Titel: | Ueber die Unglüksfälle bei Dampf-Kesseln. Von Hrn. Joh. Taylor, Esq., F. R. S. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LVII., S. 295 |
Download: | XML |
LVII.
Ueber die Ungluͤksfaͤlle bei
Dampf-Kesseln. Von Hrn. Joh. Taylor, Esq., F. R. S.
Aus dem Philosophical Magazine., N. S. N. 2. S.
126.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Taylor, uͤber die Ungluͤksfaͤlle bei
Dampf-Kesseln.
Mehrere Praktiker, die am meisten Gelegenheit hatten, die
Umstaͤnde kennen zu lernen, unter welchen Berstung der Dampf-Kessel
Statt hat, sind der Meinung, daß die Ursachen derselben Meilen nicht jenen einfachen
Charakter haben, den man ihnen gewoͤhnlich zuschreibt, und daß einige solche
Ungluͤksfaͤlle sich ereigneten, wo weder eine außerordentliche
Expansivkraft des Dampfes, noch Nachlaͤßigkeit in Anwendung der
gewoͤhnlichen Vorsicht, noch Schwaͤche des Materiales oder schlechte
Arbeit in solchem Maße vorhanden war, daß diese traurige Wirkung dadurch
haͤtte koͤnnen veranlaͤßt werden. Hr. Woolf theilte mir vor
einiger Zeit seine Ansicht uͤber diesen Gegenstand in einem Falle mit, wo,
wie er meinte, man eine Explosion des Gases in den Zuͤgen, oder wenigstens
außen an dem Kessel vermuthen konnte. Jede Untersuchung oder Eroͤrterung der
Ursachen der Zufalle, die fortfahren, unserer Methode der
Dampf-Benuͤzung zum Vorwurfe zu gereichen, muß, wie es mir scheint,
nuͤzlich werden. Meine Hauptabsicht ist vielmehr zu aͤhnlichen
Untersuchungen aufzumuntern, und dieselben zu veranlassen, als irgend eine Theorie
aus meiner eigenen Fabrik aufzustellen, obschon ich gestehe, daß einige neuere
Faͤlle Hrn. Woolf's Idee zu bestaͤtigen scheinenHr. Hare im Franklin Journal ist einer entgegengesezten
Meinung. Vergl. Miscelle Bd. XXIV. S.
270. A. d. U..
An den Bergwerken in Cornwall und in North-Wales sind Dampf-Maschinen
von hohem Druke bereits allgemein eingefuͤhrt; vorzuͤglich an den
ersteren, wo Dampf mit hohem Druke an Verdichtungs-Maschinen angebracht ist,
die nicht sehr von jenen des Hrn. Boulton und Watt dem Baue nach abweichen, und
unter diesen Maschinen befinden sich viele von ungeheurer Gewalt, und die
groͤßten in der Welt. Der Druk des Dampfes ist gewoͤhnlich zwischen 15
und 40 Pfund auf jeden Quadrat-Zoll der Sicherheits-Klappe, und die
Maschinisten sind uͤber die Vortheile, den Dampf bei noch hoͤherem oder bei
niedrigerem Druke zu gebrauchen, noch nicht einig.
Es wird noͤthig seyn, die gebrauchten Kessel zu beschreiben, damit man die
Sache gehoͤrig versteht, und jene Kessel anzugeben, die den
Ungluͤksfaͤllen unterworfen waren: denn, so viel ich weiß,
beschraͤnkten sich die Unfaͤlle bloß auf eine Art von Kesseln;
wenigstens jene Unfaͤlle, die mit Tod und Verderben verbunden waren.
Diese leztere Art von Kesseln, obschon sie aus diesem Grunde die
gefaͤhrlichste ist, ist doch diejenige, die am allgemeinsten gebraucht wird,
und da man glaubt, daß sie in anderer Hinsicht und unter gewissen Umstaͤnden
Vorzuͤge vor anderen Kesseln voraus haben, wird man wahrscheinlich
fortfahren, sie allgemein den uͤbrigen vorzuziehen, wenigstens so lang, bis
man irgend einen anderen Bau derselben auffindet, der diese Vorzuͤge zugleich
mit einer groͤßeren Sicherheit vereinigt. Dieß wird aber nicht so leicht
geschehen, indem man in Cornwall eine Menge Versuche mit den Kesseln angestellt hat,
und die Auslagen bei vielen Bergwerken daselbst dadurch so groß geworden sind, daß
nur wenige Bergwerks-Besizer geneigt seyn werden, sich in neue Versuche
einzulassen, wenn sie den guten Erfolg hiervon nicht vorher klar eingesehen
haben.
