Titel: Ueber die Kräusel-Krankheit der Kartoffeln oder Erdäpfel, und über die Ursache und Cur derselben. Von Hrn. Wilh. Hollins.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. LXXXII., S. 295
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LXXXII. Ueber die Kräusel-Krankheit der Kartoffeln oder Erdäpfel, und über die Ursache und Cur derselben. Von Hrn. Wilh. Hollins. Aus dem VIII. und IX. B. der Transaction of the Society for the Encouragement of Arts etc. in Gill's technical Repository. N. 50. S. 83.Hr. Hollins erhielt von der Gesellschaft fuͤr diese Mittheilung 20 Guineen. Obschon dieser Aufsaz bereits im J. 1739 geschrieben wurde, so fand Hr. Gill es doch der Muͤhe werth, denselben seinem neuesten Hefte einzuverleiben, und das Publicum an die lehrreichen Bemerkungen des Hrn. Hollins zu erinnern. Wir verstehen bei uns in Bayern (mit Ausnahme des Erdaͤpfel-Paradieses, der Pfalz), den Erdapfelbau so wenig, laß jeder Beitrag zur Verbreitung der hierzu noͤthigen Kenntnisse wahres Beduͤrfniß ist. Die allgemeine Abneigung, die man in Alt-Bayern gegen die Erdaͤpfel hat, so daß es sogar haͤufig auf dem Lande Dienstbothen zur Bedingung machen, nicht mit Erdaͤpfeln gespeist zu werden, ruͤhrt zum Theile von Mangel an Kenntniß der zwekmaͤßigen Bauart derselben her. An Auswahl feinerer und besserer Sorten wird selten gedacht, und man findet noch haͤufig die sogenannten Sau-Erdaͤpfel fuͤr Menschen gebaut. Man duͤngt den in Bayern ohnedieß reichen Boden viel zu stark bei dem Erdapfelbaue, und erzeugt dadurch Erdapfel, an welchen man, wenn man sie gekocht im Munde hat, sagen kann, mit welcher Art von Duͤnger sie getrieben wurden. A. d. Ueb. Hollins, über die Kräusel-Krankheit der Kartoffeln oder Erdäpfel, und über die Ursache und Cur derselben. Die sogenannte Kraͤuselkrankheit (Curl) begreift drei Grade: 1) das halbe; 2) das ganze Kraͤuseln; 3) das gaͤnzliche Verderben der Pflanze. 1) Die halbgekraͤuselten Pflanzen haben etwas lange, und nur in einem maͤßigen Grade gekraͤuselte Blätter; sie geben noch eine ziemliche Ernte, wenn der Sommer nicht zu troken ist; sonst werden die Erdapfel klein und waͤsserig. 2) Die ganz gekraͤuselten Pflanzen werden selten sechs bis sieben Zoll hoch, reifen bald und sterben ab. Die Erdaͤpfel sind gewoͤhnlich kleiner, als eine Muskatnuß, rostfarben, und geben eine ungesunde Nahrung. 3) Die gaͤnzlich verdorbenen Erdaͤpfel, deren Vegetations-Kraft beinahe zerstoͤrt ist, heben sich nie uͤber die Erde empor. Man findet die gelegten Erdapfel um Michaelis dem Ansehen nach noch so frisch, als sie bei dem Legen gewesen sind, und nur einige wenige kleine Erdaͤpfel sizen auf denselben auf. Die erste Ursache dieser Krankheit an den Erdaͤpfeln muß in der Art gesucht werden, in welcher die Erdapfel, die man zur Aussaat brauchte, im vorigen Jahre erzogen worden sind. Wenn die Erdapfel spaͤt im Jahre gelegt werden, d.h., von der Mitte Mai's bis Mitte Junius; wenn der Boden sehr fruchtbar und gut, gen Mittag gelegen, und der Sommer z.B. im Anfange Augusts, wo die Bluͤthen der Erdapfel abgefallen sind, heiß und troken ist, so wird der Erdaͤpfel, welcher gelegt wurde, erschoͤpft durch die Nahrung, die er der Pflanze geben muß, und es werden nur wenig Erdapfel zum Vorscheine kommen. Wenn nun die Witterung feucht und zutraͤglich wird, so werden die Pflanzen, zumahl wo sie gehaͤufelt wurden, neuerdings bluͤhen, und es wird eine reichliche Ernte sehr großer Erdaͤpfel