Titel: | Ueber neue Verbindungen von Kohlenstoff und Wasserstoff, und über gewisse andere Producte, welche man bei Zersezung des Oehles durch die Hize erhält. Von Hrn. Faraday, F. R. S. correspondirendem Mitgliede der königl. Academie zu Paris. |
Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. CI., S. 355 |
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CI.
Ueber neue Verbindungen von Kohlenstoff und
Wasserstoff, und über gewisse andere Producte, welche man bei Zersezung des Oehles durch
die Hize erhält. Von Hrn. Faraday, F. R. S. correspondirendem Mitgliede der königl.
Academie zu Paris.
Aus den Philosophical Transactions fuͤr 1825.
Pars II. in den Annals of Philosophy. 1826. Januar. S. 44. und
Februar. S. 95.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Faraday, über neue Verbind. v. Kohlenstoff u. Wasserstoff
etc.
Der Zwek der Abhandlung, welche ich der koͤnigl. Gesellschaft vorzulegen die
Ehre habe, ist: zwei neue Verbindungen von Kohlenstoff und Wasserstoff in's
Besondere, und andere Producte, welche man bei der Zersezung des Oehles durch die
Hize erhaͤlt, im Allgemeinen zu beschreiben. Meine Aufmerksamkeit wurde
zuerst im Jahre 1820 auf die Substanzen gezogen, welche sich bei maͤßiger und
hoher Temperatur im Oehle bildeten; seit dieser Zeit benuͤzte ich jede
Gelegenheit, um Aufschluß uͤber diesen Gegenstand zu erhalten. Eine besonders
guͤnstige Gelegenheit verschaffte mir neulich die Guͤte des Hrn. Gordon, welcher mir eine bedeutende Menge einer
Fluͤßigkeit lieferte die er waͤhrend der Compression des Oehlgases
erhielt, und von welcher ich vor einigen Jahren eine geringe Menge besaß, die zwar
großes Interesse erregte, allein die Befriedigung desselben nicht gestattete.
Es ist allgemein bekannt, daß bei den Operationen der Portable-Gas-Company, bei welchen das angewendete Oehl-Gas in
Gefaͤßen comprimirt wird, sich eine Fluͤßigkeit abscheidet, welche
abgezogen und in flüßigem Zustande aufbewahrt werden kann. Der angewendete Druk
beträgt 30 Atmosphaͤren, und bei der Operation geht das Gas, welches
vorlaͤufig in einem Gasometer uͤber Wasser enthalten ist, zuerst in
einen großen starken Recipienten, und von diesem durch Roͤhren in die
tragbaren Gefaͤße uͤber. Die Verdichtung geschieht vorzuͤglich
in dem Recipienten, und aus diesem Gefaͤße wurde die Fluͤßigkeit
genommen, welche ich untersuchte. Die Fluͤßigkeit wird durch Oeffnen einer
kegelfoͤrmigen Klappe am Boden abgezapft; anfangs kommt gewoͤhnlich
ein Theil Wasser, und dann die Fluͤßigkeit heraus. Sie braust bei ihrem
Heraustreten, und bei der Verschiedenheit ihrer refractiven Kraft kann man sehen,
daß ein dichter durchsichtiger Dampf aus der Oeffnung durch die Luft zu Boden sinkt.
Das Brausen hoͤrt sogleich auf, und die Fluͤßigkeit laͤßt sich
leicht in Flaschen aufbewahren, die auf die gewoͤhnliche Weise, oder selbst
bloß mit Kork verschlossen sind; eine duͤnne Flasche ist stark genug, um sie
einzuschließen. Ich bin uͤberzeugt, daß 1(00 Kubik-Fuß guten Gases beinahe
einen Gallon dieser Fluͤßigkeit geben.
Die Substanz erscheint als eine duͤnne blasse Fluͤßigkeit, welche
zuweilen durchsichtig und farblos, zuweilen opalisirend ist; gelb oder braun ist sie
bei durchgelassenem, gruͤn aber bei reflectirtem Lichte. Sie riecht wie
Oehlgas. Wird die Flasche, in welcher sie sich befindet, geoͤffnet, so hat
auf der Oberfläche der Fluͤßigkeit Verdampfung Statt; und an den in der Luft
sichtbaren Streifen bemerkt man, daß sich Dampf von derselben erhebt. Zuweilen kommt
sie unter solchen Umstaͤnden zum Sieden, wenn die Temperatur der Flasche und
des darin Enthaltenen um einige Grade erhoͤht wurde. Diese haͤufige
Entwikelung von Dampf hoͤrt bald auf, und der zuruͤkbleibende Theil
bleibt verhaͤltnismaͤßig tropfbar fluͤßig.
Die specifische Schwere dieser Substanz betraͤgt 0,821. Bei einer Temperatur
von 0° F. geht sie nicht in festen Zustand uͤber. In Wasser ist sie
ganz oder beinahe unaufloͤslich; in Alkohol, Aether, in fluͤchtigen
und fixen Oehlen ist sie sehr aufloͤslich. Gegen die Faͤrbestoffe
verhalt sie sich neutral. In alkalischen Aufloͤsungen ist sie nicht mehr
aufloͤslich, als in Wasser, und nur ein kleiner Theil davon wird von
denselben aufgenommen. Salzsaͤure wirkt nicht auf sie. Salpetersaͤure
wirkt gradweise auf sie, und erzeugt salpeterige Saͤure, Stikstoffoxid-Gas,
Kohlensaͤure und zuweilen Blausaͤure etc.; allein die Wirkung ist
nicht heftig. Schwefelsaͤure wirkt auf eine sehr merkwuͤrdige und
besondere Weise darauf, welche ich alsogleich ausfuͤhrlicher
anzufuͤhren Gelegenheit haben werde.
Diese Fluͤßigkeit ist ein Gemenge verschiedener Koͤrper, welche,
obschon sie in ihrer großen Verbrennbarkeit, und darin mit einander
uͤbereinstimmen, daß sie viel Rauch verbreiten, wenn sie mit großer Flamme
brennen, sich doch durch die Verschiedenheit ihrer Fluͤchtigkeit zum Theile
von einander abscheiden lassen. Etwas davon wurde, nachdem der Druk wiederholt auf
30 Atmosphaͤren erhoͤht worden war, zu einer Zeit, wo derselbe 28
Atmosphaͤren betrug, aus dem Verdichter abgezogen, hierauf schnell in eine
Flasche gebracht und zugeschlossen; nachdem es nach Hause gebracht worden war, wurde
es in eine Flasche gethan, und destillirt, indem dessen Temperatur mit der Hand
erhoͤht wurde. Der Dampf, der sich entwikelte, und der das scheinbare Sieden
verursachte, wurde bei 0° durch eine Glasroͤhre und hierauf in den
Queksilber-Apparat geleitet; allein es ging nur wenig, nicht mehr als drei Mahl das
Volumen der Fluͤßigkeit, von unverdichtetem Gase uͤber; in der kalten
Roͤhre sammelte sich etwas Fluͤßigkeit an, welche sott und verdampfte,
wenn man die Temperatur steigen ließ, und der große Umfang der Fluͤßigkeit,
welche zuruͤkblieb, konnte auf einen verhaͤltnißmaͤßig hohen
Grad erwaͤrmt werden, ehe er zum Sieden kam.
Nachdem ein Thermometer in einen anderen Theil der Fluͤßigkeit gebracht worden
war, wurde dieselbe erwaͤrmt, so daß die Temperatur genau bis zum Siedepuncte
erhoͤht wurde. Wenn das Gefaͤß, in welchem sie sich befand,
geoͤffnet war, so sing sie bei 60° F. zu sieden an. Nachdem die
fluͤchtigeren Theile entfernt waren, stieg die Temperatur; und ehe der zehnte
Theil verfluͤchtigt war, betrug sie uͤber 100°. Die Hize fuhr fort, gradweise zu
steigen, und ehe alles verfluͤchtigt war, hatte sie schon 250°
erreicht.
