Titel: | Abhandlung über einen besonderen Grundstoff in den Samen der Hülsenfrüchte und Analyse der Erbsen und Bohnen. Von Hrn. Heinr. Braconnot etc. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XXXV., S. 152 |
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XXXV.
Abhandlung uͤber einen besonderen
Grundstoff in den Samen der Huͤlsenfruͤchte und Analyse der Erbsen und
Bohnen. Von Hrn. Heinr.
Braconnot etc.
Aus den Annales de Chimie. Januar 1827. S.
68.
Braconnot's, uͤber einen besonderen Grundstoff in den Samen
der Huͤlsenfruͤchte.
Ich wollte mir die Ursache erklaͤren, warum sogenanntes
hartes Wasser, wie manches Brunnen-Wasser, trokene reife Erbsen und andere
aͤhnliche Huͤlsenfruͤchte nicht weich siedet, sondern
dieselben, statt die Haut an ihnen aufspringen zu lassen, noch haͤrter machte
Um mir diese Thatsache hinlaͤnglich zu erklaͤren, mußte ich die Natur
der Stoffe, aus welchen die Huͤlsenfruͤchte bestehen, genau
untersuchen. Einhof hat diese Untersuchung bereits
begonnen; allein seine Arbeit, die nicht frei von Maͤngeln ist, insofern ich
sie nach dem Auszuge, den Hr. Thompson in seinem Système de Chimie (franzoͤs. Uebersezung
T. IV.) lieferte,Die Analyse der Erbsen (Pîsum sativum) und
der reifen Saubohnen (Vicia faba) von Einhof ist in Gehlens
Neuem allgem. Journ. der Chemie, Bd. VI. S. 115–140 enthalten. Einhof erhielt seine vegeto-animalische
Substanz aus den Erbsen auf die Art, daß er sie mit Wasser zerrieb, und
durch ein feines Sieb gab. Aus der durch das Sieb gelaufenen milchigen
Fluͤßigkeit sonderten sich zwei mehlartige Niederschlaͤge zu
verschiedenen Zeiten ab; der erstere hatte die aͤußere Beschaffenheit
des Staͤrkmehls der Erdaͤpfel, der zweite hingegen war
lokerer, verhielt sich aber auch wie Staͤrkmehl. Aus der vom
Staͤrkmehle abgegossenen milchigen Fluͤßigkeit, sonderte sich
auch nach 24 Stunden nichts ab. Sie wurde daher mit noch gleichviel kalten
Wassers verduͤnnt, 24 Stunden der Ruhe uͤberlassen, worauf sich
die vegeto-animalische Substanz als ein mehlartiges Pulver
abgesondert hatte; die Fluͤßigkeit hatte eine gelbliche Farbe. Diese
Substanz hat nach Einhof folgende Eigenschaften:
In kaltem Wasser ist sie unaufloͤslich, ebenso in siedendem, und
scheidet sich daraus unveraͤndert wieder ab. Mit etwas Wasser
angeruͤhrt und an einen warmen Ort gestellt, geht sie in eine
stinkende Faͤulniß uͤber; durch Kalk entwikelte sich aus der
faulenden Masse ein starker Geruch nach Ammoniak; eine hineingelegte
silberne Muͤnze verlor ihren eigenthuͤmlichen Glanz nicht. In
kaustischer Kalilauge loͤst sie sich ohne Erwaͤrmung leicht
auf. Saͤuren scheiden das Aufgeloͤste als eine weiße
kaͤseartige Substanz wieder ab. Selbst das mit Kohlensaͤure
voͤllig gesaͤttigte Kali konnte diese Substanz ohne
Erwaͤrmung und in betraͤchtlicher Menge aufloͤsen: die
Aufloͤsung wurde durch Saͤuren ebenfalls zersezt. Das
kohlensaure und reine Ammonium nahm sie auch auf, doch nicht in der Menge,
wie das kohlensaure und reine Kali. Gegen Saͤuren verhielt sich die
Aufloͤsung, wie die mit Kali bereitete. Salzsaͤure
und Essigsaͤure loͤsten sie auf, selbst Chlor, welches dadurch
seinen Geruch verlor. Maͤßig starke Salpetersaͤure nimmt
nichts von dieser Substanz auf, gibt ihr aber eine citronengelbe Farbe. In
Alkohol ist sie aufloͤslich, und zwar in groͤßerer Menge als
der Kleber reifer Getreidearten; durch Zusaz von Wasser wird diese
Aufloͤsung milchig, ohne daß sich etwas absezt; waͤsserige
Gallaͤpfeltinctur erregte in diesem Gemische eitlen kaͤsigen
weißen Niederschlag. Der Aether und die aͤtherischen Oehle nehmen
nichts von dieser Substanz auf. Getroknet gibt sie einen hellbraunen, durchsichtigen, dem Tischlerleim
aͤhnlichen Koͤrper, welcher leicht zu einem weißen Pulver
zerrieben werden kann, das die erwaͤhnten Eigenschaften der feuchten
Substanz in gleichem Maße besizt. Auf Kohlen geworfen knistert sie und
verbreitet einen starken Geruch nach brennenden thierischen Koͤrpern.
Aus acht Unzen reifen Erbsen erhielt Einhof 9
Quentchen 19 Gran dieser Substanz. A. d. R. beurtheilen kann, laͤßt noch manches zu wuͤnschen
uͤbrig.
