Titel: Ueber die Benüzung des Alkohol in Künsten als Brenn-Material.
Fundstelle: Band 18, Jahrgang 1825, Nr. LXIII., S. 337
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LXIII. Ueber die Benuͤzung des Alkohol in Kuͤnsten als Brenn-Material. Aus einer Vorlesung des Hrn. Ch. Derosne in der Société d'Encouragement am 16. Febr. 1825. Im Bulletin dieser Gesellschaft. N. 249. S. 73. – (Im Auszuge.) Mit Abbildungen auf Tab. VII. Derosne, uͤber die Benuͤzung des Alkohol in Kuͤnsten als Brenn-Material. Der Alkohol (oder der Branntwein) diente bisher mehr zum Trinken, als zum Brennen, wahrscheinlich, weil man die Vortheile, die man von demselben als Brenn-Material erhalten kann, nicht gehoͤrig kannte. Man hat, in dieser Hinsicht, noch nicht alle Vortheile aus demselben gezogen, die man von ihm erwarten darf: man wendete zu sehr zusammengesezte Mittel dort an, wo es gar keiner Umstaͤndlichkeit bedarf. Man glaubt, wo man vom Weingeiste als Brenn-Material spricht, es bedarf jedes Mahl einer mehr oder minder zusammengesezten Lampe, eines eigenen Dochtes; der Weingeist koͤnne nur von Reichen als Brenn-Material benuͤzt werden. Allein, man kann sich den Alkohol um einen sehr maͤßigen Preis verschaffen; man kann ihn ohne alle Dochte brennen; man erspart bei seiner Anwendung als Brenn-Material den laͤstigen Dienst der Dienstbothen, und ist augenbliklich und reinlich bedient. „Der beruͤhmte Franklin, den man als den personificirten gesunden Menschen-Verstand betrachten kann, fand es nicht unter seiner Wuͤrde, uͤber die Bequemlichkeit einer Weingeist-Lampe zu sprechen. In dem Kapitel uͤber die nothwendigen Vorsichts-Maßregeln auf Seereisen, spricht er von dem Nuzen, den er von einer solchen Lampe dadurch erhielt, daß er bei derselben auf dem Schiffe fuͤr sich kochen konnte: und doch war damahls der Branntwein drei bis vier Mahl theurer als jezt. Hr. Cadet-de-Vaux, dem die Sparkunst so viel zu danken hat, sprach schon vor einigen Jahren von einem Fruͤhstuͤke aus dem Stegreife (déjeúner impromptu), das man bei einem Bogen Papier kochen koͤnne: noch wohlfeiler kommt der Weingeist.“ „Alkohol galt zu Paris, noch vor 2 Monaten, ehe er so bedeutend aufschlug, im Großen 70 bis 71 Franken das Hektoliter.Im suͤdlichen Frankreich gilt das Hektoliter Weingeist von 0,86, und sehr gutem Geschmake oͤfters nur 52 Franken; so daß die Liter (=0,7068 Wien. Maß) nur 52 Centimen kostet. A. d. F. Hier war aber noch nicht die Tranksteuer eingerechnet, welcher die Branntweinbrenner, nach den Gesezen, dadurch entgehen koͤnnen, daß sie in Gegenwart der Beamten Kampfer, Terpenthin-Oehl u. d. gl. beimengen, welches dem Weingeiste, als Brenn-Material, nicht schadet, denselben aber untrinkbar macht. Diese Beimischungen, obschon sie stark riechen, zersezten sich bei dem Verbrennen, ohne waͤhrend desselben einen starken Geruch zu verbreiten. Außer der Stadt Paris kann man solchen versezten Alkohol leicht um Einen Frank das Liter bekommen; nimmt man schlechtere Weingeist-Sorten, die nicht wohlschmekend sind, so kommt er noch wohlfeiler.