In der Hoffnung, einige verschiedene Substanzen aus diesem ausgezeichneten Gemenge
abzuscheiden, wurde eine bestimmte Menge desselben destillirt, und die Dampfe wurden
in verschiedenen Portionen bei einer Temperatur von 0° verdichtet, der
Recipient wurde bei jeder Vermehrung um 10 Grade in der Retorte gefuͤllt, und
die Fluͤßigkeit in einem Zustande von anfangendem Sieden erhalten. Auf diese
Weise erhielt man nach und nach mehrere verschiedene Producte, die aber durchaus
nicht bestaͤndig waren; denn jener Theil z.B., der uͤberging, wann die
Fluͤßigkeit bei 160–170° sott, begann, wann er neuerdings
destillirt wurde, bei 130° zu sieden, und ließ einen Theil zuruͤk, der
unter 200° nicht uͤberging. Bei wiederholter Rectification aller
dieser Theile, und Zusammengießen aller aͤhnlichen Producte, gelang es mir,
diese Unterschiede der Temperatur zu vermindern, und sie zulezt in eine Reihe
Koͤrper von verschiedener Fluͤchtigkeit zu bringen. Während dieser
Operationen hatte ich Gelegenheit, zu bemerken, daß der Siedepunct bei einer
Temperatur von 176–190° bestaͤndiger war, als bei irgend einer
anderen; große Mengen der Fluͤßigkeit gingen ohne Veraͤnderung der
Temperatur bei der Destillation uͤber, waͤhrend die Temperatur bei
anderen Theilen der Reihe bestaͤndig stieg. Dieß veranlaͤßt mich, in
den Producten, welche ich zwischen diesen beiden Puncten von Hize erhielt, eine
bestimmte Substanz aufzusuchen; und es gelang mir endlich, eine neue Verbindung von
Kohlenstoff und Wasserstoff abzuscheiden, die ich einstweilen Wasserstoff-Bicarburet
nennen will.
Wasserstoff-Bicarburet.
Diese Substanz erhielt ich anfangs auf folgende Weise: es wurden Roͤhren, die
etwas von den vorher rectificirten Theilen enthielten, in eine
Kaͤlte-erzeugende Mischung von 0° gebracht; einige derselben wurden,
wahrscheinlich wegen der Gegenwart von Wasser, truͤb; eine dieser Substanzen,
die ich bei 176° erhielt, (was ich fuͤr den Siedepunct des in der
Retorte Enthaltenen, als es uͤberging, hielt), wurde zum Theile fest; es
bildeten sich Krystalle rings umher an den Seiten, und in der Mitte blieb eine
Fluͤßigkeit zuruͤk; waͤhrend zwei andere Portionen, von welchen
ich die eine bei 186°, die, andere bei 190° bekam, ganz hart wurden.
Bei Einbringung eines kalten Glas-Staͤbes in die Roͤhre zeigte die
Masse einen bedeutenden Widerstand gegen den Druk; da man sie aber hinabstieß, so
fiel ein Stuͤk auf den Boden der Roͤhre, und die Fluͤßigkeit
blieb obenauf; die Fluͤßigkeit wurde abgegossen, und so der feste Theil zum
Theile gereinigt. Das in der Roͤhre Enthaltene ließ man nun schmelzen, und
brachte es in eine weitere und festere Roͤhre, die mit einer anderen
Roͤhre versehen war, welche loker in dieselbe paßte; beide waren an ihrem
unteren Ende verschlossen; bei neuerlicher Verminderung der Temperatur des Ganzen
auf 0°, wurde Flußpapier hineingebracht, und dasselbe durch das Ende der
duͤnneren Roͤhre auf die Oberfläche der, in der weiteren Roͤhre
enthaltenen, festen Substanz gedruͤkt. Auf diese Weise wurde durch
wiederholtes Einbringen von Papier viele Fluͤßigkeit beseitigt, und es blieb
eine feste Masse zuruͤk, welche unter 28 oder 29° nicht fluͤßig
wurde. Um die Abscheidung des bestaͤndig fluͤßigen Theiles
vollstaͤndig zu bewirken, wurde die Substanz geschmolzen, in einem Model von
Zinn-Folio in Kuchen gegossen, und zwischen mehreren Blaͤttern
Loͤschpapier in einer Bramah's Presse ausgepreßt,
wobei das Papier, das Zinn-Folio, der Flanell, die Pappendekel und Alles
uͤbrige dabei Gebraͤuchliche, sorgfaͤltig so nahe als
moͤglich bis auf 0° abgekuͤhlt wurde, um die Aufloͤsung
des festen Theiles in dem zu entfernenden fluͤßigen Theile zu
verhuͤten. Zulezt wurde sie uͤber Aezkalk abdestillirt, um alles
Wasser, was sie enthalten koͤnnte, wegzuschaffen.
Das allgemeine Verfahren, welches mir zur Darstellung dieser Substanz allein am
besten zu seyn scheint, besteht darin, daß man einen Theil der Fluͤßigkeit,
welche sich bei der Verdichtung des Oehl-Gases abscheidet, destillirt; daß man das
Product, welches man erhaͤlt, ehe die Temperatur auf 170° steigt, bei
Seite sezt, und daß man dann jenes sammelt, welches bei 180°
uͤbergeht, hierauf wieder jenes besonders, welches bei 190° erscheint,
und endlich auch den Theil, der bei 200 oder 210° uͤbergeht. Jenes
Product, welches vor 170° erscheint, wird bei neuer Destillation Portionen
geben, die man zu jenen von 180° und 190° schuͤtten kann, und
der Theil, den man bei mehr als 190° erhaͤlt, wird bei wiederholter
Destillation auch wieder Theile geben, die bei 180°, 190° etc.
uͤbergehen. Hat man diese drei Portionen bei 180°, 190° und
200° erhalten, so rectificire man sie nach einander, und sammle die Producte
zwischen 175 und
195° in 3–4 Theilen bei auf einander folgender Temperatur. Hierauf
verfahre man auf die angegebene Weise.
Es wird zuweilen geschehen, wenn nur wenig Wasserstoff-Bicarburet in der
Fluͤßigkeit enthalten ist, daß die Destillationen oft wiederholt werden
muͤssen, ehe die Fluͤßigkeiten bei 185° und 190° beim
Abkuͤhlen Krystalle absezen, d.h., ehe eine hinlaͤngliche Menge des,
auch bei niedriger Temperatur fluͤßig bleibenden, Theiles entfernt wird, so
daß eine so gesaͤttigte Aufloͤsung zuruͤkbleibt, daß sie bei
0° krystallisirt.
Das Wasserstoff-Bicarburet erscheint unter den gewoͤhnlichen Umständen als
eine ungefaͤrbte durchsichtige Fluͤßigkeit, die einen, dem Oehlgase
und zugleich etwas den Mandeln aͤhnlichen, Geruch besizt. Seine specifische
Schwere betraͤgt, bei 60°, beinahe 0,85. Wird es ungefaͤhr auf
30° abgekuͤhlt, so krystallisirt es, und wird fest, und jene Theile,
die sich an den Waͤnden des Glases befinden, zeigen dendritische Formen. Wenn
man duͤnne feste Faden desselben in eiskaltes Wasser bringt, und die
Temperatur langsam steigen laͤßt, so bemerkt man, daß sie beilaͤufig
bei 42° F. schmelzen; ist es aber fluͤßig, so kann man es, wie das
Wasser und andere Salz-Aufloͤsungen, weit unter diesen Punct
abkuͤhlen, ehe es fest wird. Beim Frieren zieht es sich stark zusammen; denn
9 Raumtheile geben beinahe nur 8; folglich ist stille specifische Schwere in diesem
Zustande 0,956. Bei 0° bildet es eine weiße oder durchsichtige,
bruͤchige, pulverfoͤrmige Substanz, die beinahe so hart ist, wie
feiner Zuker.
Der Luft ausgesezt verdampft es ganz. Sein Siedepunct in Beruͤhrung mit Glas
ist 186°. Die specifische Schwere seines Dampfes betraͤgt, fuͤr
eine Temperatur von 60° corrigirt, beinahe 40, den Wasserstoff als 1,
angenommen; 2, 3 Grane desselben geben, bei 212° und einem Barometer-Stande
voll 29,98, 3,52 Kubik-Zolle Dampf. Andere Versuche gaben ein Mittel, welches diesem
Resultate sehr nahe kommt.
