Titel: Verbesserungen im Weben, worauf Franz Gibbon Spilsbury, Seiden-Fabrikant zu Leek, Staffordshire, sich am 11. Januar 1825 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LXXXVI., S. 410
Download: XML
LXXXVI. Verbesserungen im Weben, worauf Franz Gibbon Spilsbury, Seiden-Fabrikant zu Leek, Staffordshire, sich am 11. Januar 1825 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. N. 76. S. 345. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Spilsbury's, Verbesserungen im Weben. Diese Verbesserungen beziehen sich auf Kunststuͤhle, auf welchen figurirte Stoffe gewebt werden sollen, und ihr Zwek ist eine einfachere und wohlfeilere Methode zum Einlesen und Weben zusammengesezter Muster, als die bisher gewoͤhnliche nicht war. Fig. 14. gibt eine Idee von dem Baue und von der Lage der wesentlichen Theile dieses Stuhles: der Patent-Traͤger fand es nicht fuͤr noͤthig eine vollendete Zeichnung von der ganzen Maschine zu liefern. Die Verbesserungen zerfallen in zwei Abschnitte: 1) in die Mittel, einen Ziehjungen zu ersparen, der die verschiedenen Theile der Kette in die Hoͤhe zieht, um das verlangte Muster hervorzubringen; 2) in einem Mechanismus fuͤr die verschiedenen Evolutionen des Stuhles. a, ist eine Walze, die sich um ihre Achse dreht, und deren Umfang mit Loͤchern versehen ist, die gleich weit von einander stehen. In diese Loͤcher sind Stifte von verschiedener Laͤnge eingelassen, b, ist eine Reihe von Schiebern, die sich in dem Gestelle, c, c, auf und nieder bewegen. Diese Schieber werden von den Stiften auf dem Cylinder, a, die unten an denselben anschlagen, gehoben, d, ist eine Reihe kreisfoͤrmiger duͤnner Platten, die loker auf einer Achse aufgezogen sind. An jeder dieser kreisfoͤrmigen Platten ist ein kleines Zahnrad befestigt, welches in einen Zahnstok an der Kante der Schieber eingreift. Soviel solche Schieber mit Zahnstoͤken, b, vorhanden sind soviel Kreise von Stiften befinden sich in gleichen Entfernungen von einander auf der Oberflaͤche der Walze, a. Diese Zahnstoͤke wirken einzeln auf die verschiedenen Raͤder und Kreisplatten, d, deren Anzahl gleich ist der Anzahl der Faden, oder vielmehr der Faden-Systeme, die auf der ganzen Breite der Kette vertheilt sind. Diese kreisfoͤrmigen Platten sind mit einer gewissen Anzahl kleiner Loͤcher versehen, durch welche die verschiedenen Kettenfaden von verschiedenen Farben, die die Faden-Systeme in der Kette bilden, durchlausen. Diese Faden werden von dem Ketten- oder Garn-Baume, e, aufgenommen, und nachdem sie durch die kreisfoͤrmigen Platten, d, durchgefuͤhrt wurden, durch das Rietblatt der Lade, f, auf den Tuchbaum, g, geleitet. Die Kettenfaden stehen hier in Systemen voll 5 oder 6, oder von irgend einer Anzahl von Farben, eines unter dem anderen, nach den Farben, die in dem Muster, wenn es gewoben wurde, zum Vorscheine kommen sollen. Jeder gefaͤrbte Faden laͤuft durch ein besonderes Loch in der kreisfoͤrmigen Platte, und dieser Platten sind soviele, als Reihen von Kettenfaden uͤber den Stuhl laufen. Jede Platte wird, auf die oben angegebene Weise, durch besondere Schieber getrieben. Wie einer der Stifte auf dem Cylinder, a, einen der Schieber, b, hebt, wird der Zahnstok an der Kante desselben das kleine Rad und die damit verbundene Platte, d, drehen, und dieselbe einen Theil einer ganzen Umdrehung vollenden lasen. Es werden folglich dadurch nach und nach die verschiedenen Faden auf die unterste, durch Puncte angedeutete Linie herabgebracht. Welche Faden aber auf diese Linie herabgebracht werden sollen, einzeln, oder im ganzen Systeme, haͤngt von der lange der Stifte ab, die auf