Der unreine Stoff, den Einhof vegeto-animalischen
Stoff nennt, hat meine Aufmerksamkeit vorzuͤglich in Anspruch genommen. Er
enthaͤlt einen Grundstoff (principe
immêdiat), der ausgezeichnete Eigenschaften besizt, welche ihn nicht
mit anderen Koͤrpern verwechseln lassen. Nach mehreren von mir angestellten
Versuchen befindet sich derselbe in allen Samen mit fleischigen Samenlappen, die
einer der zahlreichsten und interessantesten Pflanzen-Familien
angehoͤren, naͤmlich den Huͤlsenfruͤchten oder den
Pflanzen mit Schmetterlings-Blumen. Ich schlage daher vor, diesen Grundstoff
Legumine zu nennen.
Von der Legumine.
Nachdem man trokene reife Erbsen einige Stunden uͤber in laues Wasser gelegt
hat, um sie zu erweichen und anschwellen zu machen, ruͤhrt man sie in einem
marmornen Moͤrser zu Brei, verduͤnnt die Masse mit reinem Wasser, und
schlaͤgt sie durch ein Sieb aus Roßhaar durch. Man erhaͤlt auf diese
Weise eine milchartige Fluͤßigkeit, die in der Ruhe alles Staͤrkmehl,
welches in derselben schwebt, zu Boden fallen laͤßt. Die daruͤber
stehende, noch truͤbe Fluͤßigkeit, haͤlt die Legumine
aufgeloͤst, wahrscheinlich mittelst einer Pflanzensaͤure, und diese
Fluͤßigkeit schaͤumt daher durch Schuͤtteln wie Eiweiß, das mit
Wasser durchgepeitscht wird. Indessen scheint sie keinen Eiweißstoff zu enthalten;
denn bei Einwirkung der Waͤrme zeigen sich keine geronnenen Floken, nur bei
allmaͤhlich fortschreitender Ausduͤnstung scheidet die Legumine sich
nach und nach in Form durchscheinender, wenig aufloͤsbarer, dem Anscheine nach schleimiger
Haͤutchen, die sich bis an das Ende erneuern. Sie scheint also nur schwach in
dieser Fluͤßigkeit in Aufloͤsung erhalten zu seyn, und strebt auch
nach und nach in der Ruhe sich auszuscheiden. Auf diese Weise frei aus den Erbsen
erhalten, ist sie unrein und bildet ein gruͤnliches Muß, und frisch und
gehoͤrig gewaschen aͤndert sie die blaue Farbe des Tournesols nicht.
Einhof sagt, daß sie die blauen Pflanzensaͤfte roͤthet, und mit Kalk
behandelt Ammonium entwikelt; dieß ist aber ein deutliches Merkmahl ihrer
anfangenden Veraͤnderung.
Nach demselben Chemiker lost sie sich in Alkohol auf; ich fand aber, im Gegentheile,
daß die Legumine im reinen Zustande in Alkohol durchaus unaufloͤsbar ist, und
indem ich sie selbst noch naß mit kochendem Alkohole wusch, erhielt ich sie in dem
reinsten, schoͤnsten Weiß, waͤhrend der Alkohol eine gruͤne
Farbe annahm, und nach seiner Verdampfung eine fette, geschmaklose,
gelblichgruͤne Masse zuruͤkließ, die alle Eigenschaften der
Chlorophylls besizt. Die auf diese Weise mit Alkohol gewaschene Legumine war in
einem eben so hohen Grade von Zertheilung, wie das Staͤrkmehl. Getroknet war
sie halb durchscheinend, und behielt ihre weiße Farbe.
Pflanzensaͤuren, wie Sauerkleesaͤure,
Aepfelsaͤure, Citronensaͤure u. dgl. loͤsen, mit einer großen
Menge Wassers verduͤnnt, die Legumine in ihrem Zustande von Zertheilung mit
ausserordentlicher Leichtigkeit auf; alle Mineral-Saͤuren aber
schlagen dieselben reichlich aus ihren Aufloͤsungen nieder, indem sie mit derselben
saͤuerliche, sehr wenig aufloͤsbare, Verbindungen bilden. Wenn,
nachdem man dieselbe Substanz durch etwas uͤberschuͤssige
Mineral-Saͤure niederschlug, man die ganze Masse erhizt, so
verschwindet der Niederschlag alsogleich; bei dem Erkalten gerinnt aber die
Fluͤßigkeit zu einer gallertartigen Masse, die einer Staͤrke
aͤhnlich ist, und bei angebrachter Waͤrme neuerdings fluͤßig
wird.
Reine Legumine, oder selbst solche, die aus ihrer Aufloͤsung durch eine
Mineral-Saͤure niedergeschlagen wurde, gibt, mit etwas
Pflanzensaͤure erhizt, z.B. mit Weinsteinsaͤure, eine dike, schleimige
Fluͤßigkeit, die, mit Wasser verduͤnnt, kaum saͤuerlich
schmekt. Gallaͤpfel-Aufguß bildet darin einen haͤufigen weißen
Niederschlag, der durch Einwirkung der Waͤrme sich zusammenzieht, und falb
wird. Diese schleimige Aufloͤsung wird durch Alkohol nicht merklich
niedergeschlagen; wenn man aber eine Mineral-Saͤure, wie
Salpeter- oder Schwefel-Saͤure, Hydrochlor- oder
Phosphor-Saͤure zusezt, so bilden sich haͤufige weiße flokige
Niederschlaͤge. Der Queksilber-Sublimat bringt keine merkliche
Veraͤnderung in dieser saͤuerlichen Fluͤßigkeit hervor: eben
dieß gilt von essigsaurem Bleie, von der essigsauren Baryt- und Thonerde.
