Titel: Beschreibung eines Krahnes aus Gußeisen in der Werkstätte der HHrn. Manby und Wilson zu Charenton.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXVI., S. 297
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LXVI. Beschreibung eines Krahnes aus Gußeisen in der Werkstaͤtte der HHrn. Manby und Wilson zu Charenton. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 268. October. 1826. S. 295. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Manby's und Wilson's, Beschreibung eines Krahnes aus Gußeisen. Die Krahne haben seit einiger Zeit bedeutende Verbesserungen erhalten, deren Zwek vorzuͤglich ist: 1) denselben die moͤglich groͤßte Staͤrke zu geben, und doch die Groͤße der Stuͤke, aus welchen sie bestehen, zu vermindern. 2) zu machen, daß sie weniger Raum einnehmen. 3) statt des Holzes Gußeisen anzuwenden, das, bei geringerem Umfange, staͤrker und dauerhafter ist. 4) sie leichter anwendbar zu machen, und den Mechanismus derselben so einzurichten, daß sie bei geringem Kraftaufwands große Wirkung hervorbringen; 5) sie so einzurichten, daß sie in der moͤglich kuͤrzesten Zeit die Last heben, und dieselbe auf jedem Puncte des Kreises niederlassen, den sie beschreiben, wenn sie sich um ihre Achse drehen; 6) endlich sie so zu bauen, daß sie wenig Kosten, und nicht viel Ausbesserung beduͤrfen. Die meisten englischen Krahne erfuͤllen diese Bedingungen. Wir haben im Bulletin des Jahres 1819, S. 46. einen derselben zum Aus- und Einladen der Guͤter auf Schiffen beschrieben. Gegenwaͤrtiger Krahn dient zum Heben des Kessels, in welchem in dem Gußwerke der HHrn. Manby und Wilson das Eisen, wie es aus dem Ofen kommt, aufgefangen, und dann zu den Modeln gebracht wird. Was diesen Krahn auszeichnet, ist, daß er nicht bloß die Last mittelst seines horizontalen Armes einen vollkommenen Kreis beschreiben laͤßt, sondern daß dieselbe auch auf jedem Puncte dieses Armes, naͤher oder ferner von der senkrechten Achse desselben, angebracht werden kann.Eines aͤhnlichen Krahnes bedient man sich zu gleichem Zweke in der beruͤhmten k. Eisengießerei zu Berlin. A. d. R. Dieser Krahn aus Gußeisen ist auf Tab. VI. von verschiedenen Seiten dargestellt. Er besteht aus zwei Baken, A, A, die die senkrechte sich drehende Achse bilden; aus einem horizontalen Arme, B, der senkrecht auf der Achse steht, und aus einem Strebebalken, C, der beide unter einander verbindet und stuͤzt. Dieses ganze System dreht sich um einen Zapfen, i, in der Pfanne, l; der obere Zapfen wird von einem Halsbande aufgenommen, welches an einem Querbalken, der oben uͤber die Gießerei laͤuft, befestigt ist. Die Kette, K, an welcher der mit dem geschmolzenen Eisen gefuͤllte Kessel haͤngt, rollt sich auf einer Trommel oder Winde, F, auf, in deren Oberflaͤche eine spiralfoͤrmige Furche so eingeschnitten ist, daß die Kette sich in dieselbe einlegen kann, ohne sich in ihren Windungen zu beruͤhren. Auf der Achse dieser Trommel oder Winde ist ein großes Rad, G, mit 115 Zaͤhnen befestigt, in welches ein Triebstok, a, von zehn Zaͤhnen eingreift, der auf der Achse, r, eines anderen Rades, H, von 70 Zaͤhnen aufgezogen ist. Dieses Rad wird von einem Triebstoke, b, gefuͤhrt, der gleichfalls zehn Zaͤhne hat, und auf der Achse der Kurbel, I, stekt. Eine zweite Kurbel findet sich auf der anderen Seite der Achse des Triebstokes, a. Die an dem Puncte, e, des Armes, B, befestigte Kette laͤuft zuerst uͤber eine Rolle des Flaschenzuges, M, und steigt dann hinab zu einer Rolle, N, an welcher der Kessel haͤngt; laͤuft dann wieder hinauf zur zweiten Rolle des Flaschenzuges, M, und rollt sich endlich auf der Trommel auf, gestuͤzt von der Laufrolle, L. Der Kessel haͤngt mittelst zwei Haken, c, an einer Querstange, O, die mit Einschnitten, d, versehen ist, um die Haken zu naͤhern oder zu entfernen, nach den verschiedenen Durchmessern der Kessel. Es ist offenbar, daß zwei Maͤnner an den Kurbeln, I, I, die die Trommel oder Winde drehen, den Kessel ohne große Anstrengung hebelt koͤnnen; sie