Titel: | Methode, Zuker zu raffiniren, worauf E. K. Howard, Esq., in Westbourn Green, Middlesex, sich den 31sten October 1812 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XCV., S. 376 |
Download: | XML |
XCV.
Methode, Zuker zu raffiniren, worauf E. K. Howard, Esq., in
Westbourn Green, Middlesex, sich den 31sten October 1812 ein Patent ertheilen ließ.
Aus Gill's technical Repository. Sept. 1825. S.
129.Hr. Gill theilt dieses in nachstehender Abhandlung
verbesserte Patent mit, da es im naͤchsten Jahre ausgelaufen seyn wird.
Wir finden es der Mittheilung werth, weil wir erwarten, daß die
Runkelruͤben-Zukerfabrikation bei uns endlich auch jene Aufmerksamkeit
als Foͤrderungs-Mittel der Viehzucht und der Landwirthschaft, wie in
Frankreich finden wird. Fuͤr diesen wichtigen Industriezweig empfehlen
wir den Unternehmern folgendes Werk: „Art de
fabriquer le sucre de Betteraves, contenant: 1) la description des
meilleures méthodes usitées pour la culture
et la conservation de cette racine; 2) l'exposition
détaillée des procédés et appareils utiles
pour en extraire le sucre avee de grands avantages; suivi d'un essai
d'analyse chimique de la Betterave; par M. Dubrunfaut, Membre de la
Société d'Encouragement. 8. Paris 1825, avec 8 pl. chez
Badelier. 7. Fr. 50 Cent.
In demselben wird Achard's Schrift uͤber
den europaͤischen Zuker, die von Anger ins
Franzoͤf. uͤbersetzt und von Carl Derosne mit schaͤzbaren Bemerkungen versehen wurde, als die
beste uͤber diesen Fabrikations-Zweig genannt, und Hr. Dubrunfaut hat in
seinem Werke alle wichtigen Veraͤnderungen und Verbesserungen, welche der
Zeit durch Erfahrung sich bewahrten, aufgenommen, wo demnach Jeder, der sich auf
Runkelruͤben-Zuker-Fabrikation verlegen will, wohl thun wird, sich dieses
Werk anzuschaffen und zu benuͤzen. D.
Howard's, Methode Zuker zu raffiniren.
Auf die bekannte Thatsache, daß Wasser den am wenigsten
krystallisirbaren Zuker weit leichter aufloͤst, als denjenigen, der am
leichtesten krystallisirbar ist, und auf eine Entdekung, die ich gelegentlich
machte, daß keine Zukeraufloͤsung in Wasser (außer sie waͤre bereits
hoͤchst concentrirt), ohne materielle Beeintraͤchtigung ihrer Farbe
und Krystallisations-Faͤhigkeit, oder beider zugleich, waͤhrend der
zur Abdampfung bis zur Krystallisation noͤthigen Zeit der Siedehize ausgesezt
werden kann, gruͤndete ich folgende Verfahrungs-Arten:
Erstlich unterziehe ich den Rohzuker oder die Muscovade einer vorlaͤufigen
Bearbeitung, indem ich, so schnell als moͤglich, denselben mit soviel Wasser
menge, daß aus dem Gemenge unter der gewoͤhnlichen Temperatur der Luft, ein
Teig von der Consistenz eines gut abgearbeiteten Moͤrtels wird. Dieses
Gemenge lasse ich ungefaͤhr eine Stunde lang ruhen, oder etwas
daruͤber, und erhize sie hierauf ein wenig, bis zu einer Temperatur von 190
bis 200° F. (+ 70 bis 74°, 5 R.). Diese Erwaͤrmung geschieht am
bequemsten in einem Gefaͤße, welches mit siedendem Wasser, oder mit Dampf
umgeben ist, d.h., in einem Wasserbade unter dem Druke der Atmosphaͤre.
