Titel: Bericht des Hrn. Daclin über eine der Gesellschaft von Hrn. Prechtl eingesandte Abhandlung über Verfertigung des chinesischen Papieres.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XXV., S. 140
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XXV. Bericht des Hrn. Daclin uͤber eine der Gesellschaft von Hrn. Prechtl eingesandte Abhandlung uͤber Verfertigung des chinesischen Papieres. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 265. S. 225. Daclin's Bericht uͤber Prechtl's Abhandlung der Verfertigung des chinesischen Papieres. Hr. Prechtl, Director des polytechnischen Institutes zu Wien, hat der Gesellschaft eine Abhandlung in deutscher Sprache uͤber die Verfertigung des chinesischen PapieresMan vergleiche: Jahrbuͤcher des k. k. polytechnischen Institutes in Wien. Achter Band. S. 151–166. A. d. R. eingesendet, in der Absicht, um die, wie es ihm scheint, noch sehr unvollkommenen Kenntnisse uͤber ein Verfahren zu verbreiten, das die Aufmerksamkeit des. Publicums in einer Zeit verdient, wo der Mangel an Lumpen uns zwingt zu anderen Materialien unsere Zuflucht zu nehmen, um die Menge Papieres zu erhalten, die wir verbrauchen. Da die Société einen Preis auf Verfertigung des Papieres aus Maulbeerbaum ausschrieb, so glaubte der Verfasser, daß die Bekanntmachung dieser Abhandlung den Preiswerbern nuͤzlich seyn koͤnnte. Der Verfasser zeigt zuerst den Nuzen des chinesischen Papieres, seine Eigenschaften, und die verschiedenen Materialien, aus welchen man dasselbe erhaͤlt. Er beschreibt das Verfahren Bambus-Papier zu erhalten nach dem Jesuiten Pater Duhalde und den uͤbrigen Missionaͤren, die China durchschlichen. Die Beschreibungen dieser heiligen Vaͤter sind obscurWie sie selbst. A. d. U., unvollstaͤndig, und lehren gerade dasjenige nicht, was zur Verfertigung dieses Papieres noͤthig ist. Hr. Prechtl suchte diesen Maͤngeln dadurch abzuhelfen, daß er selbst eine Reihe von Versuchen mit Rindenpapier anstellte. Er sagt, er habe es dahin gebracht, aus Lindenrinde ein Papier zu erzeugen, das alle Eigenschaften des chinesischen Papieres besizt, und die Stelle desselben vertreten kam:. Er beschreibt die verschiedenen Bearbeitungen der Rinde nach seiner Art, und bemerkt, daß das Verfahren dasselbe ist, man mag Bambus-Fasern die Rinde des Maulbeerbaumes oder irgend einen anderen Pflanzenstoff hierzu waͤhlen. Er schließt endlich seine Abhandlung mit allgemeinen Betrachtungen uͤber die Wichtigkeit dieses Gegenstandes, und uͤber die Vortheile, welche Europa davon haͤtte, wenn diese Art von Papiermacherei in Europa eingefuͤhrt wuͤrde. Man ist dem Verfasser alles Lob schuldig fuͤr die Sorgfalt, mit welcher er seine Untersuchungen angestellt hat; nur muß man bedauern, daß er nicht Kaͤmpfer's Amoenitates exoticae consultirte, ein Werk, welches eben so wichtige, als genauere Nachweisungen uͤber die Papier-Fabrication in Japan enthaͤlt, die jener in China ganz aͤhnlich ist, indem man sich derselben Materialien bedient. Man hat das Detail dieses Verfahrens in der Encyclopedie methodique) Artikel: Papier aufgenommen: die Uebersezung ist aber fehlerhaft. Hr. Mérimée hat sie verbessert, und mir seine Berichtigungen