Es ist kein Leiter der Electricitaͤt.
Diese Substanz loͤst sich sehr wenig in Wasser auf, in fixen und
aͤtherischen Oehlen, Aether, Alkohol etc. aber sehr leicht; die alkoholische
Aufloͤsung wird durch Wasser gefaͤllt. Sie brennt mit
glaͤnzender Flamme und unter Verbreitung von vielem Rauche. Bringt man sie zu
Sauerstoff, so entsteht soviel Dampf, daß eine gewaltig detonirende Mischung dadurch
entsteht. Leitet man sie durch eine rothgluͤhende Roͤhre, so sezt sie
nach und nach Kohle ab, und gibt gekohlstofftes Wasserstoff-Gas.
Chlorine, welche in einer Retorte zu dieser Substanz gebracht wurde, uͤbte nur
wenig Wirkung auf dieselbe aus, bis sie in das Sonnenlicht gebracht wurde, wo, ohne
Entwikelung von großer Hize, dichter Rauch entstand, und zulezt viele
Salzsaͤure und zwei andere Substanzen, ein fester krystallinischer
Koͤrper und eine schwere dike Fluͤßigkeit erzeugt wurden. Bei weiterer
Untersuchung zeigte sich, daß keiner dieser beiden Koͤrper in Wasser
aufloͤslich war; daß sich aber beide in Alkohol aufloͤsten, und zwar
der fluͤßige schnell, der feste hingegen schwerer. Beide schienen dreifache
Verbindungen, aus Chlorine, Kohlenstoff und Wasserstoff zu seyn; ich will mir jedoch
die Betrachtung dieser und anderer aͤhnlicher Verbindungen auf eine andere
Gelegenheit ersparen.
Jod scheint im Sonnenlichte nach einigen Tagen keine Wirkung auf die Substanz zu
haben; in der Fluͤßigkeit loͤst es sich in geringer Menge auf, und
bildet eine karmesinrothe Aufloͤsung.
Kalium, welches in der Fluͤßigkeit erhizt wurde, verlor seinen Glanz nicht,
und hat auch bei einer Temperatur von 186° keine Wirkung auf dieselbe.
Aufloͤsungen von Alkalien oder der Verbindungen derselben mit
Kohlensaͤure zeigen keine Wirkung darauf.
Salpetersaͤure wirkte schwach auf die Substanz, und wurde roth, während die
Fluͤßigkeit ungefaͤrbt blieb. Beim Abkuͤhlen auf 32°
wurde die Substanz fest, und bekam eine schoͤne rothe Farbe, die beim
Schmelzen verschwand. Der Geruch der Substanz mit der Saͤure war jenem der
Mandeln außerordentlich aͤhnlich, so daß es wahrscheinlich ist, daß
Blausaͤure gebildet wurde. Beim Abwaschen mit Wasser schien sie wenig oder
gar keine Veraͤnderung erlitten zu haben.
Schwefelsaͤure, welche derselben uͤber Queksilber zugesezt wurde,
aͤußerte eine maͤßige Wirkung darauf; es erzeugte sich wenig oder gar
keine Hize; es entstand keine Schwaͤrzung; es bildete sich keine schwefelige
Saͤure; allein die Saͤure wurde blaßgelb, und obenauf schwamm ein
Theil einer klaren wasserhellen Fluͤßigkeit, welche ein Product der Wirkung
zu seyn schien. Nachdem dieselbe abgeschieden war, zeigte sie sich hell und klar; sie wurde weder vom
Wasser, noch von mehr Schwefelsaͤure angegriffen, wurde beilaͤufig bei
34° fest; und war dann weiß, krystallinisch und dendritisch. Diese Substanz
war leichter als Wasser, in Alkohol aufloͤslich; diese Aufloͤsung
wurde durch eine geringe Menge Wasser gefaͤllt, wurde aber durch einen großen
Ueberschuß davon wieder klar.Die Wirkung der Schwefelsaͤure auf diese und andere Verbindungen, die
ich noch beschreiben werde, ist sehr merkwuͤrdig. Sie ist oft von
Hize begleitet, und oft werden dabei große Quantitaͤten von solchen
Koͤrpern absorbirt, die genug Elasticitaͤt besizen, um sich
fuͤr sich allein bei den gewoͤhnlichen Graden von Druk in
Dampfgestalt zu erhalten. Es entsteht keine schwefelige Saͤure; es
entsteht auch, wenn die Saͤure verduͤnnt ist, keine
Ausscheidung von Gas, von Dampf oder von irgend einer Substanz, außer von
einer geringen Menge eines besonderen Productes, welches durch die Wirkung
der Saͤure auf diese Substanzen entsteht, und durch dieselbe
aufgeloͤst wird. Die Saͤure verbindet sich direct mit dem
Kohlenstoffe und Wasserstoffe, und ich fand, daß sie bei Verbindung mit
Basen eine besondere Classe von Salzen bildet, welche mit den
schwefelweinsauren Salzen einige Aehnlichkeit haben, allein doch von
denselben verschieden sind. Ich fand auch, daß sich die
Schwefelsaͤure mit dem Oehl erzeugenden Gase verdichtet und
verbindet, wobei kein Kohlenstoff abgeschieden wird, und sich keine
schwefelige Saͤure oder Kohlensaͤure bildet) diese Absorption
betrug in 18 Tagen 84,7 Volumen Oehl erzeugendes Gas auf I Volumen
Schwefelsaͤure. Die dadurch entstandene Saͤure verbindet sich
mit Basen etc., und bildet eigene Salze, zu deren Untersuchung, die ich mir
vornahm, ich noch nicht Zeit hatte; auch die Producte, welche bei der
Einwirkung der Schwefelsaͤure auf Naphtha, wesentliche Oehle etc.,
und selbst auf Starke und Liguin, in der Erzeugung von Zuker, Gummi etc., wo
keine Verkohlung Statt hat, sondern wo aͤhnliche Resultate
vorzukommen scheinen, entstehen, will ich untersuchen.
In Betreff der Zusammensezung dieser Substanz zielten meine Versuche dahin ab, zu
beweisen, daß dieselbe eine binare Verbindung von Kohlenstoff mit Wasserstoff sey,
und zwar von zwei Verhaͤltnissen des ersteren zu Einem des lezteren. Die
Abwesenheit von Sauerstoff ist durch die Unwirksamkeit des Potassium, und durch die
Resultate erwiesen, welche sich beim Durchstroͤmen durch eine
rothgluͤhende Roͤhre ergaben.
Folgendes Resultat erhielt ich, wenn dieselbe in Daͤmpfen uͤber
erhiztes Kupferoxid geleitet wurde. 0,776 Gran der Substanz gaben, bei einer
Temperatur von 60° und einem Druke von 29,98 Zoll, 5,6 Kubik-Zoll
kohlensaures Gas, und 0,58 Gran Wasser wurden gebildet. Die 5,6 Kubik-Zoll Gas sind,
der Berechnung nach, ein Aequivalent fuͤr 0,711704 Gran Kohlenstoff, und die
0,58 Gran Wasser fuͤr 0,064444 Wasserstoff.
Kohlenstoff
0,711704
oder
11,44.
Wasserstoff
0,064444
–
1.
Diese Quantitaͤten stimmen, dem Gewichte nach, beinahe mit dem Gewichte der
angewendeten Substanzen uͤberein; und nimmt man den Wasserstoff als 1 an, so
ist der Kohlenstoff nicht weit von 12 oder zwei Verhaͤltnissen entfernt.
Vier andere Versuche gaben durchaus aͤhnliche Resultate; das mittlere Resultat
war: 1 Wasserstoff und 11,576 Kohlenstoff.