Nachdem diese Mischung aus Zuker und Wasser auf obige Weise, und durch
staͤtes Umruͤhren zu einer gleichfoͤrmigen Temperatur gebracht
wurde, regulire ich die noͤthige Consistenz derselben durch zugesezten Zuker
oder einen duͤnneren Brey so, daß die Masse hinter dem Ruͤhrer sich
alsogleich wieder schließt. Mit dieser Masse fuͤlle ich, unmittelbar aus dem
Wasserbade, die Formen auf irgend eine bequeme Weise, und nachdem ich die Masse in
denselben erkalten ließ, (wie wenn die Formen auf die gewoͤhnliche Weise mit
Zuker gefuͤllt wurden), ziehe ich den Pfropfen aus demselben aus, und lasse
den Syrup ablaufen. Sobald der Syrup auslaͤuft, oder noch etwas
fruͤher, puze ich die breitere oder obere Flaͤche des Zukerhutes in
der Form mit irgend einem schiklichen Instrumente so tief weg, bis ich finde, daß
der Zuker ein gleichfoͤrmiges Ansehen bekommt. Den auf diese Weise von dem
Zukerhute abgepuzten Zuker menge ich mit kaltem Wasser zu einem Breye von solcher
Consistenz, daß er sich nicht leicht hinter dem Ruͤhrer schließt, und bringe ihn dann wieder auf
die abgepuzte Flaͤche des Zukerhutes; so bald dieser Brey etwas troken
geworden ist, gieße ich sorgfaͤltig, mit vorgerichtetem Schwimmer, oder mit
irgend einer aͤhnlichen Schuͤzung, eine kalte gesaͤttigte
Aufloͤsung von feinem Zuker in kaltem Wasser ungefaͤhr einen halben
Zoll tief auf denselben. Oder, was ich noch lieber thue, ich nehme denselben Brei
bis zu jener Flaͤche am Zukerhute weg, die nach obigem ersten Puzen
uͤbrig blieb, und mische ihn mit Wasser zu einer duͤnneren Consistenz,
als die eben angegebene, und trage ihn dann wieder auf obige Weise auf, und
wiederhole dieselben Operationen mit dem duͤnnen Breye, oder mit einer kalten
Aufloͤsung von feinerem Zuker, als derjenige ist, der raffinirt werden soll,
so lange, bis der Zuker sich sehr dichtkoͤrnig zeigt, und die
Oberflaͤche sehr hart ist, wo dann eine ungesaͤttigte
Zukeraufloͤsung, oder selbst Wasser allein aufgegossen werden kann, ohne es
jedoch einlaufen zu lassen. Ich empfehle jedoch dieses Verfahren durchaus nicht,
indem es im Großen zu viele Genauigkeit und Aufmerksamkeit fordert.
Wenn der Zuker ein zu grobes oder offenes Korn hat, ist der Zuker, der zum Breye
verwendet wird, desto besser, je feiner er gemahlen ist, indem dadurch ein zu
schnelles und ungleichfoͤrmiges Hinabsikern der Feuchtigkeit in den Hut
vermieden wird.
Es ist ferner durchaus nicht noͤthig, daß derselbe Zuker, der von der
Oberflaͤche des Zukerhutes abgenommen wurde, als Brey oder Syrup wieder auf
demselben gebraucht wird; im Gegentheile ist es, um Zeit zu ersparen und auch in
anderer Hinsicht, bequemer, Zuker von gleicher oder feinerer Farbe anzuwenden, den
man auf dieselbe Weise durch fruͤhere Operationen erhalten hat.
Die Zeit zur Beendigung dieser ersten Operation bestimme ich entweder dadurch, daß
ich von Zeit zu Zeit einen auf diese Weise bearbeiteten Zukerhut herausziehe, oder
die groͤßere oder geringere Leichtigkeit beobachte, mit welcher die
Feuchtigkeit aufgenommen wird, und die Farbe des austroͤpfelnden Syrupes:
leztere ist, in den meisten Faͤllen, ein hinlaͤngliches Kennzeichen
zur Bestimmung des Grades der erhaltenen Reinigkeit. In so fern es mit
Bequemlichkeit und Ersparung an Hize geschehen kann, finde ich es sehr gut die
Temperatur der Stuben, in welchen die Formen sich befinden, niedrig zu erhalten, ehe man den Brey
eintraͤgt, ungefaͤhr auf 60° F, (+ 12°, R.), und sie
dann wieder auf 80 bis 90° F, (+ 21 bis 25° R.) zu erhoͤhen,
nachdem die Oberflaͤche des Zukerhutes zum lezten Mahle troken geworden ist.