“ „Ein Liter Alkohol von 33° wiegt 860 Gramm, oder ungefaͤhr 27 1/2 Unzen. Eine Schale mit 10 Unzen oder 20 Loth Fluͤßigkeit kann, in weniger als 2 Minuten, mit 2 Quentchen Alkohol (7 1/2 Gramm, die, 27 Unzen Alkohol zu 1 Frank gerechnet, nicht einmahl 1 Centim kosten), so heiß gemacht werden, daß man sie nicht trinken kann. Dieß ist durch Versuche erwiesen,“ „Ein anderer Vortheil bei Anwendung des Brenn-Materiales als Heiz-Mittel, der nur dem Alkohol allein eigen ist, ist der, daß, wenn man denselben auf eine gewisse Weise brennt, man schnell eine bedeutende Menge siedender Fluͤßigkeit erhaͤlt. Ich weiß nicht, daß man ohne brennendes Holz, Kohle oder Oehl, vor 25 bis 30 Minuten ein Liter Wasser zum Sieden bringen kann. An einem bereits brennenden Herde erhaͤlt man, selbst mittelst eines Blasebalges, kaum vor einer Stunde siedendes Wasser.“ „Mit meinem Apparate bekommt man schon in 4 1/2 Minuten siedendes Wasser: freilich nicht mit hoher Ersparung; indessen kommt das Liter siedendes Wasser nicht hoͤher, als auf 6 1/2 Centim: denn man braucht nur 3 Loth 2 Quentchen, oder 55 Gramm Weingeist dazu. Laͤßt man sich aber gehoͤrig Zeit, so kann man, ohne diesen Apparat, bloß in einem Napfe, dieses Liter in 9 Minuten siedend haben, ohne mehr als 2 Loth 1 Quentchen Weingeist zu brauchen (33 Gramm), die, bei obigem Preise von 1 Fr. auf 27 1/2 Unzen, auf 4 Centim kommen.“ „Daß man sich auf diese Weise Thee, Kaffee, Chocolat bereiten, Eyer sieden, Suppe waͤrmen kann, ist offenbar; man kann aber auch, in kleinen Casserolen, sehr schnell und wohlfeil, Cótelettes und Beef-Steaks bereiten.“ Man kann mittelst dieses Apparates auch im Kleinen destilliren, und Branntwein-Brenner und Weinhaͤndler koͤnnen dadurch die Quantitaͤt Alkohols in dem Weine bestimmen, der sie kaufen oder destilliren wollen. „Man hat zwar bereits einen Apparat zu diesem Zweke; er ist aber zu complicirt, zu klein, und dabei zu langsam, so sinnreich auch der Verdichtungs-Apparat ist, den ich beibehielt. Mit meinem Apparate kann man Ein Liter Wein in 20–25 Minuten pruͤfen, ohne daß man viel Alkohol dazu zu verbrennen braucht. Man kann auch Kohlen brennen, wenn man will: dann braucht man aber einen eigenen kleinen Ofen, waͤhrend es hier bei dem Alkohol bloß eines Naͤpfchens bedarf.“ Die Anwendung dieses kleinen Apparates ist durch Gay-Lussac's neue Methode, die Staͤrke geistiger Fluͤßigkeiten zu bemessen, aͤußerst einfach und bequem geworden. Wenn man 3 Theile des zu pruͤfenden Weines destillirt, und Einen Theil des erhaltenen Produktes wiegt nach seinem neuen Centesimal- Alcoholmerer, so erhaͤlt man die per Cent, die diese Menge enthaͤlt. Man kann damit auch kleine Quantitaͤten destillirter Wasser aus Blumen und anderen Pflanzentheilen bereiten. Hr. Derosne zu Chaillot, oder rue St. Honoré N. 115, erbiethet sich, diesen Apparat mit dem noͤthigen Zugehoͤre sowohl zum Hizen der Fluͤßigkeiten, als zur Destillation fuͤr 18 bis 25 Frauken zu liefern. Hr. Rivet, Branntwein-Brenner zu Passy, rue Franklin, N, 13. liefert das Liter untrinkbaren Weingeistes (Esprits dénaturés) fuͤr 1 Franken.Bei uns in Baiern wird zwar diese Weinprobe nicht viel nuͤzen. Unsere Wein-Manufacturers