Titel: | Verbesserung im Abwinden, Dubliren, Spinnen und Zwirnen der Seide, Baumwolle, Wolle und anderer Faserstoffe, worauf Rich. Badnall, d. jüng. Seiden-Fabrikant zu Leek, Staffordshire, sich am 10. Februar 1825 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LXXXIII., S. 399 |
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LXXXIII.
Verbesserung im Abwinden, Dubliren, Spinnen und
Zwirnen der Seide, Baumwolle, Wolle und anderer Faserstoffe, worauf Rich. Badnall, d.
juͤng. Seiden-Fabrikant zu Leek, Staffordshire, sich am 10. Februar 1825 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. N. 75. S.
300.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Badnall's, Verbesserung im Abwinden, Dubliren, Spinnen und Zwirnen
der Seide, Baumwolle, Wolle und anderer Faserstoffe.
Der erste Theil dieser Verbesserungen bezieht sich auf das
Abwinden der Seide, und besteht in einer Vorrichtung, wodurch die Spannung der
Seide, so wie von dem Haspel oder von der Straͤhne auf die Spulen abgewunden
wird, gelegentlich nachgelassen wird. Der zweite ist ein Verfahren, die Spannung dem
zunehmenden Umfange der Spule anzupassen. Der dritte bezieht sich auf Verbindung
mehrerer Spulen mit obigen Verbesserungen in Einem Gestelle, um mehrere Seidenfaden unter einander
zu vereinigen oder zu dubliren. Der vierte endlich ist eine Vorrichtung, um die
Spannung des Fadens, wie er mittelst der Fliege auf der Spule aufgewunden wird,
gehoͤrig einzurichten.
Fig. 44.
zeigt eine Maschine von der Seite, mittelst welcher Leide von einem Haspel ab, und
auf die Spulen aufgewunden wird.Vergl. polyt. Journal Bd. XXI. S. 10.
A. d. Ueb. Die Walze, a, wird mittelst einer Kurbel, oder
auf was immer fuͤr eine Weise getrieben, und sezt durch Reibung ihres
Umfanges an dem Umfange des Rades, b, lezteres in
Bewegung. Dieses Rad ist an der Achse des Haspels angebracht, und dreht daher
zugleich auch den Haspel, welcher den Seidenfaden abgibt, der zur Spule hinauf
laͤuft. Auf der Achse der Spule befindet sich das Rad, c, dessen Zapfen loker in Ausschnitten des Gestelles liegen, um, da es
gleichfalls auf der Walze, a, aufliegt, und sich
gleichfalls in Folge der Reibung mit derselben dreht, nur etwas schneller, den
Seidenfaden mit der gehoͤrigen Spannung von dem Straͤhne
abzuziehen.
Ein kleiner Hebel, d, ist mittelst eines
Stuͤzpunct-Stiftes an der Seite des aufsteigenden Balkens des
Gestelles angebracht, und der kuͤrzere Arm dieses Hebels druͤkt gegen
den unteren Theil der Achse der Spule. Der laͤngere Arm fuͤhrt einen
Draht, uͤber welchen der Faden der Seide laͤuft, waͤhrend er
von dem Haspel zur Spule zieht; das Gewicht der Spule wird genau durch ein
Gegengewicht im Gleichgewichte erhalten, welches sich auf dem Hebel hinschiebt.
Man sieht hieraus, daß, so wie die Spule, c, sich
schneller dreht, als der Haspel, der Faden mit bedeutender Spannung uͤber den
Draht, e, am Ende des Hebels, d, laͤuft, und da durch diese Spannung der laͤngere Arm des
Hebels, d, niedergedruͤkt wird, wird der
kuͤrzere gehoben, und dadurch die Spule außer Beruͤhrung mit der
Walze, a, gebracht, wo sie dann stehen bleibt. Dadurch
kann nun der Haspel soviel Faden nachlassen, daß derselbe abgespannt wird, und
dadurch wird der Hebel wieder in seine vorige Lage zuruͤk kehren, das Rad am
Ende der Spule wieder in Beruͤhrung mit der Walze, a, kommen, sich wieder drehen, und wieder Seide auf der Spule
aufwinden.
Auf diese Weise behaͤlt der Faden immer die gehoͤrige Spannung, und
wenn diese so groß wuͤrde, daß er dadurch in Gefahr geriethe zu reißen, so
hebt der Hebel die Spule von der Reibungswalze, und die Spannung ist beseitigt.
