Titel: Verfahren, um auf geschnittenen Manchester (velours de Coton croisès), zu Möbeln und Tapeten zu druken. Von Hrn. Lecaron, Fabrikanten zu Amiens.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. CIX., S. 499
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CIX. Verfahren, um auf geschnittenen Manchester (velours de Coton croisès), zu Moͤbeln und Tapeten zu druken. Von Hrn. Lecaron, Fabrikanten zu Amiens. Aus dem XI. B. der Description des Brevets d'invention; im Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. Aug. 1826. S. 262. Lecaron's, verfahren, um auf geschnittenen Manchester zu druken. Die Schoͤnheit des Stoffes und der Farben haͤngt von dem Absengen, Aussieden und Bleichen ab. Die geschnittenen Manchester werden fuͤnfzehn bis zwanzig Mahl nach und nach ausgesotten und abgesengt, und nach jedem Absengen mit Panschern ausgeklopft. Da sie am Wasser ungefaͤhr vier und zwanzig Mahl nach der Staͤrke des Stoffes, zu den Arbeiten vor und nach dem Grappen und Auffrischen geklopft werden muͤssen, so wird es nothwendig, sie vorlaͤufig von allem Flaume befreit zu haben, damit derselbe nach der Appretur nicht wieder zum Vorscheine kommt. Was durch das Klopfen (oder Walken) wieder aufsteht, wird durch das Absengen wieder weggeschafft, und wenn sich noch etwas davon zeigt, so kann es durch wiederholtes Absengen beseitigt werden. Die geringe Roͤthung, die nach dem lezten Absengen uͤbrig bleibt, verschwindet leicht, wenn man den Stoff Einen Tag, oder ein Paar Tage lang auf den Rasen legt. Diese Stoffe kommen in acht Laugen, zu welchen Kochsalz und Pottasche am besten sind: in jeder Lauge wird zwei Stunden lang gekocht. Nach den ersten beiden Laugen kommen die Stoffe vier Tage lang auf die Wiese. Die sechs anderen Laugen laͤßt man mit sechs Durchgaͤngen durch oxigenirte Kochsalzsaͤure abwechseln. Nach dem lezten Durchgange durch diese Saͤure gibt man noch eine Lauge, und legt die Stoffe vier Tage lang auf die Wiese. Die lezten Arbeiten beim Bleichen sind: ein Durchgang durch Schwefelsaͤure, die mit warmem Wasser hinlaͤnglich verduͤnnt wurde, zweimahliges Klopfen am Masser, Ein Durchgang durch das sehr scharfe Wasser (l'eau très-piquante), und noch zweimahliges Klopfen.Diese Methode den Manchester zu bleichen, verdient, der Umstaͤndlichkeit wegen, keine Nachahmung. A. d. R. Da die meisten Moͤbel roth oder sehr hoch amarant sind, oder Farben aus Verbindungen mit Roth und Schwarz haben, die dieselben Vorarbeiten erhalten muͤssen, so beschreibt man hier nur die wesentlichsten Arbeiten beim Grappen und Auffrischen, da das Rosenroth, das Blau, das Gruͤn, das Gelb nichts Besonderes fordert. Bei allen Arten von Roch besteht die Beize zur Anlage des Musters, welches gedrukt werden soll, aus Folgendem: Vier Pfund oder zwei Liter destillirtem Wasser; Ein Pfund reinem Alaun; Ein halbes Pfund essigsaurem Blei; Zwei Loth kochsalzsaurem Ammonium; Vier Loth kohlensaurer Soda; Diese Mischung wird mit sechzehn Loth Staͤrke verdikt. Diese Beize muß immer frisch verdikt aufgetragen werden. Die Beize fuͤr Schwarz hat nichts Besonderes. Das brennzelig holzsaure (Pyrate) oder essigsaure Eisen, das man gewoͤhnlich anwendet, darf jedoch nicht mehr als 8 bis 10 Grade halten, und man kann auf zwei Liter bis zu zwei Quentchen krystallisirtes essigsaures Kupfer zusezen. Die Formen oder Moͤdel, welche das Muster druken, sind erhaben geschnitten, und ihre Felder duͤrfen nie zu große dunkle Stellen (parties mattes) geben. Die leeren Raͤume, welche sie lassen, werden mit einer zweiten Tafel, oder mit einem Doppel-Grunde, ausgefuͤllt. Die Ursache dieses Verfahrens ist, weil diese Stoffe sehr viel Beize fordern, und diese sehr stark aufgeschlagen werden muß. Man traͤgt sie also soviel als moͤglich mit der ersten Form, oder mit dem ersten Model auf, den man nicht zwei Mahl anwenden koͤnnte, ohne der Reinheit der Umrisse des Musters zu schaden; man traͤgt aber leicht und klopft die dunklen Stellen, die das Muster in seinen Zwischenraͤumen laͤßt, von Neuem mit dem Doppel-Grunde