Titel: Ueber eine sonderbare Erscheinung an dem zusammengedrükten Kohlengase, und Nachricht über eine Explosion, die neulich in dem Stollen unter der Themse bei Rotherhithe Statt hatte. Von Hrn. Dr. Gordon.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LIII., S. 264
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LIII. Ueber eine sonderbare Erscheinung an dem zusammengedruͤkten Kohlengase, und Nachricht uͤber eine Explosion, die neulich in dem Stollen unter der Themse bei Rotherhithe Statt hatte. Von Hrn. Dr. Gordon. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April. 1827. S. 238. Gordon, uͤber eine Erscheinung an dem zusammengedruͤkten Kohlengase. Bekanntlich werden die tragbaren Gaslampen mit einem Gase gefuͤllt, das von einem Druke von 30 Atmosphaͤren zusammengepreßt ist. Als ich zu Manchester eine Fabrik fuͤr tragbare Gaslampen errichtete, ward die Sicherheit-Klappe bei einem Druke von 27 Atmosphaͤren hinausgeworfen, die unerfahrnen Arbeiter erschraken uͤber den Laͤrm, und es verging einige Zeit, bis die Verdichtungs-Pumpen gestellt waren. Bei Untersuchung der metallnen Klappe fanden wir dieselbe ganz mit einer schwarzen, feuchten, kohlenstoffartigen Masse uͤberzogen, die das uͤber dieselbe wegfahrende Gas auf derselben zuruͤk ließ. Die in der Naͤhe befindliche Wand war ganz mit aͤhnlicher schwarzer Masse uͤberzogen. Seit dieser Zeit hat mein Sohn, Alexander, diesen Versuch oͤfters wiederholt. Er laͤßt das Gas mit großer Gewalt aus einer tragbaren Gaslampe ausstroͤmen, und gegen ein Stuͤk dagegen gehaltenes weißes Papier stroͤmen, das augenbliklich mit einer schwarzen kohlenstoffartigen Masse belegt wird. Diese Entdekung bestaͤtigte meine lang gehegte Vermuthung, daß gekohlstofftes Wasserstoffgas nicht vielmehr als eine mechanische Verbindung zwischen Kohlenstoff und Wasserstoff ist, und daß, waͤhrend der ploͤzlichen Ausdehnung dieses Gases, der Kohlenstoff abgesezt wird. Hr. Brunel bedient sich schon seit einem Jahre der tragbaren Gaslampen bei seinem Stollenbaue unter der Themse. Vor einigen Wochen fiel eine große Gaslampe, die 84 Fuß Gas erhielt, bei dem Hinablassen, oben vom Schachte aus hinab, fiel unten auf einen spizigen Koͤrper, und erhielt ein Loch von ungefaͤhr 1/2 Zoll im Durchmesser an einem ihrer halbkugelfoͤrmigen Enden aus geschlagenem Eisen. Das verdichtete Gas fuhr laͤrmend heraus, dehnte sich bis zu seinem natuͤrlichen Umfange aus, entzuͤndete sich an den in dem Stollen brennenden Lichtern, und sengte mehrere Arbeiter ab, ohne jedoch irgend einen derselben bedeutend zu verlezen. Haͤtte man statt der tragbaren Gaslampen bei diesem unterirdischen Baue Gasroͤhren angelegt, und waͤre eine derselben geborsten, so wuͤrde sich ein sogenanntes schlagendes Wetter in dem Stollen erzeugt, und die Arbeiter wuͤrden in Lebensgefahr gerathen seyn. Man darf also nie Gasbeleuchtung durch Roͤhrenleitung in Bergwerken anwenden, und kann sich bloß der tragbaren Gaslampen daselbst mit Sicherheit bedienen.