Titel: | Maschine zum Schlagen und Ausbreiten der Baumwolle, die Hr. Pihet, Maschinist zu Paris, errichtete, und die er Batteur-étaleur nennt. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXV., S. 98 |
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XXV.
Maschine zum Schlagen und Ausbreiten der
Baumwolle, die Hr. Pihet, Maschinist zu Paris, errichtete, und die er Batteur-étaleur nennt.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. N. 267. S. 273.
Mit Abbildungen auf Tab.
II. u. Tab. III.
Pihet's, Maschine zum Schlagen und Ausbreiten der
Baumwolle.
Das Schlagen und Zupfen der Baumwolle, als Vorarbeit,
geschieht heute zu Tage, fuͤr feinere Sorten, oder fuͤr hoͤhere
Nummern, mittelst zweier Maschinen, wovon die eine die Schlag- und Zupf-Maschine (batteur-éplucheur), die andere die Schlag- und Ausbreite-Maschine (batteur-étaleur) heißt. Diese beiden Maschinen sind eine
englische Erfindung, und wurden von Dixon, Maschinisten
zu Cernay (Haut-Rhin) eingefuͤhrt.
Wir haben im Bulletin d. J. 1824, S. 197Polyt. Journal Bd. XVI. S. 1. A. d.
R. Zeichnung und Beschreibung der Schlag- und
Zupf-Maschine gegeben, durch welche die
Baumwolle geoͤffnet und geschlagen wird, um sie von allem Staube und von
allen groͤberen Unreinigkeiten zu befreien. Von dieser Maschine kann sie
jedoch noch nicht unter die Kraͤmpel-Maschine gebracht werden; sie muß
ehevor noch ein Mahl geschlagen, und in Tafeln (nappes)
gebracht werden. Dieß geschieht durch die Schlag-
und Ausbreite-Maschine, die nicht minder sinnreich
ist, als die erstere, und die wir hier beschreiben wollen. Sie wurde so, wie jene,
von Hrn. Pihet, rue Parmentier
vis-à-vis les abattoirs de Popincourt mit der Sorgfalt
und mit dem Geiste gearbeitet, der diesen Kuͤnstler auszeichnet.
Um sie so deutlich als moͤglich darzustellen, ließen wir sie auf drei
Blaͤttern im Aufrisse, Grundrisse und im Durchschnitte sammt allem ihrem
Zugehoͤre zeichnen.
Nachdem die Baumwolle auf der Schlag- und Zupf-Maschine geschlagen wurde, kommt sie auf
ein Tuch, B, Fig. 8. welches, wie ein
Laufband ohne Ende, uͤber die Walzen, C, C,
kraͤftig gespannt ist, und durch leztere umher getrieben wird. Ein flaches
Brett aus weichem Holze, D, stuͤzt dasselbe. Von
hier kommt die Baumwolle zwischen zwei gefurchte Walzen, E,
E, und faͤllt auf ein Gitterwerk, F,
durch welches der Staub, wie durch ein Sieb, durchfaͤllt. Auf diesem Gitter
wird sie mittelst einer Ruthe mit zwei Fluͤgeln, H, die in Fig. 3. besonders abgebildet ist, heftig geruͤttelt. Die
außerordentliche Geschwindigkeit dieser Ruthe, die sich in Einer Minute tausend Mahl
umdreht, zerstreut die Baumwolle in dem Hohlraume der Kiste, G. Der Staub, der sich hierbei entwikelt, wird durch einen Ventilator
davon gejagt, und sobald die Tafel sich gebildet hat, sezt sie sich auf das Tuch,
I, welches, wie ein Laufband, uͤber die
Walzen, K, gespannt ist.
Die Weise, deren Hr. Pihet sich bedient, um den Staub
herauszuziehen, und aus der Werkstaͤtte zu vertreiben, so wie die durch den
Schlager zerstreuten Baumwollen-Theilchen zu sammeln, und zu einer
regelmaͤßigen, zusammenhaͤngenden Tafel zu formen, ist sehr sinnreich.