Die Dampf-Kessel, die ich als die gemeinsten beschreiben will, sind jene, die
so gebaut sind, daß eine Roͤhre in der anderen stekt: die innere
enthaͤlt den Feuerherd, und der Zwischenraum zwischen ihr und der
aͤußeren haͤlt das Wasser, und oben auf ist der Dampf. Diese Art von
Kesseln ward, wenn ich nicht irre, zuerst von Trevithic bei seiner einfachen
Maschine mit hohem Druke eingefuͤhrt. Er verfertigte die aͤußere
Roͤhre aus Gußeisen, und die innere, die oͤfters umgebogen war, so daß
sie einen doppelten Umlauf bildete, aus geschlagenem Eisen. Gegenwaͤrtig
werden beide Roͤhren aus geschlagenem Eisen oder aus gestrekten Platten
verfertigt, und die Form ist, ganz einfach, die einer Roͤhre, die durch eine
andere Roͤhre laͤuft. Die Enden des Kessels halten die Roͤhren
zusammen, so daß die innere Roͤhre an beiden Enden offen ist: an dem einen
Ende ist der Rost zum Feuer, an dem anderen tritt Rauch und Flamme heraus, und
lezterer wird gewoͤhnlich durch Zuͤge, die unter und laͤngs den
Seiten der aͤußeren Roͤhren hinlaufen, in den Schornstein
geleitet.
Figur 11. u.
12. Tab.
VI. zeigen die Querdurchschnitte; sie sind gewoͤhnlich 20 bis 35 Fuß lang;
der Durchmesser der inneren Roͤhre ist zwischen 3 und 4 Fuß, der der
aͤußeren 6 1/2 oder 7 Fuß. Erstere ist gewoͤhnlich 1/2 Zoll dik, die
aͤußere 3/2.
Man hielt gewoͤhnlich die aͤußere Roͤhre fuͤr den
schwaͤcheren Theil, indem sie fuͤr die Eisendike einen zu großen
Durchmesser hat, und dann die Enden des Kessels, welche, da sie flach und auf
Angel-Eisen aufgenietet sind, wahrscheinlich eher bersten, als wenn sie rund
gemacht worden waren. Man fand indessen nicht, daß dieß die Theile waren, die zuerst
barsten.
Die Vortheile, die ein Kessel bei diesem Baue gewaͤhrt, sind kuͤrzlich
folgende. Man hat durch Vergleichung der Schuldigkeiten, die die Maschinen nach den
monatlichen Berichten uͤber dieselbe thaten, und durch Berechnung derselben
gefunden, daß das Feuer bei diesen Kesseln besser ausgibt. Umstaͤnde, die
beim ersten Anblike unbedeutend scheinen, koͤnnen jedoch dieses Resultat
herbeifuͤhren helfen: ich vermuthe, daß die verschiedenen Eigenschaften der
Kohlen aus verschiedenen Gegenden mehr auf die Wirkung der Kessel Einfluß haben, als
man gewoͤhnlich glaubt. In Cornwall brennt man bloß Kohlen aus
South-Wales, die aus der Gegend von Swansea dahin gebracht werden; sie
haͤlt weniger Erdharz, als die uͤbrigen Steinkohlen, brennt nicht
leicht an, gibt aber ein starkes und anhaltendes Feuer; sie hat den Nachtheil eine
große Menge von Schlafen (Klinker) zu erzeugen, die sich an das Mauerwerk anlegen
und fest damit vereinigen, wenn sie mit demselben in Beruͤhrung kommen, so
daß sie haͤufige Reinigung des Schuͤrherdes fordern. Bei den
beschriebenen Kesseln ist kein Mauerwerk in der Naͤhe; die Schlaken
haͤngen sich nicht an den Eisenwaͤnden an, und die Reinigung kann
leicht und schnell geschehen; die Einwirkung des Feuers geschieht daher
regelmaͤßig und ununterbrochen.