zum Behufe der Ablassung dieses Berichtes mitgetheilt. Kein anderes technologisches Werk beschaͤftigte sich bisher mit dem chinesischen Papiere, und wir haben keine anderen klaren und bestimmten Nachrichten uͤber das in diesem Lande bei Verfertigung dieses Papieres befolgte Verfahren. Das chinesische Papier, dessen man sich heute zu Tage so haͤufig in Europa bedient, vorzuͤglich zu Abdruͤken von Kupferstichen, zeichnet sich durch die Gleichfoͤrmigkeit seiner Masse, seine glatte und seidenartige Oberflaͤche, seine Sanftheit und seine ausserordentliche Feinheit aus. Man verkauft es in sehr großen Bogen, die drei bis vier Meter Laͤnge und ein Meter Breite haben. Die Chinesen verfertigen dieses Papier aus verschiedenen Stoffen. In der Provinz Se-Tsehnen macht man es aus haͤnfernen Lumpen, wie in Europa; in Fo-Kien wird es aus jungen Bambus-Trieben verfertigt; in den noͤrdlichen Provinzen aus der inneren Rinde des Baumes Ku-tschu, der nichts anderes, als der Papier-Maulbeerbaum (Morus papyrifera L., jezt Broussonetia papyrifera) ist. Dieses leztere wird am haͤufigsten in China gebraucht. Pater Duhalde beschreibt die Art wie es verfertigt wird, ziemlich umstaͤndlich; weit deutlicher und bestimmter aber beschreibt sie Kaͤmpfer in dem oben angefuͤhrten Werke. Nach diesem lezteren macht man in Japan dieses Papier aus der Rinde von Morus papyrifera.Dieser Baum haͤlt den Winter in Alt-Bayern nicht aus; am Rheine und Mayne hingegen laͤßt er sich in geschuͤztem Stande um so leichter ziehen, als man gerade diejenigen Theile desselben, die durch strenge Kaͤlte leiden, anfangs Winters zur Papier-Fabrikation abschneiden muß. A. d. U. Man schneidet jaͤhrlich im December die jungen einjaͤhrigen Triebe ab, und schnuͤrt sie fest in Buͤndel von ungefaͤhr drei Fuß Laͤnge, die man aufrecht in einen mit siedendem Wasser (dem Asche zugesezt wird) gefuͤllten Kessel stellt. Man laͤßt sie darin so lang, bis die Rinde, die sich zuruͤk zieht, einen halben Zoll des Holzes nakt laͤßt; dann nimmt man sie heraus, laͤßt sie kalt werden, spaltet sie, um die Rinde zu bekommen, und wirft das Holz, das man nicht brauchen kann, weg. Diese Rinde gibt nun, getroknet, den ersten Stoff zum Papiere. Ehe man dieselbe jedoch verarbeitet, muß sie noch einer anderen Vorbereitung unterzogen werden, muß man sie puzen und sortiren, um nur diejenigen Stuͤke zu erhalten, die alle noͤthigen Eigenschaften besizen. In dieser Absicht weicht man sie drei bis vier Stunden lang in Wasser, und wenn sie weich geworden ist, schabt man das Oberhautchen und den groͤßten Theil der darunter befindlichen gruͤnen Rindenlage mit einem stumpfen Messer ab. Die auf diese Weise sortirte und gereinigte Rinde kommt nun in eine filtrirte Aschenlauge. Sobald sie anfangt zu sieden, ruͤhrt man sie mit einem Bambos bestaͤndig um, und sezt von Zeit zu Zeit neue Lauge zu, um diejenige zu ersezen, die bereits verdichtet ist. Man faͤhrt mit dem Sieden derselben solang fort, bis die Masse so weich geworden ist, daß, wenn man sie zwischen den Fingern druͤkt, sie eine Art von Werg oder Faser-Knaͤuel bildet. Nachdem die Rinde endlich durch langes und starkes Sieden in einen Teig verwandelt wurde, schreitet