Salpetersaurer Baryt und salpetersaures Blei, hydrochlorsaurer (salzsaurer) Kalk,
schwefelsaures Kupfer und Eisen, und uͤberhaupt alle Metallsalze, deren
Saͤure eine mineralische ist, erzeugen in dieser Aufloͤsung
haͤufige gallertartige Niederschlaͤge.
Die schwaͤchsten Alkalien, wie basische kohlensaure Soda, Ammonium oder
basisches kohlensaures Ammonium, mit vielem Wasser verduͤnnt, loͤsen
die reine oder mit Mineral-Saͤuren verbundene Legumine sehr schnell
auf. Sie wird auch leicht und in der Kaͤlte vom Kalkwasser aufgeloͤst,
besonders wenn sie frisch niedergeschlagen ist; man erhaͤlt dadurch eine
dike, schleimige Fluͤßigkeit, welche beim Einblasen von Luft wenigstens so
stark wie Seifenwasser schaͤumt. Alkohol und Mineralsaͤuren erzeugen
in derselben haͤufige, weiße Niederschlaͤge; Pflanzensaͤuren
hingegen faͤllen die aufgeloͤste Substanz nur dann, wann die
Fluͤßigkeit vollkommen neutral ist. Laͤßt man die Aufloͤsung
der Legumine in Kalkwasser sieden, so entsteht, selbst bei Verhuͤtung des
Zutrittes der Luft, ein Gerinnen, und die Fluͤßigkeit wird von
Salpetersaͤure nur mehr schwach getruͤbt. Sehr verduͤnntes
Barytwasser verhaͤlt sich wie Kalkwasser. Eine Aufloͤsung der Legumine in Wasser, welches
durch etwas Ammonium alkalisch gemacht wurde, gibt, beim Eindampfen,
durchscheinende, schleimige, in Wasser wenig aufloͤsliche, Haͤutchen,
welche sich bis an das Ende immer wieder erneuern. Die aus ihrer Aufloͤsung
durch verduͤnnte Schwefelsaͤure gefaͤllte Legumine, oder, wenn
man will, die saͤuerliche schwefelsaure Legumine gibt, bei Verduͤnnung
mit Wasser, eine gleichmaͤßige, milchaͤhnliche Fluͤßigkeit,
welche beim Sieden keine Veraͤnderung erleidet, und in welcher die Masse sehr
zertheilt bleibt, ohne sich aufzuloͤsen; erhizt man sie aber mit etwas
kohlensaurem Kalke, so entsteht ein dichtes, haͤufiges Coagulum, welches aus
Legumine und schwefelsaurem Kalke besteht. Kohlensaurer Baryt, Bittererde, Morphine,
Brunnen-Wasser etc. geben aͤhnliche Resultate. Die saͤuerliche
schwefelsaure, mit etwas kaltem Wasser angeruͤhrte, Legumine wird durch Zusaz
einer geringen Menge Salpetersaͤure nicht veraͤndert; mengt man aber
vor dem Zusaze dieser Saͤure etwas kohlensauren Kalk darunter, so entsteht
ein haͤufiges Coagulum, welches gleichfalls von einer Verbindung der Legumine
mit schwefelsaurem Kalke herruͤhrt. Die in Wasser zertheilte,
saͤuerliche salpetersaure Legumine bildet beim Erwaͤrmen mit etwas
kohlensaurem Kalke ebenso ein haͤufiges Coagulum, welches durch Verbindung
der Legumine mit kohlensaurem Kalke entsteht; in der Kaͤlte bildet sich aber
kein Coagulum, selbst nicht mit Salpetersaͤure. Die Farbe des
geroͤtheten Lakmuß-Papieres wird wieder blau, wenn man dasselbe in ein
Gemenge von saͤuerlicher salpetersaurer Legumine und Bleioxyd oder basischen
kohlensauren Kalk taucht; da sich aber einwenden laͤßt, daß dieser leztere
allein diese Wirkung hervorbringt, und da ich uͤberdieß noch Zweifel
uͤber die Reinheit der urspruͤnglich erhaltenen Legumine hatte, indem
sie wirklich noch Spuren von saͤuerlichem phosphorsauren Kalke zeigte, so
schien es mir unumgaͤnglich nothwendig, ein Mittel ausfindig zu machen,
wodurch dieselbe von allen fremden Substanzen gereinigt werden koͤnnte.
