Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXIV., S. 90
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XXIV. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der vom 7ten bis zum 18ten November zu London ertheilten Patente. Dem Benj. Newmarch, Esqu. zu Cheltenham; auf Verbesserungen an Feuergewehren. Dd. 7. Nov. 1826. Dem Edw. Thomason, Gold- u. Silber-Arbeiter zu Birmingham; auf Verbesserungen bey Verfertigung von Medaillen, Muͤnzen, Spielpfennigen. Dd. 9. Nov. 1826. Dem Heinr. Karl Lacy, Kutschenmacher zu Manchester; auf einen Apparat zum Aufhaͤngen der Kutschen-Kasten. Dd. 18. Nov. 1826. Dem Bennett Woodcroft, Seiden-Fabrikanten zu Manchester; auf seine Verbesserungen an Raͤdern und Rudern zum Treiben der Schiffe Dd. 18. Nov. 1826. (Aus dem Repertory of Patent Inventions. December 1826. S. 384. Ueber die großen Fortschritte des Fabrik-Wesens in den Vereinigten Staaten von Nord-America. New Hampshire zaͤhlte im J. 1810 ungefaͤhr zwoͤlf Fabriken mit 5,956 Spindeln, und der ganze Betrag der erzeugten Wollen-Baumwollen- und Leinen-Zeuge betrug in diesem Jahre nur 4,224,185 Yards (Yard = 3 Fuß). Gegenwaͤrtig befinden sich in dieser Provinz mehr denn 50 Baumwollen- und Wollen-Fabriken, und die Menge der nun jaͤhrlich erzeugten Stoffe wird nicht viel unter 30 Millionen Yards betragen. Einige kleine Staͤdtchen in der Naͤhe von Portsmouth (in New Hampshire N. Amer.) sind in wenigen Jahren vom Akerbaue zum Fabrik-Wesen uͤbergegangen; Newmarket, Dover, Somersworth, Berwick etc. haben unsere Nachbarschaft ganz zu einer Fabrik-Gegend umgeschaffen, und die kuͤnftigen guten oder boͤsen Wirkungen dieser Umwandlung werden bald ihren maͤchtigen Einfluß auf unseren Wohlstand aͤußern.“ „Im J. 1822 hatte jener Theil von Somersworth, der unter dem Namen Great Falls bekannt ist, nur zwei Wohnhaͤuser; jezt gruͤßt uns ein schoͤnes Dorf von 60 bis 70 Haͤusern dort, wo ehe diese einzelnen Hoͤfe standen. Diese Haͤuser wurden großen Theils waͤhrend der zwei lezten Jahre erbaut; theils aus Ziegeln, theils aus angestrichenem Holze. Sie sind so gleich und regelmaͤßig gebaut, daß man sie kaum von einander unterscheiden kann.“ „Dieses ganze Dorf ist ein Fabrik-Dorf, von seinen 1500 Einwohnern stehen 1000 als Arbeiter in den Fabrik-Buͤchern. Eine Baumwollenzeug-Fabrike, 5 Stokwerke hoch, aus Holz, liefert, bey 1500 Spindeln, woͤchentlich an 7000 Yards Baumwollen-Gewebe von N. 20. Eine zweyte groͤßere, aus Ziegeln aufgemauert, liefert bey 6000 Spindeln, woͤchentlich 16 bis 18000 Yards von N. 40. Zwei andere, gleichfalls gemauerte Fabriken sind noch groͤßer; eine derselben, die 6 Stokwerke hoch, 300 Fuß lang und 49 breit ist, ist das groͤßte gegenwaͤrtige Fabrik-Gebaͤude in ganz New-Hampshire, vielleicht in ganz New-England.“ „Die Hamilton Manufacturing Company schoß im Januar 1825 zu Lowell ein Capital von 600,000 Dollars zusammen, und verfertigt nun auf Kunst-Stuͤhlen, die vom Wasser getrieben werden, Jans, Dimities etc. so schoͤn, als man sie nur immer aus Europa einfuͤhren kann.“ Carmichaels dreiekiger Spinner (the triangular Spinner) verbreitet sich immer mehr und mehr in der Nachbarschaft des Erfinders. Diese Maschine ist einfach, leicht zu bearbeiten, und kostet mit 8 bis 10 Spindeln nur 8 bis 10 Thaler. Sechs Spindeln spinnen auf derselben in einem Tage 5 bis 10 Straͤhne leichter und besser, als auf dem Spinnrade.