man zum Waschen; eine Arbeit, die bei dieser Art von Papier-Bereitung hoͤchst wichtig ist, indem das Gelingen derselben davon abhaͤngt. Wenn diese Arbeit nicht lang genug fortgesezt wird, bleibt das Papier, wenn es auch stark und markig wird, immer von geringem Werthe. Wenn man hingegen zu lang waͤscht, wird das Papier zwar schoͤn weiß, aber es schlagt durch oder fließt, und taugt weder zum Schreiben, noch zum Mahlen mit Wasserfarbe. Man sieht hieraus, wie nothwendig es ist bei dieser Arbeit die beiden Extreme zu vermeiden. Dieses Waschen der Rinde geschieht in einem Gefaͤße, welches unten durchloͤchert ist, und in welches man einen Strahl Wassers einlaufen laͤßt. Man ruͤhrt sie immer mit den Haͤnden um, bis sie endlich ganz im Wasser vertheilt, und in sehr feine und zarte Fasern aufgeloͤst ist. Wenn man feines Papier verfertigen will, so wiederholt man das Waschen; nur nimmt man hier statt eines Gefaͤßes Leinwand, und waͤscht auf dieser, damit die feinen Fasern nicht durchfallen koͤnnen, und zertheilt diese noch immer mehr und mehr, indem man sie immer mehr und mehr umruͤhrt. Man muß zugleich alle Knoͤpfe und Knoten, die bei dem ersten Waschen allenfalls durchschluͤpften, beseitigen. Wenn man mit dem Waschen fertig ist, wird die Rinde auf einem ebenen und starken Tische von zwei oder drei Arbeitern mit Stoͤken aus sehr hartem Holze geklopft, bis sie hinlaͤnglich fein geworden ist. Sie wird alsdann dem Zeuge (papier maché) aͤhnlich, und laͤßt sich im Wasser leicht vertheilen. Der auf diese Weise erhaltene Teig wird in eine kleine Kufe geworfen, und mit dikem Reißwasser und einem schleimigen Aufgusse der Oreni-Wurzel gemengt. Man mischt alle diese Theile mit einem sehr reinen Bambusrohre, und ruͤhrt so lang, bis sie zu einer gleichfoͤrmigen Masse von gehoͤriger Consistenz geworden ist. Es ist besser eine kleinere Kufe zu nehmen, weil die Mischung in derselben vollkommener geschieht. Hierauf kommt der Teig in eine Kufe, wie wir sie in unseren Papiermuͤhlen brauchen, und man schoͤpft aus derselben einen Bogen nach dem anderen mittelst Formen aus kleinen Bambus-Ruͤchchen, statt des Messing-Drahtes, dessen wir uns bedienen. So wie die Bogen nach und nach geschoͤpft, und von der Form abgelegt worden sind, werden sie auf einem mit einer doppelten Binsen-Matte uͤberdekten Tische in Haufen auf einander gelegt; die untere Matte ist groͤber; die obere ist feiner, hat aber weitere Oeffnungen, damit das Wasser leichter dadurch ablaufen kann. Man legt noch uͤberdieß zwischen jeden Bogen ein flaches Stuͤk Bambos, welches man etwas hervorstehen laͤßt, und das zum Abheben eines Bogens nach dem andern dient: dadurch wird der Filz unserer Fabriken ersezt. Jeder Haufen wird mit einem duͤnnen Brette von der Form und Groͤße der Bogen bedekt, und mit einem leichten Gewichte beschwert, damit die noch nassen und frischen Bogen nicht, wenn sie zusehr auf einander gedruͤkt wuͤrden, an einander kleben, oder aus einander gehen: nach und nach vermehrt man jedoch das Gewicht, um das uͤberfluͤßige Wasser aus demselben auszudruͤken. Des anderen Tages werden die Bogen mittelst der kleinen Stuͤke Bambos abgehoben, und auf langen vollkommen