sich noch ausbilden koͤnnen. Diese Erdaͤpfel sind sehr gut als Nahrung; da sie aber aus dem Staͤngel der Pflanze erzeugt werden, nachdem der zuerst gelegte Erdapfel bereits erschoͤpft wurde, so wird es ihnen an Feuchtigkeit und Vegetations-Kraft fehlen, und die aus solchen Erdaͤpfeln im naͤchsten Jahre emporwachsenden Pflanzen werden sich kraͤuseln. Die zweite Ursache das Kraͤuseln entsteht auch ohne Duͤnger und Haͤufeln, wenn die Erdaͤpfel (Ende Mai's) dicht an einander in fetten Boden gelegt, und mit gruͤnem Farnkraute oder anderer Streu vor ihrem Erscheinen auf der Oberflaͤche bedekt werden. Durch den Regen fault das Farnkraut oder die Streu, und dringt als Duͤnger zu den Wurzeln; die Pflanzen werden dadurch zu einer zweiten Bluͤthe, wie in dem vorigen Falle, gereizt, und die dadurch in der Erde sich bildenden Erdaͤpfel erzeugen, wenn sie im naͤchsten Jahre unter die Erde kommen, gekraͤuselte Pflanzen. Dieses oben beschriebene Treiben der Erdapfel ist sowohl nach meiner mehrjaͤhrigen Erfahrung, als auch nach meiner Beobachtung des Verfahrens und Mißlingens bei meinen Nachbarn, die Ursache der Kraͤuselkrankheit an den Erdaͤpfeln. Es ist eine bekannte Erfahrung, daß die Blumen mehrerer Gewaͤchse, wie z.B. des Mohnes, der Rose und anderer, durch Cultur sich sehr veraͤndern; daß sie sich, wie man sagt, fuͤllen, d.h., daß ihre Staubgefaͤße sich in Blumenblaͤtter verwandeln, dadurch ihr Gattungs-Charakter verloren geht, und daß, wie die Botaniker sagen, sie zu Mißgeburten werden, indem die Befruchtungs-Theile sich verwandelt haben, und kein Same erzeugt wird. Wenn es mir erlaubt ist, irgend einen Theil eines Gewaͤchses, in welchem die Vegetations-Kraft, wie in einem Samen, ihren Siz hat, als Samen zu betrachten, so wird man gestehen, daß zu reichliche Pflege, wenn nicht dieselbe, doch wenigstens eine aͤhnliche. Unvollkommenheit an den Erdaͤpfeln erzeugen muß; denn sowohl die Blume, als die knollige Wurzel wird durch solche Pflege uͤberfuͤttert. In der Blume erzeugt sich dann kein Same, und in dem Knollen des Erdapfels wird die Vegetations-Kraft geschwaͤcht oder zerstoͤrt, je nach dem Grade der Krankheit. Wo immer die Vegetations-Kraft gestoͤrt ist, da fehlt es aber immer an Feuchtigkeit, wie folgender Versuch beweiset. Versuch. Auf folgende Weise kann man aus demselben Erdapfel sowohl gesunde als gekraͤuselte Pflanzen ziehen. Man grabe Anfangs Octobers einige auf obige Weise gezogene Erdaͤpfel aus. Unter den groͤßeren wird man einige finden, welche an verschiedenen Stellen verschiedene Grads von Feuchtigkeit besizen; oben mehr, und unten weniger, indem die Feuchtigkeit von dem unteren oder Wurzelende gegen das obere Ende oder die Krone zu immer zunimmt. Man nehme nun einen Sezling von der Krone, und einen anderen von dem Wurzelende; ersterer wird eine gesunde, lezterer eine gekraͤuselte Pflanze geben. Die Erdaͤpfel, welche sich im naͤchsten Jahre kraͤuseln, sind sowohl vor als nach dem Sieden trokener, und werden auch in kuͤrzerer Zeit gar gesotten. Weise, dieser Krankheit vorzubeugen. Wenn man folgenden Rath gehoͤrig befolgt, so wird dem Kraͤuseln, wie ich durch verschiedene wiederholte, und sieben Jahre lang mit aller Aufmerksamkeit und Sorgfalt angestellte Versuche gefunden habe, auf eine kraͤftige Weise vorgebeugt. Die beste Zeit zum Legen der Erdaͤpfel ist vom Anfange April's bis Mitte Mai's. Man mache die Beete drei Fuß weit von einander, bringe den Duͤnger zuerst in die