Titel: Ueber die Wirkung der Alkalien und alkalischen Erden auf einige Schwefel-Metalle. Von Herrn P. Berthier.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XVIII., S. 46
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XVIII. Ueber die Wirkung der Alkalien und alkalischen Erden auf einige Schwefel-Metalle. Von Herrn P. Berthier. Aus den Annales de Chimie. Octbr. 1826. S. 154. Berthier, uͤber die Wirkung der Alkalien auf Schwefel-Metalle. Da diese Versuche in der Absicht unternommen wurden, die Art des Probirens der Metalle auf trokenem Wege zu vervollkommnen, und einiges Licht uͤber gewisse metallurgische Operationen zu verbreiten, so hatte ich mich nur auf die Schwefel-Verbindungen nuͤzlicher Metalle, wie des Bleies, Kupfers, Queksilbers, Zinkes, Zinnes und des Eisens zu beschraͤnken. Was den Schwefel-Spießglanz betrifft, so wurde dieser in den Annales de Chimie, T. XXV. S. 379 abgehandelt. Die kaustischen Alkalien zersezen alle diese Schwefel-Verbindungen. Die kohlensauren Alkalien zersezen sie gleichfalls alle, aber nur in Beruͤhrung mit Kohle: es gibt einige Schwefel-Verbindungen, auf welche sie ohne Kohle keine Wirkung aͤußern. Schwererde, Strontian, Kalk, mit Kohle gemengt, benehmen sich mit den Schwefelverbindungen, wie die Alkalien. Bei allen diesen Zersezungen bilden sich Schwefel-Verbindungen, deren Basis die alkalischen Metalle oder alkalischen Erden sind, und diese Schwefel-Verbindungen enthalten eine gewisse Menge jener Schwefel-Verbindung, die man dem Versuche unterzog. Wenn diese jedoch ein sehr fluͤchtiges Metall zur Basis hat, so kann die Zersezung derselben vollkommen seyn. Das Verhaͤltniß der Schwefelverbindung, welche in den alkalischen Schwefelverbindungen aufgeloͤst bleibt, haͤngt von mehreren Umstaͤnden ab; die Gegenwart der Kohle hat immer die Wirkung, daß dasselbe sehr vermindert wird; es ist ferner auch desto geringer, je hoͤher die Temperatur ist, unter welcher die Schmelzung Statt hat. Die Reduction desjenigen Theiles des Alkali oder der alkalischen Erde, die sich mit dem Schwefel verbindet, in metallischen Zustand geschieht entweder durch die Wirkung eines Theiles des Schwefels der metallischen Schwefelverbindung, wann das Metall wenig oxydirbar ist, und dann bildet sich Schwefelsaͤure, die in der Schlake zuruͤkbleibt, und sich mit dem uͤberschuͤßigen Alkali verbindet, oder durch die Wirkung des Metalles selbst, wann es sehr oxydirbar ist. Der Zusaz von Kohle hindert die Saͤuerung des Schwefels und die Oxydirung des Metalles, und dann ist es dieser Koͤrper, der das Alkali oder die alkalische Erde reducirt. Wir wollen nun sehen, welche Erscheinungen jede der erwaͤhnten Schwefel-Metalle im Einzelnen darbietet. Schwefel-Blei (Bleiglanz). Wenn man in einem verschlossenen Gefaͤße, z.B. in einer porzellanenen Retorte, Bleiglanz mit kohlensaurer Soda gemengt erhizt, und zwar in dem Verhaͤltnisse von wenigstens der Haͤlfte seines Gewichtes, (1 Atom fuͤr 1 Atom), so scheidet sich ungefaͤhr 0,53 Blei aus, und es bildet sich eine graue sehr fluͤssige Schlake, in welcher sich sehr viel Schwefelsaͤure befindet. Unternimmt man dieselbe Arbeit in einem offenen Tiegel, so erhaͤlt man im Durchschnitte 0,63 Blei. Wenn man ein sehr breites und flaches Gefaͤß nimmt, wie z.B. eine Schlakenpfanne, die man allmaͤhlich und langsam unter der Muffel eines Kapellen-Ofens erhizt, und wenn man die geschmolzene Masse einige Zeit uͤber der Beruͤhrung der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft aussezt, so gibt der Bleiglanz gewoͤhnlich 0,75, zuweilen 0,80 Blei. Hieraus erhellt, daß die Einwirkung der Luft die Ausscheidung des Bleies ungemein beguͤnstigt. Dieß ruͤhrt daher, daß das Oxyd dieses Metalles die Schwefelverbindung zersezt, selbst dann, wann diese in Verbindung mit einer alkalischen Schwefelverbindung ist. Als ich 24 Gr. Schwefel-Sodium und Schwefel-Blei mit 10 Gr. Bleiweiß schmolz, erhielt ich 6 Gr. 5 Blei, und die neue Schlake, die durch Ueberschuß von Blei-Oxyd gelb gefaͤrbt war, enthielt keine Schwefel-Verbindungen mehr. Wenn man ein Gemenge von Blei-Glanz und kohlensaurer Soda langsam erhizt, so roͤstet sich der Bleiglanz zum Theile ehe, als die Bestandtheile schmelzen, und es entsteht Bleioxyd und schwefelsaures Blei. Das schwefelsaure Blei wird durch die kohlensaure Soda zersezt, und das Oxyd wirkt auf die Schwefelverbindung zuruͤk, und erzeugt Blei, so daß ein Theil des Bleiglanzes ohne Dazwischenkunft des Alkali sich reducirt, woraus folgt, daß sich weniger Doppel-Schwefelverbindung bilden muß, und daß die Schlaken weniger Blei enthalten, als wenn man schnell und ohne Roͤstung geschmolzen haͤtte. Wenn man hierauf die Masse unter Beruͤhrung der Luft in Fluß haͤlt, entsteht eine neue Roͤstung, und das Blei scheidet sich in metallischem Zustande aus derselben aus, weil, wenn sich Oxyd bildete, es augenbliklich durch die Schwefelverbindungen reducirt wuͤrde, oder vielleicht auch, weil bei der Gegenwart eines Alkali der Schwefel in eine schwefelsaure Verbindung uͤbergeht, ehe das Blei sich oxydiren kann. Man wird einsehen, daß man, nach aller Strenge, alles Blei aus dem Bleiglanze auf diese Weise vollkommen ausscheiden kann; es ist aber