In jedem oben beschriebenen und noch zu beschreibenden Falle, wo Melasse oder Syrup
durchziehen muͤssen, ist es noͤthig, die trokene Masse des Zukerhutes
in der Form zu durchbohren oder aufzubrechen, sobald sie so fest oder eisig wird,
daß sie den Einteilt und Ausgang der Luft aus dem Zuker, und dadurch auch den freien
Fluß der Melasse oder des Syrupes hindert.
Nachdem dieser erste Theil meines Processes auf diese Weise vollendet wurde, ziehe
ich die Huͤte heraus, oder zerschlage sie auf die gewoͤhnliche Weise,
und sondere das, was man den reinen oder guten Zuker nennt, von demjenigen, der noch
Melasse enthaͤlt: lezteren bewahre ich auf, um ihn wieder mit Rohzuker zu
obiger Vorarbeit zu mischen. Ersteren raffinire ich, indem ich in einem schiklichen
Gefaͤße sechs Pfund Wasser, (vorzugsweise siedend heiß), auf fuͤnf
Pfund dieses Zukers gieße, und ungefaͤhr 6 per Cent (mehr oder minder, da es
nicht sehr wesentlich ist), fuͤr die in demselben bereits enthaltene
Feuchtigkeit abziehe, und nachdem durch Umruͤhren eine vollkommene
Aufloͤsung des Zukers bewirkt wurde, lasse ich den Schmuz und Unrath, und die
unaufloͤslichen Unreinigkeiten sich sezen, und ziehe die Aufloͤsung
mittelst eines Hahnes, oder auf irgend eine andere schikliche Weise, von denselben
in eine andere Cisterne, oder in ein gehoͤriges reines Gefaͤß ab. Die
Reinigung und Scheidung der uͤbrigen Unreinigkeiten, und des
Faͤrbestoffes geschieht mittelst meiner gewoͤhnlichen
Verfeinerungs-Mittel, welche ich auf folgende Weise bereite. Ich loͤsche gut
gebrannten Kalk mit siedendem Wasser, und bereite daraus einen Rahm: nachdem dieser
so gleichfoͤrmig geworden ist, als die Natur des Kalkes es gestattet, seze
ich ungefaͤhr eben so viel Wasser, dem Umfange nach, zu, und lasse die
Mischung einige Minuten lang aufkochen, bis der Kalk einer fein geronnenen Milch
gleicht. Die fremden Stoffe und Kluͤmpchen, die sich immer im Kalke finden,
wasche ich aus, oder scheide sie durch Elutriation, und um ja sicher zu seyn, daß
alle Kluͤmpchen weggeschafft werden, lasse ich den ausgewaschenen Kalk durch
ein Sieb mit so seinen Loͤchern laufen, daß nur die feinsten geronnenen
Theilchen durch dasselbe durchziehen koͤnnen. Hierauf nehme ich
ungefaͤhr zwei und ein Halbpfund Alaun auf jeden Zentner festen Zuker, der
raffinirt werden soll, und loͤse den Alaun in 16 Mahl oder ungefaͤhr
so viel, Gewichttheilen Wasser auf, welches vorzugsweise siedend heiß seyn soll.
Dieser Aufloͤsung seze ich sechzig bis achtzig Gran weiche Kreide, (whiting), auf jedes Pfund Alaun zu, und nachdem die
Mischung so lange umgeruͤhrt wurde, bis alles Aufbrausen aufhoͤrt,
lasse ich die in derselben schwebenden Theilchen sich sezen, und ziehe die
Aufloͤsung von dem Niederschlage ab. Dann gieße ich das, auf obige Weise
bereitete, geronnene Kalkwasser mit allen Kalktheilchen, wohl aufgeruͤttelt,
zu, und ruͤhre waͤhrend des Zugießens ohne Unterlaß die Mischung. Von
diesem geronnenen Kalkwasser wird so viel zugegossen, daß Kurkume-Papier, in die
Mischung eingetaucht, nur wenig seine Farbe aͤndert, und, wenn es troken
wird, wieder seine gelbe Farbe annimmt; durch Eintauchen aber in die klare
daruͤber stehende Fluͤßigkeit, nachdem Alles sich gesezt hat, kaum
etwas veraͤndert wird. Auf diese Weise sind nun meine Verfeinerungs-Mittel
gehoͤrig zubereitet, und ich lasse dieselben auf den Boden des
Gefaͤßes sich sezen. Nachdem die daruͤber stehende Fluͤßigkeit
abgegossen wurde, bringe ich diese Verfeinerungs-Mittel auf ein Brett, das wie ein
Filtrum aufgestellt ist, und lasse die Feuchtigkeit ablaufen, bis die Masse beginnt
sich zusammenzuziehen, und Spruͤnge bekommt. In diesem lezten Zustande sind
dann diese Verfeinerungs-Mittel zur Clarification der zulezt abgezogenen
Zuker-Aufloͤsung, von welcher oben die Rede war, brauchbar. Von dieser
Aufloͤsung, und von jeder anderen aͤhnlichen Zuker-Aufloͤsung,
seze ich nach und nach, und unter Umruͤhren, so viel zu, daß dadurch ein
gleichfoͤrmiger rahmartiger Zustand entsteht, und diese Mischung gieße ich in
die ganze Menge der besagten Zuker-Aufloͤsung, die zur Clarification bestimmt
ist, unter gehoͤrigem Umruͤhren, um das Verfeinerungs-Mittel
gleichfoͤrmig zu vertheilen.