Graͤben, und nehme nicht zuviel davon, lege die Erdaͤpfel in einem Dreieke 5 bis 6 Zoll von einander, und deke sie 5 bis 6 Zoll hoch mit Erde. Es ist keine große Gefahr dabei, wenn man zuviel Erde auflegt; je tiefer die Sezlinge liegen, desto besser sind sie gegen die sengende Hize der Sonne gesichert, wenn das Jahr zu troken werden sollte. Eine Entfernung von 5 bis 6 Zollen ist so klein, daß die Pflanzen nicht zu uͤppig wachsen koͤnnen, und doch hinreichend, daß jede hinlaͤnglich der Sonne und der Luft ausgesezt ist. 2) Wenn sie einmahl 6 bis 7 Zoll uͤber die Erde gewachsen sind, muß man sie nicht, wie es gewoͤhnlich geschieht, haͤufeln oder mit Erde bedeken; man reinige sie bloß vom Unkraute, und ziehe etwas Erde auf sie hin. Dieß muß aber geschehen, ehe die Bluͤthenknospen zum Vorscheine kommen, gewoͤhnlich Ende Junius. Nun ist, außer dem Gaͤten, keine andere Arbeit mehr noͤthig. Ich bin der Meinung, daß das fruͤhe Legen der Erdaͤpfel vorteilhaft ist, weil die Wahrscheinlichkeit eines Regens zu dieser Zeit weit großer, und weil dieser zugleich fuͤr die Pflanze sehr vorteilhaft ist, wenn der Sommer sehr troken werden sollte. Bei dieser Behandlung werden die Pflanzen gesund seyn, die jungen Erdaͤpfel werden zur gehoͤrigen Zeit gebildet; sie werden allmaͤhlig wachsen; die Pflanzen werden zu gehoͤriger Zeit reifen und sterben, und nicht mehr durch die im September fallenden Regen zu einem zweiten Wachsen angereizt werden. Der Saft wird auf diese Weise in dem Erdapfel bleiben, und so wird dieser ein Same werden, der mit ungeschwaͤchter, vollkommner Vegetations-Kraft ausgeruͤstet seyn wird; die Pflanzen, die aus einem solchen Erdapfel hervorgehen, werden frei von allem Kraͤuseln seyn. Die Erdaͤpfel koͤnnen sobald ausgegraben werden, als es ohne Zerreibung ihrer Rinde moͤglich wird, d.h., ungefaͤhr Ende Septembers. Gesunde Erdapfel erhält man am sichersten von einem Boden, dessen Deke man abgeraͤumt und verbrannt hat; ein auf diese Weise zubereiteter Grund ist fuͤr den Erdapfelbau vollkommen geeignet. In einem solchen Boden wachsen sie allmaͤhlig, und werden nicht uͤber ihre natuͤrliche Groͤße getrieben. Wenn man der Guͤte der zu legenden Erdaͤpfel nicht vollkommen sicher ist, so ist es am sichersten gethan, wenn man die kleinsten Erdaͤpfel ganz legt. Ein Boden, der am leichtesten gekraͤuselte Erdaͤpfel erzeugt, ist ein an sich schon fruchtbarer, stark geduͤngter Boden in einer Lage gegen Mittag. Wo der Boden nicht fruchtbar, die Lage kalt ist, entweder weil sie hoch oder gegen Norden ist, hat man die Kraͤusel-Krankheit noch nie gesehen, wie z.B. in den bergigen Gegenden von Radnorshire und Montgomeryshire. Dieß stimmt vollkommen mit meiner Theorie; denn wo der Boden arm und die Lage kalt ist, kann die Pflanze nie, selbst durch Haͤufeln und Duͤnger nicht, zu einem zweiten Wachsthume getrieben werden. Wem es bloß darum zu thun ist, reichliche Ernten zum unmittelbaren Gebrauche zu erhalten, dem will ich das Haͤufeln und Duͤngen nicht durchaus mißrathen haben; ich warne nur gegen Erdapfel, die auf solche Weise erzogen wurden, als Samen. Durch Haͤufeln und Duͤngen erhält man allerdings reichliche Ernten großer Erdaͤpfel, die fuͤr die Kuͤche sehr gut, aber als Saat sehr schlecht sind; denn die Vegetations-Kraft wird durch diese Art voll Treiberei sehr vermindert. Das Interesse eines jeden klugen Landwirthes fordert, daß er einen Theil seines Erdaͤpfel-Akers fuͤr die Nachzucht der