Titel: Beschreibung der neuen Patent-Dampfkutsche, von den Erfindern, HHrn. Timoth. Burstall, und Joh. Hill, Mechanikern, mitgetheilt im Edinburgh Philosophical Journal. October 1825. S. 349.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. I., S. 1
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I. Beschreibung der neuen Patent-Dampfkutsche, von den Erfindern, HHrn. Timoth. Burstall, und Joh. Hill, Mechanikern,Diese Dampfdiligence ist nach dem Berichte eines Augenzeugen, des k. bayerschen Akademikers v. Yelin bereits ausgefuͤhrt und fuͤr die gemeinen Heerstraßen bestimmt. Nach demselben Berichterstatter wurde den 27. September die Fahrt auf der neu angelegten Eisenbahn zwischen Darlington und Stokton mittelst durch Dampfmaschinen bewegter Fuhrwerke eroͤffnet. Der ausfuͤhrliche Bericht uͤber den uͤberaus gluͤklichen Erfolg der Dampffuhrwerke auf jener Eisenbahn ist in den Nr. 188 und 190 der in Muͤnchen erscheinenden Zeitschrift Flora nachzulesen. D. mitgetheilt im Edinburgh Philosophical Journal. October 1825. S. 349. Mit Abbildungen auf Tab. I. Burstall's, Beschreibung der neuen Patent-Dampfkutsche. Die Erfindung dieser Dampfkutsche besteht in Verbindung und Anwendung von Grundsaͤzen, deren einige neu, andere allgemein bekannt und gebraͤuchlich sind. Die Hauptzuͤge derselben sind: 1) die Einrichtung der Maschine und gewisser Theile derselben zur Erzeugung der an einem solchen Wagen nothwendigen Evolutionen. 2) Der neue Bau des Kessels oder Dampf-Erzeugers, und die besondere Art von Roͤhre, durch welche der Dampf zu der Maschine geleitet wird; 3) die Art, den Kessel mit Wasser zu fuͤllen mittelst, einer pneumatischen Presse. Tab. I. Fig. 1. zeigt den Seiten-Aufriß des Wagens mit dem Kasten. Fig. 2. zeigt denselben im Grundrisse. Fig. 3. ist ein Durchschnitt des Kessels und der Maschinerie im vergroͤßerten Maßstabe. Fig. 4. stellt den oberen Theil des Kessels mit der Speisungs-Roͤhre und den Wasserbehaͤltern dar: die punctirten Linien in dieser Figur zeigen den Feuerherd und die Zuͤge, der Pfeil deutet die Richtung der Flamme nach dem Schornsteine an. Fig. 5, 6, 7, 8, 9, 10. sind Grundrisse und Durchschnitte verschiedener Theile der Maschine mit verschiedenen Modificationen. Fig. 11. ein Grundriß der Buͤchse des Schiebrades mit einem Theile der Nabe. Fig. 12. eine an der Spindel des Steuerrades befestigte Platte von oben gesehen, um dem Fuͤhrer die Schiefheit der beiden Achsen zu zeigen. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde. A, ist der Kessel aus starkem Gußeisen oder aus irgend einem anderen tauglichen Metalle. Er ist in einem starken Gehaͤuse aus geschlagenem Eisen oder Kupfer eingeschlossen, wie Fig. 3. im Durchschnitte zeigt, A, der Plaz fuͤr das Brenn-Material ist. aaa, sind Theile des Zuges. Der obere Theil ist, wie Fig. 4. zeigt, aus einer Menge seichter Troͤge zusammengesezt zur Aufnahme einer geringen Menge Wassers in einem Zustande, in welchem es bereit ist in Dampf uͤberzugehen, der aus dem Behaͤlter durch die kleine Roͤhre, ggg, zugelassen wird. bbb, ist das aͤußere Gehaͤuse aus geschlagenem Metalle zur Aufnahme des Dampfes, der bei der Maschine verbraucht werden soll. B, ist der Schornstein, der aus der Witte der Zuͤge aufsteigt. DD, sind die beiden Cylinder, mit ihren Staͤmpeln und Klappen zur abwechselnden Wirkung des Dampfes uͤber und unter dem Staͤmpel auf die gewoͤhnliche Weise versehen. Der Kessel haͤngt in den Federn d, und der Dampf wird zu der Maschine durch die schnekenfoͤrmige Roͤhre, c, geleitet, der man deßwegen diese Form gab, damit der Kessel sich schwingen kann, ohne daß die Verbindungen der Roͤhren dabei leiden. E, ist die Cisterne, die Wasser fuͤr eine Station enthaͤlt, naͤmlich 50 bis 80 Gallons; sie ist aus starkem Kupfer und luftdicht, so daß sie einen Druk von ungefaͤhr 60 Pfund auf den Quadrat-Zoll ertragen kann. Bei e, ist eine Luft-Pumpe angedeutet (es koͤnnen deren auch mehrere seyn), die von den Balken der Maschine getrieben wird, und Luft in das Wassergefaͤß preßt, damit durch den Druk derselben durch eine schikliche Roͤhre das Wasser in den Kessel getrieben wird, so oft es in demselben fehlt, und in der Menge, in der es fehlt. FF, sind die beiden Balken, die an einem Ende mit den Staͤmpelstangen, und an dem anderen mit den Schaukelpfosten HH, versehen sind. In ungefaͤhr einem Viertel der Laͤnge der Stangen von den Staͤmpelstangen aus sind die zwei Verbindungs-Stangen, gg, deren untere Enden an den beiden Kurbeln befestigt sind, die unter Winkeln von 90° von einander angebracht sind, und durch die Kraft des Dampfes dem Rade eine anhaltende umdrehende Bewegung ertheilen, ohne daß ein Flugrad