“ „Die Hrn. Gillingham, Tevis und Comp. zu Philadelphia, verkauften zu Philadelphia 500 Stuͤke feine Tuͤcher, Kasimire, Satinets aus der Fabrik der Hrn. Syke zu Baltimore, die so schoͤn sind, als man sie nur immer aus Europa einfuͤhren kann.“ Hieruͤber machen die Times vom 29. Sept. 1826 die sehr gegruͤndete Bemerkung: „daß diejenigen, denen das Wohl Englands anvertraut ist, wohl erwaͤgen moͤgen, ob das Ungluͤk, das die englischen Fabriken gegenwaͤrtig trifft, durch Zeit und Geduld gelindert werden kann, oder ob neue Arzeneimittel gegen solches Unheil aufzusuchen sind. Ein so rasches Emporsteigen von Neu-England, wie oben geschildert wurde, kann nur durch Niedersinken von Alt-England in's Gleichgewicht gebracht werden. Die Ursache, warum Tausende unserer armen Landsleute keine Arbeit mehr finden, und diejenigen, die sie finden, bei dem kaͤrglichen Lohne halb verhungern muͤssen, ist kein Geheimniß mehr, wenn man weiß, daß man in dem Lande, in welchem die Baumwollpflanze reift, auch die Kunst gelernt hat, ihre Wolle in feine Musline zu verarbeiten; daß die Markte, die wir ehevor, mit Ausschluß der ganzen uͤbrigen Welt versahen, nun mit denselben Artikeln, die wir lieferten, von den Einwohnern dieser Staͤdte gefuͤllt werden. Mit solchen Rivalen wetteifern zu wollen, die von uns Industrie als natuͤrliches Erbtheil erhielten, waͤre wahre Tollheit. Sie haben den rohen Stoff, den wir kaufen muͤssen, und unsere Arbeiter treibt der hohe Preis des Brotes und der niedrige Arbeitslohn, das Zuruͤkhalten der Capitalien und die uͤberschwengliche Concurrenz zu ihnen, damit sie nicht von unseren Fabrikherren vollends ausgeschunden werden.“ „Wenn wir ferner einen Blik auf das feste Land werfen, so sehen wir auch dort Nachtheile fuͤr uns, die nicht minder furchtbar sind, als diejenigen, die in America aus dem dortigen Preise des Brotes und der Hoͤhe des Arbeitslohnes sich gegen uns erheben. Alle europaͤischen Koͤnigreiche machen es jezt zum Hauptzweke ihrer Staatswirthschaft, ihre Fabrikbeduͤrfnisse in ihrem eigenen Lande zu erzeugen.Daß aber dieses die groͤßte Thorheit ist, und daß die europaͤischen, und besonders die deutschen, Koͤnige sich von den Englaͤndern wie die indischen Nabobs sollen behandeln, ihre Unterthanen in englisches Tuch und englische Kattune kleiden, und dafuͤr den lezten Haͤller aus ihrem Lande uͤber den Canal schiken lassen; dieß hat uns erst vor einigen Tagen ein Advocat der Kraͤmer auf dem festen Lande, die im englischen Solde stehen, in einer Broschuͤre erwiesen, die den Titel fuͤhrt: Ein freimuͤthiges Wort uͤber Handel und Zollgesetze. Vom Verfasser der Schrift: Ein Blik in die Geschichte der Zettelbanken etc. Nuͤrnberg, bei Riegel und Wießner 1826. Wenn England nicht, auf fremden Maͤrkten so gut, wie auf seinem eigenen, ein praktischer Monopolist gewesen waͤre, so haͤtte es von einem solchen Vertheidigungs-Systeme seiner Nachbarn nichts zu fuͤrchten. Es ist fuͤr England nicht genug, wenn es an dem Welthandel einen Antheil hat, der seinem Gebiete und seiner Bevoͤlkerung angemessen ist: wenn es nicht den ganzen Welthandel allein hat, so verliert es alles, was es errungen hat; denn der Reichthum so wie der Mangel seiner Einwohner ruͤhrt davon her, daß es den Handel des ganzen Erdballes verschlang. Wenn England mehrere Puncte verliert, die es fuͤr seinen Handel errang, so kann seinen erkuͤnstelten Beduͤrfnissen nicht mehr Genuͤge geleistet werden, und seine erkuͤnstelte Bevoͤlkerung kann nicht langer mehr bestehen.