Saat-Erdaͤpfel bestimmt, und wenn man meinem Rache folgt, so zweifle ich nicht im Mindesten an dem guten Erfolge; wenigstens bin ich gewiß, daß keine Kraͤuselkrankheit entstehen wird. Ich halte es fuͤr geeignet, der Gesellschaft mein fruͤheres Verfahren bei dem Baue der Erdaͤpfel zu unterlegen. Ich habe diese nuͤzliche Pflanze seit mehr dann 20 Jahren gebaut, als die unter dem Namen Winter-Roth (Winter Red) bekannte Sorte noch allgemein gezogen wurde, und ehe noch irgend ein Zeichen jener Krankheit, welche man jezt Kraͤusel-Krankheit (Curl) nennt, zum Vorscheine kam. Bald darauf wurde die weiße Sorte, die man hier den goldnen Dabb (the golden Dabb) nennt, gepflanzt; sie schmekt sehr gut, leidet aber jezt am meisten an dieser Krankheit; ich habe sie zehn Jahre lang gebaut, und nie meinen Samen gewechselt. Bald darauf entstand eine neue Methode Erdaͤpfel zu bauen, naͤmlich die gegenwaͤrtige mit hohen Beeten und starkem Haͤufeln, wodurch diese neue Sorte so sehr ergiebig gemacht wurde, und weit groͤßere Erdaͤpfel entstanden, als man legte. Diese Verfahrungs-Weise verbreitete sich bald in unserem ganzen Lande. Nun erschien aber auch (vor ungefaͤhr 17 Jahren) die Kraͤuselkrankheit zum Ersten Mahle, und wurde dann in wenigen Jahren darauf im ganzen Lande so hoͤchst verderblich. Ich suchte mit aller Muͤhe irgend ein Mittel gegen diese Krankheit zu finden, und stellte jeden Versuch an, den ich nur immer ersinnen konnte; allein immer vergebens, bis endlich im J. 1785 ein sehr trokener Sommer kam. Ich hatte damahls Ein Acre (1125 □ Kl.) mit Erdaͤpfeln bestellt, und dieselben zufaͤllig beim Sezen so stark mit Erde gedekt, daß zu einer zweiten Dekung keine Erde mehr uͤbrig geblieben war. Ungefaͤhr Ende Junius sah ich mehrere Leute Versuche anstellen, um ihre Erdapfel mittelst Gloken und anderen Bedekungen zur Vollkommenheit zu bringen; es zeigten sich aber keine junge Erdaͤpfel an den Wurzeln, und man fuͤrchtete allgemein, daß dieses Jahr die Erdaͤpfel gaͤnzlich mißrathen wuͤrden. Ich sah bei meinen Erdaͤpfeln nach, und fand einige derselben ohne, andere mit jungen Erdaͤpfeln, die bereits die Groͤße einer Wallnuß hatten. Bald daraus aͤnderte sich indessen, wie es gewoͤhnlich der Fall ist, die Witterung, und wurde eine bedeutende Zeit uͤber naß und regnerisch. Alles haͤufelte seine Erdaͤpfel um seine Ernte zu vermehren; ich hatte aber, wie ich bemerkte, keine Erde mehr dazu. Zur Ernte-Zeit der Erdaͤpfel gab es nun uͤberall eine hoͤchst reichliche Ernte ungeheuer großer Erdapfel, waͤhrend die meinigen, die viel fruͤher reif waren, weil sie keine frische Nahrung durch das Haͤufeln erhielten, um die Haͤlfte kleiner waren, als die meiner Nachbarn. Als im J. 1786 die von der vorjaͤhrigen Ernte gelegten Erdaͤpfel wieder ansingen zu gruͤnen, hieß es im ganzen Lande, daß alle Erdapfel an der Kraͤuselkrankheit litten. Ich hatte in diesem Jahre ungefaͤhr 120 Bushels Erdaͤpfel verkauft, und fand zu meinem Troͤste, daß sowohl meine eigenen Erdaͤpfel, als diejenigen, die von denen, welche ich verkaufte, gelegt wurden, vollkommen gesund waren. Ich fing nun an nachzudenken, wie es kommen konnte, daß meine Erdaͤpfel dieser Krankheit entgingen, waͤhrend dieselbe so allgemein im Lande verbreitet war. Ich erinnerte mich, daß ich die meinigen im vorigen Jahre nicht haͤufeln konnte, und daß sie nicht so groß geworden sind, wie die meiner Nachbarn. Ich betrachtete dieß als die Ursache hiervon. Man erfuhr