Bedenkt man, daß die Substanz, bei ihrer Bereitungs-Art, noch eine Portion von dem
Koͤrper enthalten muß, der bei 186° siedet, aber bei 0°
fluͤßig bleibt, und der, wie man später sehen wird, weniger Kohlenstoff
enthält, als die krystallinische Verbindung (bloß 8,25 auf 1 Wasserstoff); so kann
man, glaube ich, annehmen, daß der bestaͤndige, aber kleine, Abgang an
Kohlensaͤure bei den Versuchen von dem auf diese Weise
zuruͤkgehaltenen Theile herruͤhrt; und daß die krystallinische
Verbindung, wenn sie rein ist, 12 Kohlenstoff und 1 Wasserstoff oder 2
Verhaͤltnisse von ersterem, und Eines von lezterem gibt.
2 Verhaͤltnisse Kohlenstoff1
Verhaͤltniß Wasserstoff
12 1
13 Wasserstoff-Bicarburet
Dieses Resultat wird auch durch jene Daten bestaͤtigt, welche ich bei der
Detonirung des Dampfes dieser Substanz mit Sauerstoff erhielt. So wurden bei einem
Versuche 8092 Queksilber-Gran-Maße Sauerstoff bei 62° auf eine solche Menge
dieser Substanz gebracht, als noͤthig war, um alles in Dampf zu verwandeln;
das Volumen stieg auf 8505, so daß also der Dampf 413 Theile oder 1/20,6 des
Gemenges betrug. Sieben Volumen dieses Gemisches wurden in einer endiometrischen
Roͤhre durch einen elektrischen Funken detonirt, wodurch sie beinahe bis auf
6,1 vermindert wurden; diese schwanden bei Behandlung mit Pottasche beinahe bis auf
4, welche reiner Sauerstoff waren. Es hatten also 3 Volumen des Gemisches detonirt,
von welchen 0,34 Dampf der Substanz, und 2,65 Sauerstoff waren. Die
Kohlensaͤure betrug 2,1 Volumen, und mußte eine gleiche Menge
Sauerstoff-Gas verzehrt haben; so daß 0,55 als die Quantitaͤt Sauerstoff
zuruͤkbleiben, die sich mit dem Wasserstoffe verbanden, um Wasser zu bilden,
und welche mit den 0,34 Dampf beinahe die Verminderung von 0,9 ausmachen.
Man wird mit einem Blike sehen, daß der Sauerstoff, der von dem Kohlenstoffe
gefordert wird, vier Mahl soviel betraͤgt, als der fuͤr den
Wasserstoff; und daß die ganze Angabe nur wenig von folgender theoretischen
abweicht, die zum Theile aus den fruͤheren Versuchen gezogen ist. 1 Volumen
Dampf erfordert 7,5 Volumen Sauerstoff zu seiner Verbrennung; 6 von lezterem
verbinden sich mit Kohlenstoff, um 6 Kohlensaͤure zu bilden, und die
uͤbrig bleibenden 1,5 verbinden sich mit Wasserstoff, um Wasser zu bilden.
Der in dieser Verbindung enthaltene Wasserstoff ist also ein Aequivalent fuͤr
3 Volumen, obgleich er in Verbindung mit Kohlenstoff zu Einem Volumen verdichtet
ist; von lezterem Elemente sind 6 Verhaͤltnisse oder. 36 Gewichtstheile
vorhanden. Ein Volumen der dampffoͤrmigen Substanz enthaͤlt also:
Kohlenstoff
6 × 6 =
36
Wasserstoff
1 × 3 =
3
–––
39
und das specifische Gewicht derselben wird 39 seyn, wenn jenes
des Wasserstoffes 1 ist. Andere Versuche dieser Art gaben uͤbereinstimmende
Resultate.
Unter den fluͤßigen Producten, welche ich aus der urspruͤnglichen
Fluͤßigkeit erhielt, befand sich eines, welches, auf die angegebene Weise
bereitet, durch Abkuͤhlen der bei 180 oder 190° erhaltenen Portion auf
0°, in den Siedepuncten mit der bereits beschriebenen Substanz
uͤbereinstimmt, sich aber dadurch von derselben unterscheidet, daß es bei
einer niedrigeren Temperatur noch fluͤßig bleibt; ich war daher begierig,
diese beiden Koͤrper mit einander zu vergleichen. Ich konnte diesen
Koͤrper von dem Wasserstoff-Bicarburet nicht abscheiden, so daß er folglich
bei 0° eine gesaͤttigte Aufloͤsung desselben war. Sein
Siedepunct war bestaͤndig 186°. In seinen chemischen Kennzeichen,
seiner Aufloͤslichkeit, seiner Verbrennbarkeit, seiner Wirkung auf das Kalium
etc., stimmte er mit der bereits beschriebenen Substanz uͤberein. Seine
specifische Schwere betrug bei 60°, 0,86. Bei seiner Verwandlung in Dampf gab
1,11 Gran desselben, bei 212°, 1,573 Kubik-Zoll Dampf, was soviel als 1,212 Kubik-Zoll bei
60°, ist. Es wogen folglich 100 Kubik-Zoll beinahe 91,6 Gran; und seine
specifische Schwere betrug also 43,25. Bei einem anderen Versuche gaben 1,72 Gran,
bei 212°, 2,4 Kubik-Zoll, was, bei 60°, 1,849 Kubik-Zoll ausmacht;
wovon das Gewicht von 100 Kubik-Zoll mit 93 Gran abgezogen wird, so daß sich seine
specifische Schwere zum Wasserstoffe verhalt, wie 44 zu 1. Darin liegt
wahrscheinlich die Ursache, warum, dem Versuche nach, die specifische Schwere des
Wasserstoff-Bicarburetes in Dampfgestalt hoͤher gefunden wurde, als es der
Theorie nach scheinen moͤchte, wenn diese rein waͤre.
Die Schwefelsaͤure wirkte auf diese Substanz viel kraͤftiger, als auf
das Wasserstoff-Bicarburet; es entwikelte sich viel Hize, und es entstand eine
starke Entfaͤrbung; zugleich erfolgte die Abscheidung einer diken schwarzen
Saͤure und einer lichten gelben Fluͤßigkeit, welche bei der
gewoͤhnlichen Temperatur jeder weiteren Einwirkung widerstand.
0,64 Gran dieser Substanz wurden uͤber erhiztes Kupfer-Oxid geleitet; ich
erhielt dadurch 4,51 Kubik-Zoll Kohlensaures Gas und 0,6 Gran Wasser. Die
Kohlensaͤure und das Wasser sind Aequivalente fuͤr:
Kohlensaͤure
0,573176
oder
8,764
Wasserstoff
0,066666
–
1.
Da aber die Substanz viel Wasserstoff-Bicarburet enthalten haben mußte, so ist
offenbar klar, daß dieselbe in reinem Zustande weniger Kohlenstoff, als die
angegebene Menge, enthalten, und diese Verbindung sich folglich einem einfachen
Wasserstoff-Carburet, welches bloß aus einfachen Verhaͤltnissen besteht, sehr
naͤhern muͤsse.
Neues Wasserstoff-Carburet.
Unter den verschiedenen anderen Producten der verdichteten Fluͤßigkeit
scheint, nach dem Wasserstoff-Bicarburet, jenes das Bestimmteste zu seyn, welches am
fluͤchtigsten ist. Erwaͤrmt man etwas von der urspruͤnglichen
Fluͤßigkeit in der Hand oder auf eine andere Weise, und leitet man den sich
erhebenden Dampf durch eine Roͤhre von 0°, so wird nur sehr wenig
unverdichtetes Gas in den Queksilber-Apparat uͤbergehen; allein in der
Roͤhre wird man, nach einiger Zeit, eine Fluͤßigkeit finden, welche
sich durch folgende Eigenschaften auszeichnet. Sie ist bei 0° noch
fluͤßig, faͤngt bei geringer Erhoͤhung der Temperatur zu sieden an, und ehe
sie 32° erreicht hat, ist sie ganz in Dampf oder Gas verwandelt, welches man
uͤber Queksilber auffangen und aufbewahren kann.
Dieses Gas ist sehr leicht entzuͤndlich, und brennt mit glaͤnzender
Flamme. Das specifische Gewicht der Portion, die ich erhielt, betrug 27 oder 28, den
Wasserstoff als 1, angenommen; denn 39 Kubik-Zoll, die in eine Glaskugel gebracht
wurden, aus der die Luft ausgepumpt worden war, wogen, bei 60° F.