Der raffinirte oder geklaͤrte Zuker bleibt dann entweder eine Nacht, oder
sechs Stunden uͤber in Ruhe, mehr oder weniger, und die helle
Fluͤßigkeit wird von den Verfeinerungs-Mitteln abgezogen auf die
gewoͤhnliche bekannte Weise. Das Abrauchen wird bei einer Temperatur von
ungefaͤhr 200 Graden, mehr oder minder, angefangen und fortgesezt, welche
Temperatur, wie wir oben bemerkten, am besten durch Dampf hervorgebracht wird, oder
durch Wasser unter dem Druke der Atmosphaͤre. Dieses Manchen wird so lang
fortgesezt, bis die heiße Fluͤßigkeit eine specifische Schwere von ungefaͤhr 1,37, mehr
oder weniger, erreicht hat, und in diesem Zustande uͤbertrage ich dieselbe in
irgend ein schikliches Gefaͤß, und ruͤhre sie haͤufig um, bis
sie die gehoͤrige koͤrnige Consistenz zur Einfuͤllung in die
Form angenommen hat, wo ich dann die Formen mit derselben fuͤlle. Sobald die
Formen kalt werden, ziehe ich die Pfropfen aus denselben aus, und lasse den in den
Zukermassen natuͤrlich enthaltenen Syrup auf die gewoͤhnliche Weise
auslaufen. Waͤhrend dieser Operation, oder nachdem der Syrup die obere
Oberflaͤche des Zukerhutes verlassen hat, untersuche ich denselben, und puze
ihn auf die oben angegebene Weise nieder. Wenn der Zuker dann hinlaͤnglich
rein fuͤr Kaufmannsgut zu seyn scheint, nehme ich denselben, nachdem er
aufgehoͤrt hat zu troͤpfeln, auf die gewoͤhnliche Weise aus der
Form, und schneide das duͤnnere Ende, das noch nicht rein von Syrup geworden
ist, weg, und trokne den Hut auf die gewoͤhnliche Weise. In dem Falle, daß
der Zuker noch nicht weiß genug waͤre, menge ich dann jenen Zuker, welchen
ich wegpuzte, wieder, wie oben bemerkt wurde, mit Wasser zu einem Breye, der auf
obige Weise angewendet wird.
Wenn ferner der auf obige Weise bereitete Zukerhut nicht hinlaͤnglich festes
und dichtes Korn haͤtte, um den Kaͤufer gefallen zu koͤnnen,
forme ich, vor dem Troknen, den Hut auf die bekannte Weise um, indem ich denselben
in eine metallne oder andere Form einstampfe, wodurch ich denselben alsogleich
wieder heraus bekomme.
Wenn ferner die Spize des Zukerhutes beibehalten werden muß, ohne daß der in
derselben enthaltene Syrup in den Koͤrper desselben zuruͤkgelassen
werden kann, so bringe ich eine Roͤhre an, die weit genug ist, um gleichsam
als Fortsezung des Bodens der Form zu dienen, und befestige dieselbe an der
gewoͤhnlichen Form, die aber eine wenigstens um Einen Zoll weitere Oeffnung
haben muß, oder einen Theil einer neuen Form bildet, die besonders verfertigt werden
muß. Ich nehme nun den unteren Theil des Zukers ab, der in dieser Roͤhre
enthalten ist, und erhalte zugleich den uͤberfluͤßigen Syrup, statt
daß ich die Spize, wie gewoͤhnlich, wegnehme.