Sie besteht aus einer mit einem ziemlich engen Metallgewebe uͤberzogenen
Trommel, L, die sich langsam um ihre Achse dreht. Fig. 9. stellt
sie besonders dar. Sein Ventilator, N, mit vier
Fluͤgeln (siehe Fig. 10.) zieht die Luft
und den Staub aus dem Inneren der Trommel aus, und lezterer entweicht durch den
Schlot, M, und zieht bei der Oeffnung, V, hinaus (Fig. 2.). Dadurch entsteht
eine Art leeren Raumes, nach welchem alle zerstreuten Baumwollen-Theilchen
sich hinstuͤrzen, und, indem sie sich auf dem Metall-Gewebe anlegen,
die Tafel bilden. Diese Tafel legt sich dann auf das als Laufband gespannte Tuch,
welches dieselbe zwischen die zwei Walzen aus Gußeisen, P,
P, fuͤhrt, die mittelst einer eisernen Stange mit einem Haken, X, die von einem langen Hebel, Y, gezogen wird, an dessen Ende das 40 Pfund schwere Gewicht, Z, aufgehaͤngt ist, fest auf einander
gedruͤkt werden. Man wird begreifen, daß dieser Druk, welchen die Baumwolle
zwischen den beiden Walzen erhaͤlt, hinreicht, um der Tafel einige Festigkeit
zu geben; diese Tafel laͤuft dann uͤber die beiden hoͤlzernen
Walzen, Q, Q, und rollt sich auf der Walze, R, auf, die man den Abzieher (retireur) nennt, und die, nachdem sie hinlaͤnglich mit Baumwolle
wolle beladen wurde,
herausgenommen, und zur Kraͤmpel-Maschine getragen wird.
Damit die Tafel sich gleichfoͤrmig auf dem Abzieher aufrollt, wird dieser
mittelst einer Stange mit einem Haken, S, die mit einem
24 Pfund schweren Gewichte belastet ist, auf den hoͤlzernen Walzen, Q, Q, niedergehalten. Man hebt ihn aus, indem man den
Schwingbalken, T, hebt, und, bis eine neue Walze
eingelegt ist, den lezteren mit der Stuͤze, V,
stuͤzt.
Die gefurchten Walzen, E, deren eine in Fig. 6. Tab. II.
dargestellt ist, werden auf dieselbe Weise, mittelst des Hebels, b, an welchem das Gewicht, c, von 16 Pfunden haͤngt, auf einander gedruͤkt.
Nachdem man nun die Wirkungen dieser Maschine kennt, wollen wir die verschiedenen
Getriebe kennen lernen, die dieselbe in Bewegung sezen.
Die Triebkraft gibt eine Roßmuͤhle oder eine Dampfmaschine, die eine
horizontale Welle in Bewegung sezt, auf welcher die drei Rollen, d, e, f, Fig. 1. aufgezogen sind,
die zugleich die Ruthe mit den Fluͤgeln, den Ventilator, und die Walzen, P, P, mittelst der Laufriemen in Bewegung sezen, die
uͤber dieselben gespannt sind. Die groͤßte dieser Rollen, f, die 28 Zoll im Durchmesser hat, treibt die kleine
Rolle, i, welche auf der Achse der Ruthe mit den
Fluͤgeln, H, (Fig. 2.) befestigt ist:
sie theilt derselben, wie gesagt, eine solche Geschwindigkeit mit, daß diese sich
tausend Mahl in einer Minute dreht. Die zweite Rolle, e,
treibt die Rolle, h, auf der Achse des Ventilators, N, der sich drei hundert Mahl in einer Minute dreht. Die
kleine Rolle, d, treibt endlich die Rolle, g, die auf der Hauptachse der Maschine, m, aufgezogen ist. Diese Hauptachse hat an ihrem anderen
Ende einen Triebstok, n, (Fig. 2.), der in ein
Zahnrad, n'', eingreift, welches auf der Achse der
unteren metallnen Walze, P, befestigt ist. Diese hat
noch einen anderen Triebstok, q, (Fig. 1.), welcher die
hoͤlzernen Walzen, Q, Q, mittelst der beiden
Triebstoͤke, o, o, in Bewegung sezt, die die auf
der Achse dieser Walzen befestigten Triebstoͤke, P,
P, treiben. Auf dieselbe Weise treibt auch der Triebstok, q, einen anderen Triebstok, r, der an der Walze, k, befestigt ist, die das
Tuch, I, ohne Ende herumfuͤhrt. Dieser Triebstok
treibt hinter einander die Triebstoͤke, s, s,
wovon der zweite in das große Zahnrad, t, der Achse der
metallnen Trommel, L, eingreift. Die gefurchten Cylinder, E, E, werden von einer großen Rolle, l, in Bewegung gesezt, die von der Rolle, k, getrieben wird, welche auf der Hauptachse, m, befestigt ist: ein gekreuzter Laufriemen stellt die
Verbindung zwischen den beiden Rollen her. Die Achse der unteren gefurchten Walze
fuͤhrt ein Zahnrad, h', das in einen Triebstok,
i', auf der Achse der Walze, C, eingreift, die er, zugleich mit dem daruͤber gespannten Tuche,
dreht.