Diesen Zwek glaube ich auf folgende Weise erreicht zu haben: ich behandelte die gut
ausgewaschene saͤuerliche salpetersaure Legumine mit siedendem Alkohole, um
alle Chlorophylls zu entfernen; ließ sie hierauf mit Wasser kochen, welches durch
etwas Ammonium alkalisch gemacht worden war, um den groͤßten Theil dieses
Alkali auszutreiben, und sezte dann der Fluͤßigkeit Alkohol zu, welcher die
Legumine niederschlug. Sie glich, gut ausgewaschen, der Staͤrke, enthielt
kein Ammonium mehr und stellte doch die Farbe des geroͤtheten
Lakmuß-Papieres wieder her. Auf Papier ausgebreitet, bildet diese Substanz
einen firnißartigen Ueberzug, welcher, nachdem er troken geworden, glaͤnzt;
der Hize ausgesezt, wird sie fluͤßig, ohne zu gerinnen; die
Mineralsaͤuren, Sublimat, und die Metallsalze uͤberhaupt bilden mit
derselben, wenn sie in kaltem Wasser zertheilt ist, haͤufige Coagulum,
obschon sie nicht mehr aufloͤslich, als gekochtes Staͤrkmehl, zu seyn
scheint; uͤbrigens ist sie in Wanzen-Saͤuren leicht
aufloͤslich, und gibt beim Erhizen mit Gypswasser ein Coagulum, welches sich
von der klaren Fluͤßigkeit abscheidet. Jodine, welche man mit einer
Zertheilung dieser Substanz in Wasser in Beruͤhrung bringt, scheint dieselbe
in der Kaͤlte aufzuloͤsen; in der Waͤrme erhaͤlt man
aber einen schoͤnen Oppermentgelben Niederschlag. Diese Verbindung
veraͤnderte, nachdem sie gut mit Alkohol ausgewaschen war, selbst nach dem
Troknen ihre Farbe nicht; sie ist in kochendem Wasser unaufloͤslich, und gibt
mit Staͤrkmehl eine sehr dunkelblaue Farbe. In verduͤnntem Ammonium
loͤst sich diese Verbindung- sehr leicht auf, und entfaͤrbt
sich vollkommen; sezt man aber etwas Salpetersaͤure zu, so erscheint der
gelbe Niederschlag wieder mit seiner fruͤheren Staͤrke. Dasselbe gelbe
Pulver laͤßt, wenn man es in einer Glasroͤhre einer Temperatur
aussezt, welche jene des siedenden Wassers uͤbersteigt, die Jodine in
violetten Daͤmpfen fahren, und die Legumine bleibt mit ihrer
eigenthuͤmlichen, weißlichen Farbe zuruͤk, wenn die Hize nicht zu
stark war.
Obschon die Legumine nicht genug alkalische Kraft zu besizen scheint, um die Jodine
in Jod- und Hydrjod-Saͤure zu verwandeln, so besizt sie doch
nichts destoweniger eine schwache Alkalinitaͤt; sie loͤst sich zwar in
sehr verduͤnnten Alkalien auf; allein die Morphine wird auch von denselben
und selbst von Kalkwasser aufgenommen, wie ich, lange vor Hrn. Robinet, in einer Abhandlung uͤber den Extractivstoff gezeigt
habe.Journal de Physique de Lametherie. April
1817.A. d. O. Die Fluͤßigkeit, aus welcher sich die Legumine freiwillig, in
Verbindung mit der Chlorophylle, abgeschieden hatte, hielt noch eine große Menge
jener Substanzen aufgeloͤst, welche durch die Waͤrme nicht geronnen
waren; allein diese wurden durch Zusaz von etwas Gypswasser zum Gerinnen gebracht, wodurch sich
ein weißes, undurchsichtiges und dichtes Coagulum abschied, welches aus Legumine und
schwefelsaurem Kalke bestand. Brunnenwasser gibt ein aͤhnliches Resultat.
Dieß ist also, wie es scheint, die Ursache, warum die harten Wasser, welche
schwefelsauren und kohlensauren Kalk enthalten, die Huͤlsenfruͤchte
hart machen; ist dieß richtig, so laͤßt sich vermuthen, daß man das Weichsieden und die Zartheit der trokenen
Huͤlsenfruͤchte befoͤrdern kann, wenn man dieselben in
Wasser siedet, welches sehr schwach alkalisch gemacht, oder mit einer
Pflanzen-Saͤure, oder bloß mit Sauer-Ampfer
gesaͤuert wurde. Viele andere erdigen oder metallischen Salze
koͤnnen diese Fluͤßigkeit ebenfalls gerinnen machen; ebenso
verhaͤlt es sich mit etwas Harnsaͤure mit Beihuͤlfe der
Waͤrme.
Die Legumine laͤßt sich aus der Aufloͤsung in der Fluͤßigkeit,
von welcher die Rede ist, vollkommen durch Zusaz einer sehr geringen Menge einer
Mineralsaͤure niederschlagen; es entsteht dadurch ein haͤufiger weißer
Niederschlag, und die daruͤber stehende, vollkommen klare und beinahe
ungefaͤrbte, Fluͤßigkeit roͤchet das Lakmuß-Papier kaum
merklich; daraus geht hervor, daß sich die Mineralsaͤure ganz mit der
Legumine verbunden hat. Diese saͤuerlichen Verbindungen haben
gewoͤhnlich das Aussehen eines sehr duͤnnen Breies oder der gekochten
Staͤrke, und besizen, bis auf einen gewissen Grad, die Eigenschaft zu leimen.
Uebrigens sind sie in Wasser unaufloͤslich, und verhalten sich zu den
Alkalien und Pflanzen-Saͤuren, wie reine Legumine. Dieselbe
Fluͤßigkeit, von welcher wir sprechen, sezt, wenn man sie bis zu dem Puncte,
wo sie sich zu zersezen anfaͤngt, sich selbst uͤberlaͤßt, alle
Legumine ab, welche sie aufgeloͤst enthielt; was mir durch die Gegenwart des
saͤuerlichen phosphorsauren Kalkes beguͤnstigt zu werden scheint,
welchen sie mit sich niederreißt, und wodurch ihre Eigenschaften veraͤndert
werden.