Die zweite Art von Kesseln ist eine einfache Roͤhre aus geschlagenen
Eisenplatten von bedeutender Laͤnge, aber von kleinerem Durchmesser; die
Enden sind aus demselben Materials und halbkugelfoͤrmig; diese Kessel liegen
horizontal, und das Wasser fuͤllt bei weiten den groͤßten Theil
derselben aus. Das Feuer wird an dem unteren Theile angebracht.
Der Durchschnitt in Fig. 13. zeigt die Lage dieses Kessels gegen das Feuer. Die
gewoͤhnlichen Laͤngen desselben sind zwischen 20 und 40 Fuß, und der
Durchmesser betraͤgt 4 bis 5 Fuß. Die Platten, aus welchen diese Kessel verfertigt
werden, sind gewoͤhnlich 3/8 Zoll dik.
Dieser Bau der Kessel ist in America sehr gemein; in England war er nicht sehr
gebraͤuchlich, bis zur Zeit, wo die HHrn. Taylor und Martineau ihn
einfuͤhrten, die treffliche Kessel dieser Art verfertigen. Dadurch, daß sie
in dem Mittelpuncte des Kessels, wie die Figur zeigt, eine Querstange anbringen, und
dieß der ganzen Laͤnge nach in gehoͤrigen Zwischenraͤumen
wiederholen, gaben sie dem Kessel die groͤßte Staͤrke und
erleichterten auch das Ausbessern derselben. Nie habe ich gehoͤrt, daß ein
solcher Kessel geborsten waͤre, oder einen bedeutenden Unfall erzeugte.
Ich bediente mich dieser Kessel in unseren Bergwerken in North-Wales mit
großem Nuzen, und unsere Bergwerks-Vorstaͤnde und Maschinisten ziehen
sie jedem anderen vor, indem sie finden, daß sie schnell und wohlfeil Dampf
erzeugen. Da sie aber nicht wie in Cornwall an monatliche Berichte gehalten sind, so
laͤßt sich hieruͤber nichts mit voller Bestimmtheit behaupten.
Ich erwartete dieselben Vortheile, und zugleich groͤßere Sicherheit, bei
Anwendung derselben in Cornwall. Hierin habe ich mich aber getaͤuscht, und
dieß scheint von der Beschaffenheit der Steinkohlen herzuruͤhren. In
North-Wales hat man eine frei brennende harzige Kohle, die wenig oder keine
Schlaken gibt, die wesentlich von jenen in Cornwall, die ich oben beschrieben habe,
verschieden sind. Bei diesen lezteren Kohlen geben diese Kessel nicht reichlich
genug Dampf, und die Mauerwaͤnde uͤberziehen sich so schnell mit
Schlaken, und die Ofenthuͤre muß so oft zur Reinigung geoͤffnet
werden, daß sehr viel von der Wirkung des Feuers verloren, geht.
Die dritte Classe von Kesseln, die an den Bergwerken gebraucht wurde, ist jene nach
Hrn. Wood's Erfindung, mit einer Reihe von Roͤhren, die mit Wasser
gefuͤllt und dem Feuer ausgesezt werden. Auf diese Kessel nahm er ein Patent,
und es finden sich verschiedene Beschreibungen derselben in den Werken, die
daruͤber handeln. Eine Schwierigkeit ausgenommen, waren sie, wenn man
dieselbe beseitigen koͤnnte, die besten Kessel, die man bisher kennt; allein
man mußte sie um derselbenwillen aufgeben: die Roͤhren verderben
naͤmlich durch ihre Ausdehnung und durch ihr Zusammenziehen nicht bloß ihre
Zusammenfuͤgungen, die nothwendig sehr haͤufig vorkommen muͤssen, sondern das Wasser
wird auch aus einigen derselben durch die ploͤzliche Einwirkung des Feuers
gaͤnzlich ausgetrieben, die Roͤhren werden dadurch verdorben, und
bersten. Es entstand zwar dadurch kein anderer Nachtheil, als haͤufige
Ausbesserung; allein dieß ist Schaden genug.