noͤthig waͤre. Die vier Raͤder sind an dem Wagen, wie gewoͤhnlich, angebracht; nur daß ein Schiebrad auf dem hinteren Theile der Nabe angebracht ist mit einer Buͤchse, die in die Achse eingekeilt, und mit einem am Ruͤken mit einer Feder versehenen Sperrkegel ausgestattet ist; dadurch werden die Raͤder getrieben, wenn die Achse sich dreht, und zugleich, wenn der Wagen eine krumme Linie beschreiben soll, das aͤussere Rad schneller getrieben, als das innere, jedoch so, daß es immer dem Impulse der Maschine folgt, so bald der Wagen gerade laͤuft. Diese Buͤchse und der Sperrkegel sind in Fig. 11. besonders bezeichnet. Fig. 5, 8, 9, 10. zeigt eine verschiedene Methode, dasselbe zu leisten, wobei noch der Vortheil ist, daß der Wagen zu gleich durch die Maschine verstaͤrkt, und mit dieser aufgesezt wird. Die Naben sind hier mit einer Vertiefung in der Mitte gegossen, in welcher sich ein doppeltes Getriebe befindet, womit die innere Seite der Nabe correspondirt. Auf diese Getriebe wirken gleichzeitig die Stangen, und der kleine Hebel, b, mit den Spiralfedern, mm, die, je nachdem sie rechts oder links getrieben werden, den Wagen ruͤkwaͤrts oder vorwaͤrts treiben. An den vorderen Naben sind zwei walzenfoͤrmige Metallringe befestigt, um welche zwei Reibungs-Laufbaͤnder laufen, die mittelst eines durch den Fuß des Fuͤhrers zu leitenden Hebels gespannt werden koͤnnen, so daß der Wagen dadurch aufgehalten und selbst leicht still stehen gemacht werden kann, wenn es bergunter geht. K, ist der Siz des Fuͤhrers mit dem vorne angebrachten Steuerrade, L, welches an der kleinen aufrechten Spindel, 1, befestigt ist, und die zwei kegelfoͤrmigen Triebstoͤke, 2, dreht, und die Spindel 3, mit ihrem kleinen Triebstoke 4, welcher, in einen Zahnstok an dem Ausschnitte eines Kreises an dem Vorderwagen eingreifend, die beiden Achsen unter jeden Winkel bringen laͤßt, der da noͤthig ist, um die Kutsche auf der Straße umkehren zu machen: der Mittelpunct der Bewegung ist der Reißnagel. Das Vorder- und Hinter-Gestell des Wagens ist durch die Langwied 5, verbunden, die an einem Ende bei der Gabel fest gebolzt ist, wie Fig. 2. zeigt, an dem anderen Ende durch zwei Halsbaͤnder befestigt wird, welche die Vorder- und Hinter-Raͤder den Ungleichheiten des Weges sich anschmiegen lassen. Wenn man steile Streken auf der Straße hinauffahren, oder auf Eisenbahnen fahren, oder einen anderen Wagen hinten nachziehen soll, ist mehr Reibung auf der Straße noͤthig, als die beiden Hinteren Raͤder nicht gewaͤhren koͤnnen: daher hat man eine Vorrichtung angebracht, um alle vier Raͤder zu treiben. Diese besteht in einem Paare kegelfoͤrmiger Raͤder, 4, deren eines an der Hinteren Achse, das andere an der der Laͤnge nach hinlaufenden Spindel, 6, sich befindet, auf welcher sich unmittelbar unter dem Reibnagel 1 bei 7 eine sogenannte allgemeine Einfuͤgung befindet. Dadurch wird die Spindel, 7, in den Stand gesezt sich zu drehen, wenn auch der Wagen gesperrt ist. An einem Ende der Spindel 7, ist eines der 2 kegelfoͤrmigen Raͤder, wovon das andere sich an der vorderen Achse befindet. Diese Raͤder stehen in demselben Verhaͤltnisse gegen einander, in welchem sich die hinteren Raͤder zu den vorderen befinden, und dadurch werden ihre Umfaͤnge mit gleicher Geschwindigkeit umgetrieben. Fig. 6. ist ein anderer Grundriß, und Fig. 7. ein anderer Durchschnitt alle Raͤder zugleich zu bewegen, wo der Neidnagel uͤber dem Mittelpuncte der Achse ist. 8, ist ein Rad, das sich darauf dreht, und das, wenn es durch das Rad 9, in Bewegung gesezt wird, mittelst des Rades 10, die Vorderachse, und dadurch die Raͤder in Umtrieb sezen wird. Sicherheitsklappen, Sperrhaͤhne zum Zulassen, Absperren und Reguliren des Dampfes etc. sind hier angebracht, koͤnnen aber hier, wegen des kleinen Maßstabes, nicht in der Zeichnung dargestellt werden: jeder Mechaniker kennt sie ohnedieß. Der Kessel, der von 250 bis auf 600 und 800° Fahrenh. geheizt wird, wird hier ein Magazin von Waͤrmestoff. Da die Patent-Traͤger das Wasser in einem besonderen Gefaͤße halten, und es nur dann in den Kessel bringen, wann Dampf noͤthig ist, so erfuͤllen sie den großen Wunsch bei Anwendung des Dampfes auf gewoͤhnlichen Wegen jedes Mahl nur soviel Dampf zu erzeugen, als noͤthig ist; so daß, wo es bergab geht, aller Dampf und alle Hize erspart, und fuͤr die naͤchste Streke, die bergan geht, oder wo der Weg schlecht ist, aufbewahrt werden kann. Die Maschine ist eine Maschine mit hohem Druke, und von der Kraft von 10 Pferden. Der Dampf wird in ein Zwischen-Gefaͤß abgelassen, und durch einen Hahn oder durch mehrere Haͤhne regulirt.

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