͤtter hat. Sie sind bloß Abarten des und haͤngen nicht vom Wasser, weder von der Beschaffenheit noch von der Menge desselben, ab; denn sie wachsen oft neben einander: die gruͤne Abart ist indessen am leichtesten, die klein-blaͤttrige braune am schwersten zuziehen; er baut bloß die großblaͤttrige braune, die einzige, die man in tieferem Wasser mit Vortheil ziehen kann. Er fand es am besten, wenn man die Kresse in Reihen zieht, die mit dem Wasser parallel laufen: nie in Klumpen. Sie ist dann mehr der Einwirkung des Wassers ausgesezt, laͤßt demselben einen freieren Lauf, und erhaͤlt dadurch einen besseren Geschmak; laͤßt sich auch leichter sammeln und vom Unkraute und von Unreinigkeiten, die das Wasser mit sich fuͤhrt, reinigen. Als Hr. Bradberry seine Anstalt nach West Hyde bei Rickmansworth verlegte, fand er es fuͤr gut, in tieferem Wasser die Reihen 5 bis 6, sogar 7 Fuß weit von einander zu pflanzen, waͤhrend in seichtem Wasser eine Entfernung von 18 Zoll zureicht. In seichtem Wasser gedeiht die Kresse am besten, d.h., wo dasselbe ungefaͤhr 1 1/2 Zoll hoch ist: wie die Pflanze waͤchst, wird das Wasser zu einer Hoͤhe von ungefaͤhr 3 Zoll aufgedaͤmmt. In tiefem Wasser zieht man leicht die Wurzeln mit aus der Erde. Die Pflanze muß, bei dem Sammeln, abgeschnitten, nicht abgebrochen werden, wie es gewoͤhnlich geschieht, wodurch die gepflanzten Stoͤke sehr leiden: es darf auch nicht zu viel geschnitten werden, wenn die Pflanze gehoͤrig nachwachsen soll. Das Kostspieligste bei dem Baue der Kresse ist das zweimahlige Auspuzen und Verpflanzen der Reihen in jedem Jahre, indem sich Schlamm an den Wurzeln anhaͤuft, und Wasserlinsen die Pflanzen leicht erstiken. Nach 5–6 Monaten ist es beinahe unmoͤglich dieselbe brauchbar fuͤr den Markt zu erhalten. Bei dem Verpflanzen muͤssen alle Reihen von Kresse-Stoͤken, von oben nach dem Laufe des Wassers angefangen, herausgehoben, und das Wasserbeet von Schlamm und Schutt gereinigt werden: ersterer gibt trefflichen Garten-Duͤnger. Aus den Haufen der herausgenommenen Pflanzen waͤhlt man die juͤngsten, die die meisten Wurzeln haben, aus, und pflanzt sie wieder reihenweise in gehoͤriger Entfernung in das Beet des Wassers, einen Stein auf jede Pflanze legend, damit das Wasser sie nicht wegspuͤlt. In schlammigten Boden waͤchst die Kresse nicht gut, und bekommt auch keinen guten Geschmak, wenn Schlamm an den Wurzeln klebt, welcher daher entfernt und durch Geroͤlle und Kalkstein ersezt werden muß. Das Wasser muß immer freien Lauf haben; denn wenn es im Laufe aufgehalten wird, hoͤrt auch die Kresse auf zu wachsen. Die beste Verpflanzungs-Zeit ist im Mai und Junius, und im September bis November, und muß nach und nach geschehen, damit der Schnitt seinen regelmaͤßigen Gang fort behaͤlt. Die im Mai gepflanzten Stoͤke koͤnnen im August, und die im November gepflanzten bei Zeiten im Fruͤhjahre geschnitten werden. Nachdem die Kresse drei Mahl geschnitten wurde, faͤngt sie an, einen Stok zu bilden, und je oͤfter man sie dann schneidet, desto besser; im Sommer muß sie sehr kurz geschnitten werden. Wenn das Wasser die gehoͤrige Tiefe hat, und guten Boden, so kann man jede Woche Ein Mahl abschneiden. Im Winter muß das Wasser etwas tiefer gehalten werden, 4–5 Zoll, und man laͤßt in dieser Hinsicht die Pflanzen etwas hoͤher, damit sie das Wasser daͤmmen.Es scheint besser das Wasser auf irgend eine andere Weise zu daͤmmen, so daß es nicht bis auf den Grund frieren kann. A. d. Ueb. Hr. Breadberry (der 5 Acres 5625 □ Wien. Fuß) mit Kresse bepflanzt hat, und taͤglich, außer Sonntags, die Kresse karrenvollweise, den Karren zu 8 Duzend Buͤndel, nach London zu Markte schikt), benuͤzt die Quellen in den sumpfigen Wiesen an den Ufern des Colm-Baches; frisches Quell-Wasser ist in jeder Hinsicht am Besten zum Baue der Kresse, nicht bloß, weil sie darin am besten waͤchst, sondern weil das Quellen-Wasser auch im Winter am wenigsten friert. Er liest die User weggraben, und erweiterte dadurch den Wasserspiegel; das Bett fuͤllte er mit reinem Geroͤlle aus. Seit er den Markt mit seiner herrlichen gebauten Kresse versteht, ist der Preis derselben um die Haͤlfte gefallen, und er steht sich doch so gut dabei, daß neben seinem Etablissement sich noch immer neue bilden.