Titel: Physisch-chemische Untersuchungen über die Kohle. Von Hrn. M. Cheuvraisse, Prof. der Chemie an der kö;nigl. Schule der Artillerie und des Genie-Wesens.
Fundstelle: Band 18, Jahrgang 1825, Nr. LXXIII., S. 377
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LXXIII. Physisch-chemische Untersuchungen uͤber die Kohle. Von Hrn. M. Cheuvraisse, Prof. der Chemie an der koͤ;nigl. Schule der Artillerie und des Genie-Wesens. Aus den Annales de Chimie et de Physique. 1825. Aug. S. 426. Cheuvraisse's, physisch-chemische Untersuchungen uͤber die Kohle. Wir theilen aus dieser sehr ausfuͤhrlichen Abhandlung nur das Resultat mit, welches der Hr. Verfasser in Folgendem dargestellt hat. Verkohlung. Alle der Verkohlung faͤhigen Substanzen, geben nach dem dabei angewendeten Hizgrade verschiedene Kohlen; dieß veranlaßte mich alle kohligen Substanzen provisorisch, nach dem mehr oder weniger vorgeruͤkten Grade ihrer Verkohlung, in zwei große Klassen zu bringen, um so mehr, da diese beiden Klassen ganz entgegengesezte Eigenschaften besizen. Leitungsfaͤhigkeit fuͤr Elektricitaͤt. Die Erfahrung hat mir gezeigt, daß die Kohle der ersten KlasseDie Kohlen der ersten Klasse erhaͤlt man, wenn man die vegetabilischen oder animalischen Substanzen so lange der Destillation in einer Retorte (von Steingut oder Porcellan) unterwirft, bis keine Daͤmpfe mehr austreten. Die so erhaltenen Kohlen von gleicher Natur und gleichem Zustande der Verkohlung, werden in Kohlen der zweiten Klasse dadurch umgeaͤndert, daß man sie (gleichviel in verschlossenen Gefaͤßen oder beim Zutritt der Luft) noch so lange erhizt, bis sie rothgluͤhen. Die Nothgluͤhhize ist hinreichend fuͤr die Kohlen aus vegetabilischen Substanzen, die aus animalischen Substanzen hingegen, erfordern ein heftiges Feuer, um in den zweiten Zustand der Verkohlung uͤbergefuͤhrt zu werden. D. im trokenen Zustande kein Leiter ist, waͤhrend die Kohle der zweiten Klasse zu den vollkommnen Leiter gehoͤrt. – Ich zeigte hierbei den Vortheil, die Beruͤhrung mit Zink zu benuͤzen, um vorhinein zu erkennen, ob die Kohle ein Leiter ist oder nicht. Bei Ausmittlung derjenigen Kohlen, welche die groͤßte Leitungsfaͤhigkeit besizen, fand ich, daß diese Eigenschaft jenen Kohlen im hoͤchsten Grade zukommt, die am staͤrksten erhizt wurden, wie man dieß auch leicht in Hochoͤfen bei den der Verbrennung entgangenen Kohlen sehen kann. Die Elektricitaͤt, welche diese Kohlen bei Beruͤhrung mit Zink entwikeln, sezte sie in dieser Hinsicht selbst uͤber das Silber. – Aus diesen Beobachtungen ergeben sich natuͤrlich folgende Anwendungen: 1) konnte man bessere und wohlfeilere Saͤulen, als die gewoͤhnlichen, zusammensezen, wenn man, statt des Kupfers, Kohlen der Hochoͤfen oder andere, einer großen Hize ausgesezt gewesene, Kohlen nehme; 2) ist es, wenn man, wie bei der Errichtung von Blizableitern, die Elektricitaͤt dem Boden mittheilen will, besser nur diese lezteren Kohlen anzuwenden, oder in deren Ermanglung die Cokes, die weit besser sind, als die gewoͤhnlichen Holzkohlen, welche man auf eine aͤhnliche Art, wie die Loͤschkohlen gewinnt. Leitungsfaͤhigkeit