Titel: Ueber Schraubenstöke, Stämpel etc.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. LXVII., S. 260
Download: XML
LXVII. Ueber Schraubenstoͤke, Staͤmpel etc. Fortsezung aus Gill's technical Repository. Sept. 1825. S. 182. October 1825. S. 193. (Polytechn. Journ. B. XVIII. S. 323). Mit Abbildungen auf Tab. V. (Im Auszuͤge) Ueber Schraubenstoͤke, Staͤmpel etc. Herr Keir, der beruͤhmte Mechaniker zu Camden Town, erlaubte Hrn. Gill die Beschreibung folgender Instrumente zum Schraubenschneiden, deren er sich seit beinahe 40 Jahren mit bestem Erfolge bediente, und die jezt noch, wenigstens die Schraubenstoͤke, so gut sind, wie sie anfangs waren, oͤffentlich bekannt zu machen. Fig. 7. zeigt diese Schraubenstoͤke und Stamperl von oben. Die Schraubenstoͤke sind ein laͤngliches Gestell mit zwei Handgriffen. Die Staͤmpel werden nach der Weite und Tiefe der Oeffnung des Stokes zugeschnitten, und genau in dieselben eingepaßt, werden aber zugleich von den hervorstehenden Theilen zweier gehaͤrteter Stahlcylinder getragen, und schieben sich auf denselben hin und her. Diese staͤhlernen Cylinder liegen ungefaͤhr mit der Haͤlfte ihrer Dike in den Seiten des Stokes, und stehen nach innen vor, wie die punctirten Linien in der Figur zeigen, und in Fig. 8. noch deutlicher zu sehen ist. Außer diesen Cylindern sind an jedem Ende des Stokes noch zwei Stellschrauben angebracht, um auf die Staͤmpel vorwaͤrts zu druͤken, und sie im Mittelpuncte des Stokes zu erhalten, damit sie besser im Gleichgewichte bleiben. So klar diese Darstellung des Schraubenstokes und der Staͤmpel auch an und fuͤr sich ist, so muß man doch einige praktische Handgriffe bei Verfertigung derselben beachten, die Hr. Keir sehr liberal mitgetheilt hat. Fig. 8. gibt eine vergroͤßerte Ansicht des Gestelles des Stokes aus geschlagenem Eisen mit der laͤnglichen Oeffnung, aa, in demselben, bereit zum Einbohren eines walzenfoͤrmigen Loches zur Aufnahme eines der in Fig. 10. einzeln dargestellten Cylinder, wie die punctirten Linien zeigen: vor dieser Operation muß indessen eine Linie laͤngs der Mitte der inneren Flaͤche dieser Seite des Gestelles gezogen werden, wornach man eine Furche von hinlaͤnglicher Tiefe schneiden kann, um den Bohrer bei seinem Durchgange zu leiten. Ein Stuͤk Stabeisen, b, der Laͤnge der Oeffnung in dem Gestelle angepaßt, und vollkommen flach an den Seiten, ohne alle Laͤngenfurchen, wird dann durch die Keile, cc, fest an den Rahmen des Gestelles eingekeilt, wie die Figur zeigt. Nachdem vorlaͤufig an jedem Ende des Gestelles an den gehoͤrigen Orten Einstiche angebracht wurden, um den Bohrer bei se, inem Eintritte zu leiten, und das Gestell auf der kegelfoͤrmigen Spize der Schraube der schiebbaren Doke der Drehebank zu stuͤzen, kann das Loch gebohrt werden: die an der inneren Seite des Gestelles eingeschnittene Furche macht das Loch an der Seite des Gestelles tiefer, als an der Seite des eisernen Blokes, b. Eine gehaͤrtete und temperirte staͤhlerne Spize, mir der Laͤnge nach herablaufenden Zahnen rings um dieselbe, von der Form, wie Fig. 11. sie zeigt, und Fig. 12. im Durchschnitte sie darstellt, verduͤnnt gegen die Spize zulaufend, und dann bis zum Durchmesser des beabsichtigten Loches anschwellend, muß hierauf durch das gebohrte Loch durchgezogen werden, um demselben eine genau cylindrische Gestalt zu geben. Ein Ende mag etwas sanft sich erweitern zur Aufnahme eines breiteren Kopfes des Stahlcylinders, Fig. 10. Dann kann die andere Seite des Gestelles, auf obige Weise zugerichtet, gebohrt werden, nachdem die gegenuͤberstehende oder ganze Seite des Blokes, b, vorher damit festgekeilt wurde, wo sie dann auf obige Weise vollendet wird, um einen anderen aͤhnlichen Stahlcylinder aufzunehmen. Nun werden die vier