“Wenn eine der nationalsten englischen Zeitschriften diese Sprache fuͤhrt, so kann man wohl an den Fingern herzaͤhlen, fuͤr wen diejenigen schreiben, die deutsche Maͤrkte mit englischen Waaren uͤberfuͤllt zu sehen wuͤnschen, d.h., Handels-Freiheit predigen. A. d. Ueb. (Aus New-York Zeitungen vom August 1826. In Gill's technical Repository. November 1826. Im Auszuge.) Verfall der Leinwand-Manufacturen in Somersetshire, als Folge der Erlaubniß auslaͤndischen Flachs einzufuͤhren. „Folgende Notiz findet sich in den Times vom 26. Sept. 1826, und aus diesen in Hrn. Gills technical Repository, November, 1826, S. 273. Seit der Preis des Hafers, der Gerste und der Bohnen einige Jahre her so hoch steht, und die hohen Abgaben auf Einfuhr des auslaͤndischen Flachses und Hanfes aufgehoben wurden, sind hunderte von Menschen in Somersetshire, die ehevor im Winter mit Bereitung des Hanfes und Flachses fuͤr die Leinwandfabriken dieser Grafschaft sich gut durchbrachten, zu Bettlern geworden, und fallen jezt der Armen-Casse ihrer Kirchspiele zur Last. Die ehemals wohlhabenden Landwirthe, die jaͤhrlich 6 bis 10 Acres mit Flachs bestellten, den sie mit ihren Kindern und ihrem Gesinde im Winter zubereiteten, sind jezt buchstaͤblich zu Grunde gerichtet.“ „Innerhalb zehn englischer Meilen um Jeovil wurden ehemals an 1000 Acres jaͤhrlich mit Flachs bestellt, von dessen Zubereitung uͤber tausend Menschen lebten, die jezt Bettler sind. Die Flamaͤnder versehen jezt die Maͤrkte in England mit Flachs, die noch von Englaͤndern, deren Flachs besser ist, versehen werden wuͤrden, wenn die Flachs-Bauer denselben Schuz durch Einfuhr-Verbot genoͤssen, dessen sich die Getreide-Bauern zu erfreuen haben. Die ersteren haben in dem Maße hoͤheren Arbeitslohn, und hoͤheren Grundzins zu bezahlen, als der Preis des Getreides hoch steht, und sollen mit dem Flamaͤnder Concurrenz halten, bei welchem Getreide, Arbeitslohn und Grund und Boden so wohlfeil ist! Da dieß rein unmoͤglich ist, so verliert England dadurch einen hoͤchst wichtigen Zweig seiner Industrie, der nun beinahe zerstoͤrt ist, und erhielt an der Stelle achtungswerther Buͤrger, die sich ehevor durch den Fleiß ihrer Haͤnde, naͤhrten, einige hundert Bettler mehr, die der Armen-Taxe zur Last fallen.“ „Guter englischer Flachs war stets ein allgemein beliebter Artikel, der auf dem Markte zu Jeovil mit schwerem Gelde bezahlt wurde. In diesem Jahre wurde kaum der hundertste Theil dahin zu Markte gebracht, der ehevor daselbst verbraucht wurde.“ Hr. Gill bemerkt, daß man in Somersetshire den Flachs in fließendem Wasser roͤstet, und nicht in stehenden Suͤmpfen, wie es gegenwaͤrtig in Irland geschieht. Ueber Bestimmung der Schattirungen in der Seidenfaͤrberei, wenn Blau mit Berlinerblau gefaͤrbt wird, hat Hr. Chevreul im Journal des connaissances usuelles, Aug. 1826 eine Notiz mitgetheilt, die auch in N. 267 des Bulletin de la Société d'Encouragement S. 286 aufgenommen wurde. Er bemerkt, daß man Hrn. Raymond, Prof. d. Chemie zu Lyon, ein schaͤzbares Verfahren verdankt, Seide mit Berliner-Blau schoͤn und dauerhaft zu faͤrben, welches im 13. Jahrgange des Bulletin de la Société S. 29 und 55 beschrieben ist: nur