Um nun zu dem in den beiden Cisternen oder Gefaͤßen enthaltenen Safte
zuruͤkzukehren, wovon das eine den groben Schmuz, und die
unaufloͤsbaren Unreinigkeiten, und das andere die oben bemerkten
Verfeinerungs-Mittel enthaͤlt (die Zukeraufloͤsung, die in beiden enthalten ist, wird in
der naͤchsten oder in einer der folgenden Operationen aufgearbeitet), so seze
ich zu dem ersteren dieser Saͤfte ungefaͤhr gleichen Umfang siedend
heißen Wassers zu, und lasse ihn dann durch ein Tuch laufen, das dicht genug ist, um
alle groͤberen Unreinigkeiten zuruͤk zu halten. Ich seze hierauf die
andere Fluͤßigkeit, welche die Verfeinerungs-Mittel enthaͤlt, zu, und
entferne durch Waschen und Sezen allen Unrath, welchen sie enthalten. Dieser
suͤßen Fluͤßigkeit bediene ich mich zum Anruͤhren des Breyes,
oder (in Hinsicht des darin enthaltenen Zukers), bei Anfang des
Reinigungs-Processes, von welchem oben die Rede war, statt des Wassers. Was den von
dem Zuker, der meinen Verfeinerungs-Mitteln unterworfen war, abtraͤufelnden
Syrup betrifft, kann derselbe ohne allen Zusaz abgedampft werden, vorausgesezt, daß
man denselben nicht sieden laͤßt, was am besten durch den Dampf, oder durch
obiges Wasserbad geschieht: diese Syrupe werden, bei dieser Behandlung, noch bei
einer zweiten und dritten, ja sogar bei einer vierten, Krystallisation noch große
Krystalle liefern. Es koͤnnen auch die Zuker-Abfaͤlle, die von dem
Puzen der Spizen, oder von den abgeschnittenen Spizen uͤbrig bleiben, nebst
den uͤbrigen Resten in diesem Safte zerlassen werden im Wasserbade, um zu der
zur Krystallisation noͤthigen Dichtheit, oder zur koͤrnigen Consistenz
zu gelangen. Die schlechteren Syrupe koͤnnen vorteilhaft mit Muscovade Zuker,
statt mit Wasser, gemengt werden, wie ich bei der ersten Operation angegeben
habe.
Die Brode, Huͤte oder Zukermassen, welche durch die Anwendung meiner
gewoͤhnlichen Verfeinerungs-Massen raffinirt wurden, oder jeder schon mehr
verfeinerte Zuker, kann durch die Anwendung anderer Verfeinerungs-Mittel noch mehr
verfeinert werden. Diese werden auf folgende Weise verfeinert. Ich nehme
ungefaͤhr 2 1/2 Pfund Alaun auf jeden Zentner festen Zuker, der verfeinert
werden soll, und loͤse den Alaun in ungefaͤhr sechzehn Mahl so viel
Wasser (dem Gewichte nach und siedend heiß), auf; dieser Aufloͤsung seze ich
siebenzig oder achtzig Gran Kreide fuͤr jedes Pfund Alaun zu, und nachdem ich
die Mischung umruͤhrte, bis alles Aufbrausen aufhoͤrt, lasse ich die
schwebenden Stoffe sich sezen, und ziehe die Aufloͤsung von dem Bodensaze ab.
Dann gieße ich in dieselbe (statt der geronnenen Kalkaufloͤsung bei meiner
gewoͤhnlichen Verfeinerung), eine concentrirte kaustische
Soda-Aufloͤsung oder Sodalauge, und zwar so lange, bis die umgeruͤhrte
Mischung einen leicht gefaͤrbten Flek auf dem Kurkume-Papier erzeugt. Dann
gieße ich das schoͤnste Wasser hinzu, und fahre mit dem Auswaschen des
Niederschlages durch abwechselndes Verbreiten und Sezen so lange fort, bis das
Wasser beim Ablaufen keinen Geschmak mehr aͤußert, worauf ich dasselbe auf
die oben beschriebene Art von dem Verfeinerungs-Mittel abziehe. In Hinsicht aus das
schoͤne Wasser muß ich bemerken, daß ich es oͤfters sehr
zutraͤglich finde, dasselbe dadurch zu reinigen, daß ich es, nach der wohl
bekannten Weise, mit etwas Alaun abkoche, und mit etwas Kalk, wohl beachtend, daß
kein uͤberschuͤssiger aͤzender Kalk in der Aufloͤsung
zuruͤk bleibt.
