Titel: Verbesserungen an Räderfuhrwerken, worauf Jak. Gunn, Kutschenmacher, Hart-street, Grosvenor-Square, sich am 14. October 1824 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. XXXVI., S. 140
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XXXVI. Verbesserungen an Räderfuhrwerken, worauf Jak. Gunn, Kutschenmacher, Hart-street, Grosvenor-Square, sich am 14. October 1824 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent Inventions. Supplement to the first Volume. S. 458. Gunn's, Verbesserungen an Räderfuhrwerken. Zuerst wird in dieser Patent-Erklaͤrung eine neue Weise den unteren Theil des Kastens an den jezt gebraͤuchlichsten Mieth-Reisekutschen (Stage Coaches), an welchem naͤmlich ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts die Magazine angebracht sind, zu bauen angegeben. Statt daß die Waͤnde des Kastens bis dicht auf den Boden desselben herabsteigen, hoͤren sie um 12 bis 14 Zoll daruͤber auf, so daß der Kasten dadurch aͤußerst niedrig scheint, und aussieht, als waͤre unten eine Kiste angebracht, die eine bloße Fortsezung des Hinteren Magazines (hind boot) ist, und gleichen Bau und gleiche Farbe mit demselben hat. Allein, dieser untere Theil des Kastens ist nicht das, was er scheint, sondern ist wirklich der untere Theil des Kastens; die Size stehen gleich hoch mit dem unteren Ende der Waͤnde, und die scheinbare Kiste ist nichts anders, als der Raum unter den Sizen, in welchem die Reisenden, die in der Kutsche fahren, (inside-passengers)Bekanntlich faͤhrt man in England auch außen auf dem Kasten, und ist dann ein Outside-passenger. A. d. Ueb. ihre Fuͤße haben. Da die Thuͤre der Kutsche nicht tiefer herabsteigt, als die Seitenwaͤnde (pannels), so nimmt der Tritt die Stelle des unteren Theiles der Thuͤre ein, und ist in dieser Hinsicht groß genug, so daß, wenn er hinaufgeschlagen wird, er genau die Stelle ausfuͤllt, welche sonst der untere Theil der Thuͤre einnimmt, und also Thuͤre und Fußtritt zugleich ist. Der Patent-Traͤger empfiehlt einen eisernen Rahmen, mit Furchen rings um denselben, in welchen eine eiserne Platte wasserdicht einpaßt, die, wenn der Wagen durch Wasser muß, nur in den Furchen niedergeschoben werden darf, um das Eindringen des Wassers in den Kasten zu hindern.Dagegen bemerkt das Repertory, daß durch diesen Bau des Untertheiles des Kastens kein merklicher Bortheil entsteht; daß die Thuͤre in Verbindung mit dem Tritte ungeschikt und unbequem aussieht, und die eiserne Platte nach der oben angegebenen Weise nicht wasserdicht schließen kann. Der untere Theil des vorderen Magazines und Kutschersizes dreht sich horizontal mit dem Vorder-Gestelle, unten an demselben ist die Scheibe, und was immer zur Verbindung der Vorderachse mit der Deichsel gehoͤrt, angebracht. Um das sich drehende Gefuͤge an diesem Theile zu bilden, ist ein gefurchter eiserner Ring, dessen Durchmesser der Breite dieses Theiles gleich ist, befestigt; in die Furche dieses Ringes paßt eine Hervorragung in einem aͤhnlichen Ringe an dem oberen, mit dem Kasten verbundenen Theile. Quer uͤber die Durchmesser eines jeden dieser Ringe sind Stangen befestigt, und aus dem Mittelpuncte des oberen steigt ein Stift oder ein Bolzen nieder, der in einen Stiefel des unteren paßt, welcher mittelst eines Kreuz-Schluͤssels unten befestigt ist, und alles Auseinanderweichen der beiden Theile unmoͤglich macht. Diese Ringe koͤnnen auch so vorgerichtet werden, daß sie ohne alle Bolzen und Querstangen wirken, wenn naͤmlich der hervorstehende Ring an seinem unteren Ende breiter gemacht, und die Furche in dem oberen so vorgerichtet ist, daß der Vorsprung genau in dieselbe paßt. Die Ringe koͤnnen auch flach (ohne allen Vorsprung und alle Vertiefung) gemacht, und mittelst vier oder mehrerer horizontaler Walzen in Beruͤhrung erhalten werden, welche Walzen dann an dem oberen Theile des Magazines dicht um den beweglichen Ring gleich weit von einander entfernt befestigt sind; in diesem Falle sind an den Ringen wieder Querstangen und