sehr schwer, die Operation in dem gehoͤrigen Augenblike zu unterbrechen, und man kann fuͤrchten, daß dieser Augenblik uͤberschritten, und das Blei oxydirt wird. Wenn man diese Art von Probe anwendet, die sehr gut ist, muß man den Bleiglanze das Vierfache seines Gewichtes an kohlensaurer Soda zusezen. Man kann diesen Fluß durch Perlasche (potasse perlasse) ersezen; das Resultat ist dasselbe. Wenn man das Gemenge aus Bleiglanz und kohlensaurer Soda im leeren Raume hizte, so ist es wahrscheinlich, daß man nur 0,49 Blei erhalten wuͤrde, und daß fuͤr 7 Atome Bleiglanz 2 Atome Schwefel sich in Schwefelsaͤure verwandeln wuͤrden, indem 3 Atome Soda dadurch hergestellt werden; daß die 3 Atome Sodium, die in Freiheit gebracht wurden, sich mit 6 anderen Atomen Schwefel verbinden wuͤrden, und daß die 3 Atome Bleiglanz, die nicht zersezt wurden, in der Schlake in Verbindung mit den 3 Atomen Schwefel-Sodium bleiben wuͤrden, die sich gebildet hatten. Wenn man in einer Retorte arbeitet, so ist es ohne Zweifel die Wirkung der geringen Menge Luft in dem Bauche derselben, die da macht, daß man etwas mehr als 0,49 Blei erhaͤlt. Alle Stoffe, die ihren Sauerstoff leicht fahren lassen, z.B. Salpeter, bringen an den doppelten Schwefelverbindungen des Bleies und des Alkali dieselbe Wirkung hervor, wie die atmosphaͤrische Luft. Wenn man ein Gemenge aus 10 Theilen Bleiglanz und 30 Theilen kohlensaurer Soda schnell schmelzt, und demselben nachher 3 Theile Salpeter zusezt, so erhaͤlt man in wenigen Augenbliken 7,5 bis 7,8 Blei. Man erhaͤlt auch dasselbe Product, wenn man unmittelbar ein Gemenge aus diesen drei Koͤrpern schmelzt; in diesem Falle bildet sich aber keine alkalische Schwefelverbindung: aller Schwefel wird durch den Salpeter gesaͤuert, und wenn man diesen in dem genau nothwendigen Verhaͤltnisse anwendet, scheidet das Blei sich vollkommen ganz im metallischen Zustande aus. Man kann den Bleiglanz auch durch den Salpeter allein entschwefeln; dann muß man aber zwei Mahl soviel davon nehmen, als wenn man noch kohlensaure Pottasche oder Soda dazu nimmt. Da die Verbrennung sehr lebhaft geschieht, so ist es schwer zu vermeiden, daß nicht etwas davon ausgeworfen wird, und man kann auf kein genaues Resultat rechnen. Die Gegenwart der Kohle beguͤnstigt die Entschwefelung des Bleiglanzes durch die kohlensauren Alkalien, indem sie die Reduction einer groͤßeren Menge Alkali in metallischen Zustand veranlaßt, und folglich die Bildung einer groͤßeren Menge alkalischer Schwefelverbindung. Es scheint selbst, daß die Ausscheidung des Bleies beinahe vollkommen seyn kann. Ein Theil Bleiglanz mit 4 Theilen schwarzen Flusses geschmolzen gibt 0,75 Blei; mit 4 Theilen Weinstein gibt er bis 0,80; die Masse brennt ruhig und mit einer Flamme bis an das Ende der Operation. Wenn man in einem mit Kohle gefuͤtterten Tiegel 1 Theil Bleiglanz mit 3 bis 4 Theilen kohlensaurer Soda hizt, so erhaͤlt man 0,74 bis 0,75 Blei, und die Schlake, die roͤthlich grau ist, enthaͤlt nur wenig Schwefel-Blei. Man weiß, daß Eisen den Bleiglanz zersezt; es scheidet auch das Blei aus den Schlafen, die es in Verbindung mit den alkalischen Schwefelverbindungen enthalten, vollkommen aus. Die Menge Eisens, die man zur Bewirkung dieser Ausscheidung braucht, ist derjenigen gleich, die das Aequivalent des Schwefel-Bleies ist, welches in der Schlake aufgeloͤst ist; man kann aber ohne Nachtheil bis auf einen gewissen Grad etwas mehr davon nehmen, theils weil es sich nicht mit dem Bleie verbindet, theils weil derjenige Theil, der sich nicht mit dem Schwefel verbindet, sich auf Kosten der Schwefelsaͤure und der Kohlensaͤure in den alkalischen Salzen oxydirt, die die Schlake enthaͤlt, und mit den Alkalien eine sehr schmelzbare Verbindung bildet. Ich fand aus Erfahrung, daß, wenn man Bleiglanz mit 2 Theilen kohlensaurer Soda, und 0,20 oder 0,30 metallischem Eisen schmelzt, man 0,77 bis 0,80 Blei erhaͤlt. Wenn man das Verhaͤltniß des Flusses vermehrt, so kann man jenes des Eisens bis auf 0,50 bringen: diese Probe ist vortrefflich. Man kann statt des metallische Eisens reines Oxyd mit Kohle gemengt, z.B. 0,30 Hammerschlag und 0,05 Kohle nehmen. Schwererde und Kalk mit Bleiglanz in einer etwas hoͤheren Temperatur und in einem mit Kohle gefuͤtterten Tiegel gemengt, entschwefeln denselben zum Theile. Das frei gewordene Blei bleibt in Koͤrnern in den Schlaken zerstreut, die aus der doppelten Schwefel-Verbindung und der uͤberschuͤßigen Erde bestehen. Schwefel-Kupfer. Kohlensaͤure Soda und kohlensaure Pottasche haben durchaus keine Wirkung auf das Schwefel-Kupfer: man mag das kohlensaure Alkali in was immer fuͤr einem Verhaͤltnisse anwenden, das Schwefel-Kupfer bildet unter demselben bei dem Schmelzen einen Lech, und es scheidet sich nicht die mindeste Spur von metallischem Kupfer ab. Indessen reducirt die Perl-Asche (potasse perlasse, d.i. die im Handel vorkommende kohlensaure Pottasche) das Schwefel-Kupfer zum Theile, und wenn man 6 Mahl soviel Perl-Asche als Schwefel-Verbindung anwendet, so kann man bis an 0,40 Roth-Kupfer erhalten. Zu gleicher Zeit bildet sich eine braune krystallinische Masse, die das Kupferkorn und eine salzige farbenlose Schlake uͤberzieht, die