Titel: | Ueber die Anwendung des schwefelsauren Kali zur Glas-Erzeugung. |
Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. IX., S. 39 |
Download: | XML |
IX.
Ueber die Anwendung des schwefelsauren Kali zur
Glas-Erzeugung.
Vom Herausgeber.
Dingler, über die Anwendung des schwefelsauren Kali zur
Glas-Erzeugung.
Wir haben im Bd. XVII. S.
235. dieses Journals die zwei Verfahrungs-Arten, mit Glaubersalz und
Kochsalz (schwefelsaurem und salzsaurem Natrum) Glas zu machen, mitgetheilt, und in
einer Anmerkung auf die gleiche Verwendung des schwefelsauren Kali, das bei
chemischen Prozessen als Nebenproduct in großen Quantitaͤten gewonnen wird,
hingewiesen, und spaͤterhin den Glasfabrikanten Joseph Lang in Constein, bei Neuburg an der Donau, darauf besonders aufmerksam
gemacht. Dieser geschikte Glasfabrikant hat sich der Ausfuͤhrung der ihm
gegebenen Anleitung, mittelst schwefelsaurem Kali, statt der Pottasche, Glas zu
erzeugen, mit dem gluͤklichsten Erfolge unterzogen, und es wird seit dieser
Zeit das Hohl- und Fenster-Glas auf seinen beiden Glasfabriken durch Anwendung des
ersteren Salzes hervorgebracht.
Auf dem deutschen Glasofen ist folgendes Verhaͤltniß als das bessere
ausgemittelt worden:
Gegluͤhter Sand
100
Theile,
schwefelsaures Kali
60
–
gebrannter Kalk
18
–
weiche Kohlen
8
–
Auf dem franzoͤsischen. Glasofen sind zu obigem Mengenverhaͤltnisse nur
4 Theile Kohle erforderlich, weil dieser weniger Hize erfordert, und daher das
Kohlenpulver nicht verspruͤht wird.
Die Materialien werden sehr fein gepuͤlvert, sorgfaͤltig gemengt, und
geradezu, ohne sie vorher in den Frittofen zu bringen, in den Glastiegel
getragen.
Beim ersten Eintragen werden wegen des Aufschaͤumens der Masse die
Glashaͤfen nicht ganz voll gemacht; beim zweiten und dritten Eintragen
faͤllt diese Verminderung weg.
Das bei der Schwefelsaͤurefabrikation (durch Verbrennen des Schwefels mit
einem Zusaz von Salpeter) gewonnene schwefelsaure Kali muß man vor der Anwendung bei
maͤßigem Feuer im Calcinirofen roͤsten, damit der diesem Salze noch
anhaͤngende Antheil Schwefel vollkommen verfluͤchtigt oder verbrannt
wird.
Das in den chemischen Fabriken bei der Bereitung der Salpetersaͤure und
anderer Praͤparate gewonnene schwefelsaure Kali wird unmittelbar
angewendet.
Als Spiegelglas konnte bis jezt der Faͤden wegen das mit schwefelsaurem Kali
dargestellte Glas nicht angewendet werden, welche Faͤden aber in der Folge
noch zu beseitigen seyn duͤrften, wozu alle Hoffnung vorhanden ist. Das damit
gewonnene Hohlglas und Fensterglas ist von besonderer Guͤte, und die daraus
verfertigten chemischen Glasgeraͤthschaften sind von vorzuͤglicher
Staͤrke, und dem Zerspringen beim Wechsel der Temperatur nicht ausgesezt.
Durch diese Mittheilung glauben wir nicht nur den Schwefelsaͤure- und
chemischen Producten-Fabrikanten, so wie den Glasfabrikanten, sondern auch
insbesondere den Finanzen, durch Ersparung der Forst-Devastation, die durch das
Pottasche-Brennen geschieht, einen wesentlichen Dienst erwiesen zu haben.