ein Centralstift, wie in dem ersten Falle. Man kann noch uͤberdieß eine Abaͤnderung in der Lage der Ringe anbringen; man kann denjenigen, der an dem oberen Theile des Magazines befestigt werden sollte, auf ein niedrigeres bewegliches Stuͤk bringen, und den anderen an die Stelle des vorigen. Der untere sich drehende Theil dieses Magazines muß so vorgerichtet werden, daß er einen sicheren Behaͤlter fuͤr kostbare Effecten bildet. Er muß innerhalb seines Holzes uͤberall, nach allen Richtungen, mit kreisfoͤrmigen eisernen Platten versehen seyn, die bloß in ihrem Mittelpuncte, um welchen sie sich drehen, befestigt sind; so daß, wenn man den Versuch wagen sollte, mit großen Scheibenbohrern an den Seiten dieses Magazines einzubohren, was Diebe zuweilen zu thun pflegen, das weitere Eindringen der Bohrer, sobald sie mit diesen Scheiben in Beruͤhrung kommen, unmoͤglich wird, indem diese Scheiben zugleich mit den Spizen der Bohrer sich drehen.Das Repertory findet diese Vorrichtung sehr gut ausgedacht, und wuͤnscht sie auch anderswo angewendet zu sehen. Der Eingang zu diesem Behaͤlter kann entweder durch den oberen Theil des Magazines und Kutschersizes, oder durch die Hintere Wand desselben gehen; lezteres scheint man hier vorgezogen zu haben, indem die Deichsel beinahe unter einem rechten Winkel mit dem Kasten gestellt werden muß, wenn man zu demselben gelangen soll, wodurch den Dieben der Zutritt, wenigstens auf der Reise, sehr erschwert wird. Das Thuͤrchen oder der Dekel dieses Behaͤlters wird mittelst Riegeln befestigt, denen Schloͤsser dicht zur Seite stehen. Die Schloͤsser sind so angebracht, daß, wenn die Riegel vorgeschoben sind, und das Schloß gedreht wird, der Riegel des Schlosses in eine Hoͤhlung an dem ersteren Riegel faͤllt, und dadurch das Zuruͤkziehen desselben unmoͤglich macht. Um Banknoten oder Geld sicher zu verfahren, sind in dem beweglichen Theile des vorderen Magazines mehrere Faͤcher angebracht, in welche eiserne Buͤchsen, die zur Aufnahme der Banknoten etc. bestimmt sind, von hinten eingeschoben, und, damit man sie nicht herausziehen kann, durch kreuzweise diagonal uͤber die Oeffnung, durch welche sie eingeschoben wurden, gespannte Ketten, die man mittelst eines Vorhaͤnge-Schlosses sperrt, verwahrt werden; uͤber diese Sicherung schließt dann noch die Thuͤre des Magazines selbst, an welcher noch uͤberdieß eine Laͤrmgloke angebracht ist, die alsogleich, so wie man sie oͤffnet, indem dadurch ein Ring von einem Stifte faͤllt, welcher dieselbe sperrte, frei wird, und laͤutet. Die Beschreibung dieser Laͤrmgloke und der verschiedenen Abaͤnderungen derselben nimmt einen bedeutenden Raum ein. Man kann sich dieselbe im Allgemeinen so vorstellen: Eine Achse ist mit einem kleinen Rade versehen, von dessen Rande mehrere Sperrkegel wegstehen, welche entweder gegen Feder-Platten, oder gegen Schenkel der Haͤmmer wirken. Diese Achse ist mit einer Spiral-Feder so verbunden, daß, wenn diese aufgezogen und der Ring, wie oben angegeben wurde, auf den Stift aufgelegt wird, die Feder, sobald der Ring wieder von dem Stifte weggezogen wird, sich schnell umdreht, und die Achse zugleich mit dreht, wodurch mittelst der Sperrkegel die Platten oder die Haͤmmer gehoben werden, die dann durch ihr Fallen das Gelaͤute der Laͤrmgloke erzeugen, das man in bedeutender Entfernung hoͤrt. Der Patent-Traͤger will die Felgen seiner Raͤder dadurch verstaͤrken, daß er an den Vereinigungs-Puncten derselben zu jeder Seite kleine eiserne Baͤnder anbringt,Das Repertory bemerkt sehr richtig, daß diese Methode schon in den aͤltesten Zeiten bei der Artillerie gebraucht wurde. und Metallknoͤpfe an ihren Raͤnften, die in Vertiefungen in dem Reife passen, der um das Rad laͤuft. Diese Knoͤpfe koͤnnen aber auch in dem Reife, und die Vertiefungen in den Felgen seyn. An diesen Baͤndern der Felgen sind an der innern Seite der Hinterraͤder Ringe oder Haken zur Aufnahme einer Sperrkette, oder eines hierzu eben so gut dienenden Bolzens angebracht, der sich an dem