Titel: Gegenbemerkungen gegen den im Repository of Patent-Inventions, Februar 1826. S. 140. enthaltenen, und daraus in Bd. XIX. S. 494. des polytechnischen Journals aufgenommenen Aufsaz: „über Dr. Alban's verbesserte Dampfmaschine.“
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XXIII., S. 121
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XXIII. Gegenbemerkungen gegen den im Repository of Patent-Inventions, Februar 1826. S. 140. enthaltenen, und daraus in Bd. XIX. S. 494. des polytechnischen Journals aufgenommenen Aufsaz: „über Dr. Alban's verbesserte Dampfmaschine.“ Gegenbemerkungen gegen den im Repository enthaltenen Aufsaz über Dr. Alban's Dampfmaschine. Die Beurtheilung meines Dampfentwikelungsapparates, welche in dem Repertory of Arts vom Februar dieses Jahres enthalten ist, ist mit so vielen beunruhigenden Zweifeln uͤber den Nuzen und die Anwendbarkeit desselben von Seiten ihres Hrn. Verfassers gemischt, daß ich mich gedrungen fuͤhle, einige Worte zur Berichtigung derselben zu sagen, um theils den Hrn. Verfasser selbst, theils denjenigen Theil des Publicums, dem diese Veurtheilung zu Gesicht kam, zu beruhigen. Was die Bemerkung des Hrn. Verfassers betrifft, daß meine Erfindung durch die fruͤhere Anwendung metallischer Baͤder in chemischen Laboratorien an Originalitaͤt verliere, so lege ich als Erwiederung ihm bloß die Frage vor: ob er glaube, daß dem großen Watt wegen der ersten Anwendung des Condensationsapparates bei Dampfmaschinen wenig Verdienst zugesprochen werden koͤnne, weil man Condensatoren schon in den Apotheken und gewoͤhnlichen Branntweinbrennereien hatte? oder ob die erste Anwendung der Kurbel auf Dampfmaschinen ein unzubeachtender Umstand sey, weil man sie schon an jedem Spinnrade kannte? – Daß ein Freund des Hrn. Verfassers meine Erfindung vor ihrer Bekanntwerdung schon in seinem Pulte niedergelegt hatte, konnte ich vor 4 Jahren, als ich den ersten Grundstein zu meiner Erfindung legte, in Rostok nicht gut wissen. Warum ist dieser Freund mir denn nicht in Bekanntmachung dieser Erfindung zuvorgekommen, zumal wenn er sie doch sehr geeignet hielt, dem Hrn. Perkins bei seinen Verbesserungen dadurch behuͤlflich zu seyn?Es ist hieß ein gewoͤhnliches Verfahren unberufener Richter einer Erfindung. Will man nach diesem Principe Erfindungen beurtheilen, so moͤchte selten etwas ganz Neues daran bleiben. Eine neue Anwendung bekannter Erfahrungen, Grundsaͤze und selbst alter mechanischer Vorrichtungen, hat aber eben so viel Verdienst, als manche ganz neue Erfindung, und wird in so ferne neu, als der dadurch hervorgebrachte Effekt und die Resultate desselben bisher unbekannt waren.Die Anwendung von Roͤhren zur Dampfentwikelung ist allerdings nicht neu, aber mich duͤnkt, es hat Derjenige, der da bloß sagt: ich baue meine Entwikler aus Roͤhren, eben so wenig die schwierige Aufgabe eines zwekmaͤßigen Roͤhrenentwiklers geloͤst, als derjenige schon mit dem Bau einer Bruͤke in Ordnung ist, der da Kalk und Stein dazu anempfiehlt.Der Hr. Verfasser jener Bemerkungen hat aber uͤberhaupt bewiesen, daß er das eigentliche Princip, und ich moͤchte sagen, den Geist meiner Erfindung gar nicht aufgefaßt hat. Ich habe ihn daher auch auf mein vielleicht bald erscheinendes Werk verwiesen, woraus er lernen wird, daß ich zwar