Titel: | Analyse des Wein-Oehles, mit Bemerkungen über die sogenannten schwefelweinsauren Salze. Von Hrn. Hennell, an der Apothecaries-Hall. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XIX., S. 65 |
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XIX.
Analyse des Wein-Oehles, mit Bemerkungen
uͤber die sogenannten schwefelweinsauren Salze. Von Hrn. Hennell, an der
Apothecaries-Hall.
Hennell's, Analyse des Wein-Oehles.
Hr. Brande las diese Analyse vor
der k. Gesellschaft der Wissenschaften zu London vor, und die Annals of Philosophy
geben hiervon, N. 64, S. 291, folgenden Auszug:
„Hr. Hennell vermuthete anfangs, daß die
Elemente des Wein-Oehles dieselben mit jenen des Schwefel-Aethers
sind, und versuchte die relativen Verhaͤltnisse des ersteren dadurch zu
bestimmen, daß er die Daͤmpfe desselben uͤber gluͤhendes
Kupfer-Peroxid streichen ließ. Dadurch wurde schwefeligsaures Gas, und
schwefelsaures Kupfer jedes Mahl erhalten, und, um zu sehen, woher dieß kam,
wurde das Wein-Oehl in einer Aufloͤsung von kochsalzsaurer
Schwererde gehizt: es erfolgte aber kein Niederschlag, und nicht einmahl
Truͤbung, obschon Lakmuß-Papier das Daseyn einer freien
Saͤure zeigte. Bei Concentrirung der Aufloͤsung bildete sich
jedoch nach und nach ein Niederschlag von schwefelsaurer Schwererde, und zeigte,
daß die Schwefelsaͤure entweder in einem solchen Zustande von Verbindung
war, daß sie auf ihre Pruͤfungs-Mittel nicht wirken konnte, oder
daß ihre Elemente in dem Wein-Oehle in einem Zustande
ungewoͤhnlicher Verbindung waren. Aus 200 Gran Wein-Oehl mit
Kali-Aufloͤsung behandelt, bis zur Trokenheit abgeraucht und
gegluͤht, und dann nach und nach mit salpeter- und kochsalzsaurer
Schwererde behandelt, erhielt er 218,3 schwefelsaure Schwererde, die 74
Schwefelsaͤure anzeigt.
Bei wieder vorgenommener, und sorgfaͤltig, mit aller Ruͤksicht auf die
Natur der so eben angedeuteten Substanz, angestellter Analyse mit
Kupfer-Peroxid gaben 100 Gran Wein-Oehl 53,70 Kohlenstoff und 8,30
Wasserstoff; die 38 Theile Abgang kommen auf Rechnung der Schwefelsaͤure.
Diese Verhaͤltnisse zeigen, daß der Kohlenwasserstoff in Verbindung mit
Schwefelsaͤure ein Atom eines jeden Bestandtheiles enthaͤlt, zeigen
aber nicht wieviel Kohlenwasserstoff mit Schwefelsaͤure verbunden ist; denn
Wein-Oehl enthaͤlt immer einen Ueberschuß von diesem
Kohlenwasserstoffe aufgeloͤst, von welchem es unmoͤglich ist,
denselben gaͤnzlich zu befreien. Um diese Menge des Kohlenwasserstoffes in
Verbindung mit der Schwefelsaͤure zu
bestimmen, wurde etwas Wein-Oehl mit Wasser gehizt, und gefaͤllte
kohlensaure Schwererde zugesezt, die mit Aufbrausen aufgeloͤst wurde. Die
abgerauchte Aufloͤsung ward jedoch bald sauer, und es schlug sich
schwefelsaure Schwererde nieder. Eine andere auf dieselbe Weise behandelte Menge
Wein-Oehles, wo aber die Schwererde-Aufloͤsung durch
kohlensaures Kali gefaͤllt wurde, gab, nach dem Abrauchen bei 150° F.,
tafelfoͤrmige Krystalle, die sich leicht in Wasser und Alkohol
aufloͤsten, und mit einer dem Aether aͤhnlichen Flamme brannten. Diese
Krystalle hielten in 100 Theilen
28,84
Kali,
48,84
Schwefelsaͤure,
13,98
Kohlenstoff,
2,34
Wasserstoff,
7,00
Wasser.
––––––
101,00
Es sind also in diesem Salze vier Proportionalen Kohlenstoff, mit vier des
Wasserstoffes vereint, mit einer der Schwefelsaͤure verbunden, und geben so
Wein-Oehl.
Hr. Hennell hat erwiesen, daß dieses Salz identisch mit
dem schwefelweinsauren Kali ist. Waͤhrend er einige schwefelweinsaure Salze
zur Vergleichung mit demselben bereitete, fand er, daß die Saͤttigungs-Kraft der
Schwefelsaͤure durch Zusaz von Alkohol sehr vermindert wurde. 440 Gran
Schwefelsaͤure, mit ebensoviel Alkohol gemengt, brauchten zu ihrer
Saͤttigung nur 398 Gran etwas trokener kohlensaurer Soda, waͤhrend
ebensoviel reine Saͤure von lezterer 555 Gran hierzu forderten. Hieraus
erhellt, daß durch Zusaz von Alkohol zur Schwefelsaͤure leztere alsogleich in
Schwefelweinsaͤure verwandelt wird, und daß zugleich (außer oben angegebenen
Thatsachen) der Verlust an Saͤttigungskraft in der Schwefelsaͤure
nicht der Bildung einer Hyposchwefelsaͤure zuzuschreiben ist, wie die HHn.
Vogel und Gay-Lussac vermutheten.
Wenn man Wein-Oehl entweder in Pottasche-Aufloͤsung oder in
Wasser hizt, wird viel von dem uͤberschuͤßigen darin enthaltenen
Kohlenwasserstoffe in der Form von Oehl frei, das einem Balsame aͤhnlich ist.
Dieses Oehl gab, so wie die Krystalle, welche sich im Wein-Oehle von selbst
erzeugen, bei der Analyse Kohlenstoff und Wasserstoff beinahe in demselben
Verhaͤltnisse, wie das oͤhlerzeugende Gas. Bei den oͤfters
wiederhohlten Analysen zeigte sich aber immer ein kleiner Verlust, dessen Grund Hr.
Hennell nicht anzugeben wußte.