Insofern ich Alaun empfehle, geschieht es nicht deßwegen, als ob er besser
waͤre als bloße schwefelsaure Alaunerde, sondern weil Alaun, als ein bereits
im Handel vorkommender Artikel, leichter zu haben ist. Eine Mischung von Kalk und
Alaunerde, die der oben beschriebenen aͤhnlich ist, koͤnnte, wie immer
erhalten, auch bei meiner ersten Verfeinerung, und reine Alaunerde, auf was immer
fuͤr eine Weise gewonnen, koͤnnte zur zweiten dienen. Kaustische Soda
ziehe ich der Pottasche in der Hinsicht vor, weil das daraus entstehende Salz sich
leicht wegwaschen laͤßt, und dem Ammonium deßwegen, weil dieß zu theuer
kommt.
Ich erzeuge den hoͤchsten Grad von Feinheit in festem (bereits schon ziemlich
raffinirtem) Zuker dadurch, daß ich den auf diese Weise zu verfeinernden Zuker in
dem schoͤnsten Wasser (vorzugsweise siedend heiß) auf die oben beschriebene
Weise, und in demselben Verhaͤltnisse aufloͤse. Sobald meine erste
vorlaͤufige Arbeit geschehen, und unmittelbar nachdem die Aufloͤsung
vollendet ist, menge und zertheile ich meine zweiten Verfeinerungs-Mittel so, wie es
oben bei den ersten angegeben wurde, und nachdem sich die Fluͤßigkeit durch
Ruhe geklaͤrt Hat, schreite ich zur Abdampfung und Vollendung der
Zukerhuͤte auf die oben beschriebene Weise.
Obschon ich bei der Zuker-Raffinirung eine Hize von 200° F. als die
zwekmaͤßigste zur Erhaltung der Farbe und Krystallisations-Faͤhigkeit
des Zukers angegeben habe, und diese durch Dampf oder Wasserbad erhalte, so wende
ich doch, wenn Umstaͤnde es erfordern, auch eine hoͤhere Temperatur
an, obschon diese weniger vorteilhaft ist, und sorge vorzuͤglich
dafuͤr, daß dieselbe so gleichfoͤrmig als moͤglich an der
Oberflaͤche des Kessels angebracht wird. Was das Dampf- oder Wasser-Bad
betrifft, so wende ich
dasselbe nach den in chemischen und anderen Werken aufgestellten Grundsaͤzen
an; was die Temperatur uͤber dem Siedepunct betrifft, so baue ich mein
Wasserbad stark, und versehe es mit einem Speise-Apparate unter gehoͤrigem
Druke, oder mit einer Drukpumpe zur Speisung, und mit einer Sicherheits-Klappe, und
mit Verbindungs-Roͤhren, Haͤhnen, Aichen, und Allem, was zu
Dampfkesseln nothwendig ist.
So sehr ich aber das Wasser- oder Dampfbad vorziehe, um meine Gefaͤße zu
hizen, so bediene ich mich, noͤthigen Falles, auch des freien Feuers, und
sorge vorzuͤglich dafuͤr, daß die Hize regelmaͤßig und
gleichfoͤrmig auf den Kessel wirkt, da die gehoͤrigen Grade von Hize
hier weit mehr Aufmerksamkeit fordern, als bei dem Dampf- oder Wasserbade.
Wenn ich meine gewoͤhnlichen Verfeinerungs-Mittel bei sehr grobem, nassen oder
zerfließenden Zuker anwenden soll, so muß nothwendig mehr von dem geronnenen
Kalkwasser zugesezt werden, als in Hinsicht auf die zum Theile schon durch
Durchseihung oder auf andere Weise verfeinerten Zuker oben bereits angegeben wurde.
Es bleibt, in Hinsicht auf die noͤthige Menge des Zusazes, der Einsicht des
Arbeiters uͤberlassen, der sich nach den Eigenschaften des groͤberen
Zukers zu benehmen wissen wird.
Diese Angaben koͤnnen, nach Umstaͤnden, abgeaͤndert, und an den
bereits bestehenden Raffinerieen angewendet werden.