koͤnnen aber nicht auch den Krahn zugleich drehen, da keine Vorrichtung hierzu vorhanden ist. Die Arbeiter begnuͤgen sich den Kessel zu ziehen, und bringen ihn so leicht zu den vom Ofen entferntesten Modeln. Um die zunaͤchst stehenden Model zu fuͤllen, bedient man sich folgender Vorrichtung. Der Flaschenzug, M, wird an einem Wagen, P, mit vier Raͤdchen, Q, Q, angehaͤngt, der in Furchen laͤngs dem Arme, B, laͤuft. An diesem Wagen ist ein langer Zahnstok, R, befestigt, der in seinem Laufe durch eine kleine Reibungsrolle, f, geleitet, und in staͤtem Eingreifen erhalten wird. Dieser Zahnstok erhaͤlt seine Bewegung hin und her durch einen Triebstok, g, von 15 Zahnen, der auf der Achse der Rolle, S, aufgezogen ist, um welche die Schnur ohne Ende, T, laͤuft. Wenn der Model nicht unmittelbar unter dem Kessel ist, dreht man die Rolle, S, indem man die Schnur, T anzieht; der Triebstok, g, macht dann den Zahnstok, und mit diesem zugleich den Wagen, P, und den Kessel, vorwaͤrts oder ruͤkwaͤrts laufen. Waͤhrend dieser Arbeit muͤssen die beiden Maͤnner an der Winde bleiben, um die Kette im Verhaͤltnisse, als der Wagen weit laufen muß, abzurollen oder aufzuwinden, so daß sie immer gespannt bleibt, und den Kessel in derselben Hoͤhe erhaͤlt. Auf diese Weise gießt man in kurzer Zeit eine Menge Stuͤke, deren Model auf verschiedenen Puncten der Werkstaͤtte zerstreut stehen, ohne allen Verlust an Material. Dieser einfache, starke und zwekmaͤßige Krahn hebt sehr leicht 6000 Kilogramm, nimmt wenig Raum ein, und braucht wenig Ausbesserung. Beschreibung der Figuren. Fig. 1. Aufriß des Krahnes zu Charenton von der Seite. Fig. 2. Ansicht von oben. Fig. 3. Aufriß von hinten. Fig. 4. Die Trommel oder Winde mit ihrem Zahnrade von vorne und im Durchschnitte. Fig. 5. Durchschnitt des Triebstokes der Kurbel und des kleinen eingreifenden Rades nach der Linie, A, B, in Fig. 1. Fig. 6. Durchschnitt des Wagens, der den Flaschenzug fuͤhrt, nach der Linie, E, F, Fig. 2. Fig. 7. Seiten-Ansicht der Rolle, an welcher die Aufhaͤnge-Stange des Kessels eingehaͤngt wird. Fig. 8. Durchschnitt des unteren Theiles des Krahnes, der die Achsen der Triebstoͤke und Kurbeln aufnimmt, nach der Linie, C, D, in Fig. 3. Fig. 9. Grundriß des Zapfenlagers. Fig. 10. Stuͤk des Querbalkens, welches den oberen Zapfen der sich drehenden Achse des Krahnes aufnimmt. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde. A, A, Baken aus Gußeisen, die die senkrechte Achse bilden; B, horizontaler Arm des Krahnes; C, Strebebalken zur Befestigung von, A, und, B: D, unterer Theil der senkrechten Achse, der den Haspel und das Getriebe fuͤhrt; E, Querbalken, der den oberen Zapfen aufnimmt; F, Winde; G, eingreifendes Rad auf der Winde; H, ein anderes Zahnrad auf der Achse einer der Kurbeln; I, I, Kurbeln; K, Kette; L, Laufrolle, uͤber welche die Kette laͤuft; M, Flaschenzug; N, einfache Rolle, an welcher die Aufhaͤnge-Stange, O, eingehaͤngt wird; P, Wagen, der den Flaschenzug, M, fuͤhrt; Q, Q, Raͤderchen dieses Wagens, der in Furchen oben auf dem Arme, B, laͤuft; R, Zahnstok; S, Rolle, die den Zahnstok hin und her bewegt; T, Schnur, die uͤber die Rolle, S, laͤuft, V, Stuͤke, die die Baken des Krahnes verbinden; X, X, Stufen, durch die man auf den Krahn steigen kann. a, Triebstok, der in das große Rad, G, eingreift; b, ein anderer Triebstok auf der Achse der Kurbel, I, der das Rad, H, fuͤhrt; c, Haken zum Aufhaͤngen des Kessels; d, Einschnitte auf der Aufhaͤnge-Stange, O: e, Punct, an welchem die Kette, K, befestigt ist; f, kleine Reibungs-Rolle, die den Zahnstok fuͤhrt, und denselben immer im Eingriffe mit dem Triebstoke, g, erhaͤlt; h, Stange, unter welcher die Schnur, T, durchlaͤuft; I, Zapfenlager; m, Halsband des oberen Zapfens; n, Lager der Achse der Winde; o, Lager der Achse des Rades, H: p, Lager der Achse der Kurbel; q, q, lang gezogene Ringe, die die Aufhaͤnge-Stange tragen; r, Achse des Rades, H: s, Achse des Triebstokes, b.

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