Ueber vier Unfaͤlle durch das Bersten der Dampfkessel, die zu meiner Kenntniß
gelangten, weil sie sich an Bergwerken zutrugen, an welchen ich interessirt bin, und
zwar in den lezten zwei drei Jahren muß ich bemerken, daß alle an Kesseln der ersten
Art Statt hatten. Sie wurden unter der Aufsicht verschiedener Mechaniker errichtet,
wurden in verschiedenen von einander entfernten, in verschiedenen Gegenden des
Koͤnigreiches gelegenen Fabriken aus Materialien, die aus verschiedenen
Gegenden kamen, verfertigt; sie waren meistens beinahe ganz neu, oder wenigstens
durch den Gebrauch noch nicht sehr verdorben; waren jede mit
Sicherheits-Klappen und Meß-Haͤhnen versehen; obschon ich
uͤbrigens gestehen muß, daß man in den Grubenhaͤusern auf die
Dampf-Kessel weniger Acht gibt, als man, wuͤnschen moͤchte.
Der erste Unfall ereignete sich an einem der sechs Kessel zu Wheal-Fortune,
welche dort die große Dampfmaschine mit 90zoͤlligem Cylinder versehen. Ich
erinnere mich nicht, daß irgend etwas Merkwuͤrdiges daran zu beobachten war.
Die Verlezung beschraͤnkte sich auf den Kessel selbst und veranlaßte keine
besondere Eroͤrterung. Der Maschinist war Hr. Woolf.
Der zweite ward durch den Umstand ausserordentlich, daß zwei Kessel in demselben
Augenblike, oder beinahe in demselben Augenblike, zersprangen. Dieß geschah an dem
Zinn-Bergwerke zu Polgooth, wo in demselben Hause drei Kessel zum Betriebe
einer Maschine mit 80zoͤlligem Cylinder angebracht waren. Man ließ die
Maschine eine kurze Zeit uͤber still stehen, um einige Ausbesserungen an der
Pumpe in dem Schachte vorzunehmen; es zeigte sich aber nach dem Unfaͤlle bei
der genauesten Untersuchung, die man nur immer anstellen konnte, daß der Dampf
durchaus keinen furchtbaren Grad von Druk angenommen hatte, und daß das Wasser auch
nicht so niedrig stand, daß die Roͤhre durch unschikliches Heizen hatte in
Gefahr gerathen koͤnnen. Der Maschinist war Hr. Sims, und die Kessel sowohl, als die Maschine,
waren beinahe noch neu.
Ein Mann wurde ungluͤklicher Weise getoͤdtet, und der Schornstein des
Maschinen-Hauses, so wie das Gebaͤude sehr zerrissen. Die inneren
Roͤhren der Kessel waren sehr zusammengedreht und zerrissen. Capitaͤn
Reed, der sich in der Naͤhe befand, hoͤrte eine Explosion etwas vor
der anderen; der erste Knall hatte aber noch kaum aufgehoͤrt, als der zweite
schon sich hoͤren ließ.
Einige Zeit darauf sprang einer der Kessel an dem 64zoͤlligen Cylinder der
East Crennis Grube. Auch diese Maschine stand unter Aufsicht des Hrn. Sims, war aber bereits viel
laͤnger im Gange, als jene zu Polgooth. Die innere Roͤhre war
zusammengedruͤkt, als ob das Feuer den oberen Theil derselben erweicht hatte,
obschon kein anderer Grund zu der Vermuthung vorhanden war, daß das Wasser zu
niedrig stand. Die Enden waren in Stuͤke gerissen, und die Roͤhre ward
nicht bloß aus ihrem Gehaͤuse, sondern aus dem Hause hinaus geworfen,
waͤhrend das Gehaͤuse selbst an seiner Stelle und unbeschaͤdigt
blieb. Niemand ward bedeutend verlezt.
Der lezte Unfall, der vorzuͤglich zu diesen Bemerkungen leitete, ereignete
sich an den Mold-Mines in Flintshire an einem Kessel von aͤhnlichem
Baue. Einer der drei Kessel, die die Pen-y-fron-Maschine mit
66zoͤlligem Cylinder treiben. Capitaͤn Francis, Hauptagent, hat sie
errichtet; spaͤter kam sie unter die Aufsicht des Maschinisten, Hrn.
