Titel: Ueber die Anwendung fetter Körper, um die Feuchtigkeit von Gemählden auf Stein und Gyps abzuhalten, und um tief liegende und feuchte Wohnungen gesund zu machen. Von den HHrn. D'Arcet und Thenard.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXX., S. 321
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LXXX. Ueber die Anwendung fetter Körper, um die Feuchtigkeit von Gemählden auf Stein und Gyps abzuhalten, und um tief liegende und feuchte Wohnungen gesund zu machen. Von den HHrn. D'Arcet und Thenard. Aus den Annales de Chemie et de Physique. Mai. 1826. p. 24.Wir haben im Bd. XX. S. 280, bereits von diesem Verfahren nach Hrn. Bussy's Berichte Nachricht gegeben. Hier kommt nun endlich die Original-Abhandlung der HHrn. d'Arcet und Thenard selbst, welche wir noch nachzutragen uns verpflichtet halten. A. d. R. d'Arcet und Thenard, über die Anwendung fetter Körper. Die Beobachtungen, welche in dieser Abhandlung vorgetragen werden, wurden bereits im Jahre 1813 begonnen, wo Hr. Gros die obere Kuppel der Kirche Sainte-Geneviéve mahlte. Die Oberflaͤche dieser Kuppel wurde wie Mahlerleinwand zubereitet: der Stein wurde mit einer Schichte starken Leimes impraͤgnirt, und hierauf mit Bleiweiß uͤberzogen, welches mit einem austroknenden Oehle angemacht worden war. Da Hr. Gros befuͤrchtete, diese Zurichtung moͤchte nicht dauerhaft seyn, so fragte er uns um Rath; wir standen keinen Augenblik an zu erklaͤren, daß dieselbe nichts weniger, als die gewuͤnschte Sicherheit darboͤthe; denn die Feuchtigkeit koͤnnte mit der Zeit auf den Leim wirken, und das Gemaͤhlde verderben. Einige Betrachtungen waren hinlaͤnglich uns zu uͤberzeugen, daß man einen fetten Koͤrper in den Stein eindringen lassen muͤssen, der, nachdem er durch die Waͤrme fluͤßig gemacht worden ist, beim Erkalten fest wird, und alle Poren verschließt. Die Gewißheit, daß die Alten zuweilen Wachs auf den Mauern schmelzen ließen, die sie mahlen wollten, bestaͤrkte uns in unserer Ansicht, so daß wir ganz natuͤrlich auf die Idee kamen, einen Ueberzug von gelbem Wachse und Bleiglaͤtte-haltigem Leinoͤhle zu versuchen. Versuche, die wir mit Steinen anstellten, die jener der Kuppel ganz aͤhnlich waren, bewiesen uns, daß ein Ueberzug aus 1 Theile Wachs und 3 Theilen Oehl, welches mit dem zehnten Theile seines Gewichtes Bleiglaͤtte gekocht worden war, unsere Erwartungen selbst weit uͤbertraf; das Einsaugen erfolgte in der Waͤrme leicht, und erstreite sich an den Staͤken, an welchen wir Versuche anstellten, nach Belieben auf 9–14 Millimeter in die Tiefe; beim Erkalten wurde der Ueberzug fest, und nahm nach 1 1/2–2 Monaten eine bedeutende Haͤrte an. Wir schlugen daher vor, denselben fuͤr die Kuppel zu benuͤzen, und dabei auf folgende Weise zu verfahren: Die Kuppel mußte ganz abgekrazt werden, um den Grund von Leim und Bleiweiß, womit sie uͤberzogen war, zu entfernen; hierauf mußte man mittelst einer großen Vergolder-Kohlenpfanne nach und nach den ganzen inneren Theil der Kuppel stark erwaͤrmen, wobei jedes Mahl ein Quadrat Meter auf Ein Mahl behandelt wurde, und dann mußte der Firniß bei einer Temperatur von beilaͤufig 100° mit großen Pinseln aufgetragen werden. In dem Maße, als die erste Schichte eingesaugt wurde, mußte sie durch eine andere ersezt, und so lange fortgefahren werden, bis der Stein nichts mehr davon aufnahm. Um die Absorption zu erleichtern, mußte