den Schieber wirken, denselben in eben diesem Verhaͤltnisse heben, und die kreisfoͤrmige Platte in die verlangte Lage bringen. Der auf diese Weise herabgebrachte Faden kann nun leicht durch das Geschirr, oder durch das, was hier als Geschirr wirkt, durch die Haken, h, gehoben werden. Naͤhrend der Haken hier auf eine aͤhnliche Weise, wie das Geschirr in einem gewoͤhnlichen Stuhle in die Hoͤhe steigt, hat er eine kleine Seitenbewegung, um von den uͤbrigen Faden frei zu werden; so steigt er zu dem untersten Faden hinab, und zieht ihn von den uͤbrigen Faden des Systemes in die in der Figur angezeigte Lage empor. Da der Faden nun offen und in einer Lage ist, daß der Schuͤzen vorne vor der Lade, wie gewoͤhnlich, durchlaufen kann, wird der Eintrag durchgeworfen; die Haken steigen nieder und lassen die Faden los, die aufgezogen wurden, und ehe der naͤchste Faden-Eintrag durchgeworfen wird, wird die Kette wieder auf aͤhnliche Weise gehoben, um den naͤchsten Theil des Musters hervorzubringen. Der Mechanismus, welcher die verschiedenen Theile des Stuhles in Bewegung sezt, als der zweite Theil dieser Verbesserungen, zeigt sich in derselben Figur in seinen Hauptumrissen. k, ist ein Rad, an welchem die Triebkraft, die den Stuhl in Gang bringt, angebracht ist. Auf der Achse dieses Rades sind Muschelraͤder mit concentrischen Krummen in verschiedener Erhoͤhung uͤber dem Mittelpuncte. Diese Muschelraͤder sezen den Hebel, m, in Thaͤtigkeit, welcher durch die Verbindungs-Stangen, n, n, die Geschirre oder Haken, h, h, in bestimmten Zwischenraͤumen, auf- und niedersteigen macht, um die Kette auf die oben angegebene Weise zu heben. Da die Triebkraft, durch welche der Stuhl in Bewegung gesezt wird, eine gleichfoͤrmig umtreibende Kraft seyn muß, und das verschiedene Spiel des Stuhles unterbrochene Bewegung fordert, so bewirken die Muschelraͤder auf der Hauptachse durch ihre Umdrehung das Spiel der Geschirre in verschiedenen, bestimmten Zwischenraͤumen auf die oben angezeigte Weise, und bei jeder Umdrehung der Hauptachse wird die Trommel um Einen Grad, oder um den Raum zwischen zwei Stiften, bewegt. Dieß geschieht mittelst des Zahn-Segmentes, i, auf der Achse des Muschelrades, welches, so wie es sich dreht, in einen schiefflaͤchigen Triebstok am Ende der horizontalen Spindel, j, eingreift, und denselben hinlaͤnglich dreht, um die Schraube ohne Ende an dem entgegengesezten Ende der Spindel das Zahnrad und dadurch auch den Cylinder so treiben zu lassen, daß er um Einen Raum vorwaͤrts ruͤkt. Das Schlagen der Lade, nachdem der Schuͤzen durchgeworfen wurde, wird mittelst einer kleinen Schwingung erzeugt, welche durch einen sich drehenden Arm auf der Hauptachse hervorgerufen wird, der hier in punctirten Linien angedeutet ist. Dieser Arm schlaͤgt gegen einen kurzen Hebel, o, an welchem das untere Ende des Armes oder Schwertes, welches die Lade stuͤzt, mittelst der Stange, p, verbunden ist. Die Art, wie der Schuͤzen durchgeworfen, und wie der Garn- und Tuchbaum gezogen wird, ist nicht angegeben, indem sie die gewoͤhnliche Vorrichtung an den Kunststuͤhlen ist. Was das Einlesen betrifft, bei welchem der Patent-Traͤger vorzuͤglich auf Zeitersparung bedacht war, so geschieht dieß dadurch, daß man zuvoͤrderst das Muster auf Papier in einem mit den Faden des Stuhles correspondirenden Maßstabe zeichnet, und dann dieses Papier auf die Trommel auftraͤgt. Wenn dieses geschehen ist, werden die Stifte durch das Papier-Muster in die Loͤcher des Cylinders gestekt, und die Langen der Stifte so regulirt, daß die gefaͤrbten Faden auf obige und mit dem Muster correspondirende Weise gehoben werden.