nichts anders als geschmolzene kohlensaure Pottasche ist. Dieser Unterschied in der Weise, wie die reine kohlensaure Pottasche und die Perl-Asche wirkt, ließ mich vermuthen, daß sie das Schwefel-Kupfer nur in Folge der kaustischen Pottasche zersezt, die sie enthaͤlt. Um diese Vermuthung zu bestaͤtigen, schmelzte ich folgende Mischungen: Erste. Zweite. Dritte. Schwefel-Kupfer   5 Gr.   5 Gr.   5 Gr. Kaustische Soda   5 10 10 Kohlensaure Soda 10 20  – Die erste gab mir 0,75 Gr. Roth-Kupfer = 0,15, in eine dem Schwefelkupfer aͤhnliche Huͤlle eingehuͤllt, und bedekt mit geflossener kohlensaurer Soda. Die zweite gab 1,4 Gr. Kupfer = 0,28 etc., und die dritte 1,6 Gr. Kupfer = 0,32, und eine compacte braune Schlake. Die kaustischen Alkalien (Hydrate von Deuteroxyden) zersezen demnach das Schwefel-Kupfer. Ich wollte sehen, ob die Kohle die entschwefelnde Wirkung der Alkalien beguͤnstigt, wie es wahrscheinlich war. In dieser Absicht schmelzte ich 5 Gr. Schwefel-Kupfer, 5     kaustische Soda, und 2     Kohlenpulver. Ich erhielt 2,65 Roth-Kupfer, = 0,53, und eine gleichfoͤrmige, compacte, koͤrnige Schlake, die etwas glaͤnzte und dunkelbraun war. Es konnte seyn, daß die Gegenwart der Kohle die Entschwefelung des Kupfers durch die kohlensauren Alkalien veranlaßte. Um die gleichzeitige Wirkung dieser beiden Substanzen kennen zu lernen, schmelzte ich Schwefel-Kupfer 9,92 – 2 At.   9,92 – 1 At.   9,92 – 1 At. Kohlensaure Soda 6,66 – 1 19,98 – 1 1/2 19,98 – 1 1/2 Kohle 1,46   2,00   4,50 Das erste Gemenge gab mir 3,8 Gr. Roth-Kupfer und einen gleichartigen, schwarzen, metallaͤhnlichen, krystallinischen aus nadelfoͤrmigen gekreuzten Prismen zusammengesezten Ueberzug. Offenbar ward in diesem Versuche die Haͤlfte der Schwefel-Verbindung zersezt, und die andere Haͤlfte verband sich mit dem gebildeten Schwefel-Sodium. Dasselbe Resultat erhaͤlt man, wenn man ein Gemenge der Schwefelverbindung und der kohlensauren Soda ohne Kohle in einem gefuͤtterten Tiegel hizt. Das zweite Gemenge gab 4,9 Gr. Kupfer und einen gleichfoͤrmigen, schwarzen, matten Ueberzug. Das dritte gab ein 5,1 Gr. schweres Korn Roth-Kupfer, und eine roth braune Schlake, die ganz von Kupfer-Koͤrnern durchdrungen ist. In Wasser zertrieben blieben 1,9 gekoͤrntes Kupfer, und die Fluͤßigkeit hielt Schwefel-Kupfer schwebend. Man erhielt also im Ganzen 7 Gr. Kupfer, und bei erhoͤhter Temperatur noch etwas mehr.   9,92 Gr. Schwefelkupfer 1 At. 39,96 kohlensaure Soda 3  – gaben, in einem gefuͤtterten Tiegel, bei einer Temperatur von 150 pyrometrischen Graden, 7,5 Gr. Roth-Kupfer, mit einem schwarzen, schwammigen, geringen Ueberzuge, und die ganze Fuͤtterung war mit kohlensaurer Soda durchzogen. Man sieht, daß man mittelst kohlensaurer Soda und Kohle bei sehr starker Hize das Schwefel-Kupfer beinahe vollkommen zersezen kann. Oxygenirende Koͤrper und metallisches Eisen scheiden, wenigstens zum Theile, das in alkalischen schwefeligen Schlaken enthaltene Kupfer. Wenn man diese Schlaken in Beruͤhrung mit der Luft im Flusse haͤlt, so lassen sie Kupfer fahren; eben dieß geschieht auch, wenn man etwas Salpeter zusezt. Reiner Salpeter zersezt das Schwefel-Kupfer gaͤnzlich. Mit 100 Theilen Schwefelverbindung 1 At.   77    – Salpeter 3/10  – erhaͤlt man leicht 60 bis 70 Kupfer; allein, die umgebende Luft traͤgt immer etwas zur Oxydation bei, und die Schlaken sind von Kupfer-Protoxyd roth gefaͤrbt. Um diese Wirkung zu ersezen, kann man das Verhaͤltniß des Salpeters etwas vermindern; man gelangt aber nur sehr schwer zu dem genauen Entschwefelungs-Puncte. Metallisches Eisen, man mag es in was immer fuͤr einem Verhaͤltnisse anwenden, schlaͤgt das Kupfer aus den schwefeligen Schlaken nur zum Theile nieder, indem das sich bildende Schwefel-Eisen einen Theil des Schwefel-Kupfers in Folge einer sehr starken Verwandtschaft bei sich behaͤlt, die ein Ueberschuß von Eisen nicht zu uͤberwinden vermag. Wenn man Schwefel-Kupfer, metallisches Eisen und kohlensaure Soda mit einander erhizt, so erhaͤlt man Verhaͤltnisse von Kupfer, die nach den Verhaͤltnissen des Eisens und der kohlensauren Soda verschieden sind, nie aber 0,60 uͤbersteigen. Man gelangt zu diesem Resultate, als Maximum, wenn man wenigstens 4 Theile kohlensaures Alkali und 0,30 bis 0,40 EisenMan kann aus dem Kupferkiese (der doppelten Schwefelverbindung aus Eisen und Kupfer, C F S⁴) mittelst der kohlensauren Alkalien und dem metallischen Eisen nicht die geringste Menge Kupfers erhalten. Mit 1, 2, 3, 4 At. und mehr Perl-Asche gibt es eine gleichartige und schwarze krystallinische Schlake, die alles Kupfer im Zustande einer Schwefelverbindung enthaͤlt: schwarzer Fluß gibt dasselbe Resultat. Wenn man dem schwarzen Flusse Eisenfeile im Ueberschusse zusezt, z.B. die Haͤlfte des Gewichtes des Kupferkieses, so schmilzt das Gemenge zu einer schwarzen krystallinischen Schlake, in welcher man eine Menge nicht oxydirter Eisenfeil-Theilchen wahrnimmt, aber auch nicht das kleinste Theilchen Roth-Kupfer.Ich fand, daß, wenn man dem Erze und dem kohlensauren Alkali eine gewisse Menge Salpeter zusezt, alles Eisen oxydirt wird, und der Kupferkies theils Schwefelkupfer ohne Schwefeleisen, theils metallisches