Bawden.
Das aͤußere Gehaͤuse blieb, wie an der Maschine zu East Crennis,
unbeschaͤdigt, und selbst das Gewicht auf dem Hebel der
Sicherheits-Klappe blieb unberuͤhrt; die innere Roͤhre war auch
nicht aus ihrer Stelle geruͤkt, obschon sie eine große Streke ihrer
Laͤnge nach zusammengedruͤkt und gleichsam flach gedruͤkt war,
jedoch in einer anderen Richtung, als jene zu East Crennis. Die Seiten
naͤherten sich hier einander, nicht der Boden dem oberen Theile, und waren so
sehr aneinander gedruͤkt, daß sie einen Ziegelstein zwischen sich fest
hielten, von dem man nicht begreifen konnte, wie er dahin kam. Der Theil, in welchem
der Feuerherd angebracht war, und eine Streke in der Naͤhe desselben behielt
seine urspruͤngliche Form. Hier, wie zu East Crennis schien es, als ob die
Enden das Angel-Eisen mehr durch Zusammenziehung der Roͤhre, als durch
Druk nach außen zerrissen haͤtten.
Zufaͤlliger Weise konnte man sich hier uͤber den Stand des Dampfes und des Wassers etc.
besser unterrichten, als bei anderen aͤhnlichen Unfaͤllen. Es schien
gewiß, daß der Druk des ersteren nicht groͤßer war, als 30 Pf. auf den
□Zoll, und daß ersteres beinahe auf der gehoͤrigen Hoͤhe war.
Es war ein Bleipfropfen uͤber dem Feuer, der gewiß geflossen seyn
wuͤrde, wenn dieß nicht der Fall gewesen waͤre.
Man ließ die Maschine einige Minuten lang still stehen. Der Mann, der die Maschine zu
bedienen hatte, oͤffnete die Ofenthuͤren an den drei Kesseln, und
hatte die Dampfer an zwei derselben geschlossen; er war an dem dritten, um den
Daͤmpfer herabzulassen, und kaum war dieß geschehen, als ein Feuerstrom aus
dem Ofen herausfuhr, und beinahe augenbliklich darauf die Explosion erfolgte,
wodurch er von dem Aschenthore weg auf eine bedeutende Hoͤhe uͤber dem
Boden der Maschine, die dicht an einem steilen Huͤgel stand, geworfen wurde.
Er kroch hinauf und entrann dadurch dem Strome von siedendem Wasser, der
augenbliklich darauf herausfuhr. Zwei andere Weiter in dem Kesselhause waren nicht
so gluͤklich: sie wurden augenbliklich durch dieses siedende Wasser
getoͤdtet: man fand sonst keine andere Beschaͤdigung an ihrem
Koͤrper.
Stand, in diesem Falle, der aus dem Schuͤrloche ausstroͤmende
Feuerstrom in irgend einer Verbindung mit der Explosion?
Und wenn man zugibt, daß der Dampf so stark druͤkte, daß er durch bloß
regelmaͤßige Expansions-Kraft einen solchen Kessel beschaͤdigen
konnte, konnte nicht die Berstung durch einen ploͤzlich gebildeten leeren
Raum beguͤnstigt werden?
Scheint nicht die Berstung des einen Kessels nach dem anderen, wie zu Polgooth
anzudeuten, daß aͤußere Ursachen mitgewirkt haben?
Ist es moͤglich zu begreifen, – angenommen, daß der Druk, wie zu
Polgooth, in beiden Kesseln gleich war, da sie mit einer und derselben
Dampfroͤhre in Verbindung standen – daß die relative Staͤrke
der beiden Kessel so genau dieselbe seyn sollte, daß, wenn dieselbe
Expansiv-Kraft den einen Kessel sprengt, sie auch den anderen sprengen
muß?
Wurde nicht alle Beregnung und alles Raͤsonement in Bezug auf die
Staͤrke der Kessel bisher bloß auf eine gleichfoͤrmig wirkende
Expansiv-Kraft gegruͤndet, und wenn wir die Wirkung einer
Erschuͤtterung oder irgend einer Art von Stoß vermuthen oder zulassen,
muͤssen wir dann nicht einer anderen Schaͤzung uns bei ihrem Baue
bedienen?
