Titel: Ueber die Düngung mit Kalk und Asche.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. LII., S. 260
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LII. Ueber die Duͤngung mit Kalk und Asche. Ueber die Duͤngung mit Kalk und Asche. In dem 75sten Hefte dieses Journals wird der Duͤngung mit Kalk und Kohle erwaͤhnt. Diese so wichtige, und dem Okonomen hoͤchst interessante Duͤngungsart verdient um so mehr einer Beleuchtung, als sie noch viel zu wenig bekannt, und im benannten Hefte irrig beschrieben ist. Kalk. Die Eigenschaft des gebrannten ungeloͤschten Kalkes sich aufzublaͤhen (abzuloͤschen), wenn er befeuchtet wird, und in der Trokniß zu Staub zu zerfallen, duͤrfte Jedermann bekannt seyn. Wird gebrannter ungeloͤschter Kalk mit einem Lehmboden vermengt, so verliert lezterer, durch das Aufblaͤh-Vermoͤgen des ersteren, und die geringe gegenseitige Verwandschaft beider Koͤrper seine Zaͤhigkeit und Klebrigkeit, und bleibt nach dem Maße des angewendeten Kalkes mehr oder weniger loker; wodurch nicht nur die zur Vegetation noͤthige Feuchtigkeit und Lebensluft, sondern auch die Haar- oder Saugwurzeln in den Boden eindringen, und den Pflanzen den noͤthigen Nahrungsstoff leichter verschaffen koͤnnen. Zugleich wirkt der Kalk auf die Saugwurzeln aͤzend, so wie er es uͤberhaupt auf die ganze Organisation thut, wodurch die Eigentuͤmlichkeit dieser Wurzeln – das Einsaugen des Nahrungsstoffes – daher auch das Wachsthum der Pflanzen beguͤnstigt wird. Abgeloͤschter Kalk mit Sand vermischt, bildet, nachdem der Ueberschuß an Feuchtigkeit verduͤnstet, einen festen, dem Wasser undurchdringlichen Koͤrper (Moͤrtel); da aber der Kalk der feuchten Witterung ausgesezt, sich von selbst abloͤscht, so wuͤrde er in einem Sandboden, anstatt die Vegetation zu befoͤrdern, solche eher toͤdten. Asche. Die Asche vertritt in der Hinsicht, weil sie sich nicht zusammen ballt, bei einem lehmigen Boden den Sand; sie macht naͤmlich den Lehmboden loker. Der Sand als ein guter Waͤrmeleiter saugt die Waͤrme begierig ein, erwaͤrmt aber dadurch zu schnell den Boden, und verursacht bei trokener Witterung nicht nur gar zu bald einen Troken-Grund; sondern bei einer anhaltenden Waͤrme den sogenannten hizigen, der Vegetation hoͤchst nachtheiligen Boden, in dem die zartgebauten Saugwurzeln absterben. Bei kuͤhler Witterung entzieht dagegen der Sand dem Boden wegen seiner guten Waͤrmeleitung auch eben so schnell die Waͤrme, und der Reif ist in den meisten Faͤllen die Folge davon. Die Asche als ein schlechter Waͤrmeleiter disponirt dagegen den Lehmboden weder zu einem troknen noch zu einem hizigen Grunde, und ist daher dem Sande bei weitem vorzuziehen. Das in der Asche enthaltene Kali wirkt auch auf die in der Atmosphaͤre enthaltenen das Leben der Pflanzen unterhaltenden Gasarten durch disponirende Verwandschaft, (so wie man es selbst bei der Plantagen-Sezung alle Tage sieht, und das Gedeihen der Pflanzen im Humus auch nur durch das darin vorkommende Kali erklaͤrt werden kann). Es zieht naͤmlich den Sauerstoff (ob zwar auch den Stikstoff) aus der atmosphaͤrischen Luft an sich, der ihm aber stets durch den Lebensprozeß der Pflanzen entzogen wird, und daher die Pflanzen in reicherem Maße ernaͤhrt werden. Kohle. Die Erfahrung zeigt uns, daß an den Plaͤzen, wo einmahl vorkohlt worden ist, die Vegetation auf keinen Fall gedeihen will. Die meisten Pflanzen bringt man im reinen Wasser bis zur Bluͤthe, nur vermag dieses nicht die Frucht zu ernaͤhren, werden aber in solches Wasser mehrere Stuͤkchen Kohle geworfen, so sterben die Pflanzen nach und nach darin ab; und so gibt es mehrere Erfahrungen, daß die