Um das zunehmende Gewicht auf der Spule aufzuwiegen, wenn mehr Seide sich auf
derselben aufgewunden hat, ist ein anderer Hebel in Verbindung mit dem vorigen, Fig. 45.
angebracht, wo diese Abwinde-Maschine von der Seite dargestellt ist, nur mit
dem Unterschiede, daß die Straͤhne hier uͤber ein Paar kleine Trommeln
laͤuft, „(rise heads –
woͤrtlich: Kopfaufheber, genannt)“, statt uͤber den
vorher beschriebenen Haspel, a, ist die mittelst einer
Kurbel in Bewegung gesezte Reibungswalze, die die Spule, c, und die obere Trommel, b, treibt. Wenn die
Faden verwikelt sind, die Straͤhne, wie man sagt, zerruͤttet ist, so
zieht man die Trommeln vor, weil die Seide auf den Trommeln mehr geruͤttelt
wird, und die Faden sich so leichter sondern.
Der Hebel, d, welcher, wie gesagt, das Ende der Achse der
Spule stuͤzt, hat, in diesem Falle, gleichfalls ein Gewicht, das sich aber
auf eine andere Weise, wie vorher, darauf schiebt, e, f,
g, ist ein Huͤlfshebel mit drei Armen, der sich um den
Stuͤzpunct, h, dreht. An dem Ende, e, ist der Draht, uͤber welchem der Faden Seide
von der Straͤhne zur Spule laͤuft. Bei f,
spaltet der Hebel sich, um das Gegengewicht des oberen Hebels aufzunehmen, und bei
g, ist ein anderes Gewicht, um den dreiarmigen Hebel
im Gleichgewichte zu erhalten. Wenn die Spule durch Anhaͤufung der auf
derselben aufgewundenen Seide am Gewichte zugenommen hat, reicht die
gewoͤhnliche Spannung der Seide nicht hin den Hebel, d, wie bei der vorigen Vorrichtung, zu heben; es wird daher
noͤthig, das Gegengewicht laͤngs dem Hebel zu schieben, um ihn
gehoͤrig im Gleichgewichte zu erhalten. Dieß geschieht durch die Spannung der
Seide, die gegen den Draht an dem Ende, e, des
Huͤlfshebels druͤkt, und, indem sie denselben niederdruͤkt,
macht, daß das gabelfoͤrmige Ende, f, das Gewicht
laͤngs dem oberen Hebel bewegt, so daß die beladene Spule uͤberwogen,
und von dem Umfange der Reibungswalze abgehoben wird, bis sich die
gewoͤhnliche Spannung des Fadens herstellt.
Diese Vorrichtung zum Aufwinden der Seide auf die Spulen wuͤrde wenig Werth
haben, wenn sie nicht ihre Anwendung bei der Dublirmaschine haͤtte. Der
Patent-Traͤger schlaͤgt daher vor, mehrere dieser
Compensations-Hebel in der Form und Weise, wie in Fig. 46. anzuwenden, wo
eine Maschine, die 6 Spulen, A, A, A, fuͤhrt,
deren Faden mit einander vereint oder dublirt werden, auf dem am Ende stehenden
Haspel, von der Seite dargestellt ist.
Jede Spule ist auf einem Wagen oder auf einem Compensations-Hebel aufgezogen,
den man in Fig.
47. einzeln dargestellt sieht. a, ist die Lage
der Achse oder der Zapfen, auf welchen der Wagen in Lagern an den
Seiten-Latten des Gestelles der Maschine haͤngt, wie in Fig. 46., wo
man 5 solche Wagen oder Compensations-Hebel mit ihren Spulen im Gange sieht.
Die Spule ist in dem Wagen auf der Achse, b, und an dem
Ende des hervorstehenden Armes des Wagens, c, befindet
sich ein Draht, uͤber welchen der Seidenfaden von der Spule zum Haspel auf
die oben beschriebene Weise laͤuft. An dem gegenuͤberstehenden Ende
des Wagens ist ein Gewicht, d, befestigt, um Wagen etc.
auf ihren Zapfen im Gleichgewichte zu erhalten.
B, B, sind zwei Trommeln oder Walzen, die auf ihren
Schenkeln in dem Gestelle haͤngen, und uͤber diese Trommeln
laͤuft ein Gewebe in Form eines Laufbandes, C, C,
C. Auf diesem Gewebe laͤuft der Umfang des Rades auf der Achse des
Haspels, D, und druͤkt gegen dasselbe; wenn
folglich die Trommeln, B, B, durch irgend eine
Triebkraft in Umtrieb gesezt werden, laͤuft das Gewebe in der Richtung des
Pfeiles, und macht, daß der Haspel sich um seine Achse dreht, und die Faden von den
verschiedenen Spulen anzieht, wodurch sie mit einander auf dem Haspel vereint, oder,
wie man sagt, dublirt werden.