der Stein waͤhrend des Einsaugens von Zeit zu Zeit 1 oder 2 Mahl, nach seiner Porositaͤt erwaͤrmt werden. In jedem Falle mußte die Temperatur so hoch, als moͤglich seyn, ohne jedoch das Oehl zu verkohlen. Nachdem die Mauer mit diesem gut geebneten und sehr troknen Ueberzuge impraͤgnirt war, mußte sie mit Bleiweiß in Oehl abgerieben bedekt, und auf diese weiße Schichte nun mußte gemahlen werden. Unser Vorschlag wurde angenommen; Hr. Rondelet uͤber: nahm dessen Ausfuͤhrung, und sezte Hrn. Gros bald in den Stand, ein neues Meisterwerk zu liefern, dessen Dauer so lange wie jene des Domes, und das bloß jenen Veraͤnderungen ausgesezt seyn wird, welche Luft und Licht an demselben hervorbringen koͤnnen. Jeden Morgen befanden sich an der Woͤlbung der Kuppel eine unzaͤhlige Menge Wassertroͤpfchen, wie Thautropfen, welche dem Mahler, nicht aber uns, Besorgnisse einfloͤßten; allein auch er wurde zufrieden gestellt, als er diese Tropfen erscheinen und verschwinden sah, ohne oft auch nur die geringste Veraͤnderung zu bewirken. Jezt, nach einer Probe von 11 Jahren, ist gewiß alle Furcht verscheucht. Der Ueberzug aus Wachs und Oehl schuͤzt nicht bloß die Mahlerei gegen die Feuchtigkeit, sondern sie verhindert auch das Einsaugen, indem das Oehl unmoͤglich absorbirt werden kann; der Mahler erspart auch das Ueberfirnissen seines Gemaͤhldes: Vorzuͤge, deren Werth leicht zu schaͤzen ist. Der Versuch mit unserem Ueberzuge war bei der inneren Kuppel von Sainte-Geneviéve zu gut gelungen, als daß wir nicht haͤtten wuͤnschen sollen, daß die 4 Strebeboͤgen, die zur großen oder inneren Kuppel dieser Kirche gehoͤren, und die Hr. Gérard mahlen soll, auf gleiche Weise zugerichtet werden moͤchten. Dieser beruͤhmte Mahler nahm auch den Vorschlag, den wir deßhalb machten, eifrig an. Der Ueberzug wurde unter unserer Aufsicht von Hrn. Belot mit einer Sorgfalt besorgt, welche nichts zu wuͤnschen uͤbrig laͤßt; so zwar, daß, obwohl die Steine sehr hart sind, dieser Ueberzug auf 3,5–4,5 Millimeter tief eingedrungen ist. Wir suchten ganz natuͤrlich auszumitteln: ob der Ueberzug von Wachs und Oehl auf Gyps eben so angewendet werden koͤnne, wie auf Stein; ob er ihn haͤrter macht, und ihm die Eigenschaft gibt, dem Wasser zu widerstehen. Es wurden in dieser Absicht zahlreiche Versuche angestellt, welche uns bewiesen, daß er in dieser Beziehung von großem Nuzen ist, wie man aus den Mustern sehen kann, die wir der Akademie vorlegten. Das eine ist ein Basrelief, das andere ein Portraͤt, welche beide zur Haͤlfte mit dem Ueberzuge impraͤgnirt sind. Sie wurden beide lange Zeit hindurch unter Dachrinnen gesezt, und man sieht, daß der Theil, wo reiner Gyps ist, stark angegriffen, zerfressen und aufgeloͤst wurde, waͤhrend der mit dem Ueberzuge impraͤgnirte Theil gar keine Veraͤnderung erlitt. Der Ueberzug wird hier auf dieselbe Weise angewendet, wie bei dem Steine; nur muͤssen wir bemerken, daß das Feuer maͤßiger seyn muß, weil sonst der Gyps zersezt werden wuͤrde; er vertraͤgt leicht 100–120° Waͤrme, aber nicht mehr 145°. Uebrigens saugt sich der Ueberzug leicht ein, und das Verfahren ist ohne Hindernisse. Da nun das Verfahren, Steine und Gyps mit einem Ueberzuge von Wachs und gekochtem Oehle zu impraͤgniren bekannt ist, so wollen wir nun auch noch von einigen anderen Anwendungen desselben sprechen, wo man ihn bei kostbaren Gegenstaͤnden, wo es auf das Wachs