Meine Absicht ging bloß dahin, die Thatsachen so darzustellen, wie sie sind, nicht
eine Erklaͤrung desjenigen zu versuchen, was bisher noch in Dunkelheit
begraben liegt. Um aber nichts zu vernachlaͤßigen, was in meinen
Kraͤften liegt, um die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu leiten, will
ich eine Annahme wagen. Wir sehen an der Maschine zu Pench-y-fron, daß
die Ofenthuͤren geoͤffnet, und die Dampfer geschlossen, also der Zug
der Luft durch die Zuͤge hinauf unterbrochen wurde. Der Raum zwischen dem
Feuer und den Dampfern ist mit atmosphaͤrischer Luft und mit einer gewissen
Menge Kohlengas gefuͤllt. Die Menge des lezteren wird durch die zersezende
Eigenschaft des Feuers vermehrt, bis jenes Verhaͤltniß entsteht welches die
Knallluft bildet. Diese entzuͤndet sich, und bildet den Feuerstrom, den wir
herausfahren sahen. Dadurch entsteht aber ploͤzlich ein leerer Raum in der
Roͤhre. Die andere Seite, die vom Dampfe gedruͤkt wird, gibt dem
ploͤzlich entstehenden Impulse nach, und berstet bei einer Kraft, die um
vieles kleiner ist, als noͤthig waͤre, um bei gleichfoͤrmiger
Wirkung eine Berstung zu erzeugen.
Einige vermuthen, daß Wasserstoffgas durch Zersezung des Wassers bei kleinen
Spruͤngen im Kessel gebildet wird.
Daß oͤfters ploͤzliche Entzuͤndung von Gas in den Schornsteinen
dieser Maschinen Statt hat, ist, wie ich glaube, eine hinlaͤnglich bekannte
Sache. Man sieht deutlich bei der Nacht, daß Flammenguͤsse ploͤzlich
aus den Schornsteinen solcher Maschinen emporsteigen, die Umgegend beleuchten, und
oft in einer bedeutenden Hoͤhe uͤber den Gipfel des Schornsteines
hinausfahren; nach einigen Augenbliken aber wieder verschwinden und in den
Schornstein zuruͤksinken und Alles im Dunkel lassen. Dieß bemerkte ich nie in
Gegenden, wo man Kohlen brennt, die wenig Erdharz enthalten. Diese Thatsache ist
vielleicht an sich nicht wichtig; mehrere haben sie aber bemerkt, und auf den
besprochenen Unfall bezogen, und sie verdient daher hier allerdings
Erwaͤhnung.
Obschon ich die Berstungen an Kesseln beschrieb, deren man sich bei Maschinen mit
hohem Druke bedient, so denke ich doch durchaus nicht, daß Kessel bei einem
geringeren oder niedrigerem Druke des Dampfes sicherer sind. Kessel zu
Dampf-Maschinen mit hohem Druke muͤssen sehr stark seyn, und koͤnnen nur bei einer
großen Vermehrung der Kraft uͤber den berechneten Punct des Widerstandes, den
sie zu leisten vermoͤgen, nachgeben, und dieß wird nur sehr selten geschehen.
Kessel mit niedrigem Druke sind aber so zu sagen schon von Natur aus schwach, und
die geringste Sorglosigkeit bei ihrer Bedienung erhoͤht den Druk des Dampfes
uͤber den Berstpunct: und wenn sie bersten, sind die Folgen nicht minder
schreklich. Ich will, mit Umgehung anderer Ungluͤksfaͤlle, nur des
Unfalles erwaͤhnen, der ungefaͤhr vor einem Jahre an einem Kessel von
der alten kugelfoͤrmigen Bauart, die noch in einigen Gegenden des
Koͤnigreiches haͤufig gebraucht wird, auf einer Grube in Flintshire, 7
Meilen ungefaͤhr von Mold Mines Statt hatte. Dieser Kessel barst bei
niedrigem Druke, und toͤdtete 16 Menschen. Van brachte zwei kleinere von der
zweiten oben beschriebenen Art dafuͤr an mit hohem Druke und mit vollkommener
Sicherheit.