Titel: Beschreibung eines neuen Hebers aus Platinna zum Abziehen und Abkühlen der Schwefelsäure, den Hr. Bréant, Münzwardein (vérificateur des essais à la Monnaie) erfunden hat. Von Herrn Payen.
Fundstelle: Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XXXVIII., S. 108
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XXXVIII. Beschreibung eines neuen Hebers aus Platinna zum Abziehen und Abkuͤhlen der Schwefelsaͤure, den Hr. Bréant, Muͤnzwardein (vérificateur des essais à la Monnaie) erfunden hat. Von Herrn Payen. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 271. S. 20. Mit Abbildungen auf Tab. II. Payen's, Beschreibung eines neuen Hebers aus Platinna. Hr. Bréant, dem die Kuͤnste in Hinsicht auf Behandlung der Platinna im Großen so viel zu verdanken haben, dem sie auch die erste Anwendung dieses Metalles zur Verfertigung von Apparaten, zur Concentrirung der Schwefelsaͤure verdanken, hat uns einen neuen Heber mitgetheilt, um das Abziehen und Abkuͤhlen der Schwefelsaͤure zu beschleunigen, und die Rectification derselben wohlfeiler zu machen. Wir haben uns von dem Nuzen desselben im Großen in der Fabrik des Hrn. Cartier uͤberzeugt. Fig. 1. und 2. stellt diesen neuen Heber im Grundrisse und im Durchschnitte dar. Er besteht aus einer Roͤhre, a, von 10 Fuß Laͤnge und 8 Linien Durchmesser, die in einen Kessel aus Platinna taucht, und so einen vierfaͤltig groͤßeren Durchzug, als die gewoͤhnlichen Hebel, gewaͤhrt. Diese große Roͤhre ist gekruͤmmt, und mit zwei Trichtern versehen, c, c, die man nach Belieben mit zwei mit Stielen versehenen Pfropfen verschließen kann, und wodurch man den Heber wie gewoͤhnlich vorrichtet. Etwas unter dem lezten Trichter theilt sich die Roͤhre in vier andere, e, e, e, e, die vier Linien im Durchmesser halten, und deren jede den vierten Theil des Durchganges der dikeren Roͤhre bildet: alle vier zusammen bilden demnach soviel Durchgang, als diese leztere Roͤhre selbst. Die vier kleineren Roͤhren werden, den groͤßten Theil ihrer Laͤnge nach, in Abstaͤnden von 6 Linien von einander mittelst Zaͤumen, f, f, parallel erhalten, und vereinigen sich an ihrem unteren Ende wieder in eine einzige Roͤhre, g, von demselben Durchmesser, den die in den Kessel tauchende Roͤhre hat. Diese Roͤhre ist mit einem Hahne, n, der dem Hahne an den alten Hebern aͤhnlich ist, versehen, hat aber eine vier Mahl groͤßere Oeffnung. Er dient zum Ablassen der erkalteten Saͤure. Ein Ueberzug aus Kupfer, h, von vier Zoll im Durchmesser, der mittelst der Zaͤume, i, i, an den beiden Enden des Hebels befestigt ist, dient zur Abkuͤhlung der Saͤure waͤhrend ihres Durchflusses mittelst eines mehr oder minder rasch durchstroͤmenden Wasserfadens, den man nach Belieben nach dem unteren Theile mittelst der Roͤhre, k, und des Hahnes, l, hinableiten kann, und der oben durch einen Ansaz (ein sogenanntes vide trop plein) m, abfließt. Damit das Wasser nicht aus dem Inneren der Huͤlle, h, entweichen kann, laufen die Roͤhren, a, und g, durch Buͤchsen, die mit Werg ausgestopft und an jedem Ende der Huͤlle befestigt sind. Durch diesen