Kupfer, theils eines und das andere zugleich gibt; die Masse bleibt aber teigig wegen des Ueberschusses des Eisen-Oxydes. Sie erhaͤlt die gehoͤrige Fluͤßigkeit zur Vereinigung der Metalltheilchen in ein Korn, wenn man eine gewisse Menge Borax und kohlensaure Soda zusezt.Mit10 Gr.Kupferkies,10Salpeter,20kohlensaurer Soda, und10 Borax––––––50erhaͤlt man 3,6 Gr. Schwefelkupfer, die mit einer compacten glasigen braunen Schlake bedekt ist, auf welcher eine dichte Lage fester Massen vorkommt, die vorzuͤglich aus schwefelsaurem Alkali bestehen.Mit10 Gr.Kupferkies,19 Salpeter,20 kohlensaurer Soda, und10 Borax––––––59erhaͤlt man 2,9 Gr. Rothkupfer.Man begreift, daß, wenn man versuchsweise bei einem solchen Erze zu Werke geht, um das streng nothwendige Verhaͤltniß des Salpeters zu finden, man auf diese Weise alles Kupfer aus demselben ausziehen kann. A. d. O. anwendet.   9,92 Gr. Schwefel-Kupfer 2 At.   9,57 Gr. aͤzende Schwererde 1 –   0,38 Gr. Kohle –––––– 19,87 wurden in einem gefuͤtterten Tiegel bei einer Temperatur von 150 pyrometrischen Graden gehizt. Das erhaltene Korn wog 18,20 Gr., woraus man sieht, daß die Schwererde großen Theils ins metallischen Zustand reducirt worden seyn mußte. Dieses Korn war geschmolzen, aber schlakenfoͤrmig, schwarz, mit blaͤttrigem Bruche, und mit ziemlich großen Koͤrnern von Roth-Kupfer gemengt. 19,84 Gr. Schwefel-Kupfer 2 At.   7,12 Gr. aͤzender Kalk 1 –   0,75 Gr. Kohle 1 – –––––– 27,71 gaben, auf dieselbe Weise gehizt, ein poroͤses, koͤrniges Korn, mit krystallinischen und glaͤnzenden Koͤrnern, das einem Metalle aͤhnlich, und mit einer Menge sehr kleiner Kupferkoͤrner gemengt ist. Es bildete sich also eine doppelte Schwefelverbindung mit Kupfer und Calcium. In der Hoffnung, eine sehr fluͤßige Schlake zu erhalten, hizte man, wie vorher, 9,92 Gr. Schwefel-Kupfer 2 At. 6,66 Gr. kohlensaure Soda 1 – 6,30 Gr. kohlensauren Kalk 1 – ––––– 22,88. Allein, das Korn war schlakenfoͤrmig und das metallische Kupfer fand sich in Koͤrnchen zerstreut. Man behandelte sie mit schwacher Kochsalzsaure; es entwikelte sich sehr viel geschwefeltes Wasserstoffgas, und es blieben Metallkoͤrner mit einem schwarzen Schlamme von Schwefel-Kupfer gemengt. Es war sehr leicht, diese Koͤrner durch Waschen zu sammeln; sie wogen 6,2 Gr. Kohlensaͤure Soda allein wuͤrde nur 3,8 gegeben haben. Der kohlensaure Kalk hat also sehr viel zur Entschwefelung beigetragen. Schwefel-Queksilber (Zinnober). 29,34 Gr. Zinnober 1 At. 13,32 Gr. kohlensaure Soda 1 – ––––– 42,66 Gr. wurden nach und nach in einer porzellanenen Retorte bis zur Weißgluͤhhize gehizt. Vor der Rothgluͤhhize, und beinahe ploͤzlich, entwikelte sich eine große Menge metallisches Queksilber; nach dem Erkalten fand man in dem Halse der Retorte einige Tropfen Queksilber, aber nicht die mindeste Spur von einem sublimirten Zinnobers Die in dem Bauche enthaltene Masse war gut geflossen, compact, gelblich braun, von koͤrnigem Bruche, matt und undurchsichtig. Sie bestand aus geschwefeltem Schwefel-Sodium, schwefelsaurer Soda, und etwas Schwefel-Eisen, das vom Zinnober herkam, enthielt aber kein Schwefel-Queksilber. Die Reduction dieser Schwefelverbindung war also vollkommen. 14,67 Gr. Zinnober 1 At.   3,06 Gr. aͤzender Kalk 1 –   2,00 Gr. Kohlenpulver ––––– 19,73 wurden, wie bei dem vorigen Versuche, gehizt. Sie gaben viel Queksilber, ohne daß sich Zinnober sublimirt hatte, und in dem Bauche der Retorte blieb eine graue, pulverartige Masse, die 6 Gr. wog, und aus Schwefel-Calcium (sulfure de calcium) mit Kohle und einigen fremdartigen Theilchen, die den Zinnober verunreinigten, aber nicht merkbar Queksilber enthielten, bestand. Bei diesem Versuche hat der Kalk das Queksilber vollkommen durch Beihuͤlfe der Kohle entschwefelt. Kohle besizt auch fuͤr sich allein die. Faͤhigkeit den Zinnober zu zersezen. Es bildet sich Schwefel-Kohlenstoff; da aber Schwefel-Queksilber beinahe eben so fluͤchtig ist, als das Metall, so sublimirt sich immer eine gewisse Menge, und entzieht sich der Wirkung der Kohle. Diese Menge ist verhaͤltnißmaͤßig desto groͤßer, je geringer die Masse ist, mit welcher man arbeitet, und sie wuͤrde 0 seyn, wenn man den Dampf durch Kohlen durchziehen liesse. Indessen ist es, im Großen wie im Kleinen, besser, wenn man ein Gemenge aus Kalk und Kohle anwendet, um den Zinnober zu zersezen, als wenn man Kohle allein braucht. Schwefel-Zink (Blende.) Kohlensaͤure Soda und Schwefel-Zink wirken auf einander bei Rothgluͤhhize mit Aufwallen, aber ohne daß sich metallischer Zink entwikelte. Man erhaͤlt eine gleichartige, gut geflossene, compacte, hellfalbe, undurchsichtige Masse. Wenn man 1 Atom kohlensaure Soda (666) auf 1 Atom Schwefel-Zink (604) anwendet, so enthaͤlt diese Mischung geschwefeltes Schwefel-Sodium, Schwefel-Zink und Zink-Oxid. Die Soda wird also durch den Zink reducirt, und es bildet sich keine Schwefelsaͤure, außer nur in geringer Menge, und nur in Folge der Beruͤhrung der atmosphaͤrischen Luft. Da das Schwefel-Sodium mehr Schwefel enthaͤlt, als die Schwefel-Verbindung im Minimum, so muß ein Theil des Schwefel-Zinkes sich auf Kosten der Kohlensaͤure des kohlensauren Alkali oxidiren. Wenn man der kohlensauren Soda Kohle