Auf diese Weise werden alle Theile der Maschine mit der ihnen zukommenden
Geschwindigkeit bewegt.
Die Zapfen der Achsen der Walzen, der Ruthe mit den Fluͤgeln und des
Ventilators sind aus gehaͤrtetem Stahle, weil sie sich dann weniger, als das
Eisen, abnuͤzen, und das Huͤpfen der Achsen in ihren Lagern
verhuͤten. Um die Bewegung der Ruthe sanfter zu machen, und zugleich der
Erhizung derselben bei der außerordentlichen Schnelligkeit der Bewegung vorzubeugen,
bedient Hr. Pihet sich der in Fig. 7. dargestellten,
ganz eigenen, Lager, die mit zwei Reibungs-Walzen, g',
g', versehen sind, die die verlangte Wirkung aͤußern.
Diese Maschine reinigt und taͤfelt in 12 Stunden 500 Pfund Baumwolle, und
arbeitet also fuͤr vier Maͤnner. Da sie beinahe ganz aus Eisen ist, so
hat sie die gehoͤrige Festigkeit, und fordert wenig Reparatur. Man erspart
dadurch sehr viel, indem Eine Person 16 bis 20 solche Maschinen bedienen kann. Die
Kardaͤtschen werden durch diese Vorarbeit sehr geschont, und kommen selten in
Unordnung; der Abfall an Baumwolle ist geringer, weil man die Tafeln nicht kreuzen
darf. Ueberdieß wird auch die Baumwolle dadurch reiner, und frei von allen Floken
und Knoͤpfen.
Erklaͤrung der Figuren auf Tab. II. u. III.
Fig. 1.
Laͤngen-Aufriß der Maschine von der rechten Seite.
Fig. 2.
Grundriß derselben, und des darauf angebrachten Ventilators.
Fig. 3. Die
Ruthe mit einem Fluͤgel, besonders dargestellt.
Fig. 4. Eine
der gefurchten Speise-Walzen.
Fig. 5. Der
Schwingbalken, der auf die Abzieh-Walze oder den Abzieher druͤkt,
einzeln dargestellt.
Fig. 6. Die
Lager der Achsen der Walzen im Aufrisse und Grundrisse, in groͤßerem
Maßstabe.
Fig. 7. Aufriß
und Grundriß der Lager der Ruthe mit den Reibungs-Walzen, um die Bewegung
sanfter zu machen.
Fig. 8.
Laͤngen-Durchschnitt der Maschine. Die Pfeile zeigen die Richtung der
Bewegung der Ruthe, und der verschiedenen Walzen-Systeme an.
Fig. 9. Die
Trommel mit dem Metall-Gewebe uͤberzogen: einzeln dargestellt.
Fig. 10. Die
Ruthe mit den Fluͤgeln von vorne.
Fig. 11.
Durchschnitt eines Theiles des Schlotes, durch welchen der Staub abzieht, der sich
aus der Baumwolle entwikelt.
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren.