ebenen Brettern aufgeklebt, indem man mit dem Ballen der Hand daruͤber faͤhrt. Sie bleiben, wegen der Feuchtigkeit, die sie enthalten, leicht darauf kleben. In diesem Zustande sezt man sie der Sonne aus, und nachdem sie ganz treten geworden sind, nimmt man sie von den Brettern ab, schneidet sie am Rande zu, und legt sie auf Haufen. In der kalten Jahreszeit bedient man sich eines andern Verfahrens. Man bringt naͤmlich mittelst einer Buͤrste, wie man sie beim Leimen des Papieres braucht, die Blaͤtter auf eine Mauer, deren beide Waͤnde sehr glatt und schoͤn weiß sind: an einem Ende dieser Mauer befindet sich ein Ofen, dessen Flamme durch den ganzen Hohlraum dieser Mauer zieht, und dieselbe erwaͤrmt. Die Seite der auf diese Weise getrokneten Bogen, welche an der Wand klebte, unterscheidet man sehr leicht durch die Eindruͤke, welche die Haare der Buͤrste auf derselben lassen: auf der anderen, der glatten, schreiben die Chinesen mit ihrem Pinsel ihre ausserordentlich zarte Schrift, und beschreiben und bedruken die Ruͤkseite nie, wie wir es zu thun pflegen, indem die Feinheit und Durchsichtigkeit ihres Papieres dieß nicht gestattet. Hinsichtlich der verschiedenen Materialien zur Bereitung dieses Papieres bemerken wir, daß das Reißwasser, dessen man sich zur Bereitung des Teiges bedient, eine gewisse Klebrigkeit besizt, die dem Papiere Festigkeit und eine glaͤnzende Weiße ertheilt. Man bereitet es auf folgende Weise. Man gibt die vorher angefeuchteten Reißkoͤrner in einen nicht glasirten irdenen mit Wasser gefuͤllten Topf, ruͤhrt sie oͤfters um, gibt sie dann in ein Tuch, und druͤkt das Wasser aus. Man erneut dieses von Zeit zu Zeit, bis der Reis gaͤnzlich ausgezogen ist. Der Aufguß der Oreni-Wurzel wird auf folgende Weise bereitet. Man weicht die Wurzel in kaltem Wasser ein, und stoͤßt sie oder zerschneidet sie vorher in kleine Stuͤke. Nachdem man sie eine Nacht lang darin ließ, ist das Wasser hinlaͤnglich klebrig geworden, um mit den: Teige gemischt werden zu koͤnnen. Die Mengen, die man von diesem Aufgusse zu nehmen hat, sind nach der verschiedenen Jahreszeit verschieden, und die japanischen Papiermacher behaupten, die ganze Kunst des Papiernachens bestehe darin, daß man das Verhaͤltniß derselben bei der Mischung gehoͤrig zu treffen wisse. Waͤhrend der grossen Hize ist der Schleim der Oreni-Wurzel zu fluͤssig, daher braucht man im Sommer mehr davon, als im Winter. Wenn man uͤberhaupt zuviel davon nimmt, so wird das Papier zu duͤnn, und wenn man zu wenig nimmt, so faͤllt es zu dik und ungleich aus: es kommt also sehr viel darauf an, daß man das gehoͤrige Verhaͤltniß genau zu treffen wisse, wenn das Papier die erforderlichen Eigenschaften haben soll. Die Hauptwirkung des Aufgusses der Oreni-Wurzel ist, dem Wasser einen gewissen Grad von Klebrigkeit zu ertheilen, wodurch die Fasern in der Fluͤßigkeit leichter gleichfoͤrmig vertheilt werden. Sie hindert zugleich, daß der Leimstoff des Reises mit dem Zeuge die Papierbogen nicht aneinander kleben macht, wenn sie gepreßt werden. Nachdem Kampfer obiges Detail uͤber die Papiermacherei in Japan gegeben hat, beschreibt er auch die hierzu gebrauchten Pflanzen. Da der