wissen in das Wuͤrzburger-Gurkenwasser soviel Alkohol sammt Zugehoͤr zu thun, daß nicht selten wehr Alkohol herauskommen wird, als hineingehort hatte. In dessen waͤre es vielleicht keine geringe Wohlthat, die man der hochgefoͤrderten baierischen Agricultur und Industrie geben koͤnnte, wenn man sich verstehen wollte, seinen Kaffee lieber bei 4 Loth Branntwein am Tische, als bei 10 Pfund Holz auf dem Herde, zubereiten, und das Holz, um dessen Absaz nach Aussen wir leider groͤßerntheils gekommen sind, auszufuͤhren. Es waͤre eine heilige Flamme auf dem Altare des Vaterlandes.A. d. Ueb. Beschreibung dieses Apparates. Fig. 6. Tab. VIII. Seiten-Aufriß des Apparates mit seinem Verdichter und Recipienten, der die Producte der Destillation aufnimmt. Fig. 7. Grundriß desselben Apparates. Fig. 8. Vorderes Ende der Roͤhre des Verdichters, an welchem man die Loͤcher sieht, wodurch die Luft und die Produkte der Destillation entweichen. Fig. 9. Durchschnitt des Kessels oder Sieders. Fig. 10. Durchschnitt des kleinen Apparates, der als Ofen zum Brennen des Weingeistes dient. Fig. 11. Grundriß desselben Apparates, wodurch die Anordnung der Luftzuͤge durch den Ofen deutlich wird. Fig. 12. Grundriß des kleinen Naͤpfchens zum Brennen des Alkohol, der zugleich als Dekel auf dem Kessel dienen kann. Fig. 13. Durchschnitt und Grundriß eines Dreifußes und eines Naͤpfchens, die man braucht, wenn man Wasser in dem Kessel hizen will. A, Kessel mit einem festen Griffe und zwei Roͤhren, die man waͤhrend der Operation geschlossen haͤlt: die eine senkrechte, a, dient zur Einfuͤhrung der Fluͤßigkeit; die andere gekruͤmmte, b, zur Ausleerung derselben. B, Verdampf-Verdichter (condensateur evaporateur): eines der Enden desselben, c, dient als Dekel auf den Kessel, A, und durch das andere d, gelangt die verdichtete Fluͤßigkeit in den Recipienten, C, indem sie durch das kleine Loch, m, in Fig. 3. laͤuft: das andere Loch, n, gewaͤhrt Durchgang fuͤr die Luft. C, Recipient, der zum Messen des Weines und des Productes der Destillation dienen kann. D, Naͤpfchen, in welchem man Branntwein brennt, um destilliren zu koͤnnen; es dient auch, wenn man will, als Dekel auf den kleinen Kessel, wenn man denselben als Sieder benuͤzen will. E, kleiner Apparat, um das Naͤpfchen, D, zu stuͤzen, wie man in Fig. 10. sieht, und der auch zu Anderem, als zur Weinprobe dient. F, Stuͤze des Verdichters B, welche das Schaukeln des Kessels A, hindert. G, Dreifuß, auf welchen der Kessel gestellt wird: er besteht aus fuͤnf Stuͤken, die man nach Belieben abnehmen kann; naͤmlich aus drei gekruͤmmten und gespornten Fuͤßen, eee; jedes Ende dieser Stangen wird, nach den an denselben angebrachten Zeichen oder Stichen, in den platten Reifen eingefuͤgt. An dem oberen Sporne dieser Stangen befestigt man den anderen Kreis oder Ring, g, der sie in ihrer Ausweichung zuruͤkhaͤlt. H, Dreifuß zur Stuͤzung des Kessels, wenn man bloß Wasser kochend machen will: man stellt ihn unter den Napf D. Die Roͤhren, welche den Verdichtungs-Verdampfer, B, bilden, muͤssen in ein etwas duͤnnes Tuch gehuͤllt werden, welches man immer feucht haͤlt. Um