Schraubenlocher zur Aufnahme der vier Schrauben in das Gestell gemacht, und hierauf wird dieses in einer Caͤment-Buͤchse bis auf eine gewisse Tiefe gehaͤrtet, und dadurch zum Gebrauche geschikt: die Außenseite ist sehr hart, waͤhrend das Eisen innenwendig sehr zaͤhe und fest ist. Die inneren Seiten des Gestelles muͤssen nicht genau parallel, sondern oben etwas weiter von einander entfernt seyn, als unten, damit die Staͤmpel desto leichter einpassen, was bei paralleler Lage derselben schwieriger waͤre, da die Staͤmpel dann zu enge schließen wuͤrden, wogegen kein Mittel ist. Die Staͤmpel werden zuerst durch Feilen eingepaßt, wo dann die Stahl-Cylinder herausgenommen werden, und man bezeichnet dann die Stellen, an welchen man mit einer runden Feile Hoͤhlungen in dieselben an jeder Seite einfeilt, so daß die Cylinder beinahe passen. Die Staͤmpel werden hierauf an ihrer Stelle in dem Gestelle mittelst Schrauben befestigt, und die Hoͤhlungen durch die gezaͤhnte Stahlspize, Fig. 11 und 12. vollender, indem, wenn man diese durch die Loͤcher fuͤhrt, die gehaͤrteten Seiten des Gestelles die Spizen hindern, daß sie nicht auf sie wirken. Nachdem die Staͤmpel auf diese Weise in das Gestell eingepaßt wurden, werden sie verduͤnnt, und wie gewoͤhnlich, ausgearbeitet, wie Fig. 13 und 14. zeigt, und hierauf gehaͤrtet und temperirt. Sollten sie sich bei dem Haͤtten werfen, so muͤssen ihre flachen Seiten in die gehoͤrige Form zugeschliffen werden, und die Hoͤhlungen in ihren Seiten muͤssen durch eine cylindrische Stange aus weichem Eisen ausgebessert werden, welche in der Drehebank zugedreht wird, wo ein Ende durch die Schraube fest gehalten wird. Auf die Stange muß man etwas Oehl und sehr feinen Schmergel geben, und die Loͤcher in den Staͤmpeln ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts damit reiben, bis sie, nach angestellten Versuchen an dem Gestelle, genau fuͤr die beiden Cylinder passen. Man kann auch eine halbwalzenfoͤrmige staͤhlerne Spize statt der obigen, Fig. 11. anwenden, um die Staͤmpel in das Gestell zu passen. Hrn. P. Keir's großer Schraubenstok sammt Staͤmpel und Schneider zu Schrauben mit vierekigen Gaͤngen. Hr. Keir war ehevor haͤufig mit Aufziehen von Artillerie-Stuͤken auf ihre Lafseten beschaͤftigt, und brauchte viele Schrauben mit vierekigen Gaͤngen oder Faden. Er fand es daher der Muͤhe werth, die Verfertigung dieser Schrauben durch Verfertigung der dazu noͤthigen Schraubenstoͤke, Staͤmpel und Schneider sich zu erleichtern. Der groͤßte Theil der Arbeit wurde mit dem Schneider gethan, und der Staͤmpel diente bloß zum Einschneiden in den Cylinder, der geschnitten werden sollte, so daß der Schneider darnach gefuͤhrt werden konnte. Die naͤchsten Figuren zeigen diese Geraͤthe im kleinsten Detail sammt allem Zugehoͤre in einem Viertel ihrer natuͤrlichen Groͤße. Fig. 15. zeigt den Schraubenstok von oben, mit Hinweglassung der Handgriffe, fuͤr welche hier kein Raum war; das ganze Instrument ist 6 Fuß lang. Fig. 16. zeigt es von der Seite, wo ein Handgriff und ein Theil des Stokes weggelassen ist, um die Staͤmpel und die uͤbrigen Theile desto deutlicher zu zeigen. Fig. 17. ein Durchschnitt des Stokes und eines Staͤmpels nach der punctirten Linie, AB, in Fig. 15. Fig. 18. ein Quer-Durchschnitt durch die Mitte des Stokes etc. nach der Linie, CD, in Fig. 15. In allen diesen Figuren bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Gegenstaͤnde. Da die Art, wie der Stok hergerichtet wird, bereits oben beschrieben wurde, bleibt nur die Angabe der sinnreichen Weise uͤbrig, nach welcher Hr. Keir den Schneider an den Staͤmpeln anbrachte, und die Vorrichtung, die er an denselben traf, um sie fuͤr Schrauben mit vierekigen Gangen tauglich zu machen. EE, sind die beiden harten