war es bisher sehr schwer, alle Schattirungen zwischen dem tiefsten Blau und dem reinsten Weiß an dieser Farbe zu erzeugen, oder, wie man in der Faͤrberei sagt, diese Farbe zu degradiren. Hrn. Chevreul gelang es, dieß auf eine hoͤchst einfache Weise zu leisten, welche darin besteht, die verschiedenen Seidenmuster mit verschiedenen Mengen von Eisen-Oxid in vorlaͤufig genau dosirten Aufloͤsungen zu impraͤgniren. Zu den tiefsten Schattirungen nimmt er essigsaures, zu den anderen hydrochlor- oder schwefelsaures Eisenperoxid. Nachdem die Seide vorlaͤufig gehoͤrig ausgespuͤlt wurde, taucht er sie in Baͤder von eisenblausaurem Kali, deren Gehalt an lezterem mit den Mengen Eisen-Oxides correspondirt, die bereits mit der Seide verbunden wurden; auf diese Weise erhaͤlt er jede beliebige Schattirung, die lichteren Schattirungen ziehen jedoch alle mehr oder minder in's Gruͤnliche, werden aber, wie Hr. Chevreul bemerkt, wenn man sie lang im kalten Wasser waͤscht, blau; oder wenigstens, wenn man sie mit verduͤnnter Hydrochlorsaͤure auffrischt, wo dann die Saͤure den Ueberschuß des Eisens der Seide entzieht. Man verspricht sich viel von diesem neuen Verfahren.Die chemische Fabrike des Herausgebers des polyt. Journals liefert fuͤr diesen Faͤrbungszweig eine besonders bereitete oxidirte schwefelsaure Eisenaufloͤsung, mittelst welcher der Seide der Grund fuͤr jede voraus zu bestimmende Nuͤance in dem darauf folgenden Ausfaͤrben mit eisenblausaurem Kali gegeben und damit ein Blau hervorgebracht wird, das das bisher erzeugte in Hinsicht des Luͤsters und der Intensitaͤt bei weitem uͤbertrifft. Das Verfahren zur Hervorbringung dieser Farbe ist sehr einfach und verdiente von unseren Seidenfaͤrbern angewendet zu werden. A. d. R. Ueber Bablah als Faͤrbematerial. Hr. Bessas aus Bordeaux theilt im Journal de Pharmacie, Oktober, 1826, S. 533. eine Notiz uͤber dieses neue Faͤrbematerial mit, wovon wir bereits im Polyt. Journ. B. XXI, S. 190 gesprochen haben; zugleich sandte er den Redacteurs dieses Journales Muster von mit diesem Faͤrbemateriale tuͤrkisch Roth gefaͤrbten Baumwollengarne und auch von Indiennen. Die Faͤrbung besorgte Hr. Lassobe zu Bordeaux. Nach diesen Mustern waͤre Bablah das beste Mittel zum Tuͤrkischroth,Nemlich als Ersazmittel der Gallaͤpfel nicht aber des Krapps. A. d. R. das zugleich am wohlfeilsten zu stehen kommt und der Wolle sehr viele Milde giebt. Die Redacteurs bemerken, daß, ungeachtet des Vorurtheiles, das man fuͤr dieses Faͤrbematerial hat, das Bablah doch, ohne alle andere Beimischung, ohne alle Beize, alle Nuͤancen der Nankinfarbe auf eine ausgezeichnete Weise faͤrbt, so daß die Farbe weder durch Saͤuren noch durch Kochen in Seife im Mindesten leidet; daß man bei dem Tuͤrkischrothfaͤrben dadurch 5 Loth Gallaͤpfel an jedem Stuͤke Baumwollenzeug erspart und daß alles, was damit gefaͤrbt wird, sich sehr mild anfuͤhlt. Kuͤnstliche Perl-Mutter. Japanischer Kitt oder Reis-Teig wird durch innige Mischung feinen Reiß-Mehles mit kaltem Wasser und nachmahligem Sieden bereitet. Dieser Teig kann auf die mannigfaltigste Weise angewendet werden, und ist sowohl in Hinsicht seiner Staͤrke als seiner Schoͤnheit zu allerlei Artikeln eine unvergleichliche Masse. Wenn man ihn so dik, wie plastischen Thon anmacht, so lassen sich die schoͤnsten Vasen, Basreliefs, Buͤsten etc. daraus verfertigen, die, wenn