Wenn die verduͤnnten Mineral-Saͤuren mir der Legumine
unaufloͤsliche, saͤuerliche Verbindungen bilden, so entstehen hingegen
ganz andere Erscheinungen, wenn man dieselbe mit diesen Saͤuren in
concentrirtem Zustande in Beruͤhrung bringt; denn diese loͤsen sie
sehr schnell auf. Ich mengte zu dieser pulverfoͤrmigen Substanz eine geringe
Menge Hydrochlorsaͤure, und es entstund sogleich ein diker, durchscheinender,
klebriger, sehr zaͤher Schleim, welchem das Wasser die
uͤberschuͤssige Saͤure nimmt, wobei eine weiße undurchsichtige
Substanz zuruͤkbleibt, die aus saͤuerlicher hydrochlorsaurer Legumine
entsteht.
Ich destillirte die schleimige Aufloͤsung der Legumine in
Salpetersaͤure; der Ruͤkstand gab, nach sorgfaͤltigem Troknen
und nach Behandlung mit Wasser, ein wenig aufloͤsliches Pulver, und eine
gelbe, sehr bittere und zusammenziehende Fluͤßigkeit, welche durch Eindampfen
eine merkliche Menge Sauerkleesaͤure gab. Der schwach aufloͤsliche,
gut abgewaschene Ruͤkstand hatte einen sauren Geschmak, und wurde, mir
Ausnahme einer geringen Menge sauerkleesauren Kalkes leicht von verduͤnntem
Ammonium aufgenommen; Salpetersaͤure brachte in dieser Aufloͤsung
einen haͤufigen weißen Niederschlag hervor, der keine Schleimsaͤure
war, wie man haͤtte glauben koͤnnen, denn er schmolz in der
Waͤrme wie Wachs, und hatte die Eigenschaften der Saͤure, welche ich
erhielt, als ich Salpetersaͤure uͤber Talg destillirte, und welche der
brenzeligen Fettsaͤure des Hrn. Thenard
Annales de Chimie et de Physique. T. LXXXVI. p. 98.A. d. O. aͤhnlich zu seyn schien. Sie ruͤhrt wahrscheinlich von der
fetten Substanz oder der Chlorophylle her, welche nicht von der, auf diese Weise mit
Salpetersaͤure behandelten, Legumine abgeschieden war. Die saͤuerliche
schwefelsaure Legumine in Pulverform gibt bei Behandlung mit kalter, concentrirter
Schwefelsaͤure einen diken Schleim, aus welchem das Wasser die
aufgeloͤste Substanz vollkommen abscheidet; sezt man ihn aber, vor dem Zusaze
des Wassers, der Waͤrme des Marienbades aus, so verliert er nach und nach an
seiner Consistenz, und nimmt eine dunkle Purpur-Farbe an; das Wasser erzeugt
dann keinen Niederschlag mehr, und die Legumine ist in eine Substanz verwandelt,
welche jener gleicht, die von Natur aus in den Erbsen und Bohnen enthalten ist, die
ich mit den Namen wenig animalisirter Stoff (matière peu animalisée) bezeichnete, und
welche in Wasser aufloͤslich, in Alkohol unaufloͤslich ist. Wenn man,
statt diesen Stoff aus der Schwefelsaͤure durch kohlensauren Kalk
abzuscheiden, die Fluͤßigkeit mit vier oder fuͤnf Mahl so viel Wasser,
dem Umfange nach verduͤnnt, und einige Stunden lang kochen laͤßt,
dabei immer soviel Wasser zusezt, als verduͤnstet, so erhaͤlt man bei dem Erkalten eine
Schichte fester fettiger Masse, welche die physischen Eigenschaften des Wachses
besizt: geschmolzen, und mehrere Mahle mit Wasser ausgewaschen, schmekte sie sauer,
und verband sich alsogleich mit den Alkalien. Ich werde bei diesem Stoffe nicht
stehen bleiben, indem er offenbar von der Chlorophylle herruͤhrt, die man von
der angewendeten sauren schwefelsauren Legumine nicht abgeschieden hat; ich will
hier nur bemerken, daß, unter gewissen Umstaͤnden, concentrirte
Schwefelsaͤure, gehoͤrig angewendet, oͤfters weit sicherer das
in mehreren Stoffen enthaltene Fett abscheidet. Die von der oben erwaͤhnten
Schichte fettiger Masse abgeschiedene saure Fluͤßigkeit ließ, mit salzsaurem
Kalke gesaͤttigt, dann filtrirt und abgeraucht, ein gelbliches Extract
zuruͤk, das wie Fleischbruͤhe schmekte, und aus welchem Kali Ammonium
entwikelte. Dieses Extract, mit kochendem Alkohole behandelt, ließ, als
Ruͤkstand, wenig animalisirten Stoff zuruͤk, der angenehm nach Osmazom
roch, und waͤsserige Aufloͤsung durch Gallaͤpfel-Aufguß
niedergeschlagen wurde. Die alkoholische Fluͤßigkeit ließ bei dem Erkalten
eine Menge kleiner, weißer, koͤrniger Krystalle von demselben Stoffe, wie ich
sie bei Behandlung der Muskelfaser und der Wolle durch Schwefelsaͤure
erhielt, fallen, und die ich Leucine nennen zu
muͤssen glaubte. – In einer glaͤsernen Retorte erhizt, schmilzt