auf. Alles, was dann noch um das Muster uͤbrig bleibt, wird mit vereinigten Formen (planches unies), um das Muster aufgedrukt, die man so anwendet, daß sie die treffenden Stellen gehoͤrig bedeken. Die mit der Beize bedrukten Stoffe werden fuͤnf Tage lang getroknet, und dann Eine Stunde lang in Kuhmist (en bouse) im scharfen Wasser durchgezogen. Man schwaͤnkt sie fuͤnf Minuten lang im fließenden Wasser aus, klopft sie zwoͤlf Mahl an dem Ufer desselben, und schwaͤnkt sie nach jedem Klopfen wieder aus, bringt sie auf eine halbe Stunde in das warme scharfe Wasser (Kuhmistbad) schwaͤnkt sie wieder aus, und klopft sie vier Mahl. Um das schoͤnste Roth zu erhalten, muß man mit Einem bis anderthalb Pfund Grapp auf die Elle eines 22 Zoll breiten solchen Stoffes vier Stunden lang grappen, ohne daß man Gallaͤpfel zusezt, und die Hize nach und nach bis zum Sieden steigen lassen, das eine halbe Stunde dauern darf. Man muß diese Stoffe so schnell als moͤglich im Grappe drehen, und die Winde muß so hoch als moͤglich uͤber dem Kessel angebracht seyn, indem die Luft die Verwandtschaft der Beizmittel zu den gefaͤrbten Stellen beguͤnstigt. Dieser Kessel muß mit einem Weidenkorbe ausgekleidet seyn, damit der Zeug nicht die Waͤnde des Kessels beruͤhrt, wodurch er ungleich wuͤrde. Der Zeug muß frei im Kessel laufen koͤnnen, und damit er bestaͤndig in Bewegung bleiben kann, kann man nicht wohl mehr als 40 Ellen Zeug auf ein Mahl grappen. Der Kessel haͤlt 40 Seaux, jeden zu 10 Liter. So wie dieser Zeug aus dem Grappe kommt, wird er am fließenden Wasser ausgeschwaͤnkt, und zwei Mahl geklopft; dann kommt er in ein Kleienbad, aus 20 Pfund auf ein Stuͤk von 40 Ellen, worin man ihn Eine Stunde lang kochen laͤßt. Hierauf wird er auf zwei Tage auf den Rasen gelegt; am ersten Tage kehrt man ihn so, daß die Ruͤkseite oben kommt, am folgenden Morgen auf die entgegengesezte Seite. Wenn man ihn von dem Rasen nimmt, muß er, vor dem Auffrischen, geklopft und gehoͤrig gereinigt werden. Das erste Auffrischen geschieht wieder mit 20 Pfund Kleie, der man ein halbes Pfund Marseiller-Seife zusezt. Man unterhaͤlt das Sieden eine halbe Stunde lang, und selbst, wenn man will, so lang, als das Bad nicht umschlaͤgt (tourne en lochies). Wenn dieß geschehen sollte, haͤlt man mit der Operation ein, und oͤffnet den Hahn des Kessels, um kaltes Wasser einfließen zu lassen. Aus diesem Grunde, und um die moͤglich groͤßte Reinlichkeit zu unterhalten, ist es bei dem Auffrischen der Farben unerlaͤßlich, daß der Kessel so vorgerichtet wird, daß man ihn mittelst des Hahnes ganz und leicht ausleeren kann. Dem Kessel gegenuͤber wird eine gepflasterte Grube zur Aufnahme des Wassers angebracht, welches durch eine kleine Wasserleitung ausfließt, die so eingerichtet ist, daß das warme aus dem Kessel auslaufende Wasser gegen die Brunnen-Roͤhre hin kann, um bei starker Kaͤlte das Eis in derselben aufthauen zu lassen. Der nach jeder Auffrischung heraus genommene Zeug wird ausgeschwaͤnkt, und zwei Mahl geklopft, dann zwei Tage lang umgekehrt, und zwei Tage auf der Ruͤkseite auf den Rasen gelegt, worauf er wieder zwei Mahl geklopft und vollkommen gepuzt wird, ehe man ihn in das lezte Auffrischungsbad bringt, welches mit anderthalb bis zwei Pfund Seife zubereitet wird, nach der Intensitaͤt der Farbe, welche der Zeug nach der ersten Auffrischung erhielt. Man wiederholt oder modificirt diese Auffrischungen nach den verschiedenen Nuͤancen, die man erhalten will. Nach dem lezten Auffrischen kommt der Zeug fuͤr das lezte Mahl auf zwei bis vier Tage umgekehrt, und eben so lang mit der rechten Seite oben, auf den Rasen. Die Dauer dieser Ausbreitungen auf dem Rasen haͤngt von der Jahreszeit und vom Wetter ab. Vom Maͤrz bis November reichten gewoͤhnlich acht bis zehn Tage hin. Im Winter ersezt man das Aufziehen auf dem Rasen durch wiederholte Auffrischungen nach dem verschiedenen Zustande der Farben. Wenn die Hize sehr groß ist, zieht man die obere Seite des Zeuges nur von 4 bis 5 Uhr Abends, bis 9 und 10 Uhr des Morgens auf.