sie troken sind, eine sehr schoͤne Politur annehmen, und sehr dauerhaft werden. Man fuͤhrt jaͤhrlich eine große Menge Pagoden aus diesem Teige bey uns in England „ sagt Hr. W. B. Jun im Mechanics Mag. a. a. O. S. 493“ ein „ von welchen einige so schoͤn sind, als wenn sie' aus dem feinsten weißen Marmor oder Alabaster waͤren; andere sind dunkelbraun gefaͤrbt, und die Masse derselben war lang ein Raͤthsel fuͤr die, die diese Masse nicht kannten. Die Japaner sind Meister in Bearbeitung dieser Masse, und verfertigen daraus Spiel-Marken, die jenen aus Perl-Mutter so aͤhnlich sind, daß unsere Indien-Fahrer mit denselben oͤfters von diesen schlauen Insulanern getauscht werden. Oehl-Leinwand als Dach-Bedekung. Das Franklin Journal, und aus diesem Hr. Gill im technical Repository. November, 1826 S. 315, geben der Baltimore Patent Roofing (Baltimore Dach-Bedeckung), die schon seit neun Jahren in Baltimore benuͤzt wird, ihren Beifall. Diese Erfindung ging aus einem kleinen Versuche hervor, den Hr. Denison mit Abschnizeln von Oehl-Leinwand machte, die bei dem Zuschneiden derselben zu Boden-Tapeten fuͤr Zimmer wegfielen; er dekte mit diesen Abfallen einen Theil des Daches seiner Farbenreibe-Huͤtte, und fand ihn nach mehreren Jahren wasserdichter, als irgend einen anderen Theil desselben. Er nahm dann dikere Leinwand, und bestrich sie mit einer noch dichteren Composition, die noch dauerhafter war. Die Vortheile dieser Dachbedekung bestehen vorzuͤglich in ihrer Leichtigkeit und ihrer Dauerhaftigkeit, wenn man sie jaͤhrlich frisch mit Oehlfarbe uͤberstreicht, wozu man fuͤr ein gewoͤhnliches Haus nur zwei bis drei Gallons braucht. Diese Oehl-Leinwand kann fuͤr ein ganzes Dach aus einem Stuͤke bestehen, und braucht hoͤchstens eine Neigung von 6 Graden. Man hat 70 Fuß lange Gebaͤude auf diese Weist bedekt, und ein Theil des Rathhauses zu Baltimore, das jezt gebaut wird, wird auf aͤhnliche Weise bedekt. Ueber Brom. Hr. Anglada bemerkt, Annales de Chimie, J. 1826. October, S. 222. daß nicht er, aus dessen Laboratorium das sogenannte Brom ausgegangen ist, es war, der den Namen Brom dem von Balard beschriebenen neuen Koͤrper ertheilte (Vergl. Polyt. Journ. B. XXII. S. 221.) sondern daß er denselben Muride genannt wissen wollte. In dem Berichte, welchen die Hrn. Vanquelin, Thenard und Gay-Lussac, vor der Akademie uͤber Hrn. Balard's Abhandlung erstatteten, sagten sie, daß selbst dann, wenn man erweisen wuͤrde, daß das Brom kein einfacher Koͤrper ist, die Entdekung desselben fuͤr die Chemie immer sehr wichtig bleiben wird. In Deutschland ist das Brom bereits von Hrn. Prof. Liebig in Gießen in der Mutterlauge der Saline Theodorshalle bei Kreuznach entdekt, und das Vorkommen desselben in geringer Menge in der Mutterlauge der Salzsoole aus dem deutschen Brunnen zu Halle ist von Hrn. Dr. Meißner hoͤchst wahrscheinlich gemacht worden. (Schweig. Journ. d. Ch. u. Ph. 1826. Heft 9.) Versuche uͤber Weingaͤhrung. Hr. G. Ferrario, Apotheker zu Vigevano, erzaͤhlt in der Biblioteca italiana, Oktober 1826 S. 143, (ausgegeben am 29, November) daß Hr. Cozzandi die Daͤmpfe, die waͤhrend der Weingaͤhrung aus einer Kufe aufstiegen, sammelte und verdichtete, aber nur eine waͤsserige, uͤbelschmekende, nichts weniger als aromatische, Fluͤssigkeit erhielt, die am Areometer nur zwei Grad zeigte; und daß er daher schloß, die