nicht ankommt, auf die angegebene Weise zusammensezen, oder wo man Harz statt des Wachses nehmen kann, so zwar, daß 1 Theil Bleiglaͤtte-haltiges Oehl auf 2–3 Theile Harz kommen; diese Mischung taugt z.B. um eine Mauer gegen Feuchtigkeit zu schuͤzen. Verfahren, um tief gelegene und feuchte Wohnungen gesund zu machen. Die Faculté des Sciences an der Sorbonne besizt zwei Saͤle, deren Boden um mehrere Fuß tiefer liegt, als der der anstoßenden, gegen Osten und Mittag gelegenen, Haͤuser. Die Mauern sind bei dieser Lage sehr salpeterig. Man ließ sie vor einigen Jahren mit Gyps bedeken, in der Hoffnung dadurch den Salpeter abzuhalten; allein die Salze drangen durch die Schichte Gyps durch, erschienen bald innenwendig wieder, und unterhielten eine solche Feuchtigkeit, daß der Gyps seine Consistenz verlor, und die Saͤle selbst im Sommer unbewohnbar wurden. Mit diesen beiden Saͤlen nun stellten wir unseren Versuch an, den wir beschreiben wollen. Der Ueberzug bestand aus 1 Theile Leinoͤhl, welches mit 1/10 seines Gewichtes Bleiglaͤtte gekocht worden war, und aus 2 Theilen Harz, welches in einem Kessel aus Gußeisen bei maͤßigem Feuer im Oehle geschmolzen wurde. Die Masse blaͤhte sich anfangs stark auf, spaͤter blieb sie aber in ruhigem Fluße, wo man sie dann abkuͤhlen ließ, um sie neuerdings wieder zu schmelzen, und sich ihrer nach Belieben zu bedienen. Da die Mauern sehr feucht waren, so mußten sie mit dem Vergolder-Ofen getroknet werden. Jener, dessen wir uns bedienten, war 5 Decimeter breit, und 4 hoch; so daß wir eine Oberflaͤche von 20 Quadrat-Decimeter auf Ein Mahl trokneten. Er hatte an jeder Seite, an den oberen, vorderen, und an dem Seiten-Theile zwei halb geschlossene Ringe, mit welchen er an eine wagerechte Eisenstange von 16 Decimeter Laͤnge gehaͤngt werden konnte. Die beiden Enden dieser Eisenstange wurden von gekerbten Einschnitten aufgenommen, welche sich an den Raͤndern zweier senkrechten Bretter befanden, die 15 Decimeter von einander entfernt, und durch 2 Querstangen, eine obere und eine untere, mit einander verbunden waren. Diese Bretter, welche mit ihren Seitenstangen eine Art eines leicht beweglichen Gestelles bildeten, hatten beinahe die Hoͤhe der Saͤle, beilaͤufig 32 Decimeter. Sie wurden in gehoͤrige Entfernung von der Mauer aufgestellt; allein da der Ofen an seinem unteren Theile sich derselben zu sehr naͤherte, so wurde er durch zwei kleine Zapfen, die an den Enden des Rostes, d.h. unten und an der Seite des Ofens, angeschraubt waren, davon zuruͤkgehalten. Ueberdieß hatte dieser Ofen ruͤkwaͤrts auch noch zwei 2 Handheben, mit welchen er leicht auf den Eisenstangen bewegt oder geschoben werden konnte. Aus dem Gesagten sieht man leicht ein, auf welche Weise gearbeitet wurde. Der Apparat, d.h., der Ofen, die Eisenstangen und die gekerbten Traͤger oder das Gestell, wurden vor einen Theil der Mauer gestellt, und blieben so lang dort, bis dieser Theil uͤberzogen war. Die Mauer wurde bei der Arbeit in 8 Querstreifen getheilt, wovon jeder so hoch wie der Ofen (4 Decimeter) und 3 Mahl so breit (15 Decimeter) war. Zuerst wurde der Gyps getroknet, und wenn er troken war, wurde er neuerdings und allmaͤhlig erwaͤrmt, um den Firniß auf die angegebene Weise eindringen zu lassen. Der obere Streifen wurde zuerst uͤberzogen. War der erste Raum, den man uͤberziehen wollte, der so groß als die Oberflaͤche des Ofens