Titel: Ueber eine neue Methode der Dachbedekung mit Zink; mitgetheilt vom Dr. Nöggerath, Königl. Preuß. Oberbergrathe und Professor bei der Rhein-Universität.
Autor: Nöggerath
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XLV., S. 223
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XLV. Ueber eine neue Methode der Dachbedekung mit Zink; mitgetheilt vom Dr. Noͤggerath, Koͤnigl. Preuß. Oberbergrathe und Professor bei der Rhein-Universitaͤt. Mit Abbildungen auf Tab. V. Noͤggerath, uͤber eine neue Methode der Dachbedekung mit Zink. In den Niederlanden wird bekanntlich von der Dachbedekung mit Zink sehr haͤufige Anwendung gemacht. Das große Zinkhuͤtten-Etablissement Mosselmann und Comp. in Luͤttich hat vorzuͤglich die Veranlassung dazu gebothen. Dieses Etablissement bezieht seinen Galmei von der beruͤhmten und reichhaltigen Lagerstaͤtte, der alte Berg oder Kulmes- (Galmei-) Berg genannt, bei dem Dorfe Moresnet zwischen Aachen und Luͤttich. Man hat seit der ersten Anwendung des Zinkes zur Dachbedekung verschiedene Methoden dazu gebraucht. Es ist deßhalb Naͤheres zu ersehen in Hollunder's Tagebuch einer metallurgisch-technologischen Reise durch Maͤhren, Boͤhmen, einen Theil von Deutschland und der Niederlande. Nuͤrnberg. 1824. S. 155 f. und in dem Kunst- und Gewerbe-Blatte des polytechnischen Vereins im Koͤnigreiche Bayern. 1819. N. 44 und 45. – Von der neuesten Methode, welche jezt in den Niederlanden am haͤufigsten angewendet, und fuͤr die vortheilhafteste gehalten wird, ist mir ein Metall zugekommen. Nach diesem und nach einigen mir dazu ertheilten muͤndlichen Erlaͤuterungen ist die nachfolgende Beschreibung nebst dazu gehoͤriger Zeichnung entworfen. Da noch keine Beschreibung dieser Methode vorhanden seyn duͤrfte, so schien beides der oͤffentlichen Mittheilung Werth zu seyn. Ich enthalte mich uͤbrigens der Vergleichung mit andern Methoden, da mir zu solchem Zweke nicht genuͤgende eigene Erfahrungen zur Seite stehen, glaube aber im Allgemeinen, daß dieses neue niederlaͤndische Verfahren die Schwierigkeiten, welche sich bei der Zinkbedachung uͤberhaupt darbiethen, moͤglichst vollstaͤndig uͤberwindet. Kurze Beschreibung einer neuen Methode der Zink-Dachdekung. Die ganze Dachbedekung besteht aus einzelnen Platten, welche 7 bis 9 Fuß Laͤnge und diejenige Breite haben, welche man in den Walzwerken den Zinkblechen gewoͤhnlich gibt. Fig. 18. zeigt uns eine solche Platte von der Vorderseite, Fig. 19. von der Raͤtselte, und Fig. 20. im Durchschnitte nach, m, n, der Fig. 18. Die beiden langen Seiten von jeder einzelnen, sind am Ende cylindrisch roͤhrenfoͤrmig, nach entgegengesezten Richtungen, naͤmlich die linke Seite, a, b, Fig. 18., und, a, Fig. 20. nach vorne, die rechte dagegen, c, d, Fig. 18., und, c, Fig. 20. nach hinten umgebogen. – Um die Platten gut biegen zu koͤnnen, muß man sie erst bis zu + 203° Fahrenheit erwaͤrmen,Das Erwaͤrmen wird in aͤhnlicher Art Statt finden koͤnnen, wie es bei Hollunder a. a. O. S. 162 f. beschrieben ist. Die Arbeiter haben bekanntlich ein empyrisches Kennzeichen fuͤr die richtige Temperatur; sie spuken naͤmlich auf die erwaͤrmte Zinkplatte, und wenn der Speichel mit Zischen darauf verkocht, so ist dieß der richtige Temperaturgrad. Gleich schaͤdlich ist es, wenn die Temperatur zu hoch oder zu niedrig ist, weil in beiden Faͤllen der Zink sehr leicht bricht. worauf man ihnen, auf einen eisernen walzenfoͤrmigen Model, durch Anklopfen mittelst hoͤlzerner Hammer, die gehoͤrige Gestalt gibt. Auf der Ruͤkseite sind sie mit einem vierekig laͤnglichen Zinkstreifen (h, i, k, l, Fig. 19., und, k, l, Fig. 18 und 21.) versehen, welcher an seinem oberen Ende angeloͤthet ist. Bei dem Dachdeken werden nun die einzelnen Bleche so mit einander verbunden, daß die cylindrischen auswaͤrts gebogenen Roͤhren auf der linken Seite, in die einwaͤrts gebogenen auf der rechten Seite der zunaͤchst liegenden Tafeln hineingeschoben werden. An ihrem obern Ende befestigt man jede Platte mit vier eisernen Naͤgeln