bald, daß meine Erdaͤpfel alle gesund geblieben waren, und so bestellte man im folgenden Jahre aus der weitesten Ferne Saat-Erdaͤpfel bei mir. Da ich meine Erdaͤpfel dieß Jahr wieder auf dieselbe Weise zog, so fand ich mich in derselben Lage, wie das Jahr vorher. Um meine Neugierde zu befriedigen, pflanzte ich zwei Reihen nach den beiden in obigem „Versuche“ angegebenen verschiedenen Weisen. Ich bewahrte von beiden zur Saat auf, und fand zu meinem groͤßten Vergnuͤgen und zur vollen Beruhigung, daß die eine Reihe vollkommen gesund, die andere halb gekraͤuselt war. Ich habe zeither alle Jahre hundert bis hundert vierzig Bushel Erdaͤpfel gezogen, und sie um Sixpence bis Einen Shilling (18 bis 36 kr.) theurer verkauft, als meine Nachbarn; sie hielten sich immer gutHr. Hollins hat die noͤthigen Zeugnisse von den Kaufern, wie von der Obrigkeit beigebracht. A. d. Ueb.. Mehrere erlaubten sich zu sagen, daß ich die Erdaͤpfel einsalzte; andere, daß ich die krausen Blaͤtter im Jahre vorher abpfluͤkte; diese ungegruͤndeten Nachreden kuͤmmerten mich nicht, und Niemand kannte meine Methode ehe, als ich sie der Gesellschaft mittheilte. Ich beobachtete indessen das Verfahren meiner Nachbarn, und fand immer in demselben die Bestaͤtigung meiner Ansicht. Ich hatte dann einige große Erdaͤpfel ganz gelegt; ein paar derselben brachten zugleich gesunde und gekraͤuselte Pflanzen, was mich sehr befremdete. Ich nahm den Erdapfel sorgfaͤltig heraus, und fand, daß die beiden gekraͤuselten Pflanzen aus den Augen zunaͤchst an dem unteren Ende Entstanden, waͤhrend die uͤbrigen gesund waren. Dieß veranlaßte meinen besten Versuch uͤber diesen Gegenstand. Ich bemerkte, daß die Anstekung sich bloß in den groͤßten Stuͤken fand. Ich dachte mir, der Saft oder die Vegetations-Kraft nahm von dem unteren Ende des Knollens ab, so wie er groͤßer wird, und mußte folglich gegen das Kronen-Ende hin zunehmen. Ich hatte dann ein Erdaͤpfel-Beet, von welchem ich einen Theil in Mitte Septembers, einen anderen im October ausgrub; ich fand, daß sie an Groͤße zugenommen hatten. Den Rest grub ich Ende Octobers aus, und dieser war viel groͤßer, als die beiden vorigen fruͤher ausgegrabenen Portionen. Die groͤßten von jeder dieser drei verschiedenen. Ernten bewahrte ich besonders fuͤr das folgende Jahr auf, und legte sie ganz, unter genauer Bezeichnung des Ortes, wo ich sie legte. Als sie anfingen zu gruͤnen, fand ich die von der ersten Ernte vollkommen gesund; die von der zweiten waren zur Haͤlfte gesund, zur Haͤlfte gekraͤuselt; die von der lezten hatten alle die Kraͤuselkrankheit. Ich fand also, daß, wenn es die Witterung des Spaͤtjahres erlaubte, ich, nach Belieben, gesunde und gekraͤuselte Erdapfel erzeugen konnte; ich wollte meine Erfindung bekannt machen, erhielt aber keine Aufmunterung vor der Belohnung der Society. Meine Nachbarn befolgen nun meine Methode, und sagen mir, sie werden mich nicht mehr um Saat-Erdaͤpfel plagen, indem sie dieselben jezt eben so gut zu ziehen wissen, wie ich. Ich will nun noch verschiedener Versuche hier erwaͤhnen. 1) werde ich Ein Acre mit Erdaͤpfeln bepflanzen, dessen Lage ich besonders waͤhlen werde, und der lauter gesunde Pflanzen tragen soll. Ich werde sie so behandeln, daß die eine Haͤlfte drei Wochen vor der anderen reifen und sterben soll, waͤhrend leztere noch in der Bluͤthe ist; ich werde sie zu gehoͤriger Zeit ausgraben, und im folgenden Jahre von beiden Erdaͤpfel auslegen. Die Haͤlfte derselben soll gesunde, die andere Haͤlfte gekraͤuselte Pflanzen liefern, und dieß in jeder zweiten Reihe. 