29°,94 Barometer, 22,4 Gran, so daß folglich 100 Kubik-Zoll beinahe 57,44
Gran wiegen.
Beim Abkuͤhlen auf 0° verdichtet es sich, und bringt man es in diesem
Zustande in eine hermetisch verschlossene Roͤhre, deren Capacitaͤt
bekannt ist, so bestimmt man das Volumen. eines gegebenen Gewichtes der Substanz bei
den gewoͤhnlichen Temperaturen. Daraus ergibt sich, im Vergleiche mit dem
Wasser bei 54°, 0,627 als das specifische Gewicht fuͤr die
Fluͤßigkeit; sie ist also unter allen festen und fluͤßigen
Koͤrpern der leichteste.
Dieses Gas oder dieser Dampf wird, wenn er mit Wasser geschuͤttelt wird, in
geringer Menge absorbirt. Alkohol loͤst dasselbe in großer Menge auf, und man
erhält dadurch eine Aufloͤsung, die bei Zusaz von Wasser braust, und eine
betraͤchtliche Menge des Gases frei werden laͤßt. Die alkoholische
Aufloͤsung besizt einen eigenen Geschmak, und verhalt sich gegen die
Pruͤfungs-Papiere neutral.
Oliven-Oehl loͤst beinahe 6 Volumen des Gases auf. Eine Aufloͤsung von
Alkali und Salzsaͤure wirken nicht darauf.
Schwefelsaͤure verdichtet das Gas in sehr großer Menge; denn Ein Volumen der
Saͤure verdichtet mehr als 100 Volumen von dem Dampfe. Zuweilen ist die
Verdichtung vollkommen, zuweilen bleibt ein geringer Ruͤkstand von Gas,
welches mit blaßblauer Farbe brennt, und das Product einer zu schnellen Wirkung zu
seyn scheint. Während der Wirkung erzeugt sich ein hoher Grad von Hize; es entwikelt
sich keine schwefelige Saͤure; die Saͤure wird stark schwarz, besizt
einen besonderen Geruch, und wird bei Verduͤnnung gewoͤhnlich
truͤb, ohne daß sich Gas entwikelt. Es entsteht dadurch eine bleibende
Verbindung der Saͤure mit Kohlenstoff und Wasserstoff, welche, wie schon
fruͤher gesagt wurde, mit Basen Verbindungen eingeht.
Es wurden 2 Volumen dieses Dampfes und 14 Volumen reiner Sauerstoff mit einander
vermengt, und ein Theil davon in einem Eudiometer detonirt. 8,8 Volumen des Gemenges
verminderten sich durch den Funken auf 5,7 Volumen, und diese durch auf 1,4 Volumen,
das Sauerstoff war. Es wurden also 7,4 Volumen verzehrt; diese bestanden aus:
Dampf der Substanz
1,1
Sauerstoff
6,3
Gebildete Kohlensaͤure
4,3
Sauerstoff in Kohlensaͤure
4,3
Sauerstoff, der sich mit Wasserstoff
verbindet
2,0
Verminderung durch den Funken
3,1
Das heißt beinahe soviel, als 1 Volumen Dampf oder Gas erforderte 6 Volumen
Sauerstoff, verzehrte 4 Volumen hiervon, um 4 von kohlensaurem Gase zu erzeugen, und
verbrauchte die anderen 2 mit 4 Wasserstoff, um Wasser zu bilden. Nach dieser
Ansicht sind 4 Volumen oder Verhaͤltnisse Wasserstoff = 4, mit 4
Verhaͤltnissen Kohlenstoff = 24 verbunden, um 1 Volumen Dampf zu bilden,
dessen specifische Schwere folglich 28 beträgt. Dieses Resultat ist von der
wirklichen specifischen Schwere, die ich durch die angegebenen Versuche erhielt, nur
sehr wenig verschieden, so daß man, wenn man bedenkt, daß dieser Dampf noch geringe
Mengen anderer Substanzen aufgeloͤst enthalten muß, dasselbe fuͤr den
reinen Dampf gewiß als richtig annehmen kann.
Da die Verhaͤltnisse der Elemente in diesem Dampft dies selben, wie in dem
Oehlerzeugenden Gase, zu seyn schienen, so war ich begierig, zu sehen, ob die
Chlorine dieselbe Wirkung darauf haͤtte, wie auf jenen Koͤrper. Es
wurden daher Chlorine und Dampf in einer luftleeren Retorte mit einander vermengt;
sie gingen rasch eine Verbindung ein; es entwikelte sich viele Hize, und es entstand
eine Maͤßigkeit, welche dem Kohlenstoff-Hydrochloride, oder jener Substanz
sehr aͤhnlich war, die man auf dieselbe Weise mit Oehlerzeugendem Gase
erhaͤlt. Sie war durchsichtig, farblos, und schwerer als Wasser; sie hatte
denselben suͤßen Geschmak, der jedoch hinterher von einer aromatischen, sehr
andauernden Bitterkeit begleitet war. Ferner bestand sie beinahe aus gleichen
Volumen Dampf und Chlorine; sie konnte daher nicht einerlei mit dem
Kohlenstoff-Hydro-Chloride aus Oehlerzeugendem Gase seyn; denn sie enthält zwei Mahl soviel Kohlenstoff
und Wasserstoff. Sie wurde hierauf im Sonnenlichte mit einem Ueberschusse von
Chlorine behandelt; es erfolgte eine langsame Wirkung; es verband sich mehr Chlorine
mit der Substanz; es entstand Salzsaͤure, und zulezt eine zaͤhe
Fluͤßigkeit, welche eine dreifache Verbindung von Chlorine, Kohlenstoff und
Wasserstoff ist; allein es wurde kein Kohlenstoff-Chlorid erzeugt. Dieß ist ein
merkwuͤrdiger Umstand, der die Meinung unterstuͤzt, daß, obschon die
Elemente dieselben und die Verhaͤltnisse auch dieselben, wie im
Oehlerzeugenden Gase sind, sie sich doch in einem sehr verschiedenen Zustande von
Verbindung befinden.
––––––––––
Die Spannung der verdichteten Oehlgas-Fluͤßigkeit, und eigentlich jener
Substanz, welche, der Elasticitaͤt nach, die der Mischung, welche das Oehlgas
ausmacht, zunaͤchst nach dem Oehlerzeugenden Gase zu stehen kommt, scheint
bei einer Temperatur von 60° beinahe 4 Atmosphaͤren zu betragen. Um
dieses auszumitteln, wurde eine, Fig. 34. Tab. VI.
abgebildete, RoͤhreDie besondere Neigung der Theile der Roͤhre gegen einander wurde
denselben gegeben, damit die Fluͤßigkeit noͤthigen Falles von,
a zu b,
zuruͤkkehren koͤnnte, ohne durch, d, kommen zu muͤssen. zubereitet, welche bei, a, c, ein
Queksilber-Eichmaß enthielt, und deren Enden offen waren. Diese Roͤhre wurde
hierauf bei, a und b, auf
0° abgekuͤhlt, und in diesem Zu-Zustande zum Recipienten des ersten
Productes gemacht, welches bei der Destillation eines Theiles der
urspruͤnglichen Fluͤßigkeit uͤberging. Hierauf wurde der Theil,
b, uͤber einer Weingeistlampe verschlossen,
und nachdem sich so viel Dampf entwikelt hatte, daß er bei, c, herauskam, wurde auch, c, verschlossen. Das
Instrument wurde nun in die Lage gebracht, welche Fig. 35. zeigt, und bei,
a und d, auf 0°
abgekuͤhlt, waͤhrend die bei, b,
angesammelte Fluͤßigkeit durch die Hand oder durch die Luft erwaͤrmt
wurde; nachdem sich bei, d, eine zu dem Zweke
hinlaͤngliche Menge angesammelt hatte, wurde das ganze Instrument in Wasser
von 60° getaucht, und ehe noch der Dampf zuruͤkgekehrt, und ganz von
der Fluͤßigkeit bei, b, absorbirt worden war,
wurde der Druk auf dem Eichmaße beobachtet. Zuweilen wurde die Fluͤßigkeit
bei, d, rectificirt durch Erwaͤrmen dieses
Theiles der Roͤhre, und bloßes Abkuͤhlen von, a, indem
die Reabsorption bei, b, durch die groͤßere
Leichtigkeit der Fluͤßigkeit bei, d, vermieden
oder wenigstens verspaͤtet wurde, so daß die ersten Theile, welche zu, b, zuruͤkkamen, in einer Schichte obenauf
stunden, und eine ploͤzliche Austosung in der Masse unten verhinderten. Diese
Verschiedenheit der specifischen Schwere zeigte sich auch leicht beim
Schuͤtteln, durch die Streifen, welche dadurch in der Mischung
entstanden.