durch vorgeschlagene Loͤcher, x, x, x, Fig. 18, 19, 21. an die Dachlatten. Auf der unteren Seite des Daches wird der Laͤnge nach, ein etwa 2 Fuß breites Zinkblech, o, p, q, r, Fig. 25. aufgenagelt, an welches man die Tafeln, welche die unterste Reihe bilden, dadurch befestiget, daß man die auf der Ruͤkseite derselben angeloͤtheten Zinkstreifen, (h, i, k, l,) fest unter selbiges hinunter schiebt. Die untersten Platten sind nicht gleich groß, sondern um dem ganzen Getaͤfel mehr Haltbarkeit zu geben, und es fester in einander zu fuͤgen, laͤßt man die gewoͤhnlichen Bleche mit andern etwas mehr als halb so langen, uͤbrigens ganz aͤhnlichen alterniren. Die naͤchst folgenden Reihen werden aber wieder durch Bleche von gleichen Dimensionen gebildet, und nur in der obersten muß man, wie leicht einzusehen, abermals die langen Tafeln mit den kuͤrzeren abwechseln lassen. Fig. 21. stellt die Vorderseite einer solchen kuͤrzeren Tafel dar. Bei der Verbindung der uͤber einander liegenden Bleche ist zu bemerken, daß man sie, um Luken zu vermeiden, uͤbergreifend legen muß, so naͤmlich, daß das obere Ende einer jeden Platte durch das untere Ende der zunaͤchst uͤber ihr liegenden bedekt, und an selbige durch den Zinkstreifen (h, i, k, l, Fig. 19.) fest angedruͤkt wird. Ganz unerlaͤßlich ist es, daß wenigstens noch die Koͤpfe der Naͤgel, mit welchen jede Tafel an die Dachlatte befestiget ist, durch das untere Ende der oberhalb liegenden Platte bedekt werden. Die Vernachlaͤßigung dieser Vorsichts-Maßregel wuͤrde bei hinzutretender Naͤsse die Oxydation des Zinks durch galvanische Einwirkung, zur Folge haben. Fig. 25. stellt ein Stuͤk des beschriebenen Dachgetaͤfels vor. Es bleibt nun noch uͤbrig das Verfahren, wie die an der Firste des Dachs zusammenstoßenden Tafeln der beiden Dachseiten mit einander verbunden werden, aus einander zu sezen. Man verbindet die an der Giebelkante einander gegenuͤber stehenden cylinderischen Roͤhren, mit einer ebenfalls halb cylinderischen, in der Mitte nach dem Dachwinkel eingebogenen Roͤhre, welche unten nach beiden Seiten zu, auf ein Paar Zoll, flach auslaͤuft. Fig. 22. zeigt uns diese Kappe, wie man sie fuͤglich nennen kann, im Grundrisse; Fig. 23. in der Seitenansicht, Figur 24. im senkrechten Laͤngendurchschnitte. Sie wird auf folgende Art angefertigt. – Man nimmt ein laͤngliches, vierekiges Stuͤk Zinkblech von den erforderlichen Dimensionen, und formt es in der Mitte, auf die schon vorher erwaͤhnte Weise, halb cylinderisch. Hierauf macht man genau in der Haͤlfte der ganzen Laͤnge, von beiden Seiten Quereinschnitte, welche so tief eingreifen, daß in der Mitte zwischen selbigen ein Raum von etwa noch 3 Zollen bleibt. Jezt wird das ganze Blech wieder gehoͤrig erwaͤrmt, und alsdann in einem Winkel gebogen, welcher demjenigen gleich ist, unter dem die beiden Dachseiten zusammen stoßen. Nun verbindet man noch die Einschnitte durch Loͤthen wieder mit einander. Die Dachkante zwischen dem Ausgehenden der Roͤhren, wird durch Zinkbleche, welche der Laͤnge nach in der Mitte, dem Dachwinkel conform eingebogen sind, uͤberdekt.Das Bedeken der Daͤcher mit Zink hat bei uns noch keinen großen Eingang gefunden, weil es bisher noch mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden war, und die Zinktafeln meistens rissig und so dem Durchdringen des Regens ausgesezt sind. Nach unserer Meinung sollte man in den Staͤdten das Bedeken der Daͤcher mit Zinktafeln von Polizei wegen verbiethen, weil dieses Metall, wie bekannt, das Verbrennlichste ist, und man sich einem in Flammen stehenden Gebaͤude, das mit diesem Metalle bedekt ist, wohl schwerlich wird naͤhern koͤnnen, weil der brennende Zink wie Phosphor umherspruͤht. Dagegen verdient bei flachen Daͤchern das gewalzte schwarze Eisenblech, das man nach dem Aufnageln mit Oehlfirniß zu uͤberstreichen, und mit Sand und Asche zu uͤbersieben hat, seiner Leichtigkeit, Dauer und Wohlfeilheit wegen, mehr Beachtung. A. d. R.

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