zusezt, so bildet sich nicht mehr Zink-Oxid, sondern es sublimirt sich eine aͤquivalente Menge metallischen Zinkes. Der Kalk entschwefelt die Blende gleichfalls mit Beihuͤlfe der Kohle. Die Menge metallischen Zinkes, die sich sublimirt, ist desto großer, je hoͤher die Temperatur ist.   6,04 Gr. Schwefel-ZinkUm reinen Schwefel-Zink zu bereiten, loͤste ich Zinkdraht oder Zink in feinen Blaͤttchen in Schwefelsaͤure auf, schied daraus etwas Blei und Kohle, die sich zu Boden sezte, rauchte die Aufloͤsung bis zur Trokenheit ab, und sezte einige Tropfen Salpetersaͤure zu, um das Eisen zu uͤberoxidiren; gluͤhte dann gelinde aus, um einen Theil der schwefelsauren Verbindungen zu zersezen, und loͤste wieder in Wasser auf. Wenn die Fluͤßigkeit noch Eisen enthaͤlt, was man durch eine blausaure Verbindung leicht entdekte, so wiederholte ich die Operation, und wenn sich kein Eisen mehr zeigte, so fuͤgte ich einige Tropfen schwefelwasserstoffsaures Ammonium (hydrosulfate d'ammoniaque) der Aufloͤsung zu, um die Spur von Blei, die darin geblieben seyn koͤnnte, niederzuschlagen. Ich rauchte ab und troknete. Indem ich die reine schwefelsaure Verbindung, oder ein Gemenge derselben mit 15 p. Cent. Kohle langsam in einem gefuͤtterten Tiegel erhizte, verwandelte ich dieselbe in eine Schwefelverbindung; da aber fast immer ein Theil der schwefelsauren Verbindung durch die Hize zersezt wird, ehe die Kohle sie reduciren kann, so ist die Schwefelverbindung mit etwas Oxid gemengt. Man reinigt sie, indem man sie mit reiner und verduͤnnter Kochsalzsaͤure behandelt, die das Oxid leicht aufloͤst, und auf die Schwefelverbindung nur schwach wirkt. Man waͤscht sie, und troknet sie. Der reine Schwefel-Zink ist pulverartig, und so weiß, wie das Oxid. A. d. O. 1 At.   5,34 Gr. aͤzender Kalk 1 At. 1/2   1,00 Gr. Kohlenpulver ––––– 12,38 wurden bei 50 pyrometrischen Graden in einer kleinen porzellanenen Retorte gehizt: es blieb eine staubige grauliche Masse zuruͤk, die 10,7 Gr. wog, und man fand gegen das Ende des Halses der Retorte, auf einer Laͤnge von 5 bis 6 Centimeter, einen metallischen Zink-Absaz in großen Tropfen: die Menge mochte ungefaͤhr 1,32 Gr. = 0,22 betragen, d.h. ein Drittel von dem, was die Blende enthaͤlt.   6,04 Gr. Schwefel-Zink 1 At.   6,32 Gr. kohlensaurer Kalk 1 – ––––– 12,36 in einem gefuͤtterten Tiegel bei einer Temperatur von 150 pyrometrischen Graden gehizt, gaben ein Korn, das 4,6 g. wog, schwammig, zerreiblich war, und krystallinische, etwas gelblich weiße Koͤrner enthielt. Es loͤste sich in den Saͤuren unter starker Entwikelung von geschwefeltem Wasserstoffgase auf, und man fand darin nur sehr wenig Schwefel-Zink. Mehr als fuͤnf Sechstel dieser Schwefelverbindung mußten waͤhrend der Operation reducirt worden seyn. Es koͤnnte vortheilhaft seyn zu versuchen, ob dieses Mittel, die Blende zu behandeln, nicht auch im Großen mit Vortheil angewendet werden koͤnnte, und ob es nicht wohlfeiler zu stehen kaͤme, als das gewoͤhnlich angewendete, welches in Roͤstung der Blende und nachmahliger Reduction des Oxides durch die Kohle besteht. Schwefel-Zinn. Kohlensaͤure Soda wirkt auf das Schwefel-Zinn, wie auf den Schwefel-Zink, d.h., es zersezt es zum Theile, indem es eine gewisse Menge des Metalles oxidirt. Wenn Beruͤhrung oder Mischung mit der Kohle Statt hat, so scheidet sich der Theil des Zinnes, der ohne dieß oxidirt worden seyn wuͤrde, im metallischen Zustande.   9,37 Gr. Zinn-Kies (Proto-Schwefel-Zinn) 1 At.   6,66 Gr. kohlensaure Soda 1 – ––––– 16,03 in einem gefuͤtterten Tiegel bei Weißgluͤhhize gehizt, geben ungefaͤhr 3,67 Gr. Zinn, die Haͤlfte desjenigen, was die Schwefel-Verbindung davon enthaͤlt, und eine compacte, graue Schlake ohne Metall-Glanz, die aus einem halben Atom Schwefel-Zinn, und aus einem halben Atom Schwefel-Sodium mit kohlensaurer Soda gemengt besteht. 11,36 Gr. Musif (Per-Schwefel-Zinn) 1 At. 13,32 Gr. kohlensaure Soda 2 – ––––– 23,69 Gr. wie in dem vorigen Versuche gehizt, gaben nur 1,7 Gr. Zinn, d.i., ein Viertel desjenigen, welches die Schwefelverbindung enthielt, und um die Haͤlfte weniger, als das Proto-Schwefel-Zinn gibt. Wenn man das Verhaͤltniß des kohlensauren Alkali vermehrt, so erhaͤlt man eine groͤßere Menge Zinnes; es scheint aber nicht, daß man bei der Temperatur der kleineren Probir-Oefen jemahls mehr aus der Schwefelverbindung erhalten kann, als 3/4 desjenigen, was sie enthaͤlt. Mit 5 Theilen schwarzen Flußes gibt sie leicht 0,55. Schwefel-Eisen. Schwefel-Eisen wird sehr leicht von den kohlensauren Alkalien angegriffen. Kuͤnstliches Proto-Schwefel-Eisen, mit Einem Theile oder mit zwei Theilen kohlensaurer Soda oder Pottasche gehizt, schmilzt bei Rothgluͤhhize in eine sehr fluͤßige Masse, die durch das Erkalten in eine gleichfoͤrmige, schwarze, krystallinische und sehr magnetische Masse erstarrt. Wenn man diese Masse in Wasser digerirt, so loͤst sich etwas geschwefelte alkalische Schwefelverbindung auf, die nur eine geringe Menge Schwefelsaͤure enthaͤlt, woraus erhellt, daß es das Eisen und nicht der Schwefel ist, welcher jenem Theile des Alkali, der sich in Schwefelverbindung umwandelt, den Sauerstoff entzieht. Es ist wahrscheinlich, daß, bei dieser Operation, das Eisen nur auf den ersten Grad von Oxidation gebracht wird: die geflossene Masse muß daher ein Gemenge aus zwei Zusammensezungen seyn, wovon die eine aus Schwefel-Alkali und Schwefel-Eisen, die andere aus Alkali und Eisen-Protoxid besteht. Wenn Kohle in Beruͤhrung kommt, wird Schwefel-Eisen durch die kohlensauren Alkalien zersezt, so zwar, daß sich metallisches Eisen ausscheidet, und wenn man hinlaͤnglich hizt, schmilzt das ausgeschiedene Eisen zu einem Korne, und sondert sich rein von der Schlake. 