Auf diese Weise ergab sich, daß, wie schon fruͤher angegeben wurde, die
hoͤchste Elasticitaͤts-Kraft, welche man durch die, in der
Roͤhre enthaltene, Substanz bekam, bei 60° beinahe 4
Atmosphaͤren betrug, und daß, da es keinem Zweifel zu unterliegen scheint,
daß Theile der fluͤchtigsten Substanzen im Oehlgase unter dem Oehlerzeugenden
Gase in der Fluͤßigkeit enthalten sind, insofern auch Oehlerzeugendes Gas
selbst in geringen Mengen darin aufgeloͤst wird, man schließen kann, daß sich
im Oehlgase keine viel fluͤchtigere Substanz, als jene befindet, welche bei
60° einen Druk von 4 Atmosphaͤren erfordert, die wohlbekannten
Verbindungen ausgenommen; oder, mit anderen Worten, daß es keine Reihe von
Substanzen gibt, welche von diesem Koͤrper bis zum Oehlerzeugenden Gase
aufwaͤrts fortlaͤuft, und jeden mittleren Grad von Elasticitaͤt
besizt, wie es von diesem Koͤrper abwaͤrts bis zu den Verbindungen der
Fall zu seyn scheint, die 250° oder 300° zum Sieden erfordern.
In Betreff dieser fluͤchtigeren Theile will ich bemerken, daß ich oft eine
Substanz beobachtete, welche in geringen Mengen mit dem Dampfe uͤberging, der
sich bei 50 oder 60° erhebt, und welche in dem Recipienten bei 0° in
Nadeln krystallisirt. Eine Temperatur von 8–10° macht dieselbe schon
schmelzen und verschwinden. Sie ist gewiß ein besonderer und bestimmter
Koͤrper; allein ihre Menge ist aͤußerst gering, oder sie ist in den
Fluͤssigkeiten, mit welchen sie vorkommt, sehr leicht aufloͤslich. Ich
konnte dieselbe nicht abscheiden oder genauer untersuchen.
Ich wagte vor einiger Zeit auf die Verdichtung verschiedener GaseQuarterly Journal of Science, XVI. 240. die Moͤglichkeit der Erfindung einer Gas-Lampe zu bauen, welche,
indem sie eine glaͤnzend brennende Substanz enthaͤlt, die bei einem
Druke von 2, 3 oder 4 Atmosphaͤren bei der gewoͤhnlichen Temperatur fluͤßig,
bei geringerem Druke aber dampffoͤrmig ist, eine bestimmte Zeit hindurch ein
bestaͤndiges Licht geben koͤnnte, ohne einen hohen oder
unstaͤten Druk zu erfordern. Ich habe jezt eine solche Lampe gemacht, indem
ich dieselbe mit der eben beschriebenen Substanz speiste; und obwohl dieselbe bis
jezt bloß ein Gegenstand der Neugierde ist, und vielleicht auch einer bleiben wird,
so ist es doch moͤglich, daß man Verfahrungs-Arten ausmitteln koͤnnte,
durch welche man diese Substanz in groͤßerer Menge erhalten wuͤrde, so
daß man sie mit Nuzen hierzu verwenden koͤnnte.
Von den uͤbrigen Portionen der verdichteten
Oehlgas-Fluͤßigkeit.
Es wurde fruͤher erwaͤhnt, daß man bei wiederholter Destillation
verschiedene Producte erhält, welche bei Temperaturen sieden, die nicht sehr von
einander verschieden sind, und welche bei der Destillation in Theile
aufgeloͤst werden, die sich durch die Fluͤßigkeit von einander
unterscheiden, wie es immer bei den fruͤheren Destillationen geschah. Da ich
uͤberzeugt war, daß diese Mischungen von vielleicht unbekannten
Koͤrpern sind, und gewiß in unbekannten Verhaͤltnissen stehen; so
stellte ich Versuche uͤber deren Zusammensezung an, indem ich sie
uͤber Kupferoxid leitete; denn ich hoffte Resultate zu erhalten, die zu
wichtigen Ansichten uͤber ihre Natur beitragen koͤnnten. Sie schienen
alle binare Verbindungen von Kohlenstoff und Wasserstoff zu seyn, und folgende
Tabelle zeigt die erhaltenen Verhaͤltnisse; die erste Columne bedeutet den
Siedepunct, bei welchem die Producte destillirt wurden, die zweite den Wasserstoff,
der zur feststehenden Menge gemacht wurde, und die dritte den Kohlenstoff.
140° . . . . .
1 . . . . .
7,58
150 . . . . .
1 . . . . .
8,38
160 . . . . .
1 . . . . .
7,90
176 . . . . .
1 . . . . .
8,25
190 . . . . .
1 . . . . .
8,76
200 . . . . .
1 . . . . .
9,17
210 . . . . .
1 . . . . .
8,91
220 . . . . .
1 . . . . .
8,46
Diese Substanzen besizen im Allgemeinen die fruͤher angegebenen Eigenschaften,
indem sie zu dem Wasserstoff-Bicarburet gehoͤren. Alle, selbst jene, welche
eine Temperatur von mehr als 150° zum Sieden erfordert, widerstehen der
Wirkung der Alkalien;
und in diesem Puncte sind sie sehr von den Oehlen verschieden, aus welchen sie
erzeugt wurden. Schwefelsaͤure wirkt sogleich auf dieselben unter den bereits
kurz beschriebenen Erscheinungen.
––––––––––
Dr. Henry, der die Resultate seiner zahlreichen und
genauen Versuche in vielen Abhandlungen der Royal
Society vorlegte, erwaͤhnt in jener, die am 22. Febr. 1821Philosophical Transactions. vorgelesen wurde, der Entdekung des Hrn. Dalton;
eines Dampfes in Oehlgas, der eine groͤßere specifische Schwere als das
Oehlerzeugende Gas besizt; viel mehr Sauerstoff zu seiner Verbrennung erfordert,
sich aber doch noch durch Chlorine verdichten laͤßt. Hr. Dalton scheint alles, was durch Chlorine sich verdichten
laͤßt, als eine neue und bestaͤndige Verbindung von Kohlenstoff und
Wasserstoff zu betrachten; allein Dr. Henry, der bemerkt
hatte, daß das Verhaͤltniß von Sauerstoff, das zu deren Verbrennung erfordert
wird, zwischen 4, 5 und 6 Volumen wechselt; daß die Menge der erzeugten
Kohlensaͤure 2 1/2–3 Volumen beträgt; schien dieselbe als ein Gemisch
des Dampfes eines hoͤchst fluͤchtigen Oehles mit Oehlgas und anderen
brennbaren Gasen zu betrachten; er bemerkt ferner, daß Naphtha in Beruͤhrung
mit Wasserstoff einen solchen Dampf entwikelt, und daß er sich uͤberzeugte,
daß Oehlgas, bei seiner Verdichtung in einer Gordon'schen Lampe, eine Portion eines
hoͤchst fluͤchtigen Oehles absezte.