Heber fließt, in gleichen Zeitraͤumen, vier Mahl so viel aus, als durch den gewoͤhnlichen; und da die abkuͤhlende Oberflaͤche mit der Menge des Ausflusses im Verhaͤltnisse steht, folglich vier Mahl groͤßer ist, als an den gewoͤhnlichen Hebern; so muß auch die Verminderung der Temperatur der Saͤure in eben diesem Verhaͤltnisse groß seyn. Man weiß, daß bei einem Platinna-Gefaͤße, das 300 Kilogr. concentrirte Schwefelsaͤure enthaͤlt, und in 24 Stunden auf 7 nacheinander folgende Operationen 2100 Kilogr. Saͤure liefern kann, man nach jeder Concentration eine halbe Stunde zum Abziehen braucht. Bei diesem neuen Apparate braucht man zum Abziehen nach jeder Operation nur 6 Minuten. Man erspart also 24 Minuten sieben Mahl, oder in 24 Stunden 5 Stunden 36 Minuten, gerade soviel, als man fuͤr eine Operation braucht, die 300 Kilogr. concentrirte Saͤure liefert. Diese große Vermehrung der taͤglichen Erzeugung, die man ohne merkliche Erhoͤhung der gewoͤhnlichen Ausgaben erhaͤlt, muß jedem Fabrikanten wichtig genug erscheinen. Wir wollen zur naͤheren Beleuchtung hier folgende Rechnung stellen: Eine Menge von 300 Kilogr., die man durch Anwendung dieses Hebers mehr, als bei dem gewoͤhnlichen Heber erhaͤlt, betraͤgt fuͤnfzehn Hundertel derjenigen Menge, die durch den alten Apparat erhalten wird. Wir wollen sie indessen nur zu Einem Achtel annehmen, oder zu 0,125 der gewoͤhnlichen Menge, so gewinnt man soviel, als wenn der Platinna-Kessel um Ein Achtel groͤßer und folglich um 1/8 schwerer waͤre. Ein Gefaͤß aus Platinna zur Rectification von 2000 Kil. Saͤure in 24 Stunden ist ungefaͤhr 32,000 Franken werth.Der achte Theil hiervon betraͤgt 4000 Franken, wovon diejaͤhrlichen Interessen   240 Fr.– C. Man wird wahrscheinlich bei der vermehrten Erzeugung, die beidem neuen Heber Statt hat, nicht viel mehr Steinkohlen verbren-nen, indem das Abziehen weit schneller geschieht, also der Ofensich weniger stark abkuͤhlt. Wir werden also die Ersparung anKohlen gewiß nicht zu hoch ansezen, wenn wir sie auf ein halbesHektoliter des Tages schaͤzen, oder auf 1 Fr. 80 Cent. Dieß nurmit 350, nach Abzug der Ruhetage multiplicirt, eine Ersparung von   630 –   –   – Da man um 0,125 in derselben Zeit mehr erzeugt, so vermindernsich die Arbeits-Kosten in demselben Verhaͤltnisse, d.h., um 75Cent. taͤglich, oder jaͤhrlich um   262 – 50 – Ersparung bei Beleuchtung, Geraͤthen etc. betraͤgt gleichfalls EinAchtel; man kann sie anschlagen auf    47 – 50 – ––––––––––– Summe der Ersparung 1180 Franken. Hiervon das Interesse des hoͤheren Werthes des neuen Hebersuͤber dem alten mit     60    – ––––––––––– abgezogen, gibt eine jaͤhrliche Ersparung von 1120 Franken, die Hein Fabrikant fuͤr unbedeutend halten wird, der gern wohlfeil arbeitet, um so mehr, als zur Anbringung dieser neuen Vorrichtung nur einige Minuten erforderlich sind.Hr. Bréant verfertigt diese Platinna-Heber und die Platinna-Gefaͤße zur Bereitung der Schwefelsaͤure, zum Gold- und Silber-Scheiden in seiner Fabrik, rue Montmartre, N. 64, zu Paris. A. d. U.

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