Titel: Verbesserungen an der Weise Schiffe vorwärts zu treiben, welche Verbesserungen auch zu anderen Zweken dienlich sind, und worauf Joh. Bloomfield, Mechaniker zu Islington bei Birmingham, und Jos. Luckcock, Gentleman zu Edgbaston bei Birmingham, sich am 20. April 1825 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. CXIII., S. 445
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CXIII. Verbesserungen an der Weise Schiffe vorwärts zu treiben, welche Verbesserungen auch zu anderen Zweken dienlich sind, und worauf Joh. Bloomfield, Mechaniker zu Islington bei Birmingham, und Jos. Luckcock, Gentleman zu Edgbaston bei Birmingham, sich am 20. April 1825 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of Arts N. 64. S. 80. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Bloomfield's, Verbesserungen an der Weise Schiffe vorwärts zu treiben. Diese Verbesserungen bestehen in einem gewißen Raͤdersysteme, wodurch Ruder-Raͤder mit besserem Erfolge, als auf irgend eine bisher gebraͤuchliche Weise getrieben werden koͤnnen. Die Patent-Traͤger sezen voraus, daß man auch nur bei einiger Kenntniß der Mechanik, den großen Verlust an Kraft einsehen wird, den ein Dampfboth bei der gewoͤhnlichen Einrichtung seiner Ruder-Raͤder erleidet. Sobald die Ruder bis auf ihre Achse eingetaucht sind, streben die Ruder an der Vorderseite des Rades das Both aus dem Wasser zu heben, und hindern das Fortschreiten des Schiffes durch ihre gewaltige Wirkung auf die Oberflaͤche des Wassers bedeutend, waͤhrend die Ruder an dem Hintertheile des Rades sich vergebens bemuͤhen, das Wasser zu heben, und, im Verhaͤltnisse zur Gegenwirkung, das Schiff untertauchen. Die Ruder muͤssen also an den Ruder-Raͤdern, oder au einer anderen Maschine, auf eine andere Weise angebracht werden. Fig. 12. aaa, ein großes Rad von 6 Fuß im Durchmesser, das sich um seine feststehende Achse, b, dreht, und 5 Ruder, ccccc, fuͤhrt. Diese Ruder drehen sich um ihre Achsen, und haben, jedes, ein Zahnrad, d, von 16 Zoll im Durchmesser. Ein feststehendes Rad, e, von Einem Fuße im Durchmesser, ist an der Central-Achse befestigt, und 5 andere Zahnraͤder, fffff, von aͤhnlicher Groͤße, greifen in das mittlere Rad, e, ein. Auf den Achsen der 5 mittleren Raͤder, f, sind Triebstoͤke, g, von 8 Zoll im Durchmesser, die in die Zaͤhne der Raͤder, d, eingreifen, und zusammen ein System von Raͤdern und Triebstoͤken bilden. Wenn nun das große Rad, a, durch die Kraft der Dampf-Maschine, oder auf was immer fuͤr eine Weise gedreht wird, wird daß ganze Raͤderwerk in Thaͤtigkeit gesezt, und die Ruder drehen sich mit dem Rade, das sie fuͤhrt; allein, da die Raͤder, d, doppelt so großen Durchmesser haben, als die Triebstoͤke, g, so werden die Ruder nur eine halbe Umdrehung um ihre Achse bilden, waͤhrend das große Rad, das sie fuͤhrt, a, eine ganze Umdrehung vollendet. Wenn man daher annimmt, daß irgend ein auf seiner Achse schwebendes Ruder in senkrechter Lage ist, wenn das Rad, a, auf dem niedrigsten Puncte seiner Umdrehung steht, so wird es oben auf dem hoͤchsten Puncte in horizontaler Lage liegen, und auf den uͤbrigen Theilen des Laufes in schiefer. Auf diese Art wird die aͤußerste Kante des Ruders eine sogenannte convolute krumme Linie, naͤmlich die herzfoͤrmige (cardoid curve), beschreiben. Dieser Bau des Rades wird nun als die kraͤftigste Triebmaschine zum Treiben der Schiffe