fuͤr Waͤrme. Die Kohlen eines und desselben Koͤrpers besizen auch, in Hinsicht auf Leitungs-Faͤhigkeit der Waͤrme, in ihrem ersten und zweiten Grade der Verkohlung entgegengesezte Eigenschaften. Eine sehr wichtige Erscheinung hierbei ist diese, daß gerade die Kohlen, welche die Elektricitaͤt leiten, auch Waͤrmeleiter sind. – Da die Leitungs-Faͤhigkeit der Kohle fuͤr Elektricitaͤt und Waͤrme fuͤr alle Kohlen des zweiten Zustandes gleich ist, so ist es leicht, die eine dieser Eigenschaften durch die andere auszumitteln; der Zink wird also im Vorhinein angeben, ob eine bestimmte Kohle als Waͤrmeleiter angewendet werden koͤnne. Dichtheit. Die Kohlen im ersten Zustande der Verkohlung sind im Allgemeinen weniger dicht, als die im zweiten Zustande. Einsaugung der Feuchtigkeit. Ich fand: 1) daß die Kohlen desselben Holzes, in zwei verschiedenen Zustaͤnden von Verkohlung, mit der Zeit dieselben Quantitaͤten Feuchtigkeit einsaugen, wenn sie der gesaͤttigten Luft ausgesezt werden; 2) daß diese Einsaugung bei den Kohlen im ersten Zustande der Verkohlung immer schneller geschieht, als bei den anderen; 3) daß die ganzen Kohlen um so mehr Feuchtigkeit einsaugen, je geringer ihre Dichtheit ist; 4) endlich, daß sich die gepuͤlverten Kohlen ebenso wie vor dem Puͤlvern verhalten, nur daß die Menge des eingesogenen Wassers geringer ist. Hieraus erhellt, daß man bei Anwendung der Kohle als Einsaugungs-Mittel den Kohlen von leichtem, nicht gepuͤlverten Holze im ersten Zustande den Vorzug geben muß. Verbrennbarkeit. Die Gelehrten, welche die Verbrennbarkeit der Kohlen untersuchten, beschraͤnkten sich darauf den Unterschied anzugeben, welchen sie bei Verbrennung der Kohlen verschiedener Koͤrper bemerkten; eine große Luͤke in diesen Beobachtungen besteht darin, daß der Grad der Verkohlung der untersuchten Kohlen nicht angegeben ist. Die Erfahrung zeigte mir, daß die Kohle eines und desselben Holzes im ersten Zustande der Verkohlung leichter zu erzeugen ist, als im zweiten Zustande. Freilich waͤre es wichtig, auch den Maßstab der Verbrennbarkeit einer und derselben Kohle durch alle die verschiedenen Zustaͤnde durch anzugeben, in welche sie uͤbergeht, ehe man sie dem Maximum der Hize aussezt. Ich habe mir vorgenommen, mich dieser eben so langwierigen, als delicaten Arbeit in der Folge zu unterziehen. Nach diesen Resultaten bringe ich alle verkohlten Substanzen, die zu irgend einer gleichen Art gehoͤren, in zwei große Klassen. In die erste Klasse seze ich alle Kohlen vom ersten Grade der Verkohlung, welche zugleich am wenigsten dicht sind, die Elektricitaͤt und die Waͤrme am wenigsten leiten, am leichtesten verbrennen, und am schnellsten Feuchtigkeit einsaugen. In die zweite Klasse hingegen seze ich alle Kohlen, welche einer hohen Temperatur ausgesezt waren, oder welche sich im zweiten Zustande der Verkohlung befinden, die zugleich am dichtesten sind, die Elektricitaͤt und die Waͤrme am besten leiten, am schwersten zu verbrennen sind, und die Feuchtigkeit aus der Luft langsamer anziehen, obgleich sie mit der Laͤnge der Zeit ebenso damit gesaͤttigt werden.