10,80 Gr. kuͤnstliches Proto-Schwefel-Eisen 1 At. 13,32 Gr. kohlensaure Soda 1 – ––––– 24,12 in einem gefuͤtterten Tiegel einer Temperatur von 150° ausgesezt, gaben ein krystallinisches Korn von weißem Gusse, das sich aber unter dem Hammer merklich abplattete, ehe es zersprang, und 5,3 Gr. = 0,51 wog, d.h., mehr als 4/5 der Menge des Eisens, die in der Schwefelverbindung enthalten ist. Die Schlake war blaͤttrig, metallartig schwarz und etwas bronzirt; sie mußte sehr fluͤßig gewesen seyn, denn es sikerte etwas davon in die Fuͤtterung des Tiegels. Mit Beihuͤlfe der Kohle zersezen auch Schwererde und Kalk das Schwefel-Eisen großen Theils; da aber die doppelte Schwefelverbindung, die sich bildet, sehr wenig schmelzbar ist, so bleibt das metallische Eisen in kaum sichtbaren Theilen in dieser Schwefelverbindung zerstreut. Man erhizte in einem gefuͤtterten Tiegel bei 150° Hize 10,80 Gr. Proto-Schwefel-Eisen 1 At. 19,12      aͤzende Schwererde 1 – ––––– 29,92, und man erhielt ein schlakenfoͤrmiges Korn, das aus einer graulichen, blaͤttrigen und steinigen, Masse bestand, in welcher man eine Menge krystallinischer kleiner Koͤrner in sehr hohem Glanze grau schimmern sah. Man zerrieb das Korn, und behandelte es mit siedendem Wasser; die Aufloͤsung enthielt viel Schwefel-Barium. Man behandelte den Ruͤkstand mit Essigsaͤure, die auch noch Schwefel-Barium und etwas Eisen mit Entwikelung von geschwefeltem Wasserstoffe aufloͤste. Zulezt loͤste sich jener Theil, der von der Essigsaͤure unaufgeloͤst blieb, langsam in Schwefelsaͤure auf, unter staͤter Entwikelung beinahe geruchlosen Wasserstoff-Gases, zum Beweise, daß er nur sehr wenig Schwefel-Eisen enthielt. Diese Schwefelverbindung wurde beinahe vollkommen durch Schwererde zersezt. Die metallischen Schwefelverbindungen, die, wie man sah, so leicht durch die Alkalien und die alkalischen Erden mittelst Kohle zersezt werden, werden von diesen Basen durchaus unangreifbar, wenn sie mit einem gewissen Verhaͤltnisse von Kieselerde oder Boraxsaͤure verbunden sind, oder sich damit verbinden koͤnnen. So hat gemeines weißes Glas und Borax durchaus keine Wirkung auf die metallischen Schwefelverbindungen. Doppelt kieselsaurer Kalk (Bisilicate de chaux), oder ein Gemenge aus Kalk und Quarz in denjenigen Verhaͤltnissen, welche diese doppeltkieselsaure Verbindung geben, wirkt durchaus nicht auf das Schwefeleisen, selbst bei einer hohen Temperatur; wenn aber das Salz, (kieselsaures oder boraxsaures) einen gewissen Ueberschuß an Basis enthaͤlt, bleibt ein Theil dieser Basis mit der Saͤure in Verbindung, waͤhrend der andere Theil sich durch Beihuͤlfe der Kohle reducirt, und eine gewisse Menge dieser Schwefelverbindung zersezt. Der Kalk zersezt eine sehr bedeutende Menge Schwefel-Eisen, wenn er mit der Kieselerde in einem solchen Verhaͤltnisse steht, daß sich eine kieselsaure Verbindung, oder selbst eine Zusammensezung bilden kann, die sich der einfachen kieselsauren Verbindung mehr, als der doppelten, naͤhert. Diese Betrachtungen fuͤhren zu einer Folge, die in Hinsicht auf Behandlung der Eisenerze mit Kohks wichtig ist. Da die Kohks immer Schwefelkies enthalten, und das Eisen der Kohlengruben, welches am haͤufigsten auf diese Weise behandelt wird, oͤfters auch dergleichen enthaͤlt, so ergibt sich, daß, um einen Guß zu erhalten, der so wenig Schwefel, wie moͤglich, enthaͤlt, es zutraͤglich ist, die Schlaken soviel moͤglich mit Zuschlag (castine) zu uͤberladen. Indessen gibt es auch hier eine Graͤnze, die man nicht uͤberschreiten darf, indem, in dem Maße als das Verhaͤltniß des Kalkes dasjenige uͤbersteigt, welches zur Bildung der doppelt kieselsauren Verbindung nothwendig ist, die Schmelzbarkeit der Schlaken sich vermindert. Eine lange Erfahrung mußte in England das Verhaͤltniß kennen lehren, welches alle diese wuͤnschenswerthen Erfordernisse am besten erfuͤllt; nach der Untersuchung, die ich mit den Schlaken mehrerer Hochoͤfen vornahm, fand ich, daß dieses Verhaͤltniß so gestellt ist, daß in den Schlaken die Kieselerde beilaͤufig so viel Sauerstoff enthaͤlt, als alle Basen zusammengenommen. Die von mir untersuchten Schlaken enthalten folgende Bestandtheile: Textabbildung Bd. 24, S. 60 Doulais. Dudley. St. Etienne. Kieselerde. Kalk. Bittererde. Thonerde. Braunstein-Protoxid. Eisen-Protoxid. Schwefel. Calcium. 