Titel: Verbesserung in der Bereitung des Zinkes, worauf Friedrich Benecke, Grünspan-Fabrikant zu Deptford, Kent, Daniel Towers Shears, und Jak. Heinr. Shears, Kupferschmied zu London, Fleet-Market, in Folge einer Mittheilung eines gewissen Fremden, sich am 7. October 1824 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXXIX., S. 574
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CXXIX. Verbesserung in der Bereitung des Zinkes, worauf Friedrich Benecke, Gruͤnspan-Fabrikant zu Deptford, Kent, Daniel Towers Shears, und Jak. Heinr. Shears, Kupferschmied zu London, Fleet-Market, in Folge einer Mittheilung eines gewissen Fremden, sich am 7. October 1824 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Supplement to the I Volume. S. 446. Benecke's, Verbesserung in der Bereitung des Zinkes. Die Patent-Traͤger bemerken zuvoͤrderst die Maͤngel der gewoͤhnlichen Zinkbereitungs-Methode, welche darin besteht, daß man das Erz mit Feuer in einem Gefaͤße treibt, aus dessen Boden eine Roͤhre in Wasser hinabsteigt. Dadurch werden nun auch die uͤbrigen, dem Erze beigemengten, Metalle, vorzuͤglich Bley, mitgeschmolzen, und steigen mit dem Zinke im Zustande einer Composition nieder. Sie beschreiben hierauf einen Apparat, wodurch dieser Nachtheil beseitigt, und der gewonnene Zink reiner wird, indem er seitwaͤrts in Gestalt eines Dampfes abzieht, ehe er zu Metall verdichtet wird. Dieser Apparat besteht, in seinem einfachsten Zustande, aus einem langen schmalen Gefaͤße aus feuerfesten Thone (von der Art, die man zu Schmelztiegeln braucht), welches Gefaͤß entweder sechsekig, oder walzenfoͤrmig, oder halbwalzenfoͤrmig, oder von irgend einer anderen Form seyn kann, und, zur Aufnahme der Erze, horizontal in den Ofen eingesezt wird. Das Vordertheil oder die Muͤndung dieses Gefaͤßes ist mit einem Stoͤpsel versehen, an dessen oberen Theile sich eine kreisfoͤrmige Oeffnung zur Aufnahme des Halses eines irdenen kegelfoͤrmigen Helmes befindet, und an dessen unterem Theile eine vierekige Oeffnung angebracht ist, durch welche der Kalk, oder der Ruͤkstand des Erzes nach der Destillation herausgeschafft wird. Diese leztere Oeffnung ist mit einem Stoͤpsel versehen, welcher so, wie der Hauptstoͤpsel selbst in dem Gefaͤße, in derselben verkittet ist, wenn das Gefaͤß im Gange steht. Der kegelfoͤrmige Helm hat, außer seinem Halse, noch eine andere Roͤhre, die von demselben herabsteigt, und die man durch verkittete Vorstoͤße so sehr verlaͤngern kann, daß sie zur Abkuͤhlung des in Dampf verwandelten Zinkes lang genug ist, welcher Zink-Dampf sodann, sobald er gehoͤrig verdichtet ist, auf eine zu seiner Aufnahme darunter angebrachte Zinkplatte herabfaͤllt. An dem Vordertheile dieses Helmes ist eine runde Oeffnung, durch welche man das Erz mittelst einer Schaufel in das Gefaͤß eintraͤgt, und diese Oeffnung wird mit einem Stoͤpsel geschlossen, welcher waͤhrend der Arbeit verkittet wird. Fuͤr die so eben beschriebenen Gefaͤße werden nun zwei verschiedene Arten von Oefen angegeben. In der ersten Art derselben kommen zehn Gefaͤße auf einem ebenen Herde zu stehen, und werden in zwei Reihen etwas erhoͤht auf Ziegel gestellt, mit ihren Helmen und den davon herabsteigenden Roͤhren nach auswaͤrts gekehrt. Ein kleiner Zwischenraum bleibt zwischen ihren inneren Enden, und in der Mitte dieses Zwischenraumes bildet eine laͤngliche Oeffnung eine Verbindung mit dem darunter befindlichen Feuer, durch welche die Hize und die Flamme emporsteigt, zwischen den Gefaͤßen herumzieht, und oben durch Oeffnungen in einem niedrigen Gewoͤlbe, welches alle Gefaͤße bedekt, und einen Reverberir-Ofen zum Niederschlagen und zur Beschraͤnkung