oder 1/3 des Streifens war, heiß genug, so entfernte man den Ofen, indem man ihn auf der Eisenstange, die ihn stuͤzte, fortschob, so daß, waͤhrend man den vollkommen geschmolzenen Firniß auf den ersten Raum anwendete, ein zweiter Raum erwaͤrmt wurde; nur wenn der Firniß nicht gut eingezogen wurde, wurde der Ofen zuruͤkgebracht und in gehoͤriger Entfernung gehalten; sobald sich viele Luftblasen entwikelten, geschah die Absorption schnell. Man fuhr auf diese Weise so lang fort den Firniß aufzutragen, bis nichts mehr davon aufgenommen wurde. Fuͤnf starke Lagen wurden eingesogen; die sechste aber nur mehr zum Theile; sie bildete eine leichte Glasur auf der Oberflaͤche der Mauer, welche zulezt sehr hart wird. War der obere Streifen mit Firniß uͤberzogen, so ließ man den Ofen und die Stange beilaͤufig um 4 Decimeter herab, und verfuhr nun mit dem zweiten und den uͤbrigen Streifen, wie mit dem ersten. Die ganze Oberflaͤche betrug beilaͤufig 94 Quadrat-Meter oder 24 □ Toisen. Die Kosten, ohne den Arbeitslohn, betrugen 16 Sous fuͤr den Quadrat-Meter oder 3 Fr. 20 Cent, fuͤr die □ Toise; auf Stein waͤren sie geringer, aus dem einfachen Grunde, weil weniger von dem Ueberzuge eingesogen wuͤrde. Der Gyps wurde in kurzer Zeit hart, so daß er nur schwer mehr vom Nagel gerizt wird. An zwei Stellen wurde er zu stark erhizt, und daher neu gemacht. Waren die Stellen zu sehr salpeterhaͤltig, so drang der Firniß schwer ein, und loͤste sich sogar nach einiger Zeit in Schuppen ab; in diesem Falle mußten sie neu bearbeitet werden; bei frischem und troknen Gypse gelingt die Operation immer recht gut. Bei den Zimmern zu ebener Erde muͤßte man auch den Boden gegen Feuchtigkeit schuͤzen; bei Saͤlen, deren Boden getafelt werden soll, muͤßte man eine Tenne aus Gyps machen, diese mit Firniß uͤberziehen, und hierauf mit Stuͤzbalken die Tafeln darauf legen; will man Steine oder Platten nehmen, so muͤßten diese selbst uͤberzogen werden. Wenn dieses Verfahren nicht zureichend scheint, so gibt es fuͤr parketirte und mit einem Ofen geheizte Zimmer noch ein anderes unfehlbares; man laͤßt naͤmlich auf die angegebene Weise eine Tenne machen, und bedient sich der Luft des Zimmers, die man vorher unter dem Fußboden durchleitet, beim Heizen des Ofens. Uebrigens koͤnnte man auch die Luft von außen hereinziehen, und auf die gewoͤhnliche Weise in die Heizlocher, und von da in das Zimmer leiten. Zurichtung von Zimmerdeken, welche gemahlen werden sollen. Es ist bekannt, daß die Mahlerei an den Deken der Zimmer nach und nach zu Grunde geht. Wir sind uͤberzeugt, daß sie sich, wenn man sie mit einem Ueberzuge von Wachs und Bleihaltigem Oehle impraͤgnirt, wie wir es mit der Kuppel und den Strebepfeilern thaten, gewiß eben so lang gut erhalten, als wenn sie von Stein waͤren; und daß die Farben keine groͤßere Veraͤnderung als auf Leinwand erleiden. Man wird uns einwenden, daß Feuchtigkeit von oben eindringen wird, und daß diese nach und nach den Zusammenhang des Gypses vermindern, und denselben endlich in Stuͤken abloͤsen wird; allein dagegen sagen wir, daß wir den Ueberzug tief eindringen machen koͤnnen, und daß der Gyps beinahe so hart wie Stein wird. Dieß ist so wahr, daß die Eke eines Kamin-Simses im Laboratorium der Muͤnze, welches abgebrochen wurde, durch ein Stuͤk Gyps, welches mit Wachs-Ueberzug impraͤgnirt worden war, ersezt werden konnte. Dieß