1) Hochofen zu Doulais, bei Mertyrthidvil, in Wales. Schlake, die man bei einem guten Guße erhaͤlt. Diese Schlake ist compact, steinig, mit glasigen Theilen gemengt, von der Farbe der durchgeschlagenen Erbsen; man findet oͤfters in den Hoͤhlungen derselben Krystalle, welche regelmaͤßige, achtekige, abgestuzte, vollkommen ausgebildete Prismen von der Laͤnge mehrerer Millimeter bilden. Diese Form ist die des Idokrases (Vesuvianes), die zu der Formel Textabbildung Bd. 24, S. 60 zu gehoͤren scheint: und dieß ist auch, beinahe, die der Schlaken-Krystalle von Doulais. Man kann sie also als kuͤnstliche Idokrase betrachten, denen etwas doppelt kieselsaurer Kalk beigemengt ist. 2) Hochofen zu Doulais. Schlake bei schlechtem Guße. Sie ist compact, steinig, schwarz, undurchsichtig. Kochsalzsaͤure greift sie stark an, entwikelt geschwefeltes Wasserstoffgas, und zersezt sie vollkommen. Ohne Zusaz im gefuͤtterten Tiegel geschmolzen, bleibt sie, dem Ansehen nach, unveraͤndert, und gibt einige Koͤrnchen Guß, die ungefaͤhr 0,01 wiegen. Um die Menge Schwefels zu bestimmen, hat man eine bestimmte Menge derselben in einem silbernen Tiegel mit Salpeter geschmolzen, und die dadurch gebildete Schwefelsaͤure auszumitteln gesucht. Die schwarze Farbe dieser Schlake laͤßt vermuthen, daß der Schwefel, den sie enthaͤlt, in derselben zum Theile mit Braunstein verbunden ist. 3) Hochofen zu Dudley bei Birmingham. Gewoͤhnliche Schlake. Sie ist compact, graulich, und hat einen glasigen Bruch. Saͤuren greifen sie nur schwer an. Alle Basen in derselben sind beinahe im Zustande einer kieselsauren Verbindung. Es ist auffallend, daß sie so viel Eisen enthaͤlt. 4) Hochofen zu Janon bei St. Etienne. Schlake, die man bei grauem Gusse erhaͤlt, d.h., wenn die Arbeit so gut wie moͤglich von Statten ging. Sie ist glasig, blaͤulich grau mit schwaͤrzlich grau schattirt, an einigen Stellen halbdurchscheinend, und wird von Saͤuren unter Entwikelung von geschwefeltem Wasserstoffgase vollkommen angegriffen. Ich vermuthe, daß der Schwefel darin großen Theils mit Calcium verbunden ist. 5) Hochofen zu Janon. Schlake, die man bei weißem Gusse erhaͤlt. Sie ist steinig, schwaͤrzlich grau mit Braun schattirt, von ungleichem Bruche, glaͤnzend, und hat einige Neigung zum blaͤttrigen Bruche. Saͤuren greifen sie mit Entwikelung von geschwefeltem Wasserstoffgase an. Der Schwefel ist darin wahrscheinlich zum Theile mit Eisen, zum Theile mit Calcium verbunden. Diese Bestandtheile sind so wenig von jenen der vorigen verschieden, daß man glauben muß, daß sie wenig Einfluß auf die Natur des Gusses hat, und daß dieser nur durch ein zufaͤlliges Erkalten im Ofen weiß wird. Der Hochofen zu Creusot, der einzige, der vor einigen Jahren in Frankreich mit Kohks betrieben wurde, lieferte nur schlechtes Eisen. Es scheint, daß dieses vorzuͤglich davon herruͤhrte, daß das Erz in diesem Ofen nicht einer hinlaͤnglich hohen Temperatur ausgesezt war; es ist aber auch wahrscheinlich, daß die Natur der Schlaken etwas zu diesem unguͤnstigen Resultate beitraͤgt. Diese Schlaken enthalten: Kieselerde 0,496; Kalk 0,302; Thonerde 0,150; Eisen-Protoxid 0,030; ––––– 0,978. Sie enthielten also viel weniger Kalk, als jene aus England oder aus St. Etienne; ihre entschwefelnde Wirkung mußte folglich sehr schwach seyn. Schwefel-Calcium ist, fuͤr sich selbst, unschmelzbar, und geht mit den kieselsauren Verbindungen keine Verbindung ein; es kann sich aber innig damit vermengen, und wenn es nicht in zu starkem Verhaͤltnisse vorkommt, hat es wenig Einfluß auf ihre Fluͤßigkeit. Ich habe in einem gefuͤtterten Tiegel 9 Glas, 1 Schwefel-Calcium geschmolzen, und ein wohl geflossenes, compactes, glasiges, dem groͤßten Theile seiner Masse nach durchscheinendes, an einigen Stellen aber undurchsichtiges oder emailartiges Korn bekommen. Bei Untersuchung der emailartigen Stellen fand ich, daß sie mehr Schwefel-Calcium, als durchscheinende Theile enthielten. 10 Gr. Saugroͤhren-Glas (verre à pivette) 10 Gr. Schwefel-Calcium in einem gefuͤtterten Tiegel geschmolzen, wie eine Eisenprobe, gaben ein gut geflossenes, vollkommen gleichartiges Korn mit glaͤnzendem Bruche; es war aber sehr blasig, zum Beweise, daß es nur in einem teigigen Fluße war. Es hatte einen stark schwefeligen Geschmak. Durch Wasser konnte man Schwefel-Calcium daraus abscheiden. Mit Kochsalzsaͤure brauste es lebhaft in Folge einer großen Menge geschwefelten Wasserstoffgases, das sich entwikelte. Das Schwefel-Calcium war also bloß beigemengt. Was aber hier hoͤchst sonderbar ist, ist dieß, daß die Masse des Kornes mit Kochsalzsaͤure sehr viel Gallerte gab, obschon die hier angewendete Glasart von dieser Saͤure durchaus nicht angegriffen wird. Es ist wahrscheinlich, daß eine gewisse Menge Schwefel-Calcium zersezt, und durch die Wasserdaͤmpfe, die sich aus der Fuͤtterung entwikelten, in Kalk verwandelt wurde, daß der auf diese Weise gebildete Kalk sich mit dem Glase verband, und daß dieses dadurch von den Saͤuren angegriffen werden konnte. Aus dem hier Erzaͤhlten folgt, daß die kieselsauren Verbindungen, welche eine alkalische Erde im Ueberschusse enthalten, die metallischen Schwefelverbindungen mit Beihuͤlfe der Kohle zum Theile zersezten. Ein Gemenge aus kieselsaurer und schwefelsaurer Verbindung, deren Basis eine alkalische Erde ist, bringt die entgegengesezte Wirkung hervor, d.h., eine solche Mischung versezt, wenn sie mitten unter Kohlen mit einem Metalle oder mit einem reducirbaren Metall-Oxide gehizt wird, einen Theil des Metalles in den Zustand einer Schwefelverbindung. Diese