der Hize bildet, hinauszieht. Unter dem Roste steht die Aschengrube mit einem weiten bogenfoͤrmig gewoͤlbten Zuge, durch welchen die Luft außerhalb des Gebaͤudes hereingeleitet wird, in Verbindung, und durch eines der Enden des Ziegelwerkes ist ein Raum offen gelassen, der weit genug ist, um das Brennmaterial durch denselben auf den Rost zu bringen. Die Helme ragen, wie wir bemerkt haben, aus dem Ofen hervor; da es aber gut ist, wenn auch diese warm gehalten werden, so ist eine kleine Zelle oder Niesche fuͤr jeden derselben angebracht, indem die Zwischenwaͤnde zwischen denselben oben in Bogen gewoͤlbt sind, und unten an dem Boden der Gefaͤße Metall-Platten quer hinlaufen, in welchen sich Oeffnungen befinden, durch die die Roͤhren der Helme zu jenen Metall-Platten auf der Erde herablaufen, auf welchen der Zink nach seiner Bildung abgesezt wird. Durch diese Vorrichtung befindet sich der Helm eines jeden Gefaͤßes fuͤr sich selbst in einer kleinen vierekigen Zelle, und steht mittelst seines Halses mit dem Stoͤpsel in dem Gefaͤße in Verbindung, in welchem das Erz sich befindet. An dieser Stelle muͤssen die Oeffnungen um das Gefaͤß mit Ziegelstuͤken ausgefuͤllt und verkittet werden, um die Ruͤkseite dieser kleinen Zelle zu schließen: an der Vorderseite ist ein bewegliches Thor, oder ein Dekel angebracht, welcher, wenn er verkittet ist, den Helm dem Auge gaͤnzlich entzieht. Dieses Thor besteht aus einem eisernen Rahmen, uͤber welchen kreuzweise Eisendraht gespannt ist, so daß dadurch eine Art von Rost entsteht, der auf beiden Seiten mit Kitt uͤberzogen ist. In der Mitte dieses Rostes ist eine kleine Oeffnung gelassen, welche von einem aͤhnlichen Rahmen eingeschlossen ist, und gleichfalls ihren Stoͤpsel hat. Da diese Oeffnung jener des Helmes gegen uͤber steht, so kann durch dieselbe das Erz in die Gefaͤße eingetragen werden. In der zweiten Art von Oefen sind die Topfe in mehreren Reihen uͤber einander gestellt: sechs bis sieben in einer Reihe. Die Haͤlse der Helme, oder die Roͤhren, die statt derselben dienen, laufen durch die Vordermauer des Ofens, die aus losen Ziegeln und Kitt zwischen den aͤußeren Enden der Gefaͤße aufgefuͤhrt ist. Unter allen diesen Reihen befindet sich der Feuerplaz, der mit einem Gewoͤlbe aus Ziegeln bedekt ist, damit das Feuer nicht zu heftig auf die unteren Gefaͤße wirkt. In diesem Gewoͤlbe sind Oeffnungen gelassen, durch welche das Feuer aufsteigt, und durch die Zwischenraͤume zwischen den Gefaͤßen umherlaͤuft. Ueber die oberen Gefaͤße ist ein Ziegel-Gewoͤlbe mit Oeffnungen, durch welche der Rauch hinauszieht, und gerade uͤber diesem Gewoͤlbe ist in der Vordermauer ein Durchzug angebracht, welcher mittelst einer Thuͤre oder eines Stoͤpsels geschlossen ist, wodurch die Oeffnungen in dem Gewoͤlbe noͤthigen Falles geoͤffnet, oder geschlossen werden koͤnnen. Die Weise, wie die Helme und ihre Roͤhren in diesem Ofen gestellt werden, ist nicht angegeben. Nachdem dieser Apparat auf obige Weise vorgerichtet wurde, wird schwarze Blende (black jack), Blende oder Schwefel-Zink entweder in einem Roͤstofen geroͤstet, oder in abwechselnden Lagen mit Brenn-Material auf Haufen geschlagen, und dann angezuͤndet. Das geroͤstete Erz wird in der Luft ausgebreitet, gewaͤssert, und ausgelangt, um den schwefelsauren Zink zu beseitigen; hierauf wird es noch ein Mahl geroͤstet, dann fein gepuͤlvert, und mit eben so viel Steinkohlenstaub oder Holz-Kohlenpulver, Saͤgespaͤnen, oder anderen kohlenstoffhaltigen Materialien, vorzuͤglich Cinders, gemengt, und schaufelvollweise durch die Thuͤren der Nieschen und Helme ein oder zwei Zoll hoch in die Toͤpfe eingetragen. Galmey oder Zink-Oxid (Calamines) fordern nur den lezteren Theil dieses Processes. Wenn dann alle Oeffnungen verkittet sind, wird die erste Tracht so lange destillirt, als Zink daraus uͤbergeht; dann wird eine zweite Tracht eingetragen, und wie vorher behandelt, und so, nach und nach, die uͤbrigen Trachten, so weit es die Gefaͤße noch gestatten, wenn die Arbeit mit Vortheil fortgesezt werden soll. Hierauf werden die Thuͤren der Nieschen geoͤffnet, die Helme abgehoben, der Kalk und die Ruͤkstaͤnde des Erzes werden durch die vierekigen Oeffnungen in den Stoͤpseln vorne an den Toͤpfen herausgezogen, und Helme, Thuͤren und Stoͤpsel in die vorige Lage gebracht, und, wie vorher, die Arbeiten fortgesezt. Die Patent-Traͤger bemerken, daß sehr viel von der Regulirung des Feuers abhaͤngt, d.h., von Unterhaltung einer regelmaͤßigen Hize von demselben Grade waͤhrend der ganzen Arbeit. Sie erhalten diese Regulirung dadurch, daß sie die Kohlen in geringer Menge auf Ein Mahl auf den Rost bringen, und haͤufig erneuen; und durch den weiten Zug, durch welchen die Luft gleichfoͤrmig, ohne heftigen Zug und ohne allen Stoß, herbeigefuͤhrt wird, waͤhrend der Rauch durch die Oeffnungen in dem Gewoͤlbe des Ofens ohne allen Schornstein zur Beschleunigung des Zuges abzieht. Die Patent-Traͤger sagen, daß sie, in einigen Faͤllen, auch Perl-Asche oder See-Salz, oder geloͤschten Kalk, zugleich mit dem gepuͤlverten Erze, oder dem Kohlenpulver, bei der Destillation anwenden, um dadurch den Zink-Ertrag zu vermehren.Ein geringes Quantum gestoßene Oehlkuchen (ausgepreßten Oehlsamen) mit dem noͤthigen Quantum Kohlenpulver dem gepuͤlverten Erze zugesezt, gibt bei gehoͤriger Regulirung des Feuers den geschmeidigsten Zink, der sich sehr leicht und fast so duͤnn wie Blei walzen laͤßt. D. Das Repertory of Patent-Inventions findet am a. O. die Einrichtung des ersten Ofens und der Gefaͤße sammt Zugehoͤr meisterhaft; es scheint ihm jedoch, daß es besser gewesen waͤre, des zweiten Ofens gar nicht zu erwaͤhnen, da das Wichtigste, die Weise naͤmlich, wie die Gefaͤße eingesezt werden, nicht beschrieben wurde, so daß es scheint, als waͤre dieser Ofen gar nie versucht worden. Den Anspruch auf Erfindung der Seiten-Destillation werden die Patent-Traͤger schwerlich durchzusezen im Stande seyn, indem Hr. W. E. Sheffield schon vor vielen Jahren, in einem Patente auf Scheidung der Metalle aus ihren Erzen, Seiten-Roͤhren an den Toͤpfen beschreibt,Vergl. polyt. Journ. B. XIII. S. 406. um den Zink in Dampfgestalt durch dieselben nach jenem Orte entweichen zu lassen, wo er verdichtet werden soll. Dieses Verfahren ward selbst schon lange vor Sheffield angewendet, und es duͤrfte vielleicht sehr schwer seyn, neue Formen und Methoden in der Metallurgie zu erfinden. Die ersten Chemiker klagten, daß die gegenwaͤrtige Methode, den Zink aus seinen Erzen zu gewinnen, sehr mangelhaft ist, und wir koͤnnen diese Klagen selbst noch bei dem Verfahren der Patent-Traͤger wiederholen. Durch das Roͤsten der Erze muß viel Zink verloren gehen, und die Patent-Traͤger haben keine Verbesserung dabei vorgenommen. Vielleicht duͤrfen wir auch an den Vortheilen der Anwendung der Perl-Asche, des Kochsalzes, des geloͤschten Kalkes zweifeln, da die Patent-Traͤger sich hieruͤber nicht genauer erklaͤrten, und keine aͤltere oder neuere chemische Theorie dafuͤr spricht. Es scheint vielmehr, daß die Anwendung dieser Koͤrper bei ihrer Neigung die Oxide zu verglasen und zu verschlaken, nachtheilig wirken muß.Zu Doͤllach in Kaͤrnthen werden die Zinkhuͤtten nach der Methode des Bergrathes Dillinger betrieben, woruͤber man in Schultes Reise auf den Glockner Thl. 1. S. 337. Erwaͤhnung findet.D.