Titel: | Rettungs-Apparat bei Feuers-Gefahr. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LXXX., S. 392 |
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LXXX.
Rettungs-Apparat bei
Feuers-Gefahr.
Aus dem Mechanics' Magazine. N. 189. 7. April l.
J.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Rettungs-Apparat bei Feuers-Gefahr.
Fig. 18.
stellt einen Apparat dar, wodurch man von der Straße aus die Leute aus den oberen
Stokwerken der Haͤuser herablassen kann.
D, E, sind zwei Haken, welche mittelst zweier Stangen
mit einander verbunden sind, die anderthalb Fuß in der Laͤnge halten. An jedem Ende derselben
ist ein Ring befestigt, und in der Mitte ein hohler Kegel, zur Aufnahme der Spize
der Stange, A. F, G, ist ein leichter Korb aus Weiden
oder Draht geflochten, anderthalb Fuß breit und vier Fuß lang. Das Ende, F, ist schief geneigt, so daß es einen stumpfen Winkel
mit dem Boden des Korbes bildet, wodurch es sich bei dem Hinaufziehen dicht an das
Fenster anlegen kann. Zu jeder Seite sind zwei Ringe, F, G,
H, I, befestigt: die Ringe zunaͤchst an den Haken sind oben, die
anderen an dem Boden des Korbes angebracht. Vielleicht waͤren kleine Rollen
oder Haspel besser, als diese Ringe. F, H, sind zwei
Seile. Ein Ende derselben ist in den Ringen an den Enden der Haken befestigt, und
die Seile laufen von hieraus durch die Ringe an den Seiten des Korbes. A, ist eine zusammengesezte Stange, die aus mehreren
sechs Fuß langen Stuͤken besteht. Ein Ende jedes dieser Stuͤke ist
zugespizt, und das andere mit einem hohlen Stiefel versehen, der in dasselbe
eingebohrt und mit Eisen beschlagen ist, um das spizige Ende in sich aufzunehmen.
Jedes Stuͤk ist mit dem naͤchst anstoßenden mittelst einer kurzen
Kette verbunden. Ungefaͤhr zehn solche Stuͤke werden in den meisten
Faͤllen hinreichen.
Die Art, wie man diesen Apparat anwendet, ist folgende. Der Arbeiter, der die Stange
haͤlt, fuͤhrt das obere spizige Ende in den hohlen Kegel auf den
Querstangen, welche die Haken verbinden. Nachdem er diese Stange in die Hoͤhe
gehoben hat, fuͤgt er das zweite Stuͤk in dieselbe u.s.f., bis die
Haken, in welchen die Seile sich befinden, hoch genug empor gehoben sind, um
irgendwo an dem Fenster befestigt werden zu koͤnnen. An den Haken, D, E, koͤnnen zwei kleine Raͤder
angebracht seyn, die, an die Wand angelehnt, desto leichter hinaufgezogen werden
koͤnnen. Wenn die Haken befestigt sind, kann die Stange weggenommen werden.
Wenn nun die Leute in der Straße die Seile festhalten und aus einander ziehen, wird
der Korb augenbliklich an das Fenster hinaufgezogen werden koͤnnen, die zu
rettende Person sezt sich in denselben, die Seile werden einander genaͤhert,
der Korb langsam herabgelassen, und die Person ist gerettet.
M, N, zeigt den ganzen Apparat zusammengepakt an. Die
Seile werden so in den Korb gelegt, daß sie sich nicht verwikeln, wenn man sie
braucht. Eben so die Haken. Die Stangen werden so zusammengebunden, wie die Figur zeigt.
Ein Mann kann dieß alles leicht auf einer Schulter tragen, oder man kann es auf den
Feuerwagen legen.
Fig. 19., B, D, C, zeigt eine Vorrichtung, wie eine
Person von einem Fenster herabgelassen werden kann. A
ist eine aufrechte eiserne Stange, die unten sich gabelfoͤrmig theilt. B, C, ist eine eiserne Stange, die durch, A laͤuft, und sich, wie ein Wagebalken, auf einen
Zapfen dreht, D, ist eine dritte eiserne Stange, die
oben auf der Stange, A, befestigt ist, und uͤber
die zweite bis uͤber das Ende derselben hinauslaͤuft. E, ist eine Wagschale aus Metall oder Holz, die an 3
Schnuͤren haͤngt, welche in einer Hoͤhe von ungefaͤhr 3
Fuß sich mit einem Seile verbinden. Dieses Seil laͤuft durch ein Auge am Ende
der Stange, B, und durch ein zweites am Ende der Stange,
C, c, und ist auf eine Rolle, F, aufgewunden, die sich um einen in der Wand befindlichen Zapfen dreht.
Wie sie hier dargestellt ist, haͤngt sie an zwei Naͤgeln unter dem
Fenster.
Die Art, wie man sich dieses Apparates bedient, ist folgende. In zwei, unten an das
Fenster eingeschlagene, Stiefel fuͤgt man die Gabel der Stange, A, ein. Das Ende der Stange, B, wird dann in die Straße reichen, und das andere Ende, C, in das Zimmer. Die Person, die sich retten muß, kann
dann in die Wagschale, E, steigen, und sich langsam
hinablassen. Wenn noch mehrere Personen in dem Zimmer sind, koͤnnen sie das
Seil wieder in das Zimmer hinaufziehen, und sich derselben Vorrichtung bedienen. Es
ist offenbar, daß, wenn ein Gewicht auf das Ende der Stange, B, druͤkt, das andere Ende emporgehoben wird, und daß, wenn das
Seil zwischen dem Ende der Stange, C, und dem Ende der
daruͤber befindlichen Stange gedruͤkt wird, die Person nicht zu
schnell hinabgleiten kann, indem der Druk zunimmt, je tiefer die Person kommt, die
sich hinablaͤßt. Damit das Seil zwischen den Stangen, D, und, C, nicht ausweichen kann, ist an der
Stange, C, ein Stuͤk Eisen in Form eines U angebracht, welches dem Seile als Leiter dient. Die
verhaͤltnißmaͤßige Laͤnge der Enden der Stangen, B, C, muß durch Versuche bestimmt werden. (!)
Fig. 19., N, ist ein einfacherer Apparat, wodurch eine Person sich
auf folgende Weise herablassen kann. N, ist ein eiserner
an der Wand befestigter Ring. Durch denselben laͤuft ein Seil, M, das sich in einen Ring endet, oder besser in einen
breiten ledernen
Guͤrtel; das andere Ende des Seiles ist auf einer Rolle aufgewunden. Die
Person, die sich hinablassen will, gibt sich den Ring oder Guͤrtel unter den
Armen um die Brust und wirft den anderen Theil des Seiles zum Fenster hinaus, das
sich waͤhrend des Falles abwindet; sie steigt nun zum Fenster hinaus,
haͤlt das Seil unter dem Ringe fest, und laͤßt sich langsam hinab.
J. Barnard.Unsere Leser werden gestehen, daß wir in Deutschland hier und da bessere
Rettungs-Apparate haben, und es ist gewiß sonderbar, daß eine mit dem
Mechanismus des Takelwerkes so innig vertraute Nation, wie die englische,
aus demselben noch keinen besseren Rettungs-Apparat abstrahirte. A.
d. Ueb.