Ein Auctor in den Annals of Philosophy. N. III. S. 37.
zog aus Dr. Henry's Versuchen den Schluß, daß die
Substanz, deren Existenz von Hrn. Dalton erwiesen wurde,
kein neues Gas eigener Art sey, sondern eine Abaͤnderung des Oehlerzeugenden
Gases, welche aus denselben Elementen in denselben Verhaͤltnissen, wie diese
Fluͤßigkeit, besteht, mit dem einzigen Unterschiede, daß die zusammengesezten
Elemente dreifach statt doppelt sind; diese Meinung nahm auch Dr. Thomson in seinen Principles of Chemistry
an. Ich glaube, es ist dieß das erste Mahl, daß man das Vorhandenseyn zweier
gasfoͤrmigen Verbindungen annimmt, die sich bloß in ihrer Dichtheit von
einander unterscheiden; und obschon das Verhaͤltniß von 3 zu 2 nicht
bestaͤtigt ist, so ist dieß doch der wich tigere Theil der Annaͤhme
indem die, S. 96.
beschriebene, Verbindung existirt, die, obschon sie aus Kohlenstoff und Wasserstoff
in demselben Verhaͤltnisse, wie das Oehlerzeugende Gas, besteht, doch eine
doppelte Dichtheit besizt.In Betreff der Existenz von Koͤrpern, die aus gleichen Elementen und
in gleichen Verhaͤltnissen bestehen, allein in ihren Eigenschaften
von einander abweichen, muß man bemerken, daß sich dieselben, da wir jezt
aufmerksam darauf gemacht wurden, wahrscheinlich schnell vermehren werden.
Ich hatte Gelegenheit, fruͤher (Philosoph.
Transactions, CXI. 72.) eine Verbindung von Oehlerzeugendem Gase
und Iodine zu beschreiben, welche bei der Analyse 1 Verhaͤltniß
Jodine, 2 Verhaͤltnisse Kohlenstoff, und 2 Verhaͤltnisse
Wasserstoff gab. (Quarterly Journal, XIII. 429.)
Hr. Serrulas erhielt durch die Wirkung von Kalium
auf eine alkoholische Aufloͤsung von Iodine eine Verbindung, welche
von der vorhergehenden offenbar in ihren Eigenschaften verschieden war,
obschon sie bei der Analyse dieselben Elemente in denselben
Verhaͤltnissen gab. (Ann. de Chim. XX.
245. XXII. 172)Die HHrn. Liebig und Gay-Lussac kamen, nach einer ausgezeichneten und schoͤnen
Untersuchung der detonirenden Verbindungen des Silbers, Queksilbers etc., zu
dem Schlusse, daß es Salze gibt, welche eine neue Saͤure enthalten,
und ihre. Explosions-Kraft der Leichtigkeit verdanken, mit welcher sich die
Elemente dieser Saͤure von einander trennen. (Annales de Chimie, XXIV. 294. XXV. 285.) Die Saͤure selbst,
die aus 1 Verhältnisse Sauerstoff, 1 Stikstoff und 2 Kohlenstoff besteht,
ist ein Aequivalent fuͤr 1 Verhaͤltniß Sauerstoff + 1
Verhaͤltniß Cyanogen, und ist daher als eine wahre Cyan-Saͤure
zu betrachten. Allein Hr. Woͤhler
erzeugte, durch Verpuffen eines Gemenges aus eisenblausaͤurem Kali
und Salpeter, ein Salz, welches, seiner Analyse zufolge, ein
Pottaschen-Cyaͤnat ist. Die Saͤure besteht aus 1
Verhaͤltnisse Sauerstoff, 1 Verhaͤltnisse Stikstoff und 2
Kohlenstoff, sie laͤßt sich mit verschiedenen anderen Basen, wie mit
Erden, Bleioxid, Silberoxid etc., vorbinden; allein die dadurch gebildeten
Salze haben nichts mit den aͤhnlichen Salzen von Liebig und Gay-Lussac gemein, außer ihre Bestandteile. (Gilbert's
Annalen LXXIII. 157. Ann.
d. Chim. XXVII. 190.) Gay-Lussac
bemerkt, daß, wenn die Analyse richtig ist, dieser Unterschied sich bloß
durch die Annahme einer verschiedenen Art von Verbindung erklaͤren
laͤßt.
Es erhellt offenbar, daß der Dampf, den Hr. Dalton und Hr.
Henry beobachteten, nicht bloß diese Verbindung, und
eine Portion Wasserstoff-Bicarburet, sondern auch Theile von den anderen, dem
Anscheine nach unbestimmten, Substanzen enthielt; und es unterliegt keinem Zweifel,
daß die Menge dieser
Dampfe von dem vollkommnen Saͤttigungs-Puncte des Gases, wenn es uͤber
Wasser und Oehl steht, bis zu unbekannten, aber viel geringeren,
Verhaͤltnissen wechseln wird. Es ist daher bei der Analyse des Oehl- und
Kohlen-Gases von Wichtigkeit ein Mittel zu besizen, wodurch die Gegenwart derselben
ausgemittelt werden kann; und dazu kann man, wie ich glaube, mit großer Genauigkeit
durch Anwendung von Schwefelsaͤure, Oehl etc. wegen der aufloͤsenden
Kraft derselben, gelangen.
Die Schwefelsaͤure ist in dieser Hinsicht ein herrliches Mittel; sie wirkt
augenbliklich auf alle diese Substanzen, ohne schwefelige Saͤure zu
entwikeln; und obschon, wenn die Menge der Substanz im Vergleiche mit jener der
Saͤure betraͤchtlich ist, ein Koͤrper unzersezt, oder mit der
Saͤure unverbunden und fluͤchtig zuruͤkbleibt, so daß er
bestaͤndig eine bestimmte Menge Dampf gibt; so hat dieß doch nichts zu sagen,
wenn die urspruͤngliche Substanz in geringer Menge vorhanden ist, wie wenn
sie als Dampf in einem gegebenen Volumen Gas existirt, indem der Dampf der neuen
Verbindung, die durch Einwirkung der Saͤure auf die Saͤure selbst in
geringen Mengen erzeugt wird, aufloͤslich ist. Ich fand, daß, wenn man auf 1
Volumen des Dampfes von irgend einem Producte der Oehlgas Fluͤßigkeit allein,
oder mit 1, 2, 3, 4 bis 12 Volumen Luft, Sauerstoff oder Wasserstoff gemischt,
1/2–1 Volumen Schwefelsaͤure wirken ließ, dasselbe ganz absorbirt und
entfernt wurde.
Bei der Gegenwart von Oehlerzeugendem Gase ist bei den analytischen Versuchen
besondere Vorsicht nothwendig, wegen der gradweisen Verbindung des Oehlerzeugenden
Gases mit Schwefelsaͤure. Ich fand, daß 1 Volumen Schwefelsaͤure in
einer großen Menge Oehlerzeugenden Gases in dem dunklen Lichte eines Zimmers
innerhalb 24 Stunden beinahe 7 Volumen davon absorbirten; Sonnenlicht schien die
Wirkung etwas zu vermehren. War das Oehlerzeugende Gas mit Luft oder Wasserstoff
verduͤnnt, so war die, in einer bestimmten Zeit absorbirte Menge, viel
geringer; und in solchen Faͤllen ließ sich dieselbe nach Verlauf von 2
Stunden kaum schaͤzen, obschon diese Zeit vollkommen hinlaͤnglich zu
seyn scheint, um Alles von den besonderen Oehl- oder Kohlen-Gas-Daͤmpfen zu
entfernen.
Ich arbeitete gewoͤhnlich in Glasroͤhren uͤber reinem QueksilberWenn das Queksilber oxidirbare Metalle enthält, so wirkt die
Schwefelsaͤure auf dieselben, und es entwikelt sich schwefelige
Saͤure. Es laͤßt sich hinlaͤnglich dadurch reinigen,
daß man es 24 Stunden lang mit Schwefelsaͤure in Beruͤhrung
laͤßt, und es oͤfter schuͤttelt. indem ich das Gas, den Dampf oder das Gemenge in dieselbe brachte, und
hierauf die Schwefelsaͤure mittelst einer gebogenen Roͤhre mit
angeblasener Kugel mit dem Munde durch das Queksilber trieb. – Zur
Erlaͤuterung des Verfahrens will ich folgende Resultate angeben:
Oehlgas aus einem Gasometer.
in 8'
in 1 St.
in 2 St.
Vermind.
188
Vol.
+
9,5
Vol.
Schwefelsaͤure
vermind. sich b. auf
155
148,5
146,4
22,12
p. C.