kein Gelehrter, aber doch ein Doctor bin, der das, was er geliefert, gehoͤrig durchdacht, und nach physikalischen Principien richtig abgewogen, auch in der Dampfpraxis so ziemliche Erfahrungen sich gesammelt hat. Die senkrechte Stellung meiner Metallgefaͤße im Ofen ist keinesweges ein Beweis, daß ich Hrn. Rumfords Beobachtungen und die dadurch bestaͤtigte physikalische Wahrheit nicht kannte, wohl aber scheint des Hrn. Verfassers Tadel dieser meiner Anordnung, mit Ruͤkblik auf seine sehr richtig gelieferte Beschreibung meines Ofens, eine Unkunde von seiner Seite mit dem Umstande zu verrathen, daß man durch eine absteigende Leitung der Hize im Ofen, wobei die Hize vermoͤge ihrer steten Tendenz nach oben gezwungen wird, in dem Ofenraume und den Zuͤgen sich zu sezen, waͤhrend nur die kaͤlteren Schichten in den Schornstein abziehen, diesem Umstande vollkommen abhelfen koͤnne. Wenn er die Einrichtung meines Ofens noch einmal nachsehen will, so wird er darin seine Behauptung: als habe ich bei Anordnung meiner Metallgefaͤße und ihrer Stellung im Ofen nicht wissenschaftlich uͤberlegt, oder sey wegen einer wichtigen und allgemein bekannten physikalischen Wahrheit in Unkunde gewesen, durchaus widerlegt finden. Wenn der Hr. Verfasser eher von den russischen und schwedischen Stubenoͤfen gehoͤrt hat, und sich gefaͤlligst mit dem bekannt machen will, was ein Wagenmann (Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, 3ter Jahrgang, S. 100.) und ein Prechtl (Jahrbuͤcher des polytechnischen Institutes in Wien, 6ter Band, pag. 189. und desselben System der Brennstoffsparkunst, Haarlem 1806) in Deutschland in Hinsicht zwekmaͤßiger Ofenheizungen gethan und geschrieben haben, so wird er kuͤnftig meine Erfindungen richtiger und schonender beurtheilen. In einer fluͤßigen Metallmischung ist die Mittheilung der Hize in allen Richtungen fast ganz gleich. Daher ist die senkrechte Stellung meiner Entwikelungsroͤhren durchaus nicht unzwekmaͤßig. Was von schnell durch senkrechte Zuͤge eines Ofens streichenden erhizten Gasen als einem sehr schlechten Waͤrmeleiter gilt, kann nicht auf eine leichtfluͤßige Metallmischung ausgedehnt werden. Wenn uͤbrigens mein Entwikelungsapparat nach unbezweifelten Erfahrungen mit einem Pfunde Steinkohlen uͤber 10 Pfund kaltes Wasser verdampft, so scheint diese Thatsache dem Tadel des Hrn. Verfassers auch eben nicht sehr das Wort zu reden, indem diese Resultate alle bisher von den gewoͤhnlichen Dampfkesseln erhaltenen uͤbertreffen.Ganz horizontal dem Feuer ausgesezte Kessel und Erzeuger sind zwar sehr wirksam, aber wie soll man sie darstellen, ohne andere Schwierigkeiten herbeizufuͤhren? Von diesen Schwierigkeiten will ich nur die nennen, daß dann die Metallmischung nur von einer Seite geheizt wird, da die Hize auf die obere Flaͤche des Metallgefaͤßes wenig oder gar nicht wirken wird. Der Hr. Verfasser hat wohl vergessen, daß alle bisher gebraͤuchlichen Dampfkessel den groͤßten Theil ihrer Hize mit senkrecht stehenden Wanden aufnehmen muͤssen? – An den Watt'schen Kesseln z.B. betraͤgt die horizontal vom Feuer beruͤhrte Flaͤche noch nicht den dritten Theil der ganzen zu heizenden Oberflaͤche, an den cylindrischen Kesseln und denen mit cylindrischen und prismatischen Feuerroͤhren noch viel weniger. Weiß der Verfasser