neuen zur Weingaͤhrung empfohlenen, Apparate, in welchen die aufsteigenden Gasarten zuruͤkgehalten wuͤrden, nuͤzten nichts, und Dandolo's Methode waͤre, auch nach Gay-Lussac's Erfahrungen, besser, nach welchen immer Sauerstoff zum Moste Zutritt haben muß, wenn dieser gaͤhren soll. Hr. Ferrario preßte, unter Oehl, Trauben aus, und fand, daß der von dem Oehle bedekte Most noch so viel Anziehungskraft fuͤr den Sauerstoff hat, daß er diesen selbst unter dem Oehle noch anzieht, und in Gaͤhrung geraͤth. Lampen-Schwarz entzuͤndet sich von selbst. Auf dem Schiffe Catherine, das von Portsmouth nach Calcutta segelte, entzuͤndete sich ein mit Lampen-Schwarz gefuͤlltes Faß von selbst, und haͤtte bald das ganze Schiff in Brand gesteckt. Vergl. Philosoph. Mag. and Journal October 1826 S. 309. – (Wir wissen in Deutschland laͤngst, daß Lampen-Schwarz und mehrere Pflanzenkohlen Pyrophor sind, oder sich von selbst entzuͤnden; indessen scheint dies bei uns eben so wenig allgemein bekannt zu sein, als in England, und es wird auch bei uns nothwendig sein, das Publicum hierauf aufmerksam zu machen.) Winter-Futter fuͤr Kuͤhe. Hr. Clabert, Direktor der Thierarzenei-Schule zu Alfort, haͤtte mehrere Kuͤhe, die 12 Gallons (?Ein Gallon ist 3 Wien. Maß und daruͤber. A. d. Ueb.) Milch des Tages gaben, bei trokenem Futter im Winter aber weniger und schlechtere Milch. Er erhielt auf folgende Weise im Winter eben so viel und eben so gute Milch, als im Sommer. Er ließ einen Scheffel roher Erdapfel zermalmen, und lagenweise, eine Lage dieser Erdapfel und eine Lage Kleye in eine Kufe eintragen. In die Mitte legte er etwas Hefen, und ließ die Masse eine Woche lang gaͤhren, wo dann die ganze Mischung sehr weinig schmekte, und von den Kuͤhen mit Begierde gefressen wurde. Mechanic's Magaz. 3. Dec. 1826. S. 487. Frostleiter. Dr. u. Prof. Jones wuͤnscht im Franklin Journal (Vergl. Gill's technical Repository, November, 1826 S. 308, daß man mit den bekannten Frostleitern (Strohseilen, die man von Baͤumen in eine daneben gestellte mit Wasser gefuͤllte Kufe leitet) genauere Versuche anstellt: „ um seine Ueberzeugung zu erschuͤttern, daß diese Frostleiter einer jener Irrthuͤmer sind, die es schwer ist wieder auszurotten, wenn sie einmal unter dem Volke verbreitet sind.“ Ueber die Geseze der Temperatur. Hat Hr. Meikle, auf dessen neuesten Aufsaz uͤber Waͤrme im lezten Hefte des Edinburgh New Philosophical Journal wir unsere Leser aufmerksam machten, einen Nachtrag zu demselben in den Annals of Philosophy, November 1826 S. 366 geliefert, auf welchen wir Techniker, die zugleich gute Mathematiker sind, aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Ueber Hagelableiter, liefert die Bibliotheca italiana. a. a. O. S. 38. einen Auszug aus zwei bei uns noch wenig bekannten Werken. Dei paragrandini metallici. Discorso IV. di Fr. Orioli P. di Fisica letto alla Socetá agraria di Bologna il 16. Marzo 1826 e stampato a spese e per ure della stessa Socetà, 8. Bologna. 1826 p. Marsigli 113. S. und: Brevi considerazioni del Prof. Fr. Orioli Derselbe Verfasser schrieb schon fruͤher: Dissertazione sui paragrandini letta il 15. Giugno 1824 alla Soc. d'Agricoltura di Bologna, (die auch in das Franzoͤsische uͤbersezt wurde;) und: dei paragrandini metallici, nuovo Discorso letto alla Società stessa il di 10 maggio 1825; ferner: Nuove osservazioni sugli effetti dei paragrandini metallici, Bologna. 