Hinteren Magazine in gehoͤriger Entfernung von der Achse befindet, und, in diese Platten eingehaͤkelt, das Umlaufen des Rades hindert. Der Patent-Traͤger beschreibt hierauf gewisse Bildungen der Achsen und Buͤchsen, deren Zwek vorzuͤglich eine genauere Befestigung des Rades ist, damit es nicht zufaͤllig von der Achse los geht. Nach der ersteren dieser Methoden ist auf dem inneren Theile, oder auf der Schulter der Achse, ein Ring oder ein Halsband angebracht, und außen darauf ein anderes Halsband aufgeschraubt, damit es nicht so leicht abgezogen werden kann: dieses Schrauben-Halsband wird durch Seitenstifte, die durch dasselbe laufen, noch mehr befestigt. Da die innere Seite der Buͤchse weit genug in der Naͤhe der Schulter ist, um diese beiden Halsbaͤnder zu fassen, so muß sie, wenn sie an ihre Stelle gebracht wird, in diesem erweiterten Theile Schrauben bekommen, die in das lose innere Halsstuͤk eingreifen, welches sich dann mit derselben dreht, und hindert, daß das Rad nicht durch seine Wirkung gegen das befestigte Halsband abgeht. Eine andere Methode fuͤr denselben Zwek besteht darin, daß das aͤußere Ende der Achse hohl gemacht wird, zur Aufnahme eines walzenfoͤrmigen Kopfes eines Bolzens, der so eingerichtet ist, daß er sich frei in demselben dreht. Ueber den Bolzen wird dann ein rundes Halsband gethan, und da eine Schraube darauf eingeschnitten ist, die in eine correspondirende Schraubenmutter am Ende der Hoͤhlung der Achse paßt, so schraubt es sich so in dieselbe ein, daß der Kopf des Bolzens dadurch sicher fest gehalten wird. Dieser Bolzen laͤuft durch ein fuͤr ihn in einer Platte angebrachtes Loch, die vorne an der Nabe befestigt ist, worauf außen sich ein Niet auf einem Waͤscher aufschraubt: ein Stift durch das Niet haͤlt sie dann so, daß sie nie wieder von dem Bolzen abgehen kann. Offenbar ist es der Kopf des Bolzens, der das Rad vorzuͤglich vor dem Abgehen bewahrt, und der Vortheil bei dieser Vorrichtung liegt darin; daß man das Niet und das Schrauben-Halsband dadurch vor dem Abdrehen bewahrt, daß der Bolzen sich selbst mit dem Rade dreht. Der Patent-Traͤger empfiehlt ferner Achsen, die in ihrem ganzen Verlaufe hohl sind, und die dadurch zugleich staͤrker sind, als dichte Achsen von gleichem Gewichte; er bezeichnet zugleich eine Methode, diese Hoͤhlung in der Achse in ein Gefaͤß zur Aufnahme des Oehles zu verwandeln, welches man zum Schmieren desjenigen Theiles der Achse bedarf, der in der Nabe stekt.Das Repertory bemerkt, daß die erstere Art dieser Buͤchsen und Enden der Achsen große Aehnlichkeit mit einer laͤngst bekannten Methode hat, auf welche Hr. Rowntree im April 1805 ein Patent genommen hat. Auch jene Art, auf welche die HHrn. Barclay und Cuming sich im May 1814 ein Patent ertheilen ließen, hat damit Aehnlichkeit, jedoch nicht soviel, als erstere. Der andere Plan scheint etwas neu, obschon so viele aͤhnliche Methoden angewendet wurden, daß wir nicht mit Sicherheit sagen koͤnnen, ob sie wirklich neu sind.Die hohlen Achsen verdienen versucht zu werden, obschon wir nicht wuͤnschten, daß man denjenigen traute, die an ihrer Schulter hohl sind, vielleicht waͤre es besser, sie an diesem Theile dicht, und uͤbrigens ganz hohl zu machen. Die Federn, welche den Wagen tragen, hat der Patent-Traͤger auf folgende Weise vorgerichtet. Die Federn sind von der jezt gebraͤuchlichen flachen Art, und werden, wie diese unten zwischen dem Kasten oder den Magazinen, und den Achsen angebracht, jedoch mit dem Unterschiede, daß er an jedem Stuͤzpuncte drei solche Federn nimmt, also zwoͤlf Federn fuͤr jede Kutsche braucht. Von diesen drei Federn wird eine an der gewoͤhnlichen Stelle der Achse in ihrer Mitte befestigt, und an jedem Ende derselben eine der beiden uͤbrigen in ihrer Mitte unten eingefuͤgt: die anderen Enden derselben werden auf die gewoͤhnliche Weise mit dem unteren Theile des Kastens, oder der Magazine, und mittelst Gliedern entweder mit der Achse selbst, oder mit der ersten Feder in der Naͤhe der Achse verbunden.