eine in dieser Hinsicht ganz befriedigende Form, so hat er eine wichtige Aufgabe geloͤset, und die Welt wird ihm großen Dank wissen, wenn er sie nicht, wie sein Freund, in seinem Pulte verschlossen haͤlt. Wasser decomponirt sich in eisernen Entwiklern nur dann in dem Maße, daß eine Gefahr daraus erwachsen kann, wenn diese rothgluͤhend (1077 Gr. Fahrenh.) sind, wenig oder gar nicht aber, wenn diese unter dem Schmelzpunkte des Bleies (612 Gr. Fahrenh.) bleiben; daß die Hize meines Entwiklers aber nie uͤber den Schmelzpunkt des Bleies kommt, beweiset der Umstand, daß ich zur Dichtung desselben an machen Stellen dieses Metall in fester Gestalt anwende, welches noch nie geschmolzen ist, selbst wenn die Injection des Wassers Stundenlang unterblieb. – Auch kann ich dem Hrn. Verfasser zur Beruhigung sagen, daß nach einem mehr als sechswoͤchentlichen Gebrauch meines Generators die Entwikelungsroͤhren durchaus von aller Oxydation verschont befunden sind. Die naͤmliche Beruhigung mag ihm die Versicherung gewaͤhren, daß der Pfannenstein in meinen Entwikelungsroͤhren durchaus ein lokeres Pulver bleibt, welches von dem stark kochenden Wasser aus den Roͤhren dermaßen herausgeworfen wird, daß wir es groͤßtenteils, in dem oberen weiteren Sammlungsrohr angehaͤuft gefunden haben. Die geringe in dem oberen Theile der Roͤhren zuruͤkgebliebene Quantitaͤt desselben konnten wir aber immer mit einem Stoke, der an seinem Ende, gleich einem Flintenwischer, mit Hanf bewikelt ist, rein herauswischen, so daß der ganze Reinigungsakt, der bei gewoͤhnlichen Kesseln tagelange Arbeit erfordert, bei meinem Entwikler, das Auseinander- und Wiederzusammenschrauben desselben mitgerechnet, fuͤr 2 Leute das Werk von hoͤchstens 2 Stunden ist. Bei einem Manne, der es unternimmt, ein oͤffentliches Urtheil uͤber eine Erfindung zu sprechen, sollte man aber billig Kenntniß von der jedem Hochdrukmaschinenwaͤrter bekannten Erfahrung, daß in Hochdrukmaschinenkesseln der Pfannenstein nicht fest wird, vermuthet haben. Ich versichere zulezt dem Hrn. Verfasser, daß es mir sehr angenehm gewesen waͤre, wenn er vor der oͤffentlichen Erregung von Zweifeln gegen meinen Entwikelungsapparat denselben selbst in Augenschein genommen, und sich bei mir nach allen beruͤhrten Umstaͤnden erkundigt haͤtte. Dann wuͤrde ich in einer freundlichen Unterhaltung gerne Bloͤßen uͤbersehen haben, zu deren Aufdekung man mich nun leider dadurch gezwungen hat, daß man mich zuerst oͤffentlich angriff. Wenn es dem Hrn. Verfasser um gehoͤriges Licht uͤber meinen Entwikelungsapparat und den Gruͤnden, die mich zu der eigenthuͤmlichen Anordnung desselben bestimmten, zu thun ist, so moͤge er das Erscheinen eines Werkes abwarten, was ich der Welt daruͤber vorzulegen hoffe, wenn mich Gott lebend und gesund erhaͤlt.Daß die Dampfmaschine des Hrn. Dr. Alban, welche in Bd. XX. S. 332. beschrieben und abgebildet ist, Vorzuͤge besizen muß, duͤrfte daraus zu schließen seyn: daß die englische Regierung, nach vorausgegangener Pruͤfung dieser Erfindung durch die ersten Kunstverstaͤndigen Englands eine Maschine von 16 Pferdekraft bei ihm bestellt hat, mit welcher nebst mehreren anderen bestellten Maschinen man im vollen. Baue begriffen ist. A. d. R. London, den 8. Februar 1826. (Empfangen den 27. Juni. d. R.) Ernst Alban. Dr.