und kleinerer Fahrzeuge vorgeschlagen, weil sie selbst unter dem Wasser immer thaͤtig ist: denn man sieht, daß, waͤhrend der unteren zwei Drittel Umdrehungen des Rades, a, die Breite der Flaͤche des Ruders in thaͤtigem Widerstande gegen das Wasser bleibt, und, waͤhrend der oberen Drittel-Umdrehung, die Kante des Ruders dem Wasser dargebothen wird, und so wenig oder gar keinen Widerstand darbiethet. Man kann jede andere Anzahl von Rudern anbringen, und entweder mittelst eines Raͤderwerkes, oder auf eine andere Weise in Thaͤtigkeit sezen, wenn sie dadurch sich halb um ihre Achse drehen, waͤhrend das Hauptrad ganz herumlaͤuft, und die bemerkte convolute Krumme beschreiben, was der Hauptzwek bei dieser Vorrichtung ist. Dieser Grundsaz laͤßt sich auch noch so abaͤndern, daß man eine Reihe von Quer-Rudern bildet, welche an abwechselnden Stangen angebracht sind, statt an dem Hauptrade, sich aber jedoch in oberwaͤhnter herzfoͤrmiger Krummen bewegen. Fig. 10. ist ein senkrechter Durchschnitt eines Fahrzeuges mit einem solchen Systeme von Rudern unter dem Verdeke, und Fig. 11. ist ein horizontaler Durchschnitt desselben. In diesen beiden Figuren bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Gegenstaͤnde. Dieselbe Vorrichtung laͤßt sich auch benuͤzen, um Bothe und Barken auf Canaͤlen, oder seichten Fluͤßen zu treiben. aa, sind zwei Zahnraͤder, deren jedes mit einer Kurbel auf seiner Achse versehen ist. Diese Kurbeln treiben die Stangen, bb, welche eine Doppelreihe von Rudern tragen, und da jedes der beiden Raͤder, a, mit einer Dampfmaschine in Verbindung steht, so wird dadurch der ganze Ruder-Apparat in Bewegung gesezt. Diese Ruder werden in einer elliptischen Bewegung umhergefuͤhrt, und drehen sich auf ihrer Achse mittelst Raͤder und Triebstoͤke von verschiedenem Durchmesser, wie die oben beschriebenen, so daß sie, wo sie das Schiff vorwaͤrts treiben, ihre breite Flaͤche darbiethen, und ihre Kanten dann, wenn sie in dem Wasser vorwaͤrts schreiten, um ihren Zug zu fuͤhren. cc, sind senkrechte Achsen, auf welchen die Ruder, dd, sich drehen, welche an ihren oberen Enden kegelfoͤrmige Triebstoͤke haben, ee, welche in andere kegelfoͤrmige Triebstoͤke an den horizontalen Stangen, ff, eingreifen. An den Gelenken der Kurbeln befinden sich Triebstoͤke, g, welche in die Triebstoͤke, h, an den Enden der horizontalen Stangen, ff, eingreifen, wodurch, so wie die Kurbelraͤder, a, umlaufen, und den Rudern abwechselnde Bewegung ertheilen, die kleineren Raͤder, i, die Ruder drehen, und eine halbe Umdrehung vollenden, waͤhrend sie sich in dem Wasser bewegen, ihre breite Oberflaͤche darbiethend, wenn sie in dem Acte des Treibens fortschreiten, und ihre Kanten gegen das Wasser kehrend, wenn sie zuruͤklaufen. Der zweite Theil dieser Verbesserung, „der auch zu anderen nuͤzlichen Zweken dienlich seyn soll“, besteht in einem neuen Baue einer Dampfmaschine mit umdrehender Bewegung, welche sowohl zu dem Treiben der obigen Ruder, als zu irgend einem anderen Zweke verwendet werden kann. Fig. 13. ist der Durchschnitt einer solchen Maschine mit doppeltem Dampfwege, und fuͤnf sich drehenden Staͤmpeln an einem sich drehenden Rade. aaa, ist das aͤußere Gehaͤuse, oder der feststehende Cylinder, in welchem die Staͤmpel und das Rad sich drehen. bbb, ist das sich drehende Rad, und, c, c, c, c, sind die Staͤmpel. An den Achsen derselben ist