Papier-Maulbeerbaum jezt bekannt genug ist, so waͤre es uͤberfluͤßig, denselben jezt genauer zu beschreiben. Wir begnuͤgen uns zu bemerken, daß die Japaner ihn, wie wir die Weiden, durch Steklinge vermehren. Diese Steklinge werden, 2 Fuß lang, vom Baume abgeschnitten, und im November in geringer Entfernung von einander gepflanzt. Sie treiben bis Ende des naͤchsten Jahres 3 bis 4 Fuß lange Triebe, die dann geschnitten werden. Die feinen seidenartigen Fasern dieser Triebe geben das rohe Papier-Material. Die von den Japanern Oreni genannte Pflanze gehoͤrt unter die Malven. Kaͤmpfer nennt sie Alcea radice viscosa, flore ephemero, magno, punico.Ihr systematischer Nahme findet sich nicht in Willdenow. Sollte es eine Urena seyn? Uren nannte auch Rheede die Urena sinuata. Das Herbarium des sel. Banks, der unseren Landsmann in englischer Pracht edirte, koͤnnte hieruͤber Auskunft ertheilen. A. d. U. Die Wurzel ist weiß, dik, fleischig, faserig, und haͤlt einen schleimigen Saft, der durchsichtig ist, und, mit dem Zeuge gemengt, dem Papiere die gehoͤrige Festigkeit gibt. Die Blaͤtter sind gezaͤhnelt, dik, fuͤhlen sich rauh an, und sind dunkelgruͤn, stark, nervig, und enthalten auch viel Schleim. Die Blumen sind purpurroth. Die Samen klein, hoͤkerig, dunkelbraun. Die Versuche, welche Hr. Prechtl im Großen in einer bei Wien gelegenen Fabrik anstellen ließ, um Papier aus verschiedenen Pflanzen zu erhalten, sind folgende. Er ließ, nachdem die Rinde von Linden und jungen Fichten und Foͤhren abgeschaͤlt war, dieselbe in eine in die Erde gegrabene und ausgemauerte Grube legen, deren Boden mit einer Lage Kalkes ausgelegt war. Auf diese Kalkschichte gab man eine Lage Rinde, dann wieder eine Lage Kalkes n. s. f., bis die Grube voll war, schwerte Alles ein, und schuͤttete dann Wasser auf. Diese Art von Macerirung dauerte 14 Tage, worauf man die Rinde aus der Grube nahm, sie mit großen Haͤmmern schlug, bis die gruͤne Rinde sich loͤste, und nur die duͤnnen weißen Fasern zuruͤk blieben. Diese legte man in die Sonne, um sie zu bleichen,Der obenerwaͤhnten Abhandlung, zufolge wurde der Bast, nachdem er einige Zeit so der Luft und Sonne ausgesezt, und dabei gebleicht worden war, neuerdings in abwechselnden Lagen mit Kalk in eine Grube oder einen Behaͤlter eingelegt, mit Wasser uͤbergossen, und ferner der Macerirung uͤberlassen. Er wurde sodann herausgenommen, auf einer gereinigten Stelle in Haufen aufgeschichtet, um dieselben einer Gaͤhrung zu uͤberlassen, um den verhaͤrteten Leim, welcher noch die feinsten Fasern verband, aufzuschließen und aufloͤslich zu machen; von diesen Haufen weg wurde er nun in Wasser gekocht etc. A. d. R. und kochte sie im Wasser, um sie von den gummigen Bestandtheilen, die sie noch enthielten, zu reinigen, worauf sie noch zu wiederholten Mahlen gewaschen wurden, um sie vom Kalke zu befreien. Hierauf kochte man sie in Wasser, dem Asche beigemengt wurde, und wusch sie in reinem Wasser aus. Der auf diese Weise erhaltene Stoff wurdeDas Zeug wurde nun (vergl. S. 157 der angef. Abhandl.) bis zum lezten Zerstampfen in Gruben aufbewahrt, welche in die Erde gegraben waren. Es wurde hier lagenweise eingelegt und jede Lage mit