2) Warum ein bereits kranker Erdapfel immer noch kraͤnker wird? Man kann Erdapfel fuͤr angestekt erklaͤren, wenn nur ein Viertel der Ernte gesund ist. Ein emsiger Landwirth wird nun die schwaͤcheren aͤrmlichen Stoͤke zu haͤufeln und dadurch zu naͤhren suchen. Dadurch werden die wenigen so weit von einander stehenden Pflanzen sehr geil wachsen, und eine weit groͤßere Sorte von Erdaͤpfeln liefern, als wenn die Ernte reichlich gewesen waͤre. Nun nimmt der Landwirth gewoͤhnlich die groͤßten Erdapfel zur Aussaat, wenn sie nicht von einem gekraͤuselten Stoke kennen; aber man kann zehn gegen Eins wetten, daß alle im naͤchsten Jahre daraus entspringenden Erdaͤpfel groͤßtenteils gekraͤuselt seyn werden. 3) Um das Kraͤuseln sicher zu verhuͤten, huͤte man sich dieselben zu haͤufeln, oder irgend etwas, außer dem Gaͤten, mit denselben vorzunehmen. Es waͤre besser gewesen, selbst gekraͤuselte Erdaͤpfel zu nehmen, welche, wie ich sah, oͤfters wieder dadurch gut geworden sind. 4) Warum gekraͤuselte Erdaͤpfel zuweilen unter sorgfaͤltig gepflegten Erdaͤpfeln entstehen? Vielleicht deswegen, weil der Boden stellenweise fruchtbarer oder mehr geduͤngt ist. An solchen Stellen werden dann die Erdaͤpfel groͤßer, und folglich der Saft oder die Vegetations-Kraft vermindert seyn. Wenn folglich einige von diesen unter die Saat-Erdaͤpfel geschnitten werden, so werden einige gekraͤuselte Erdaͤpfel entstehen. Um dieß zu vermeiden, lege man nie Erdapfel, die eine etwas bedeutendere Groͤße erreicht haben, als die gewoͤhnliche. 5) Es ist kein Grund, zu sagen, daß die Kraͤusel-Krankheit an den Erdaͤpfeln dadurch entsteht, daß sie zu lang auf demselben Boden gepflanzt werden. Man pflegt jezt sie bloß Ein Jahr lang auf demselben Felde, und dieß nur auf einem Brachfelde, zu bauen. Dieß ist Wechsel genug. 6) Obschon die Schoͤßlinge abgeschnitten werden sollten, kann man sie doch zugleich mit den Sezlingen legen, und ich kann versichern, daß, wenn der Sezling seinen Saft hat, beide gesunde Erdapfel bringen; im entgegengesezten Falle bringen beide gekraͤuselte. „Ein guter Baum traͤgt gute Fruͤchte etc.“ 7) Ich weiß aus Erfahrung, daß die Sorten, genannt Alt Winter-Roth (Old Winter-Red), die langen Americaner (long Americans), Nelken-Augen (Pik-Eyes), schoͤnen Bettys (Pretty Bettys), fruͤhen Zwerge (Early Dwarfs), die schwarze Sorte (Black Sort), die goldnen Dabbs (goldnen Dabbs), sich alle kraͤuselten. Mehr ist nicht noͤthig. Sollte ich die Einfuͤhrung frischer Saat beguͤnstigen, so wuͤrde ich mich der Achtung der Gesellschaft, und der Faͤhigkeit, die Ursache dieser Krankheit zu entdeken, unwerth fuͤhlen. 8) Fuͤr Forscher, oder solche, die meine Versuche pruͤfen wollen. Um gekraͤuselte Erdapfel zu erhalten, lege man sie Anfangs Junius nicht sehr dicht in eine Reihe; duͤnge sie gut; hauste sie zur gewoͤhnlichen Zeit, und wiederholt alle 14 Tage ein Mahl; halte sie rein bis Ende Octobers, und, nachdem man sie dann ausgegraben hat, suche man die groͤßten zur Aussaat auf; man wird aus diesen eine reichliche Ernte gekraͤuselter Erdaͤpfel erhalten. 9) Wenn der Sommer troken und der Boden gut geduͤngt ist, muß man mit dem Haͤufeln sehr behutsam seyn, aus den oben angegebenen Gruͤnden. Ein fruchtbarer gegen Mittag gelegener Boden ist selbst in einem guten Jahre eben so viel als ein trokener Sommer in einer anderen Lage.