Wirkung sieht man sehr oft in metallurgischen Werkstaͤtten. So erhaͤlt man zu Chessy, wenn man Erze schmelzt, die schwefelsaure Schwererde enthalten, viel mehr Ueberzug (matte) und weniger eisenhaltige Schlaken, als wenn die Gangart nicht damit gemengt ist. (Annal. d. Min. V. Th. S. 530.) Ueberhaupt ist die Menge der metallischen Schwefelverbindung in dem Maße groͤßer, als das Verhaͤltniß der Kieselerde bedeutender ist, indem diese Substanz, die eine starke Verwandschaft gegen die Erde aͤußert, dieselbe ganz in Verbindung nimmt, einen Theil der Schwefelsaͤure frei macht, lind dem Schwefel gestattet, sich mit dem Metalle zu verbinden; waͤhrend, wenn die Kieselerde in geringer Menge vorhanden ist, sie nur einen Theil der schwefelsauren Verbindung zersezt, und das Uebrige sich in alkalische Proto-Schwefel-Verbindung reduciren laͤßt, die ohne Wirkung auf die Metalle ist. Phosphor-Verbindungen. Ich weiß nicht, wie die Alkalien sich mit den Phosphor-Metallen verhalten; ich habe aber untersucht, was geschieht, wenn man phosphorsauren Kalk in Beruͤhrung mit Kohlen, mit kieselsauren Verbindungen, und mit Metall-Oxiden erhizt, indem dieß in metallurgischer Hinsicht einiges Interesse darbiethet. Phosphorsaurer Kalk laͤßt sich durch Kohle nicht reduciren; auch nicht in der groͤßten Hize der Probier-Oefen; er kann sich, ohne sich zu zersezen, mit den kieselsauren Verbindungen vereinigen; wenn man ihn aber mitten unter Kohlen mit Kieselerde hizt, oder mit einer kieselsauren Verbindung, die Kieselerde im Ueberschusse enthaͤlt, so geschieht es, daß ein Theil der phosphorsauren Verbindung sich mit der Kieselerde meint, und der andere Theil so zersezt wird, daß der Kalk in die erdige Verbindung tritt, und die verfluͤchtigte Phosphorsaͤure durch Kohle reducirt wird, ohne daß sich Phosphor-Calcium bildet. Wenn man dem Gemenge ein Metall, oder ein reducirbares Metall-Oxid beisezt, sezt der Phosphor sich auf dieses Metall, und man kann eine metallische Phosphor-Verbindung rein und gesaͤttigt erhalten. 10 Gr. gegluͤhter phosphorsaurer Kalk,   5  – Quarz,   5  – gebrannter Thon, ––––––––– 20 wurden in einem gefuͤtterten Tiegel bei 150° erhizt. Sie gaben ein sehr hartes und sehr zaͤhes, halb geflossenes, Korn, das 17 Gr. wog. Es verfluͤchtigten sich demnach 3 Gr. Phosphor-Saͤure, d, h., beinahe zwei Drittel von dem, was die phosphorsaure Verbindung davon enthielt. Die Menge Saͤure, die sich zersezt, ist desto groͤßer, je mehr man Kieselerde anwendet, woraus folgt, daß, wenn man will, daß sich so wenig Phosphor, als moͤglich mit einem Metalle verbindet, das man mit phosphorsaurem Kalke und einer kieselsauren Verbindung schmilzt, man diese kieselsaure Verbindung mit einem Ueberschusse von Basis saͤttigen muß. So ist es, wenn man Eisen-Erze zu behandeln hat, die mit phosphorsaurem Kalke gemengt sind, wie es z.B. die kohlensauren Eisenerze aus Steinkohlengruben beinahe immer sind, sehr vortheilhaft, denselben so viel Zuschlag zuzusezen, als die Schlaken davon aufnehmen koͤnnen, ohne ihre nothwendige Fluͤßigkeit zu verlieren, eben so, wie es bei jenen Erzen geschehen muß, wo das Brenn-Material schwefelig ist. Man muß jedoch nicht vergessen, daß die Gegenwart eines Metalles die Zersezung des phosphorsauren Kalkes durch die Kieselerde erleichtert, und daher scheint es nicht moͤglich zu vermeiden, daß nicht eine gewisse Menge Phosphor-Eisen in den Hochofen sich bildet. Wenn man metallische Phosphor-Verbindungen mit phosphorsaurem Kalke bereiten will, so ist es nothwendig, daß die Schlake sehr leicht schmelzbar ist, damit die Phosphor-Verbindung sich in ein Korn, oder wenigstens in Koͤrner sammeln kann. Ich habe verschiedene Mischungen versucht; es gelingt mit 10 phosphorsaurem Kalke (calcinirten Knochen), 5 Quarzsand und 5 kohlensaurer Soda; es ist aber noch besser, 10 phosphorsauren Kalk, 5 Quarz und 5 Borax zu nehmen: diese Mischung gibt eine compacte Schlake ohne Blasen, die glasig, durchscheinend und opalisirend ist. Auf 100 Theile dieser Mischung sezt man 30 bis 40 Theile Metall-Oxid in Pulver oder Metall, fein gefeilt, zu, und hizt das Gemenge in einem gefuͤtterten Tiegel eine Stunde lang in einem Probier-Ofen. Wenn die Masse klein ist, so geschieht die Reduction durch Caͤmentation; wenn sie aber etwas bedeutend ist, so ist es, zur Beschleunigung der Arbeit, gut, dem Gemische Kohlenstaub beizusezen, in dem Verhaͤltnisse von ungefaͤhr 10 Theilen auf 100 Theile phosyhorsauren Kalk. Ich habe auf diese Weise Phosphor-Kupfer, Phosphor-Kobalt und Phosphor-Nikel und Zinn bereitet. Das Phosphor-Kupfer ist glaͤnzend grau, hoͤchst bruͤchig, und deutlich blaͤttrig: es schmilzt bei der Rothgluͤhhize. Phosphor-Kobalt ist blendend weiß, aͤußerst bruͤchig, blaͤttrig, und zeigt oͤfters in den Hoͤhlungen gekreuzte prismatische Nadeln: es ist nicht magnetisch, aber aͤußerst leicht fluͤßig. Phosphor-Nikel ist in jeder Hinsicht dem Phosphor-Kobalte aͤhnlich. Phosphor-Zinn hat die Farbe des Bleies: es ist halb dehnbar, wie das Proto-Schwefelzinn. Sein Gefuͤge ist blaͤttrig. Ich konnte keinen Phosphor-Braunstein erhalten; das Oxid blieb mit der Schlake verbunden, und es reducirte sich nur eine unbedeutende Menge.