geschah vor 11 Jahren, und doch scheint das Stuͤk, obschon es einer bestaͤndigen Reibung ausgesezt ist, gar nicht abgenuͤzt zu seyn, und ein und dasselbe Stuͤk mit der Steinplatte von Liais auszumachen. Der Gyps wird also der der Zurichtung der Zimmerdeken und vorzuͤglich der gewoͤlbten Deken mit dem Ueberzuge gewiß soviel Festigkeit bekommen, daß er geringen Mengen Wassers, welches von außen eindringen koͤnnte, widersteht; wir glauben, daß, wenn die Deke des Antiken-Saales, welche Barthelemy im Jahre 10 mahlte, mit dem Ueberzuge impraͤgnirt worden waͤre, gewiß heute noch existiren wuͤrde, waͤhrend sie bereits im J. 1820 durch Wasser zerstoͤrt wurde, welches von dem oberen Saale eindrang. Statuen und Bas-Reliefs aus Gyps an der Luft unveraͤnderlich gemacht. Da der, mit dem angegebenen Ueberzuge impraͤgnirte, Gyps mehrere Monathe lang weder durch Regen, noch durch Wasserguͤsse, noch durch Tropfen, die aus Dachrinnen fallen, verdorben wird, so sieht man wohl ein, daß man daraus Statuen und Bas-Reliefs machen kann, welche den Einfluͤssen der Luft wahrscheinlich lang widerstehen; wenn wir ferner bemerken, daß sich dieser Ueberzug mit Kupfer- oder Eisen-Seife verbinden laͤßt, welche das antike Gruͤn gibt, und unvertilgbar ist, und daß sie alle Poren des Gypses ausfuͤllt, ohne dike Schichten darauf zu bilden, ohne die Feinheiten der Bildhauer-Arbeit zu verkleistern, und ohne die Zuͤge stumpf zu machen, so laͤßt sich leicht schließen, daß man sich um einen geringen Preis schoͤne Statuen aus Gyps von Bronze-Farbe verschaffen kann, die sich sehr lang halten, und die mit Oehlfarben gemahlenen weit vorzuziehen sind. Die Muster, welche wir der Akademie vorlegen, werden unsere Ansicht bestaͤtigen. Die Ausfuͤhrung hat gar keine Schwierigkeit. Man nimmt reines Leindoͤl, verwandelt es mit aͤzender Soda in neutrale Seife, sezt dann eine starke Kochsalz-Aufloͤsung hinzu, und siedet hierauf das Ganze so lang, bis die Lauge sehr dicht wird, und die Seife in kleinen Koͤrnern auf der Oberflaͤche der Fluͤßigkeit schwimmt. Nun bringt man das Ganze auf einen Seihrahmen, suͤßt die Seife gut aus, und bringt sie unter die Presse, um die Lauge soviel als moͤglich auszubruͤten. Diese Seife lost man hierauf in destillirtem Wasser auf, und seiht die Aufloͤsung durch ein feines Tuch. Man loͤst ferner auch ein Gemenge von 80 Theilen kaͤuflichem Kupfer-Vitriol, und 20 Theilen Eisen-Vitriol in destillirtem Wasser auf, und filtrirt die Fluͤßigkeit; nachdem man nun einen Theil hiervon in einem reinen, kupfernen Gefaͤße gekocht hat, gießt man nach und nach von der Seifen-Aufloͤsung zu, bis die Metall-Aufloͤsung vollkommen zersezt ist. Ist dieser Zersezungspunct erreicht, so bringe man eine neue Menge der Aufloͤsung des Kupfer- und Eisen-Vitrioles in das Gefaͤß, ruͤhre die Fluͤßigkeit von Zeit zu Zeit um, und bringe sie zum Sieden. Auf diese Weise wird die Seife in Floken in einem Ueberschusse von schwefelsaurem Salze abgewaschen; sie muß nun hierauf in vielem heißen, und dann in kaltem Wasser ausgewaschen, und zulezt in einem Tuche ausgepreßt, und so gut als moͤglich getroknet werden. In diesem Zustande wendet man dieselbe nun auf folgende Weise an: Man laͤßt 1 Kilogr. reines Leinoͤhl mit 250 Gramm, reiner, sehr fein gepulverter. Bleiglatte sieden, seiht das Product durch ein Tuch, und laͤßt es dann im Trokenofen sich sezen, wo es ziemlich schnell