1825. pella risposta della celebre Accademia reale delle Scienze di Parigi a. S. E. il Ministro dell' interno di Francia interno i paragrandini, con un Appendice. 8. Bologna. 1826. Hr. Orioli meint nicht, daß die gewoͤhnlichen Hagelableiter mit Strohseilen etwas nuͤzen; er behauptet auch nicht die unfehlbare Wirkung der metallischen Hagelableiter, meint jedoch daß sie, so wie Richardot In seinem nuovi apparechi contro i pericoli del fulmine e della grandine, woruͤber sich in den Annali di Tecnologia, Milano Settembre 1826 S. 252 Notizen befinden. sie vorrichtete, zuweilen nuͤzen koͤnnen. Prof. Gerbi ist in seinem Lehrbuche der Physik, in welchem er die Theorie der Hagelbildung aufstellt, den Hagelableitern gleichfalls nicht guͤnstig. Hr. Orioli widerlegt in der ersten seiner oben angefuͤhrten Schriften die Einwuͤrfe, die man gewoͤhnlich gegen Hagelableiter macht: 1. die große Entfernung zwischen den Hagelwolken und den Spizen der Hagelableiter in Ebenen. 2. die schwache Wirkung, welche einige Puncte auf die ungeheuere Masse der in der Atmosphaͤre angehaͤuften Elektricitaͤt haben koͤnnen. 3. die geringe Leitungskraft, welche die Wolken besizen, ihre Elektricitaͤt anderen Wolken oder der Erde mitzutheilen. Waͤhrend der von ihm vorgebrachten Widerlegung dieser Einwuͤrfe traͤgt er mehrere interessante Thatsachen uͤber Luftelektricitraͤt uͤberhaupt vor, die der Raum unserer Blaͤtter nicht alle aufzunehmen gestattet, und auf welche wir unsere Leser verweisen muͤssen. In der zweiten Schrift, die eigentlich gegen die Akademie zu Paris gerichtet ist, (deren Bericht uͤber die Hagelableiter wir im Polyt. Journ. B. XVI. S. 146. gegeben haben) bemerkt er, daß derselbe Bericht-Erstatter, der gegenwaͤrtig einen sehr unguͤnstigen Bericht uͤber die Hagelableiter an das Ministerium einsandte (Hr. Fresnel) vor einigen Jahren demselben Ministerium sagte: „daß man annehmen koͤnnte, daß, wenn diese Hagelableiter hinlaͤnglich uͤber Frankreich verbreitet waͤren, sie wirklich der Hagelbildung vorbeugen koͤnnten.“ „Wenn,“ sagt Hr. Orioli: „es richtig ist, was Hr. Fresnel in seinem lezten Berichte behauptet, daß die Hagelableiter noch kein positives Resultat gegeben haben; so ist also ihre Unwirksamkeit bisher noch eben so wenig erwiesen, als ihre Wirksamkeit, und diese Ungewißheit ist ein Grund mehr, mit den Versuchen fortzufahren.“ Die Redactoren der Biblioteca italiana bemerken, daß es, ungeachtet der unendlich vielen Wetterableiter in der Stadt Mailand, in dieser Stadt seit Errichtung dieser Wetterableiter eben so oft hagelte, als vorher, obschon die Wetterableiter nach der Theorie auch Hagelableiter sein muͤßten. Ein Compositum von hyposalpetriger und Schwefelsaͤure, fand Hr. Scanlan (Vergleiche Annals of Philosophy, November, 1826, S. 334), als er Salpetersaͤure aus einem Atom Salpeter, und zwei Nomen Vitriol-Oehl, (Sp. Schw. 1,812) aus einem Topfe aus Gußeisen mit Helm und Roͤhre von Steingut in eine glaͤserne Retorte distillirte. Nachdem ungefaͤhr neun Zehntel in ununterbrochenem Strome uͤbergegangen waren (der bei 1,455 specif. Schwere salpetersaure Schwererde Aufloͤsung nicht truͤbte,) wurde die Vorlage gewechselt. Nun troͤpfelte es bloß gruͤn uͤber, und haͤtte bei 4, 237 specif. Schwere einen guten Antheil Schwefelsture. Bei verstaͤrktem