den Apparat in Gang zu bringen, gießt man, bei der Weinprobe, eine bestimmte Menge Wein, z.B. sechs Mahl den Recipienten C, voll, in den Kessel, A. Man verstopft die Roͤhren, und befeuchtet das Tuch, welches die Roͤhren des Verdichters B, umgibt, gießt 28gradigen Alkohol in den Napf D, und zuͤndet den Alkohol an. Wenn, im Winter, der Alkohol sich nicht auf der Stelle anzuͤndete, muͤßte man die aͤußere Oberflaͤche des kleinen Napfes D, mit einem Zuͤndkerzchen oder mit etwas Papier erwaͤrmen. Der Wein wird hierauf bald anfangen zu sieden. Wenn, waͤhrend der Wein sich erhizt, das Tuch, welches die Roͤhren des Verdichters, B, umhuͤllt, zu schnell vertroknete, muͤßte man sie mit Wasser befeuchten. Sobald der Wein anfaͤngt zu sieden, begießt man die Oberflaͤche des Tuches immer mit einer Flasche Wasser; die Verduͤnstung faͤngt an, und man wird bald das Product der Destillation erscheinen sehen. Man zieht durch die Destillation den dritten Theil desjenigen ab, das man in den Kessel A, gegossen hat. Das neue Centesimal-Alcoholmeter des Hrn. Gay-Lussac zeigt auf der Stelle die Menge absoluten Alkohols an, welche in irgend einem Gemenge Wassers und Alkohols enthalten ist. Die Schaͤzung des erhaltenen Productes wird folglich sehr leicht werden, und man wird durch die Regel de Tri leicht die Menge Weingeistes auf der Stelle finden, welche in der gesammten Menge Weines, von welchem man etwas destillirt hat, enthalten ist. Man seze z.B. man habe 6 Deciliter Wein von einer Masse von 100 Hektoliter genommen, so wird man als destillirtes Product 2 Deciliter erhalten. Man seze ferner dieses Product zeige am Centesimal-Alcoholmeter 30 Hundertel, so werden diese 2 Deciliter durch die Destillation erhaltenes Product, oder die 6 Deciliter destillirten Weines, 6 Centiliter reinen Alkohol enthalten: folglich werden die 100 Hektoliter, von welchen man die Probe genommen hat, 10 Hektoliter reinen Alkohol geben, d.h., ungefaͤhr 20 Hektoliter Franz-Branntwein von 19 Graden. Ich habe den Apparat, E, ausgedacht, als Ofen zum Brennen des Weingeistes, und zum schnellen Sieden irgend einer Menge einer Fluͤßigkeit. In 3 1/2 bis 4 Minuten kann ein Liter Wasser bis zum Sieden erhizt werden. In dieser Absicht braucht man bloß den Napf h, Fig. 10. mit Weingeist zu fuͤllen: in dem Juneren dieses Napfes sind die 7 Roͤhren aus Kupfer, iii, angeloͤthet. Man zuͤndet diesen Weingeist an, stellt den kleinen Ofen unter den Dreifuß, G, und stuͤrzt das Kupferhemd, k, uͤber den Apparat, E, welches so darauf paßt, wie die Glaͤser auf die Schnaͤbel der Argandschen Lampe. Der Kessel A, kommt auf den Dreifuß, G; die Flamme wird sich bald vergroͤßern, und um die ganze Oberflaͤche des Kessels schlagen, den sie sehr schnell erhizt. Der Zwek der sieben kleinen in den Napf h, eingeloͤtheten Roͤhren besteht darin, daß eben so viele Luftzuͤge hergestellt werden, die die Verbrennung außerordentlich lebhaft machen. Auch die kleinen Loͤcher, l, die an dem Umfange des Napfes h, durchgestochen sind, tragen dazu bei, die Schnelligkeit des Luftstromes zu vermehren.

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