A, A, Gestell aus Gußeisen; B, erstes Tuch als Laufband ohne Ende, auf welches die Baumwolle geworfen
wird, so wie sie aus der Schlag- und Zupf-Maschine kommt; es
ist uͤber die Walzen, C, C, gespannt, die es in
Umlauf sezen; D. Tisch aus weichem Holze, der das Tuch
stuͤzt; E, E, gefurchte Walzen, zwischen welchen
die Baumwolle durchgeht; F, Geflecht, durch welches der
durch das Klopfen entwikelte Staub durchfaͤllt; G, Kasten, in welchem geschlagen wird; H, Ruthe
mit zwei Fluͤgeln; I, zweites Tuch, als Laufband
ohne Ende uͤber den Walzen, K, K: L, Trommel, mit
einem Metallgewebe uͤberzogen; M, Schlot, durch
welchen der Staub entweicht; N, Ventilator; O, Fluͤgel des Ventilators; P, P, vereinte Metall-Walzen, zwischen welchen
die Baumwolle durchgeht; Q, Q, hoͤlzerne Walzen,
die sie stuͤzen; R, Abzieh-Walze, um
welche die Baumwolle sich wikelt; S, Hebel mit einem
Haken, der die Walze, R, auf die Walzen, Q, Q, druͤkt; ein zweiter befindet sich auf der
anderen Seite der Maschine; T, Schwingbalken, der die
Stange, S, zieht; U,
Gewicht, welches die Stange niederzieht; V,
Stuͤze, die die Arbeiterin unter den Schwingbalken stellt, wann sie die
Abzieh-Walze wegnimmt; X, Stange, die sich in die
Achse der oberen Walze, P, einhaͤkelt, und
dieselbe auf die untere andruͤkt; Y, Hebel, der
die Stange, X, zieht; Z,
Gewicht am Ende dieses Hebels.
a, Stange, die den Druk auf die gefurchten Cylinder, E, E, bewirkt; b, Hebel, der
diese Stange zieht; c, Gewicht am Ende dieses Hebels; d, e, f, Rollen auf der Welle, die die Maschine treibt,
und uͤber welche die Laufriemen gespannt sind; g,
Rolle der Hauptachse der Maschine, die von der Rolle, d,
getrieben wird; g'', Toͤlpel-Rolle auf
derselben Achse, die den Laufriemen aufnimmt, wenn man die Maschine stehen lassen
will; h, Rolle des Ventilators, N; die von der Rolle, e, getrieben wird; i, Rolle der Ruthe mit Fluͤgeln, H, die von der großen Rolle, f, getrieben wird; k, kleine Rolle auf der
Hauptachse der Maschine, die mit der Rolle, l, der
Speise-Walzen mittelst eines gekreuzten Laufbandes in Verbindung steht; m, Hauptachse der Maschine; n, Triebstok auf dieser Achse, der in das Zahnrad, n'', auf der Achse der unteren Metall-Walze, P, eingreift; o, o, Triebstoͤke unter
den Walzen, Q, Q, die diese lezteren neiden; p, p, Triebstoͤke der Achsen der Walzen; q, ein anderer Triebstok der unteren
Metall-Walze, P: r, Triebstok der Walze, K, uͤber welche das als Laufband gespannte Tuch,
I, laͤuft; s, s,
kleine Triebstoͤke, die von dem vorigen Triebstoͤke getrieben werden;
t, großes Zahn-Rad der metallenen Trommel;
u, Brille, welche ein in dem Schlote, M, angebrachtes Loch dekt, durch welches man die
Baumwollen-Floken herausnimmt, die sich daselbst anhaͤufen konnten;
v, der Lange nach oben uͤber dem Schlote, M, hinlaufender Spalt, wodurch der Staub entweicht; w, Griff des Springbalkens, T:
x, verdikte Achse der Stange, X, die unten an
dem gekruͤmmten Theile des Hebels, Y, in eine
daselbst angebrachte Kehle eintritt; y, Mittelpunct der
Bewegung dieses Hebels; z, Haken, auf welchem er sich
stuͤzt.
a', b', Fluͤgel der Kiste, G: c', Stange des Schwingbalkens, T, an deren
beiden Enden die Ziehstangen, X, befestigt sind; d', d', Lager der Achsen der metallnen Walzen, P, P, und der hoͤlzernen Walzen, Q, Q: e' Lager der oberen metallnen Walze; f', Lager der Ruthe mit Fluͤgeln; g', g', Reibungs-Walzen, um die Bewegung dieser
Ruthe sanfter zu machen; h', Zahnrad, welches auf einer
der gefurchten Walzen, E, aufgezogen ist; i', Triebstok der Walze, C.