Titel: Zubereitung der Erdäpfel zur Mästung des Viehes. Von dem Hochw. Hrn. Pierrepont.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXXVIII., S. 369
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LXXXVIII. Zubereitung der Erdäpfel zur Mästung des Viehes. Von dem Hochw. Hrn. Pierrepont. Aus den Transaction of the Society of Arts etc. Vol. XXI. In Gill's technical Repository. Junius. S. 303. (Im Auszuge.) Pierrepont's, Zubereitung der Erdäpfel zur Mästung des Viehes. Der hochw. Hr. Verfasser uͤberzeugte sich durch Erfahrung, daß die bisherige Methode, die Erdapfel zur Fuͤtterung fuͤr das Vieh durch Dampf zuzubereiten, nicht die zwekmaͤßigste ist, und empfiehlt folgende. Er ließ ein halb Duzend eiserne Digestors, oder papinianische Toͤpfe von 6 Gallons Inhalt verfertigen, und mit Erdaͤpfeln fuͤllen, die er entweder getroknet oder frisch vom Wasser hernahm: er fand naͤmlich keinen Unterschied, ob man sie frisch oder troken nimmt. Diese Toͤpfe sezt er in einen Ofen, dessen Boden eine Guß-Eisen-Platte von 3 Fuß 10 Zoll Laͤnge, und 2 Fuß 10 Zoll Breite ist, unter welcher das Feuer in drei Abtheilungen brennt. Die mittlere Abtheilung haͤlt 18 Zoll; die zwei anderen jede 10 Zoll; die uͤbrigen 8 Zoll ruhen auf der Ziegelmauer. Die Hize faͤhrt zur Haͤlfte auf die eine Seite, zur Haͤlfte auf die andere, um die Seiten des Ofens nach dem Mundloche hin, welches ungefaͤhr 18 Zoll im Gevierte haͤlt, und laͤuft von da uͤber den oberen Theil, wo sie im Schornsteine zusammenkommt, in welchem sich ein Schieber zum Daͤmpfen der Hize befindet. Eine eiserne Stange mit einem Kreisausschnitte an einem Ende dient zum Einschieben der Toͤpfe in den Ofen vom Mundloche weg, und ein Haken an dem anderen Ende dieser Stange dient zum Zuruͤkziehen derselben an das Mundloch, wenn die Erdaͤpfel gar sind. Die erste Tracht, d.h., das erste Einsezen der sechs Toͤpfe in den noch nicht geheizten. Ofen, nimmt bis zum Garwerden der Erdaͤpfel, ungefaͤhr 2 Stunden weg: jede folgende Tracht ist aber in kaum etwas mehr als Einer Stunde gethan, „Dieses Verfahren braucht sehr wenig Feuer-Material, und durch aus nicht die Aufmerksamkeit und den Kraftaufwand, der beim Kochen der Erdaͤpfel im Dampfe nothwendig ist, indem die Erdaͤpfel nach dem groͤßeren oder geringeren Grade von Waͤrme fruͤher oder spaͤter gar werden, ohne daß einer derselben aus Mangel einer groͤßeren Waͤrme zu Grunde ginge. Selbst wenn eine Tracht uͤber Nacht bei einem sehr geringen Feuer im Ofen bliebe, wird sie bis am anderen Morgen fertig seyn: ich lasse indessen dieses nie bei mir geschehen, indem die Erdaͤpfel dadurch schwarz werden, und die Kessel verderben, die, was wohl zu bemerken, innenwendig mit etwas Spek oder Tropf-Fett zuweilen ausgerieben werden muͤssen. Erdaͤpfel, welche auf diese Weise zubereitet wurden, werden nicht so leicht sauer, und purgiren das Vieh nicht so stark; sie sind trokener, so zwar, daß sie das Thier mehr zum Trinken noͤthigen. Nachdem sie kalt geworden sind, werden sie noch haͤrter, so daß man sie der Herde weit leichter, als die in Dampf gesottenen, vorwerfen kann.“ Im Jahre 1802 maͤstete Hr. Pierrepont 30 Boͤcke groͤßten Theils auf diese Weise; er gab ihnen nur wenig Saubohnen am Ende, und sie waren alle sehr schoͤn und wohlschmekend. Er maͤstete spaͤter in demselben Jahre zwei Ochsen, 3 Kuͤhe, und 2 Schweine, welche alle dadurch sehr fett und wohlschmekend wurden. Die Schweine bekamen am Ende noch einige ganze Erbsen nach jeder Mahlzeit. Die Boͤcke erhielten im Durchschnitte jeder taͤglich 6 Pfund. Dem mageren Rothwilde im Parke wurde taͤglich etwas mehr als Ein Pfund, statt des Heues, gefuͤttert. In den lezten Monaten des Jahres 1803 maͤstete er zwei sehr große Ochsen, und zwanzig Waliser Hammel, nebst zwei Southdown Widdern und einem Mutterschafe. Sie bekamen 8 Pfund Erdaͤpfel des Tages, und etwas geschnittenes Heu. Das Mutterschaf warf Zwillinge, und die Laͤmmer befanden sich bei diesen Erdaͤpfeln besser, als bei dem Turnips, obschon man anfangs besorgte, die Milch wuͤrde dem Schafe bei den Erdaͤpfeln versiegen. Vier Melkkuͤhe