Feuer uͤberzog sich die Vorlage inwendig ploͤtzlich mit einer weißen Rinde, die Hr. Scanlan anfangs fuͤr uͤbergegangenes Pottasche-Bisulfat hielt, die sich aber spaͤter als eine durchscheinende, krystallinische, Eis aͤhnliche Masse, wie an gefrornen Fensterscheiben, zeigte, welche in Beruͤhrung mit der fluͤssigen Saͤure, stark aufbrauste, ohne dieselbe zu verunreinigen. Sobald Wasser damit in Beruͤhrung kam, entwikelte sich salpetriges Gas unter lebhaftem Aufbrausen, und es wurde blaͤulich gruͤn; die spaͤter durchschimmernde und farbenlose Aufloͤsung schlug salpetersaure Schwererde-Aufloͤsung haͤufig nieder. Hr. Scanlan nimmt an, daß, nachdem die Salpeter-Saͤure uͤberging, das Atom Schwefelsaͤure, welches das Bisulfat bildet, anfing auf das Eisen zu wirken, und schwefeligsaures Eisen bildete, welches, mit Salpeter-Saͤure in der Atmosphaͤre des Apparates in Beruͤhrung kommend, diese Substanz erzeugte, die er jener aͤhnlich findet, welche Dr. Henry zu Manchester neulich fand. Auch die Erzeugung des schwefeligsauren Gases koͤnnte das obige Ueberlaufen erklaͤren, da Pottasche-Bisulfat in einer glaͤsernen Retorte ruhig fließt und einen weit hoͤheren Grad von Hize ertraͤgt. J. C. Curwen's Baumpflanzungen in England. Hr. Joh. Christ. Curwen, ein Privatmann in England, u. Mitglied des Parliamentes, pflanzte vom October 1800 bis April 1801 auf seinen wuͤsten Gruͤnden 10,000 Ulmen, 10,000 Erlen, 21,540 Birken, 8,120 Buchen, 22,600 schottische Fichten, 240,800 Eschen, 229,476 Lerchen, 271,420 Eichen: in Allem 814,956 Baͤume. Er bemerkt, daß Lerchen, als 2 Jahre alte Baumchen versezt, sehr gut, selbst im Schotter, gedeihen. Die Eschen benuͤzt er als Unterholz zu Reifen, und gewinnt so auf Einem Acre 45 lb. Sterl. jaͤhrlich. (Vergl. Transact of the Sociéty for Encouragement. 22 B. Gill's techn. Repos. Novemb. 1826. S. 294. wo man S. 298 auch eine Notiz von der großen Weidenpflanzung des Hrn. Bornon findet, der in einem Fruͤhjahre auf 34 Acres unwirthbaren, den Ueberschwemmungen ausgesezten, Landes mehr als 600,000 Weiden pflanzte. Trokenlegung der Torfmoore. Wer sehen will, wie man ein Torfmoor von 920 Acres, das zum vierten Theile 18 Fuß tief mit Sumpf bedekt war, in kurzer Zeit troken legen kann, und wie die darauf gewendeten Kosten, die allerdings nicht unbedeutend sind, in der Folge wirklich ersezt werden, dem empfehlen wir Hrn. Rob. Haldane Bradshaw's (der diese herkulische Arbeit auf seinen Guͤtern unternahm,) Bericht hieruͤber in den Transactions of the Society for Encouragement im 36 B. und auch in Gill's techn. Repos. Novemb. 1826. S. 309.) Versezung der Reiß-Pflanzen. Das Mißrathen der diesjaͤhrigen Reiß-Ernte in Italien veranlaßte Hrn. Camuzzoni die Reiß-Pflanzen aus einem Felde in das andere zu verpflanzen so wie man Kohlpflanzen versezt. Der Ertrag dieser auf diese Weise verpflanzten Reiß-Pflanzen war groͤßer als man ihn jemals haͤtte erwarten koͤnnen. Vergl. Ciro's Bemerkungen hieruͤber in Bibliot. ital. a. a. O. S. 67. (Ebendieß ist aber auch bei einzelnen Getreide-Pflaͤnzchen jeder Art der Fall, wenn sie sorgfaͤltig versezt werden.) Hrn. Stephenson's Winke zur Verbesserung des Unterrichtes in der Chemie in England, die in den Annals of Philosophy, November, 1826 S. 369 mitgetheilt sind, empfehlen wir auch den Lehrern und Schuͤlern der Chemie in Deutschland zur Beherzigung.