die Legumine unter langem Aufblaͤhen, und man erhaͤlt als Product eine
beinahe unwahrnehmbare Menge sublimirten kohlensauren Ammoniums, und eine gelbliche
Fluͤßigkeit, die noch viel davon enthielt, so wie auch essigsaures und
schwefelwasserstoffsaures Ammonium. Es blieb eine glaͤnzende Kohle
zuruͤk, die sehr schwer zu verkohlen war, und die beinahe den dritten Theil
der destillirten Masse betrug. Die Legumine scheint weniger Stikstoff zu enthalten,
als der Eiweißstoff; sie enthaͤlt Schwefel, der auch leicht bemerkbar wird,
wenn man ihn in einem silbernen Gefaͤße kocht.Und doch macht Erbsensuppe oder Durchschlag silberne angelaufene
Loͤffel rein. A. d. Ueb. Dieselbe macht auch, frei erhalten, zumahl wenn sie anfaͤngt in
Faͤulniß uͤberzugehen,Sir John Pringle bemerkte schon vor 76 Jahren, daß
faulende thierische Koͤrper eine große Neigung besizen,
Gaͤhrung zu erregen. Dieser beruͤhmte Arzt sezte zwei
Quentchen faules Blut 4 Unzen Milch zu; nachdem die Milch 6 bis 7 Stunden
lang ruhig daruͤber gestanden war, entwikelte sich eine solche
Gaͤhrung, daß der Glas-Stoͤpsel aus der Flasche in die
Hoͤhe geschlagen wurde, und der Schaum sich uͤberall umher
verbreitete, obschon die Flasche nur zur Haͤlfte voll war. (S. Abhandlung uͤber die septischen und
antiseptischen Substanzen. A. d. O. den Zuker lebhaft gaͤhren; es bildet sich eine weinige Fluͤßigkeit, die, eine
laͤngere Zeit uͤber mit ihrem Boden-Saze sich selbst
uͤberlassen, sauer wird; dann geht aber ein Theil der Legumine mittelst der
entwikelten Saͤure in Aufloͤsung uͤber, und es entsteht eine
Fluͤßigkeit, die nur aͤußerst langsam durch das Filtrum laͤuft,
und in welcher Mineralsaͤuren Niederschlaͤge bilden. Diese, durch sich
selbst sauer gewordene, Fluͤßigkeit enthaͤlt beinahe keinen Essig,
wohl aber jene Saͤure, die ich fruͤher erhielt, als ich Erbsen und
Bohnen etc. sauer werden ließ, und die ich Nanceik-Saͤure (acide-nancéique) nennen zu muͤssen
glaubte, weil ich sie in ihren Eigenschaften sehr von jener Saͤure abweichend
fand, die Scheele und Berzelius Milchsaͤure (acide lactique)
nannten; uͤbrigens habe ich bemerkt, daß sie in diesen lezteren von vielen
fremden Substanzen verborgen ist.Annales de Chimie. 86. Bd. S. 98. A. d. O. Ohne Zweifel muß man die sehr nahrhaften Eigenschaften der
Huͤlsenfruͤchte großen Theils der Legumine zuschreiben. Nachdem wir
nun die Eigenschaften dieser Substanz angegeben haben, bleibt uns nur mehr die
Darstellung der Analyse uͤbrig, welcher wir trokne und reife Erbsen und
Bohnen unterwarfen, obschon diese kostbaren Gemuͤse schon von Einhof untersucht wurden.
Analyse der Erbsen.
100 Grammen Erbsen, die einige Stunden uͤber in lauem Wasser digerirt und
erweicht wurden, waren durch geringen Druk leicht von ihrer Schale oder ihrem
Samen-Haͤutchen zu befreien. Diese Haͤutchen wogen getroknet
8,26 Grammen. Sie geben wenig an das Wasser ab; kocht man sie aber mit Wasser,
welches durch Kali alkalisch gemacht wurde, so erhaͤlt man eine schleimige
Fluͤßigkeit, in welcher verduͤnnte Schwefelsaure einen gallertartigen
Niederschlag von Pektik-Saͤure hervorbringt. Der Ruͤkstand,
welcher in siedendem alkalisirten Wasser unaufloͤslich war, wog getroknet
5,36 Grammen, und bestand aus Holzfaser. Die Erbsen-Schalen enthalten nur
sehr wenig Legumine; denn, wenn man sie mit Wasser kocht, welches mit
Sauerkleesaͤure gesaͤuert ist, so erhaͤlt man eine
Fluͤßigkeit, welche durch Schwefelsaͤure nur schwach getruͤbt
wird. Jodine-Tinctur erzeugt eine ziemlich dunkle blaue Farbe, welche von
Staͤrkmehl herruͤhrt. Die, ihrer Schalen beraubten, Erbsen wurden in
einem Moͤrser in einen sehr feinen Brei verwandelt; diese Masse wuͤrde
mit destillirtem Wasser verduͤnnt, und auf ein Haarsieb geworfen, auf welchem
das Parenchym zuruͤkblieb; es wog gut ausgewaschen und getroknet 14,94
Grammen; wir werden spaͤter darauf zuruͤkkommen. Die truͤbe,
sorgfaͤltig gesammelte, und mit den Abwaschwaͤssern des Parenchyms
gemengte, Fluͤßigkeit ließ nach 24 Stunden alles Staͤrkmehl, welches
sie schwebend enthielt, zu Boden fallen. Das Staͤrkmehl wurde
sorgfaͤltig gesammelt und getroknet; es wog 33 Grammen, und war ganz weiß.
