Titel: Ueber indische Flintenläufe und Säbelklingen. Von Capitän M. E. Bagnold.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. LXXIII., S. 265
Download: XML
LXXIII. Ueber indische Flintenläufe und Säbelklingen. Von Capitän M. E. Bagnold. Aus dem Mechanics' Magazine, N. 135., S. 358. 25. Maͤrz 1826. Bagnold, über indische Flintenläufe und Säbelklingen. Die Flintenlaͤufe, die zu Bombay auf Damascener-Art verfertigt werden, werden von den Orientalen wegen der Schoͤnheit ihres Geflechtes allgemein geschaͤzt. Man macht sie aus eisernen Reifen, die mit den (meistens englischen) Faͤssern aus Europa kommen. Je mehr diese Reifen von Rost angefressen sind, desto mehr werden sie von den Arbeitern gesucht, so daß, wenn es ihnen an dieser notwendigen Oxidation fehlt, sie regelmaͤßig der Feuchtigkeit ausgesezt werden, bis man sie dadurch zum Schweißen hinlaͤnglich vorbereitet hat. Nachdem sie in ungefaͤhr Fuß lange Stuͤke geschnitten wurden, werden sie zu einem Stoße von Einem bis anderthalb Zoll so uͤber einander gelegt, daß sie mit ihren Kanten genau auf einander passen, und keine vor der anderen vorsteht; ein laͤngeres Stuͤk wird dann so vorgerichtet, daß es uͤber jedes Ende laͤuft, und den ganzen Stoß im Feuer zusammenhaͤlt. Dieser Stoß wird dann bis zur Schweißhize erhizt, und zu einem ungefaͤhr Einen Zoll breiten und Ein Drittel Zoll diken Stab ausgezogen; dieser Stab wird dann, in drei oder mehreren Laͤngen aufgebogen, uͤber einander gelegt, und wieder geschweißt, und, wie vorher, ausgezogen. Diese Arbeit wird gewoͤhnlich drei bis vier Mahl wiederholt, je nachdem man dem Geflechte mehr oder weniger Feinheit geben will. Dann wird der Stab ungefaͤhr auf ein Drittel seiner Laͤnge auf Ein Mahl gehizt, und auf der Kante in entgegengesezter Richtung mit der vorigen Lagerung gehaͤmmert. Dadurch bringt man den Draht oder die Ader nach außen auf den Zain. Der Lauf wird auf die gewoͤhnliche Weise ausgeschmiedet, aber staͤrker aufgeseztJuniping heißt es im Originale, welches Wort in einer Note durch „Aussezen auf den Enden“ (upsetting endways), erklaͤrt wird, „indem man den Lauf noch während der Schweißhize an die Seiten des Ambosses schlägt.“ , als man in England zu thun pflegt. Fleißige und sorgfaͤltige Arbeiter machen sich es immer zur Pflicht, jenen Theil, der dem Feuer ausgesezt ist, mit einem Ueberzuge von Koth, Thon, und Kuh- oder Pferdeduͤnger zu deken, um denselben gegen jede unnoͤthige Oxidation zu sichern. Wenn der Lauf vollendet ist, erhoͤht man das Geflecht dadurch, daß man denselben auf einen Tag bis auf fuͤnf Tage in Essig, oder in eine Aufloͤsung von schwefelsauren Eisen legt, bis das Geflecht sich gehoben hat. Dieß nennt man das Draht-Flechten (wire twist.) Um die sogenannten Locken (curl) zu bilden, werden die Staͤbe oder Zaine in Staͤbe von 3/4 Zoll im Gevierte ausgezogen, und dann geflochten; die einen rechts, die anderen links; einer von jeder Sorte wird dann geschweißt; doppelt zusammengelegt und wieder ausgezogen, wie wir oben angegeben haben, und je nachdem nun der Arbeiter geschikt und erfahren ist, kann durch dieses Flechten, Doppeltzusammenlegen und Ausziehen, das innige und verworrenste Geflecht hervorgerufen werden. Zuweilen, um sich Arbeit und damascirtes Eisen zu ersparen, feilt der Buͤchsenmacher einen englischen Lauf rauh, und schweißt einen spiralfoͤrmig um denselben gewundenen Streifen damascirtes Eisen auf, oder legt auch mehrere solche Streifen parallel neben einander hin, und schweißt sie auf. Ein geborner Indier arbeitet nie mit Steinkohlen, sondern immer nur mit leichter Holzkohle. Zur Verfertigung der Saͤbelklingen bedient man sich verschiedener Methoden. Einige Arbeiter legen abwechselnd Lagen von weichem und harten Gußstahle uͤber einander, und streuen zwischen diese Lagen gepulvertes Gußeisen mit Borax.Der sogenannte Loͤth-Stahl, oder Eisen mit Guß-Eisen und Borax und das Zusammenschweißen hierauf, scheint also eine orientalische Erfindung zu seyn. A. d. O. Diese zusammen geschweißten Stuͤke treiben sie dann in eine Laͤnge aus, welche die zu verfertigende Klinge um Ein Drittel uͤbersteigt, legen sie doppelt uͤber einander, und Hizen, Flechten und Schmieden sie mehrere Mahle nach einander durch. Das Geflecht wird auf dieselbe Weise, wie bei den Flintenlaͤufen, hervorgehoben, naͤmlich durch Essig oder Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisen. Einige Saͤbel werden aus zwei auf obige Weise bereiteten breiten Stahlplatten ausgeschmiedet, wo man dann eine schmale Platte von gutem Eisen zwischen denselben gegen den Ruͤken zu einschweißt, und so auf einer bedeutenden Breite fuͤr die Schneide festen Stahl genug laͤßt. Andere machen sie lieber aus einer Stahlplatte, und sezen zu jeder Seite derselben eine Eisenplatte auf, um dem Stahle Zaͤhigkeit und Festigkeit zu geben.Hr. Gill hat an einer solchen Klinge gefunden, daß sie aus einfachem harten Stahle oder Wootz in der Mitte zur Bildung der Schneide, am Ruͤken aus Eisen, und auf beiden Seiten aus einer Mischung von aderigem Stahle bestehen, um der Klinge Staͤrke, Zaͤhigkeit und Schoͤnheit zu geben. A. d. O. Diese Saͤbel werden dann in folgender Composition gehaͤrtet. Stahlhaͤrtungs-Composition. Die Klinge wird mit einem Teige aus gleichen Theilen Barilla (Soda), gepuͤlverten Eierschalen, Borax, Kochfalz und roher Soda uͤberzogen, und dann bis zur maͤßigen Rothgluͤhehize erhizt, und in dem Augenblike, wo diese Rothgluͤhehize in die schwarze uͤberging, in Brunnen-Wasser geloͤscht. Den Nachrichten der Arbeiter zu Folge erhaͤlt man zu Damask allen Stahl aus dem oberen Deccan, wo er fonlode hind heißt, oder indischer Stahl; man hat ihn daselbst in Menge, er wird aber nicht sehr gesucht. Der sogenannte Damast oder die Damascirung (Damasque, jour) ist diesem Stahle eigen, und die Adern werden auf demselben durch Eintauchung der Klingen in saure Aufloͤsungen herausgehoben.