außen an der Maschine ein System von Zahnraͤdern angebracht, wodurch die Staͤmpel, so wie sie sich in den kreisfoͤrmigen Ausschnitten in dem Rade drehen, in jedem Theile ihrer Umdrehung eine parallele Lage gegen einander behalten. d 1, und d 2, sind die Wege, wodurch der Dampf aus einem Kessel in die Maschine gelangt. Der Druk des Dampfes von, d 1, der gegen die Seite des Staͤmpels, c 1, wirkt, treibt diesen und das Rad, b, nach der Richtung der Pfeile, um, waͤhrend zu gleicher Zeit der Dampf von, d 2, seine Kraft auf die Seite des Staͤmpels, c 4, aͤußert, und auf aͤhnliche Weise die Umdrehung des Rades bewirkt. In den in der Figur gezeigten Lagen der Staͤmpel wirkt die Seite von, c 5, gegen die gefuͤtterte Oberflaͤche des Cylinders bei, a 1, und dem Dampfe ist dadurch der Durchgang verwehrt; zugleich wirkt der Arm, b 3, des Rades gegen die gepakte Oberflaͤche des Cylinders auf der gegenuͤberstehenden Seite bei, a 3, die gleichfalls dampfdicht ist, und, so wie das Rad sich dreht, wirken die gekruͤmmten Enden der Staͤmpel nach einander gegen die ausgefuͤtterten Oberflaͤchen des Cylinders bei, a 2, und a 4. Wenn der Staͤmpel, c 1, in seiner Umdrehung bis auf den Punct, e, vorgeruͤkt ist, ist der Staͤmpel, c 5, auf den Punct, f, gekommen, wo dann der Dampf seine Kraft gegen die Seite, c 5, und c 1, aͤußern, und dem Dampfe zwischen denselben gestatten wird, durch die Oeffnung, gi, in die Atmosphaͤre oder in den Verdichter zu entweichen. Auf dieselbe Weise wird der Dampf nach und nach auf alle Staͤmpel wirken, und sie bis auf einen gewissen Punct vorwaͤrts treiben, und den Dampf auf obige Weise entweichen lassen, waͤhrend der nachfolgende Cylinder in Wirksamkeit tritt, und so die Umdrehung des Rades, mit welchem er in Verbindung steht, unterhalten. Diese umdrehende Bewegung wird durch eine Central-Achse der uͤbrigen Maschine mitgetheilt, und diese dadurch in Umtrieb gesezt. Fig. 14. ist eine andere Abaͤnderung dieses Grundsazes auf eine sich drehende Dampfmaschine angewendet, aber bloß mit einem Dampfcanale: die Staͤmpel bewegen sich in der obigen herzfoͤrmigen Krummen, aaa, ist das aͤußere Gehaͤuse, oder der Cylinder, in welchem das Rad, bbb, sich dreht, und die die sechs (oder wie viel immer), Staͤmpel fuͤhrt: ccc. Man seze, der Dampf trete aus dem Kessel in die Maschine durch die Roͤhre, d, so wird er in den kreisfoͤrmigen Gange zwischen dem Cylinder und dem Rade so lange fortlaufen, bis er auf den Staͤmpel, c 1, trifft, und, indem er seine Kraft gegen diesen aͤußert, den Staͤmpel vorwaͤrts treiben. Der Staͤmpel wird anfangen zu wirken, sobald er mit dem gepakten Theile des Cylinders, bei e, in Beruͤhrung kommt, und fortfahren zu wirken, bis er uͤber das andere Ende des gepakten Theiles hinaus ist, waͤhrend welcher Zeit der naͤchste Staͤmpel nach, e, gekommen ist, und der Dampf darauf zu wirken anfaͤngt, und jener Dampf, welcher den Staͤmpel, c 1, vorwaͤrts trieb, laͤngs dem kreisfoͤrmigen Gange zwischen den Staͤmpeln und dem Cylinder fortlaͤuft, und sich durch die Roͤhre, g, in den Verdichter oder die Atmosphaͤre entleert. Man kann diesen Grundsaz noch auf verschiedene Weise abaͤndern, und der Patent-Traͤger meynt, daß jeder Mechaniker denselben den Umstaͤnden wird anpassen koͤnnen.Wir wuͤnschen sehr zu wissen, ob Versuche mit dieser Maschine angestellt wurden, und welches Resultat sie gewaͤhrten. A. d. Ueb.