gaben im lezten Winter bei vier Pfund Erdaͤpfel und eben so viel Raufheu und Haͤckerling mehr Milch, als da sie ehevor mit dem besten Heue gefuͤttert wurden. Der eine Ochs, welcher drei Mahl des Tages 40 Pfund Erdaͤpfel erhielt, wog, als er verkauft wurde, 343 Stone, (45 Zentner). Es ist hier ein Zeugniß des Lord Egremont beigebracht, der die Schwere des Ochsens, und die Guͤte des Fleisches desselben bezeugt. Hr. Pierrepont erzaͤhlt ferner, wie er drei Bushel Erdaͤpfel (deren jeder 60 Pfund wog), ehe er dieselben in die Digestors that, einzeln abwog. Der erste Bushel aus den zwei ersten Digestors wog, als er nach dem Baken herausgenommen wurde, 55 Pfund; die beiden anderen wogen nach dieser Operation 54 Pfund. Nach der Menge Holzes, die man zu diesem Versuche brauchte, wird man 270 Bushels Erdaͤpfel mit einer englischen Klafter Holz (cord), die 24 Fuß lang, 1 Fuß 10 Zoll hoch, aus 3 Fuß langen Scheitern aufgeschichtet ist, und 12 Shillings kostet, vollkommen baken koͤnnen. Eine 5 Fuß lange Gußeisenplatte, die 2 Fuß 10 Zoll breit ist, wird 8 Digestors fassen, und wenn man zu jeder Seite des großen Herdes noch ein kleines Feuerchen hinzu macht, wird man mit jeder Tracht um 15 bis 20 Minuten fruͤher fertig werden, und folglich an Brenn-Material bedeutend ersparren, indem die zur Seite stehenden Digestors gewoͤhnlich laͤnger brauchen, als die in der Mitte befindlichen. Je schneller die Erdaͤpfel gebaken werden, desto besser. Er schließt mit folgenden Bemerkungen, die als Leitungs-Begriffe bei Errichtnng eines solchen Ofens dienen koͤnnen: 1) Die Digestors, oder die Gefaͤße, in welchen die Erdaͤpfel sich befinden, duͤrfen nicht mit dem Feuer in Beruͤhrung kommen. 2) Diese Gefaͤße muͤssen, obschon sie auf der Eisenplatte stehen, mit Fuͤßen versehen seyn, so daß ihr Boden nie die gluͤhende Platte beruͤhrt. 3) Die Dekel muͤssen dampfdicht schließen, damit der Dampf nicht entweichen kann, bis die Erdaͤpfel beinahe gar sind, und daher mit aͤhnlichen Klappen, wie die Digestors uͤberhaupt, versehen seyn. 4) Die aͤußere Luft muß von denselben ausgeschlossen seyn, und je kraͤftiger dieß geschieht, desto besser, was sowohl Zeit als Brennmaterial erspart, und gegen das Anbrennen schuͤzt.“ Er hat nie oͤfters als 6 Mahl des Tages gebaken, und war mit 6 Sacks oder 18 Bushels, jedes Bushel zu 60 Pfd. in 12 Stunden fertig. Er brauchte hierzu einen Arbeiter, der mit seinem Jungen fuͤr das Herbeischaffen, Waschen, Backen, Holzspalten, und Verfuͤttern woͤchentlich 12 Shillings (7 fl. 12 kr.) Lohn hatte. 1080 Pfund Erdaͤpfel koͤnnen mit 6/90 der obigen englischen Klafter Erdaͤpfel gebacken werden. Nach seiner Ansicht ist es am vortheilhaftesten, 2 Oefen, jeden mit 6–8 Digestors, zu haben, besonders wo man Steinkohlen hat, indem dann Ein Arbeiter beide Oefen versorgen, und ein Ofen ausgeleert werden kann, waͤhrend der andere gefuͤllt wird; vielleicht, sagt er, waͤre es am besten, die beiden Oefen so zu bauen, daß nur ein einzelner flach gelegter Ziegel die beiden Oefen trennt, und das Feuer an beiden Enden angeschuͤrt wird, so daß jeder Zug unter der Platte nach der ganzen Laͤnge derselben hinlaͤuft, an dem anderen Ende aufsteigt, und uͤber die Deke des Ofens in den Schornstein zieht: die beiden Ofenthuͤrchen kaͤmen an die beiden Vorderseiten. Vielleicht meint er, waͤre es gut, eine Oeffnung mit einer beweglichen Klappe gerade uͤber dem Mundloche oder in der Ofenthuͤre anzubringen, so daß der Dampf, der aus den Klappen des Digestors aufsteigt (ungefaͤhr 10 bis 15 Minuten, ehe die Erdaͤpfel gar sind), und dann wie gebratene Erdaͤpfel riecht, durch dieselbe, statt durch das Mundloch, entweichen kann. Die Entwikelung dieses Dampfes ist mit einem Zischen verbunden, und mit einer Art siedender Bewegung in den Digestoren, die der Arbeiter sehr deutlich hoͤren kann, wenn er das Thuͤrchen etwas oͤffnet. Wenn er bemerkt, daß dieses Zischen etc. nachlaͤßt, muß er die Digestoren herausnehmen, sonst brennen die Erdaͤpfel am Boden an. Der Arbeiter wird sehr bald aus Erfahrung den Zeitpunct kennen lernen, wo er die Toͤpfe herauszunehmen hat.