Die uͤber dem Staͤrkmehle stehende Fluͤßigkeit wurde mit einer
geringen Menge verduͤnnter Schwefelsaͤure versezt, die genau
hinreichte, um alle Legumine zu faͤllen; sie wurde hierauf nach einigen
Stunden filtrirt; auf diese Weise erhielt ich eine vollkommen durchsichtige, und
beinahe farblose Fluͤßigkeit, welche mit dem Abwaschwasser der, auf dem
Filtrum zuruͤckgebliebenen Substanz vereinigt wurde; diese Masse wurde, noch
feucht, mit siedendem Alkohole behandelt, der ungefaͤhr 1,2 Grammen
Chlorophylle aufnahm, und saͤuerliche schwefelsaure Legumine
zuruͤkließ, welche, getroknet, 18,4 Grammen trokene Legumine gab. Wenn man
den, durch Schwefelsaͤure erhaltenen, Niederschlag unmittelbar mit siedendem
Alkohole behandelt, statt ihn vorher mit vielem Wasser abzuwaschen, so
erhaͤlt man, abgesehen von der Chlorophylle, eine geringe Menge einer gelben
Substanz von gummiartigen Aussehen, welche sich in Wasser und Alkohol
aufloͤst, und einen sehr ausgesprochenen bitteren Geschmak besizt. Die
waͤsserige durchsichtige Fluͤßigkeit, welche von der, mit
Schwefelsaͤure gefaͤllten, Legumine abgeschieden worden war,
roͤthete kaum das Lakmuß-Papier; sie wurde jedoch mit etwas
kohlensaurem Baryte erwaͤrmt, hierauf filtrirt, und bis zur Consistenz eines
diken Syrupes eingedampft; es schied sich dabei schwefelsaurer Kalk ab, welcher, wie
es scheint, von der Zersezung des phosphorsauren Kalkes durch die
Schwefelsaͤure herruͤhrte. Nachdem der syrupartige Ruͤkstand
mit siedendem Alkohole behandelt worden war, ließ dieser beim Eindampfen beinahe 2
Gramme unkrystallisirbaren Zukers zuruͤk. Die Masse, welche der Einwirkung des
siedenden Alkoholes widerstanden war, wurde wieder in Wasser aufgeloͤst, dem
etwas Weingeist zugesezt wurde, um allen schwefelsauren Kalk abzuscheiden; hierauf
wurde die Fluͤßigkeit filtrirt und gehoͤrig eingedampft: Alkohol
schied daraus eine Substanz ab, welche wie Gummi aussah, und deren Gewicht ich auf 8
Gramme schaͤzte. Sie war schwach gefaͤrbt, und besaß einen angenehmen
Geruch und Geschmak wie Fleischbruͤhe. Ihre Aufloͤsung in Wasser gab
mit Gallaͤpfel-Aufguß einen haͤufigen Niederschlag.
Hydrochlorsaurer Kalk, essigsaure Thonerde, schwefelsaures Eisen-Oxydul
verursachten keine Truͤbung; aber essigsaures Blei, schwefelsaures
Eisen-Oxyd, Queksilber-Sublimat erzeugten darin Niederschlaͤge,
welche von der Gegenwart einer geringen Menge Legumine herruͤhren konnten. In
der That gab auch die Fluͤßigkeit, welche uͤber dem, durch essigsaures
Blei gebildeten. Niederschlage stand, nachdem das uͤberschuͤssige Blei
durch Schwefelwasserstoffsaͤure entfernt worden war, eine Substanz, welche
durch die Metallaufloͤsungen nicht mehr, durch
Gallaͤpfel-Aufguß hingegen, so wie vorher, gefaͤllt wurde. Bei
der Destillation gab sie ein saures Product, welches Ammonium enthielt. Diese
Substanz scheint also wenig animalisirt. – Ich komme nun auf die Untersuchung
der 14,94 Grammen des Parenchymes der Erbsen zuruͤk; sie bestanden
groͤßten Theils aus Staͤrkmehl, welches das siedende Wasser nur schwer
haͤtte entfernen koͤnnen.
Die Haͤlfte dieses Ruͤkstandes, d.h., 7,47 Grammen wurden in Wasser
gekocht, welches mit etwas Hydrochlorsaͤure gesaͤuert worden war;
alles Staͤrkmehl wurde aufgeloͤst, und zum Theile in gummiartige
Substanz verwandelt. Ammonium erzeugte in der sauren Fluͤßigkeit einen
gallertartigen Niederschlag von phosphorsauren Kalke, der keinen sauerkleesauren
Kalk enthielt; durch Zusaz von sauerkleesaurem Ammonium entstand dann ferner ein
anderer Niederschlag von sauerkleesaurem Kalke. Er wog 0,1 Gramme. Woher kann dieser
Kalk gekommen seyn? Ich glaubte anfangs, er koͤnne von pektiksaurem Kalke
herruͤhren, welchen ich in einigen Baumrinden entdekte, die gar keine, oder
nur sehr wenig Pektik-Saͤure geben, wenn man sie unmittelbar mit den
Alkalien siedet, eine große Menge hingegen liefern, wenn sie vorher mit
Beihuͤlfe der Waͤrme mit verduͤnnter Hydrochlorsaͤure
behandelt wurden, indem diese sich des Kalkes bemaͤchtigt, und die
Pektik-Saͤure frei macht; da ich aber nichts Aehnliches bei dem
Parenchyme der Erbsen bemerkte, so muß man wohl annehmen, daß dieser Kalk mit
Kohlensaͤure verbunden war. Ich haͤtte jedoch nicht gewagt, diesen
Schluß ohne das Beispiel des Hrn. Vauquelin zu ziehen,
welcher glaubt, daß der kohlensaure Kalk einen Bestandtheil der Rinde des Solanum Pseudo-Quina und der Quina bicolor ausmacht.