Kohle der Vegetation schaͤdlich ist, sie saugt allerdings den Lebensstoff der Pflanzen aus der Luft ein; allein, da der Lebensprozeß der Pflanzen nicht hinreichend ist, der Kohle den Nahrungsstoff zu entziehen, so kann sie nur als ein Raͤuber des Pflanzenlebens betrachtet werdenViele Oekonomen haben bekanntlich die Kohle als Mittel vorgeschlagen, troknen Aekern damit Feuchtigkeit zuzufuͤhren und zu erhalten. Was sind die wirklichen Ergebnisse davon? A. d. R.; und es muß Jedermann anempfohlen werden, wer von der Asche einen Gebrauch machen will, sie vorhin so gut als moͤglich von den Kohlen zu reinigen. Ich wuͤnsche, daß sich Niemand durch die erwaͤhnte Ankuͤndigung, „der Duͤngung mit Kalk und Kohle“ verleiten laͤßt, das Angefuͤhrte duͤrfte fuͤr Jedermann hinreichend seyn, um von der im Eingange beschriebenen Duͤngungsart Gebrauch zu machen, die ich noch durch 3 Beispiele erlaͤutern will: 1) In einem sogenannten schweren oder kalten Boden. Dieser ist ein Lehmgrund mit wenig Quarzsand und Humus; er kann wegen seiner Klebrigkeit und Festigkeit weder vom Wasser, noch von der Luft durchdrungen werden. Durch Zuthun von Kalk wird er vorzuͤglich loker, und durch Zuthun von Asche vorzuͤglich zum Einsaugen der Lebensluft (Oxigen), als auch Durchdringen und Halten der Waͤrme tauglich. 2) Bei jedem Aker, der den kuͤhlen Winden ausgesezt ist, die darauf anzubauenden Pflanzen sehr empfindlich gegen die Kaͤlte sind, und der Boden mehr mergel und lehmig als sandig ist. 3) In einem wenig sandigen Boden, wenn darin wurzelreiche Pflanzen, wie z.B. Klee angebaut werden sollen; denn ihr reicher Wurzelbau zeigt an, daß ihr Lebensprozeß viel Nahrungsstoff bedarf, daher hier dieses Mittel, wodurch den Pflanzen der Nahrungstoff im reicheren Maße zugefuͤhrt, und das Einsaugen beguͤnstiget wird, sehr zu empfehlen ist. Endlich ist noch uͤber den Gebrauch dieses Mittels eine Erinnerung noͤthig: Der Kalk wird mit Asche vor dem Gebrauche gemischt, vor dem lezten Akern dicht oder duͤnn, je nachdem es die Beschaffenheit des Bodens verlangt, aus der Hand ausgesaͤet, und noch vor dem fallenden Regen verakert. Nur wird noch gerathen, mit diesen Mittel, vorzuͤglich mit dem Kalke, lieber sparsamer als verschwenderisch umzugehen, und im noͤthigen Falle das naͤchste Jahr nachzuhelfen. Durch den Lebensprozeß der Pflanzen wird das kohlensaure Kali der Asche nach und nach zersezt, und aus dem Kalke Kreide gebildet; tritt aber die Brache ein, wo der Boden das ganze Jahr hindurch unbenuͤzt liegen bleibt; so ist er, weil er sich gerne vergrast, vom Unkraute durch nicht sparsames Akern zu reinigen. Durch das Brachliegen bildet sich salpetersaures Kali, wodurch der Boden ganz erfrischt wird, und der Anbau gut gedeiht. Dieses salpetersaure Kali wird durch den Lebensprozeß der Pflanzen zersezt, welche dadurch im noͤthigen Maße Lebensstoff erhalten. Diese Duͤngungsart ist nicht alle Jahre, sondern am besten in der halben Tragzeit, wenn diese nicht mehr als 2 Jahre betraͤgt, anzuwenden; sie ist wohlfeil, und lohnt dem Oekonomen bei gehoͤriger Anwendung seine Ausladen gewiß mit wucherischen Zinsen; ich empfehle sie Jedermann auf's Beste; denn sie ist mir aus Erfahrung bekannt, und ich wuͤnsche sehnlichst, das sie bald ihre allgemeine Anwendung faͤnde. Oekonomen, die SteinkohlenOder auch Torf. A. d. R. besizen, oder doch auf billige Art dazu kommen koͤnnen, rathe ich diese schichtenweise mit Kalk in einen Haufen zu legen, und so den Kalk zu brennen, nach dem Ausbrennen die Masse zu zerstampfen, durchzusieben und anzuwenden. Nicht selten ersezt die Steinkohlenasche die Holzasche mit gleichem Erfolge. Hnilicska.