107
–
+
13
–
–
–
88,5
84,5
82,0
23,33
–
138
–
+
5,2
–
–
–
113,7
108,0
106,5
22,82
–
Oehlgas aus Gordon's Lampe.
in 15'
in 30'
in 3 St.
214
–.
+
6,8
–
–
–
183,3
180,8
176
17,75
–
159
–
+
5,9
–
–
–
137,5
136,6
130,4
17,98
–
113
–
+
12,2
–
–
–
98,0
96,0
92,0
18,58
–
Kohlengas von der hoͤchsten Reinheit.
548,6
–
+
27,6
–
–
–
533,3
529,2
529
3,57
–
273,6
–
+
27,8
–
–
–
267,9
266
266
2,78
–
190,6
–
+
13,1
–
–
–
186
142,2
184,1
3,41
–
Oehl laͤßt sich auf aͤhnliche Weise zur Abscheidung dieser
Daͤmpfe anwenden. Es verdichtet bei den gewoͤhnlichen Temperaturen
beinahe 6 Volumen von dem am meisten elastischen Dampfe, und es loͤst mit
groͤßerer Leichtigkeit den Dampf solcher Fluͤßigkeiten auf, die eine
hoͤhere Temperatur zum Sieden erfordern. Ich fand, daß ich aus Gemengen, die
mit Luft oder Sauerstoff zur Detonation bereitet wurden, die Dampfe durch
Oliven-Oehl schnell abscheiden konnte; und waren Oehlerzeugendes Gas oder andere
Gase zugegen, so verhuͤtete ich die aufloͤsende Kraft desselben gegen
diese dadurch, daß ich das Oehl zuerst mit Oehlerzeugendem Gase oder einer Portion
von dem anderen Gase schuͤttelte, um es zu saͤttigen, und es dann zur
Beseitigung der Dampfe anwendete.
Auf dieselbe Weise lassen sich auch die bestaͤndigeren wesentlichen Oehle, wie
troknes Terpentin-Oehl, anwenden, und selbst ein Theil der verdichteten
Fluͤßigkeit selbst, so wie jener Theil, der 220 oder 230° zum Sieden
erfordert; man muß hierbei Sorge tragen, die Ausdehnung des Gases nach dem Dampfe
der Fluͤßigkeit zu schaͤzen, was leicht dadurch geschehen kann, daß
man eine bestimmte Menge gewoͤhnlicher Luft als Maßstab uͤber der
Fluͤßigkeit erhält.
––––––––––
Was die Verhaͤltnisse betrifft, in welchen die verschiedenen Substanzen in der
Fluͤßigkeit, die man durch Verdichtung des Oehlgases erhält, enthalten sind,
so ist es sehr schwer, genaue Resultate hieruͤber zu erlangen, indem
unendlich viele Rectificationen erfordert werden, um die fluͤchtigeren Theile
von den minder fluͤchtigen abzuscheiden; folgende Tabelle gibt sie jedoch
annaͤherungsweise. Sie enthaͤlt den Verlust von 100 Gewichtstheilen
der urspruͤnglichen Fluͤßigkeit beim Abdampfen in einer Flasche bei
einer Erhoͤhung der Temperatur von 10° zu 10°, wobei die
Substanz im Sieden erhalten wird.
100 Theile bei
58°
Theile
Unterschied.
hatten verloren bei
70
– –
1,1
– –
1,9
80
– –
3,0
– –
2,2
90
– –
5,2
– –
2,5
100
– –
7,7
– –
2,4
110
– –
10,1
– –
3,1
120
– –
13,2
– –
2,9
130
– –
16,1
– –
3,2
140
– –
19,3
– –
3,1
150
– –
22,4
– –
3,2
160
– –
25,6
– –
3,4
170
– –
29,0
– –
15,7
180
– –
44,7
– –
23,4
190
– –
68,1
– –
16,1
200
– –
84,2
– –
7,4
210
– –
91,6
– –
3,7
220
– –
95,3
– –
1,3
230
– –
96,6
Die zuruͤkbleibenden 3,4 Theile verschwanden noch vor 250° mit geringer
Zersezung. Die dritte Columne bezeichnet die Menge, welche zwischen je 10°
verfluͤchtigt wurde, und zeigt die Gegenwart von dem, was als
Wasserstoff-Bicarburet beschrieben wurde, in betraͤchtlicher Menge an.
Die Wichtigkeit dieser Dampfe im Oehlgase, insoferne sie zu der hohen beleuchtenden
Kraft desselben beitragen, laͤßt sich schazen, wenn man bedenkt, daß es mit
mehreren derselben, und zwar mit jenen der dichteren Art, beinahe vollkommen
gesaͤttigt ist.
Bei Destillation eines Theiles einer Fluͤßigkeit, welche sich in den
Roͤhren verdichtet hatte, die zu einem Oehlgas-Gasometer fuͤhrten, und
welche ich von Hrn. Hennel in der Apothecaries-Hall
erhielt, fand ich, daß sie bestimmte Mengen Wasserstoff-Bicarburet enthaͤlt.
Ich entdekte sie dadurch, daß ich die geringe Menge Fluͤßigkeit, die vor
190° uͤberging, einer Kaͤlte von 0° aussezte, wo diese
Substanz aus der Aufloͤsung krystallisirte. Es erhellt also offenbar, daß das
Gas, von welchem sie abgesezt wurde, mit derselben gesaͤttigt gewesen seyn
mußte. Bei der Destillation von frischem Kohlengas-Theer konnte, wie sich erwarten
ließ, nichts davon entdekt werden; allein die Wirkung der Schwefelsaͤure
reicht hin, um die Existenz von einem Theile dieser Koͤrper in dem Kohlengase
selbst zu beweisen.
Was nun die wahrscheinliche Benuͤzung der Fluͤßigkeit von comprimirtem
Oehlgase anbelangt, so erhellt offenbar, daß sie, wenn man sie in Gas bringt,
welches mit blasser Flamme brennt, wegen ihrer großen Fluͤchtigkeit eine
solche Menge Dampf geben wird, daß das Gas eine glaͤnzende Beleuchtung gibt;
selbst der Dampf jener Portionen, die 170–180° oder mehr zum Sieden
erfordern, ist so dicht, daß er in geringen Mengen diesen Zwek vollkommen
erfuͤllt. Eine Wachskerze wurde in einem Glase mit gewoͤhnlicher Luft
uͤber Wasser ausgebrannt; hierauf wurde etwas von der, bei 190°
siedenden Fluͤßigkeit, hineingebracht und geschuͤttelt; das Gemenge
brannte aus einer großen Oeffnung mit glaͤnzender Flamme, und wie Oehlgas,
obschon nothwendig zur Erzeugung desselben Lichtes viel Mahl mehr davon
noͤthig war, als wenn man Oehlgas genommen haͤtte; zugleich zeigte
sich kein Blau in der Flamme, sie mochte groß oder klein seyn. Hr. Gordon hat, soviel ich weiß, vorgeschlagen, es auf diese
Weise zu benuͤzen.
Die Fluͤßigkeit ist ferner ein herrliches Auflosungs-Mittel fuͤr
Kautschuk, welches jede andere Substanz in dieser Hinsicht uͤbertrifft. Sie
wurde bereits zu diesem Zweke verwendet.
Sie wird in allen jenen Fallen Genuͤge leisten, in welchen wesentliche Oehle
als Auflosungsmittel angewendet werden, so wie auch bei Firnissen etc.; in einigen
Fallen, wo Fluͤchtigkeit erfordert wird, wird sie, wenn sie rectificirt ist,
dieselben sogar uͤbertreffen.
Es ist moͤglich, daß einst, wann wir die kleinen Veraͤnderungen welche bei der Zersezung
des Oehles, Fettes und anderer Substanzen durch die Hize vorgehen, besser kennen
werden, und wann wir diesen Proceß besser zu leiten verstehen, diese Substanz das
Brennmaterial zu einer Lampe liefern wird, welches, indem es bei einem Druke von 2
oder 3 Atmosphaͤren fluͤßig bleibt, allein bei geringerem Druke
dampffoͤrmig wird, alle die Vortheile einer Gaslampe besizt, ohne die
Nothwendigkeit eines hohen Drukes nach sich zu ziehen.