Stahl-Cylinder, auf welchen der Stok sich schiebt, wie Fig. 17. zeigt. Diese Cylinder haben messingene geraͤndelte Koͤpfe, FF etc. an jedem Ende, mittelst welcher man sie ausziehen kann, wenn es noͤthig ist, um die Staͤmpel, G und H, herauszunehmen. Diese sind bedeutend diker als gewoͤhnlich, damit sie den Cylinder, der zur Schraube geschnitten werden soll, kraͤftiger festhalten koͤnnen. Die Theile der Faden oder Gange innerhalb derselben sind viel seichter, als gewoͤhnlich, und, wie bereits bemerkt wurde, nur bestimmt, leicht in den Cylinder einzugreifen, jedoch hinlaͤnglich tief, um den Schneider mit Sicherheit leiten zu koͤnnen, wenn er die Furchen ausarbeitet. An dem Staͤmpel, G, ist auch jener Theil des Fadens, der von dem Mittelpunct, I, (Fig. 17.) bis an das Ende an der Seite hinlaͤuft, weggeschnitten, so daß eine schneidende Kante in der Mitte doͤs Staͤmpels entsteht. Auf dem anderen Staͤmpel, H, wird der Schneider, J, befestigt, und auf folgende Weise geleitet. In Fig. 19. ist dieser Staͤmpel, H, besonders abgebildet, wie er zur Aufnahme des Schneiders, J, hergerichtet ist. Er ist oben von, K bis L, schief zugefeilt, nach der Neigung des Schraubenfadens, und oben ist quer durch die Mitte ein Einschnitt zur Aufnahme des Schneiders, J, angebracht wie man in der Ansicht von oben, Fig. 15. sieht. Figur 20. zeigt diesen Schneider und Staͤmpel mit einer Dekplatte, M, die durch zwei Schrauben festgehalten wird, um den Schneider, J gehoͤrig zu befestigen. Diese Platte, M, ist in Fig. 21. besonders, und von oben gesehen dargestellt, und in Fig. 22. von unten mit einem seichten, querdurchlaufenden. Einschnitte versehen, zur Aufnahme der oberen Seite des Schneiders, J, innerhalb desselben. Der Schneider, J, ist einzeln in Fig. 23. von oben dargestellt. Die Neigung seiner Schneide, bei N, sieht man in Fig. 24., wo derselbe von der Seite dargestellt ist. Figur 25. zeigt denselben vom Ende her. Dieser Schneider, J, wird von Zeit zu Zeit, wo er in Thaͤtigkeit ist, durch die Schraube, O, vorwaͤrts geschoben, die durch den Buͤgel, P, geleitet wird, welcher mittelst zweier Schrauben auf den Ruͤken des Staͤmpels, H, aufgesezt ist. Dieser Buͤgel ist in Fig. 26 und 27. als an dem Staͤmpel befestigt dargestellt: von innen gesehen, und einzeln dargestellt, zeigt ihn Fig. 28. QQ, sind die beiden Schrauben, welche die Staͤmpel auf den zu schneidenden Cylinder sezen. R, in Fig. 29. ist ein cylindrischer Raͤumer, den Fig. 30. im Durchschnitte zeigt: Hr. Keir bedient sich desselben zur Vollendung der Furchen in den Kamen der fuͤr diesen Stok bestimmten Staͤmpel, in ihren Stellen in dem Stoke: die Spize von R, laͤuft etwas verduͤnnt zu. Fig. 31. ist einer der staͤhlernen Cylinder-Stifte, E, mit dem messingenen Kopfe, F, besonders dargestellt. Hr. Keir meynt, es waͤre gut, schneidende Zaͤhne auf dem oberen Theile der leitenden Kanten der Staͤmpel zu bilden, wie Fig. 32. bei, SS, zeigt, wo ein Theil des Staͤmpels in groͤßerem Maßstabe dargestellt ist: dadurch koͤnnte das Metall in feine Faden zertheilt werden, statt daß es in breiten Spaͤnen abfaͤllt, wie gegenwaͤrtig, wodurch die Wirkung der Staͤmpel sehr erleichtert wuͤrde. Die unteren Theile will er jedoch vierekig und ganz lassen. Hr. Keir verfertigte seine Schraubenstoͤke aus dem besten schwedischen Eisen, und haͤrtete sie in der Caͤmentbuͤchse. Er hat vier derselben, alle von verschiedener Groͤße: der zulezt beschriebene ist der groͤßte. Wir werden naͤchstens noch einige andere verbesserte Methoden anderer sehr verstaͤndiger Mechaniker aus unserer Bekanntschaft angeben, nach welchen man Schrauben mit vierekigen Gaͤngen schneiden kann, die bekanntlich unter allen am schwersten zu verfertigen sind.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V