Titel: Ueber Spargelbau und Spargeltreiberei im Winter im Freien ohne Glas und Feuer.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. LXXVII., S. 309
Download: XML
LXXVII. Ueber Spargelbau und Spargeltreiberei im Winter im Freien ohne Glas und Feuer. Ueber Spargelbau und Spargeltreiberei im Winter im Freien ohne Glas und Feuer. Herr Peter Lindegaard, koͤnigl. Gaͤrtner zu Rosenburgh bei Koppenhagen, hat im V. Th. des V. Bandes der Transactions of the London Horticultural-Society einen lehrreichen Aufsaz mitgetheilt, aus welchem wir hier einen gedraͤngten Auszug liefern. Hr. Lindegaard laͤßt jaͤhrlich 4–6 neue Beete anlegen, und eben so viele alte eingehen. Er mischt die Erde hierzu so, daß er einen leichten, etwas sandigen, Lehmboden erhaͤlt. Er laͤßt im Herbste 4 Fuß tief umgraben, und die aufgegrabene Erde zum Ausfrieren in Haufen reihenweise legen. In die Tiefe legt er 1/2 Fuß hoch alten verwitterten Pferdemist, und hierauf eine Lage Erde, und so abwechselnd eine Lage Erde und eine Duͤnger. Im folgenden Fruͤhjahre laͤßt er alles wieder umgraben, damit der Boden gehoͤrig gemengt wird, und legt 4 Fuß breite Beete, und 2 Fuß breite Gange auf dem umgegrabenen Boden an. In jedes Beet kommen zwei Reihen Spargel, die Stoͤke 2 Fuß weit von einander. Er pflanzt immer nur einjaͤhrige Stoͤke, und zieht den Spargel nie aus Samen, weil ein Jahr dabei verloren geht. Die Grube fuͤr jeden Stok macht er 4 Zoll tief, und wenigstens 8 Zoll im Durchmesser weit. Den Boden der Grube macht er kegelfoͤrmig, legt die Pflanzen auf diesen kleinen Huͤgel, und nachdem sie eingewurzelt haben, dekt er sie 4 Zoll hoch uͤber ihre Kronen mit guter fruchtbarer Erde. Im ersten Jahre pflanzt er zwischen die Spargel eine Reihe Rettige oder Salat, oder große spanische Zwiebel, die wenig Raum einnehmen, nicht tief wurzeln, und dem Spargelbeete nicht schaden. Im zweiten Jahre aber, und in den folgenden Jahren duldet er keine andere Pflanze mehr auf dem Spargelbeete. Im Herbste, wo die Staͤngel bis 1 Zoll tief unter der Erde abgeschnitten werden, wird das Beet mit der Gabel sorgfaͤltig umgestochen. Die Gange werden nun einen halben Fuß tief aufgegraben, (die Erde wird auf die Spargel-Beete geworfen), und neuerdings mit altem Duͤnger aufgefuͤllt, der im naͤchsten Herbste wieder als Erde auf das Spargel-Beet geworfen wird, und so dasselbe erhoͤht. Im vierten Jahre kann, bei dieser Behandlung, wenn die Beete gehoͤrig rein gehalten worden sind, der Spargel geschnitten werden; jedoch duͤrfen die Stoͤke nicht stark angegriffen werden. Das Schneiden im dritten Jahre tadelt er, weil die Stoͤke dadurch zu sehr geschwaͤcht werden. Die Gloken und Roͤhren findet er zu muͤhesam, und kostspielig und unbrauchbar bei starken Winden. Er findet es besser, die Erde um die Triebe aufzuhaͤufeln, damit sie weiß bleiben, und fruͤhe am Morgen zu schneiden. Zum Treiben waͤhlte er die besten Beete, die im lezten Sommer nicht geschnitten wurden. Da er am 28. Jaͤnner, zum Geburtsfeste des Koͤniges, viele Spargel braucht (er braucht ungefaͤhr 2500, erhaͤlt aber mit Nachtrieben in den naͤchsten 14 Tagen, auf 4 Beeten, deren jedes 40 Fuß lang ist, leicht uͤber 4000), so faͤngt er Ende Decembers (4 bis 5 Wochen vorher), an zu treiben. Wenn vor dieser Zeit starker Frost zu besorgen ist, laͤßt er die zum Treiben bestimmten Beete mit Streu oder Laub bedeken damit der