klar wird. Ist dieß geschehen, so nimmt man: Gekochtes Leinoͤhl 300 Grammen Kupfer- und Eisen-Seife 160       – Reines, weißes Wachs 100       – Dieses Gemenge laͤßt man in einem Gefaͤße von Fayence im Dampf- oder Sand-Bade schmelzen, und haͤlt es im Flusse, um die wenige Feuchtigkeit, welche darin ist, zu vertreiben. Den Gyps erwaͤrmt man in einem Trokenofen auf 80–90° Centigr., nimmt ihn dann heraus, und mengt ihn mit dem geschmolzenen Gemenge. Ist der Gyps so weit abgekuͤhlt, daß das Gemenge nicht mehr eindringen kann, so bringt man ihn wieder in den Trokenofen, erhizt ihn neuerdings auf 80–90°, und faͤhrt so lang fort ihn mit der fetten Farbe zusammenzubringen, als er noch etwas davon aufnimmt. Der Gyps wird hierauf noch einige Augenblike lang in den Trokenofen gebracht, damit keine Farbe auf seiner Oberflaͤche zuruͤkbleibt, und damit alle Feinheiten der Bildhauer-Arbeit sichtbar und nicht verkleistert werden. Hierauf nimmt man ihn aus dem Trokenofen, laͤßt ihn an der Luft abkuͤhlen, und laͤßt ihn einige Tage, oder solang, bis er den Geruch der Composition nicht verloren hat, an einem bedekten Orte der Luft ausgesezt. Zulezt reibt man ihn mit feinem Baumwoll- oder Leinen-Zeuge, worauf die Arbeit beendigt ist. Sind die Stuͤke, welche zuzurichten sind, klein, so muß man sie in das geschmolzene Gemenge tauchen, sie wieder herausnehmen, schuͤtteln, und an einer Seite abtroknen, damit das Gemenge eindringen kann, welches sich an der entgegengesezten Seite befindet; dasselbe koͤnnte man auch dadurch bewirken, daß man diese Oberflaͤche an ein Helles Feuer haͤlt. Sind die Stuͤke zu groß, so kann man sich der Vergolder-Kohlenpfanne bedienen. Wenn man Muschel-Gold an die hervorspringenden Stellen des Gypses bringt, und ihn dann auf die angegebene Weise behandelt, so erhaͤlt man die antike Patine mit metallischem Bronze an den hervorspringenden Stellen. Eine groͤßere Menge Eisenseife wuͤrde leicht die roͤthliche Patina geben, welche gewisse Arten von Bronze haben. Die Eisenseife allein gaͤbe eine rothbraune Farbe; die Zink-Wißmuth-Zinn-Seife wuͤrde dem weißen Marmor aͤhnlich seyn. Man koͤnnte den Gyps auch mit alkoholischen oder waͤsserigen Farben-Aufloͤsungen faͤrben, und auf diesen gefaͤrbten Gyps die Metall-Seifen anbringen; man erhielte auf diese Weise eine Menge verschiedener Schattirungen. In jedem Falle koͤnnte man gekochtes Leinoͤhl in das Innere der Statuen fließen laßen, um sie noch mehr undurchdringlich fuͤr die Feuchtigkeit zu machen, und um weniger von der faͤrbenden Composition zu brauchen. Wir machten bloß die angefuͤhrten Versuche; allein sie reichen hin, um uns zu uͤberzeugen, daß man mit Vortheil den Ueberzug von Harz oder Wachs und Bleiglaͤtte-haltigem Leinoͤhle anwenden koͤnnte, um Wohnungen zu ebner Erde und Gefaͤngnisse vor Feuchtigkeit zu bewahren, um das Auslaufen der Bassins und Cisternen zu verhindern; um den Einsikerungen bei Gewoͤlben und Terrassen vorzubeugen; um das Wasser im Gypse, dem so leicht alle beliebigen Formen zu geben sind, zuruͤkzuhalten; um Statuen aus weichen Steinen, Medaillen aus Gyps und viele andere Gegenstaͤnde, wie Vasen, Bas-Reliefs, Saͤulen, Schornstein-Kappen, Gesimse etc. damit zu uͤberziehen, und endlich zur Aufbewahrung des Getreides in den Sylos. Dieß sind Anwendungen, aus welchen die Gesellschaft, wenn wir uns anders nicht irren, großen Vortheil ziehen wird.