einer Bruͤhe besprengt, die man durch Kochen von Erbsen mit Wasser erhalten hatte. Diese Haufen wurden bestaͤndig feucht erhalten, und daher von Zeit zu Zeit mit klarem Wasser besprengt. Es wurde sodann in steinernen Moͤrsern mit Stoͤßeln von Holz gestampft etc. A. d. R. mit Reiß-Wasser oder mit irgend einer anderen schleimigen Abkochung begossen, und in einem Moͤrser mit einem hoͤlzernen Stoͤßel gestossen, wodurch er in einen ziemlich duͤnnen Brei, der aus aͤußerst feinen Fasern bestand, verwandelt wurde. Aus diesem Breie oder Zeuge schoͤpfte der Verfasser mit einer kleinen Form Velinpapier. Die geschoͤpften Bogen wurden auf Filze aus einer sehr feinen Wolle gelegt, nachdem man sie aber preßte, ward es unmoͤglich, sie davon abzuloͤsen. (Wenn Hr. Prechtl seinem Zeuge eine hinlaͤngliche Menge Eibisch-Schleim beigesezt haͤtte, so wuͤrden die Blaͤtter weder unter sich, noch an dem Filze, angeklebt haben, wenn man sie zwischen den weißen Filzen preßte. Die unebene Oberflaͤche und die Eindruͤke der Fasern des Filzes wuͤrden bei der weiteren Appretur verschwunden seyn. Die Abloͤsung gelang Hrn. Prechtl nur mit den dikeren Bogen, die aber immer eine unebene Oberflaͤche, und die Eindruͤke der Filzfasern behielten.) Durch dieses Mißlingen hielt sich der Verfasser uͤberzeugt, daß die in Europa gebraͤuchliche Methode mit Filz zu pressen bei dem chinesischen Papiere nicht taugt, er gab sie auf, und beschrankte sich darauf, den geschoͤpften Bogen auf die Oberflaͤche eines mit Kalk uͤbertuͤnchten und gehoͤrig geheizten Ofens zu legen, wo er alsogleich anklebte, und, nach dem Troknen, sich leicht abnehmen ließ. Die auf einen Haufen zusammengelegten Blaͤtter wurden mit einer starken Presse gepreßt. Das auf diese Weise verfertigte Papier glich dem chinesischen vollkommen; es war eben so weich und fein, und es laͤßt sich nicht zweifeln, daß, wenn man es diker gemacht haͤtte, es sich auf beiden Seiten hatte beschreiben und bedruken lassen. Da es schon im Zeuge geleimt war, so war kein weiteres Leimen mehr nothwendig. (Der Umstand, daß das Papier des Hrn. Prechtl nicht durchschlaͤgt, muß nicht dem Umstande zugeschrieben werden, daß Reiß-Aufguß beigemengt wurde, sondern dem klebrigen Bestandtheile der Rinde, den der Kalk nicht zerstoͤrt. Auch das Papier aus gebleichtem Strohe ist von Natur aus geleimt. Der Leim wurde durch die verschiedenen Operationen nicht zerstoͤrt, und das Leimen des chinesischen Papieres ist mehr ein Alaunen.) Hr. Prechtl vergleicht nun das europaͤische und das chinesische Papier. Man kennt in China keine Leinen-Lumpen, weil man keine Leinwand hat; man hat nur Baumwollen-Lumpen: das Baumwollen-Papier ist aber filzig, und taugt nicht zum Schreiben mit dem Pinsel, wozu die Oberflaͤche glatt seyn muß. Die Rinde mehrerer Pflanzen taugt hierzu weit besser, weil sie weit feineres, glaͤtteres und doch festes Papier geben, das man indessen nur aus sehr feinen Fasern erhalten kann. Um die Fasern gehoͤrig zu zertheilen, sind aber nicht bloß mechanische, sondern auch chemische Mittel nothwendig. Alte Leinen-Lumpen, die oͤfters gebleicht und ausgelaugt wurden, sind allerdings vorzuziehen, indem sie die Arbeit abkuͤrzen; es