An dem Ende der Achse einer jeden Spule ist ein Reibungs-Rad, e, welches mit dem Laufbande, C,
C, in Beruͤhrung kommt, und dadurch mittelst der Reibung, die es
erleidet, umgetrieben wird, und die Spule noͤthigt den Faden abzugeben.
Das Gewicht, d, soll den Wagen und die Spule etwas mehr
aufwiegen, als bloß zur Erhaltung des Gleichgewichtes nothwendig ist, und daher das
Reibungs-Rad, e, von dem Laufbande durch dieses
Gewicht aufgehoben werden; wenn aber durch die Umdrehung des Haspels der Seidenfaden
von der Spule mit bedeutender Spannung gezogen wird, wird der Druk, den die Seide
auf den Draht am Ende des Armes, c, aͤußert, dieses Ende des Wagens
niederdruͤken, und das Reibungs-Rad mit dem Laufbande in
Beruͤhrung bringen, und folglich die Spule drehen, und machen, daß diese
ihren Seidenfaden abgibt. Damit die Oberflaͤche des das Laufband bildenden
Tuches nicht ungleich nachlaͤßt, und bestaͤndig gegen den Umfang der
Reibungs-Raͤder andruͤkt, sind verschiedene kleine Walzen, f, f, f in der Maschine angebracht, uͤber welche
dieses Tuch hinlaͤuft.
Durch diese Vorrichtung mittelst der Compensations-Hebel, und durch die Art
mehrere derselben in Einer Maschine zu vereinigen, koͤnnen nun die
Seidenfaden gleichfoͤrmig von den verschiedenen Spulen abgezogen, und auf dem
Haspel aufgewunden werden, und, wenn die Spulen durch zu schnelle Bewegung zuviel
Faden abgeben, so daß diese loker haͤngen, wird das Gegengewicht das
Reibungs-Rad von dem Laufbande emporheben, und die Umdrehung der Spule
alsogleich und so lange aufhoͤren, bis durch die Umdrehung des Haspels die
Faden wieder straff angezogen werden, wo dann der Druk dieser Faden auf den Draht
das Reibungs-Rad wieder in Beruͤhrung mit dem Laufbande bringen, und
dadurch die Spule wieder in Umlauf sezen, und Faden abgeben lassen wird.
Um dieses System von Compensations-Hebeln auch auf das Spinnen und Zwirnen der
Seide, Baumwolle und Wolle etc. anzuwenden, hat der Patent-Traͤger die
in Fig. 43.
dargestellte Methode gewaͤhlt, a, ist die Spule
mit dem Flieger auf der Spindel aufgezogen, wie gewoͤhnlich, und auf der
Fall-Latte (copping-rail) aufgestellt, die
auf- und niedersteigt, um den Faden gleichfoͤrmig auf der Spule
aufzuwinden, was mittelst eines gekruͤmmten Hebels, b, geschieht, der mit der ruͤkwaͤrts befindlichen Stange in
Verbindung steht, die nach der an Spinnmaschinen gewoͤhnlichen Art in Gang
gebracht wird. Den verbesserten Compensations-Hebel sieht man bei c, d, an dem gekruͤmmten Hebel, b, angebracht, und um einen
Stuͤzpunct-Stift bei e, sich drehend. Die
Reibung des Endes der Spule auf der Fall-Latte wird auf die
gewoͤhnliche Art, wodurch man die zu schnelle Umdrehung der Spule vermindert,
erzeugt, waͤhrend die schnell sich drehende Fliege den Faden auf die Spule
aufwindet. Hier druͤkt aber das Ende des kuͤrzeren Armes, e, des Compensations-Hebels auf die Spule, um die
Umdrehung langsamer zu machen, waͤhrend die Fliege den gesponnenen Faden oder
das Garn auf der Spule aufwindet. Fuͤr den Fall, daß der Faden oder das Garn mit
zu starker Spannung gezogen wuͤrde, wacht der Druk desselben auf den
laͤngeren Arm, d, des Compensations-Hebels
diesen Arm zuruͤkweichen, und hebt folglich den kuͤrzeren Arm von der
Spule auf, wodurch die Reibung an der Spule aufgehoben, und diese sich drehen wird,
ohne den Faden aufzuwinden, was so lange unterbleiben wird, bis der Hebel wieder
nieder faͤllt, wo dann die Arbeit, wie vorher, fortgehen wird.
Dieser verbesserte Compensations-Hebel in jeder Form nach der oben
beschriebenen Art ist nun die Hauptsache in diesem Patente, auf welche das
Patent-Recht in Anspruch genommen wird.