Frost nicht in die Erde eindringen kann. Die Arbeit beginnt nun damit, daß das Beet mit der Gabel vorsichtig aufgelokert wird. Hierauf wird der erste Schaufelstich aus den Gaͤngen auf das Beet geworfen, um dasselbe zu erhoͤhen, indem die Kronen zuweilen so nahe unter der Erde liegen, daß man ohne diese Vorsicht keine Triebe von gehoͤriger Laͤnge erhalten kann. Die Gaͤnge werden nun weiter bis zur Tiefe von 3 1/2, Fuß ausgegraben, und alsogleich mit heißem Roß-Miste ausgefuͤllt, den man noch 1 1/2, Fuß hoch uͤber die Oberflaͤche der Beete auffuͤhrt, und mit alten Brettern bedekt, nachdem man ihn vorlaͤufig etwas niedergetreten hat. In die Mitte des Beetes kommt ein schmales Brett, auf welches der Arbeiter bei dem Abschneiden mit dem einen Fuße tritt, waͤhrend er den anderen auf dem Duͤnger hat. Die Beete selbst werden mit Streu, oder 3 bis 4 Zoll hoch mit demselben Duͤnger, nach der Witterung, belegt. Die beiden Enden der Beete muͤssen eben so tief und breit mit heißem Pferde-Duͤnger eingefaßt werden. Es ist nun nichts weiter noͤthig, als von Zeit zu Zeit die Temperatur in den Beeten zu beobachten, in welcher Absicht einige Staͤbchen in dieselben eingesenkt werden. In den ersten vierzehn Tagen nach dieser Erwaͤrmung der Beete zeigen sich die ersten Triebe, und koͤnnen geschnitten werden, indem man die Streu von der Haͤlfte des Beetes auf die andere schlaͤgt, und alsogleich nach dem Schneiden wieder bedekt. Man muß alle drei Tage wenigstens nachsehen, damit die Triebe nicht zu lang werden. Wenn die Beete nicht uͤbertrieben wurden, so kann man 5 bis 6 Wochen lang auf ihnen Spargel schneiden. Nach der Ernte, oder besser Anfangs Fruͤhlings, nimmt man den Duͤnger aus den Gaͤngen weg, und fuͤllt dieselben wieder mit guter Erde aus, damit die Stoͤke ihre Wurzeln in dieselben treiben koͤnnen. Auch von den Beeten selbst muß der Duͤnger weggeraͤumt, und dieselben muͤssen mit dem Rechen uͤbergangen werden; die Triebe, die spaͤter noch zum Vorscheine kommen, muͤssen den Stoͤken belassen werden, damit man sie nicht zu sehr schwaͤcht. Der waͤhrend des Treibens von Zeit zu Zeit gesammelte Spargel wird in Kellern: oder in der Orangerie in trokenem Sande aufbewahrt, in welchen man ihn reihenweise senkrecht einstekt, nicht horizontal niederlegt: so bleibt er 14 Tage bis 3 Wochen lang frisch und gut. Der angewendete Duͤnger, der allerdings hoch zu stehen kommt, ist nicht ganz verloren, sondern kann wieder zu anderen Zweken verwendet werden. Wenn man spaͤter, im Hornung z.B. treibt, braucht man weniger Duͤnger. An Seeplaͤzen kann man den Duͤnger mit Fucus vesiculosus zur Haͤlfte mengen: er haͤlt aber die Hize nicht so lang. Die auf diese Art getriebenen Spargelstoͤke muͤssen drei Sommer uͤber vollkommen ruhen, wo sie dann wieder mit Vortheil getrieben werden koͤnnen. Hr. Lindegaard bemerkt uͤber die Wiener-Art Spargel zu ziehen, daß Hornspaͤne, Knochen, Ochsen-Hoͤrner, welche Hr. Forbes in seinem Berichte hieruͤber (vergl. polytechnisches Journ. V. XIV. S. 143.) empfiehlt, einer so schnell wachsenden Pflanze, wie Spargel, bei ihrer langsamen Zersezung wenig Nahrung gewahren koͤnnen, und wahrscheinlich auch auf den Geschmak des Spargels selbst nachtheilige Wirkung aͤußern. Er lobt mit Recht den leichten Haarlemer Sandboden zum Spargelbaue: eine Bemerkung, die wir auch durch die Guͤte des Nuͤrnberger-Spargels bestaͤtigt finden.