scheint aber auch hier chemische Einwirkung noͤthig, und man darf sich nicht blos auf mechanische Mittel allein beschraͤnken, wie man in neueren Zeiten bei dem Cylinder that. So nuͤzlich diese Maschine ist, und so kurz und fein sie die Fasern macht, so vermag sie doch nicht, dieselben der Laͤnge nach zu theilen, so daß sie hoͤchst fein wuͤrden, außer wenn die Lumpen sehr alt sind, oder der Cylinder sehr schnell laͤuft, wie auf den englischen Papiermuͤhlen. Hiernach, und nach den angestellten Versuchen, scheint es dem Hrn. Verfasser unmoͤglich mit dem Cylinder Rindenpapier zu erzeugen, das so fein waͤre, wie das chinesische, und in dieser Hinsicht scheinen die Stampfen entschiedene Vorzuͤge zu besizen, indem sie die Fasern so zu sagen kauen, ohne sie zu zerreißen, wodurch sie dann gleichfoͤrmiger sich vertheilen. Hr. Prechtl schlaͤgt daher zur Erzeugung sehr feinen Papieres, wie das chinesische ist, vor, die Stoffe erst chemisch, dann im Cylinder, und endlich in der Stampfe behandeln zu lassen. Er glaubt, daß man in den aͤltesten Zeiten in Europa das Papier, wie heute zu Tage in China, erzeugte, und daß die Lumpen erst mit Kalk behandelt und einer faulen Gaͤhrung unterworfen wurden. Man kann nicht laͤugnen, daß, wie man aus Buͤchern sieht, die vor Jahrhunderten gedrukt wurden, das Papier damahls sehr gut war. (Hr. Prechtl scheint nicht bemerkt zu haben, daß die Chinesen nur das Bambus-Papier mit Kalk behandeln, dessen Fasern so sehr aneinander geleimt sind, daß, wenn dieser Zusammenhang nicht durch Kalk zerstoͤrt wuͤrde, das mechanische Reiben nur einen Brei erzeugen wuͤrde, der weder auf der Form noch auf dem Filze hielte. Dieß ist nicht der Fall bei den Fasern des Leines, Hanfes, Maulbeerbaumes, der Nessel, die von Natur so fein und lose sind, daß die Stampfen und der Cylinder bei dem Zerreiben sie noch lang genug lassen, um einen Filz zu bilden auf der Form, der nach dem Troknen und Pressen noch fest genug ist. Bei den ersten Versuchen mit Strohpapier erhielt man nur ein wenig festes Papier, gegenwaͤrtig, wo man die Fasern mit Kalk theilt, ist es viel fester und starker. Das Papier ist desto fester, je feiner und langer die Fasern sind. Das englische Papier bricht leicht im Buge, weil die Fasern des Zeuges kurz sind.Auch die Bleiche macht es bruͤchig. A. d. U. Wo man die Lumpen durch den Kalk laufen laͤßt, geschieht dieß bloß um die Wirkung der Gaͤhrung aufzuhalten. Wenn irgend ein Zufall das Zerkleinern derselben aufhaͤlt, oder langsamer gehen macht, werden sie bald in der Faulstube zu Staub werden, wenn sie daselbst bleiben muͤssen. Man gibt sie dann in Kalkwasser, und kann sie so eine unbestimmte Zeit uͤber aufbewahren. Wuͤrde man Hanf und Flachs mit Kalk behandeln, so wuͤrde man wahrscheinlich einen Theil des Leimes zerstoͤren, der das Papier durchscheinend macht, und, wenn man es dann mit Chlor behandelte, wuͤrde man einen sehr weißen Zeug erhalten. Rinden koͤnnen eben so wenig, wie Bambos oder Stroh, mechanisch zerrieben werden. Es ist hier eine chemische Einwirkung nothwendig, um die Fasern zu zertheilen, und vom Leime zu befreien.Vergl. Boͤhmer's techn. Gesch. d. Pflanzen-Papiermaterialien. A. d. U.