Jener Theil des Parenchyms, welcher nach der Wirkung des siedenden, mit
Hydrochlorsaͤure gesaͤuerten, Wassers zuruͤkblieb, wurde mit
Wasser behandelt, welches durch etwas Kali alkalisch gemacht worden war; die
siedende Fluͤßigkeit wurde hierauf durch ein Tuch geseiht, auf welchem eine
unaufloͤsliche, weichliche Substanz von gallertartigen Aussehen
zuruͤkblieb. Ich weiß sie bloß zu dem Faserstoffe zu sezen; sie wog nach dem
Troknen bloß 0,53 Gramme, oder 1,06 Gramme, fuͤr die 100 Gramme der ihren
Schalen beraubten Erbsen. Die alkalische, von dieser Substanz getrennte,
Fluͤßigkeit gab mit verduͤnnter Schwefelsaͤure einen
voluminoͤsen, gallertartigen, durchsichtigen Niederschlag, welcher alle
Eigenschaften der Pektik-Saͤure besaß. Die Jodine-Tinctur
bewies, daß er kein Staͤrkmehl enthielt; er enthielt auch keine Legumine,
denn eine schwache Aufloͤsung von Sauerkleesaͤure, welche mit dieser
Gallerte erhizt, und dann filtrirt worden war, wurde von den
Mineral-Saͤuren nicht getruͤbt.
Die, auf diese Weise erhaltene,
Pektik-Saͤure wog getroknet bloß 0,16 Gramme; allein es mußte viel
davon in dem siedenden gesaͤuerten Wasser, so wie durch die Abwaschwasser
verloren gegangen seyn. Die 7,47 Gramme des Parenchyms, welche mir noch
uͤbrig blieben, wurden unmittelbar mit Wasser behandelt, welches durch etwas
Kali alkalisch gemacht worden war; die, durch eine Saͤure gefaͤllte.
Saͤure gab mir eine durchsichtige Gallerte, welche, getroknet, 2 Gramme wog;
allein diese Pektik-Saͤure enthielt noch Starkmehl. Außer den
Substanzen, welche ich angegeben habe, finden sich in den Erbsen noch Spuren einer
organischen, zum Theile mit Kali gesaͤttigten, Saͤure, so wie eine
riechende Substanz.
100 Grammen stark getroknete Erbsen verloren 12,5 Gramme Feuchtigkeit. Sie enthalten
also nach unserer Analyse:
1)
Samen-Schalen
8,26
Gr., bestehend aus:
Holzfaser
5,36
Pektik-Saͤure
1,73
In Wasser aufloͤsliche Substanz,
Staͤrkmehl und Spuren von Legumine
1,17
2)
Staͤrkmehl
42,58
3)
Legumine
18,40
4)
Wasser
12,50
5)
Animalisirte, in Wasser aufloͤsliche, und
in Alkohol unaufloͤsliche Substanz
8,00
6)
Pektit-Saͤure mit etwas
Staͤrkmehl
4,00
7)
Unkrystallisirbarer Zuker
2,00
8)
Gruͤne fette Substanz (Chlorophylle)
1,20
9)
Faser der breyigen Masse
1,06
10)
Eine unbestimmte Menge einer bitteren, in Wasser
und Weingeist aufloͤslichen Substanz
––––
11)
Kohlensaurer Kalk
0,07
12)
Phosphorsaurer Kalk, phosphorsaures Kali,
organische, zum Theile mit Kali gesaͤttigte Saͤure,
Riechstoff und Verlust
1,93
–––––––
100,00
Gramme.
Analyse der Bohnen.
100 Gramme Bohnen gaben mir als Resultat:
1)
Samen-Schalen
7,00
Gr., bestehend aus:
Holzfaser
4,60
Pektik-Saͤure
1,23
In Wasser aufloͤsliche Substanz,
Staͤrkmehl und Spuren von Legumine
1,17
–––––––
7,00
Uebertrag
7,50
–––––––
2)
Staͤrkmehl
42,34
3)
Wasser
23,00
4)
Legumine
18,20
5)
Animalisirte, in Wasser aufloͤsliche, und
in Alkohol unaufloͤsliche Substanz
5,36
6)
Pektit-Saͤure mit etwas Legumine und
Staͤrkmehl
1,50
7)
Fette, wenig gefaͤrbte Substanz
0,70
8)
Faser der breyigen Masse
0,70
9)
Unkrystallisirbarer Zuker
0,20
10)
Phosphorsaurer Kalk, phosphorsaures Kali,
kohlensaurer Kalk, Spuren einer organischen, zum Theile mit Kali
gesaͤttigte Saͤure und Verlust
1,00
–––––––
100,00
Gramme.