Titel: Hrn. Perkins's Dampfmaschine, in ihren Versuchen an der St. Katharinen-Werfte.
Fundstelle: Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XIV., S. 89
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XIV. Hrn. Perkins's Dampfmaschine, in ihren Versuchen an der St. Katharinen-Werfte. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Septbr. 1827 S. 181. (Im Auszuge.) Perkins's Dampfmaschine. Hrn. Perkins's Dampfmaschine, auf die er ein Patent genommen hat, erzeugt den Dampf dadurch, daß das Wasser durch eine Reihe von Roͤhren laͤuft, die in einem Ofen stark gehizt werden, und daselbst unter einem maͤchtigen Druke zuruͤkgehalten wird, bis es nur in einer geringen Menge auf ein Mahl, durch einen starken Druk in eine andere Reihe stark gehizter Roͤhren getrieben, und daselbst augenbliklich in Dampf verwandelt wird, welcher dann in den arbeitenden Cylinder uͤbergeht. Der arbeitende Cylinder hat an der St. Katharinen-Werfte nur 8 Zoll im Durchmesser, und ist lang genug, um einen Zug von 20 Zoll zu fuͤhren. Die Maschine ist ganz einfach, arbeitet nur in einer Richtung, und hat ein schweres Flugrad von kleinem Durchmesser. Der Dampf wird nur waͤhrend eines Achtel Zuges oder Stoßes eingelassen, und wirkt expansiv. Die Luftpumpe ist weggelassen, und wird durch eine kleine Erweiterung an dem Ende des arbeitenden Cylinders, durch welchen der Staͤmpel laͤuft, ersezt. Ein Verdichtungs-Apparat unterstuͤzt den Druk des Dampfes auf den Cylinder durch Bildung einer Art leeren Raumes, und dieser Druk betrug, als man denselben pruͤfte, nach dem Zeiger an der Seite des Ofens, 23 1/2 Atmosphaͤren, was, 14 Pfund auf den □ Zoll, oder 10 Pfund auf den Kreiszoll fuͤr jede Atmosphaͤre gerechnet, 322 Pfund fuͤr ersteren, und 235 Pfund fuͤr lezteren gibt. Diese Maschine treibt an dem entgegengesezten Ende des Wagebalkens abwechselnd 2 Puncte; sie halten 12 Zoll im inneren Durchmesser, und machen im Durchschnitte in jeder Minute ungefaͤhr 18 vier Fuß lange Zuͤge, und heben so ununterbrochen einen maͤchtigen Strom Wassers aus der Tiefe. Die wetteifernde Maschine der HHrn. Bolton und Watt ist eine Doppelmaschine mit niedrigem Druke und großem Kessel von gewoͤhnlicher Form. Der arbeitende Cylinder hat 22 1/2 Zoll im inneren Durchmesser, und sein Zug oder Stoß ist 4 Fuß. Das Flugrad hat die gewoͤhnliche Groͤße und Einrichtung. Sie steht neben Hrn. Perkins's Maschine, und treibt dieselben Pumpen. Hr. Perkins, d. juͤng., der die Aufsicht uͤber den Versuch hat, versichert, daß in Hinsicht der Menge des gepumpten Wassers kein Unterschied zwischen beiden Maschinen Statt findet, so daß der Unterschied in der Arbeit beider Maschinen lediglich auf der Kohlenmenge beruht. Hrn. Perkins's Maschine brauchte in 12 Stunden 1200 Pfund Kohlen, waͤhrend die andere in eben dieser Zeit 3200 Pfund brauchte. Der Aufseher an Hrn. Perkins's Maschine braucht jede Stunde Einen Bushel Kohle, der Aufseher an der anderen des Tages (in 12 Stunden naͤmlich) einen Chaldron Kohle. Ein Bushel Kohle ist im Durchschnitte 84 Pfund. Hrn. Perkins's Maschine braucht also die Haͤlfte weniger Kohlen, und seine Maschine ist offenbar noch in ihrer Kindheit. So ist z.B. sein Kammrad an der Achse des Flugrades fehlerhaft; es laͤßt die damit verbundenen Theile zu schwer niederfallen, so daß die Maschine dadurch leiden kann. Dann ließe sich auch der Ofen verbessern, wenn die Enden der Roͤhren in einem auf Rollen laufenden Futter stekten, so daß die Roͤhren dasselbe vorwaͤrts schieben koͤnnten, wenn sie durch die Hize ausgedehnt werden. Und wenn endlich die VorrichtungVorrichung an dem Ofen angebracht wuͤrde, auf welche Hr. Losh sich im J. 1815 ein Patent geben ließ (siehe Repertory II. Series 28 B. S. 74.), so wuͤrde bei dem Nachschuͤren viele Hize erspart werden: an Hrn. Losh's Ofen laͤuft naͤmlich der Zug bis dicht an die Ofenthuͤre, so daß bei dem Nachschuͤren keine kalte Luft einstroͤmen kann. Die Maschine des Hrn. Perkins ist nur eine einfache Maschine; mit geringen Kosten kann sie in eine doppelte Maschine verwandelt werden, und doppelt so viel leisten. Man darf ferner auch nicht vergessen die Reibung an diesen beiden Maschinen zu vergleichen. Die Reibung des Staͤmpels an Hrn. Perkins Maschine verhaͤlt sich zu seiner Area :: 8 : 64, waͤhrend sie an der anderen Maschine sich nur wie 3 : 63 verhaͤlt, was fuͤr die Kraft der Maschine des Hrn. Perkins ein sehr ehrenvoller Beweis ist. Seine Maschine gewaͤhrt noch zwei andere Vortheile. Sie nimmt einen sehr geringen Raum ein; kaum so viel, als der Kessel der Maschine des Hrn. Bolton und Watt allein braucht, und ist also viel leichter: eine Hauptsache fuͤr Dampfbothe, wo ersparte Last groͤßere Schnelligkeit gewaͤhrt. Auch Dampfwagen koͤnnen Vortheile hierdurch gewinnen. Man koͤnnte besorgen, daß, indem das Wasser hier durch rothgluͤhende eiserne Roͤhren stroͤmt, Wasserstoffgas sich erzeugen, und Explosion veranlassen koͤnnte, da jedes Wasser auch atmosphaͤrische Luft enthaͤlt. Wenn auch wirklich einige Dampfmaschinen durch die aus dieser Veranlassung entstandene Knallluft in die Luft geflogen sind, so ist diese Gefahr bei Hrn. Perkins's Maschine doch sehr gering, wenn nicht ganz beseitigt. Denn, wenn auch Wasserstoffgas waͤhrend des Durchganges in den erhizten eisernen Roͤhren entwikelt werden muß, so geben doch drei Kubik-Zoll sehr heißen Wassers, die auf ein Mahl in diese Roͤhren treten, und augenbliklich in Dampf verwandelt werden, die uͤberdieß sehr schnell durchziehen, keine bedeutende Menge Dampfes. 2) Wird das erzeugte Wasserstoffgas mit dem Dampfe ausgetrieben; es kann nicht zuruͤkbleiben, und sich anhaͤufen, wie allen Falls in einem gemeinen Dampfkessel. 3) Kann auch aus 3 bis 4 Kubikzollen Wassers nur wenig Luft entwikelt werden, die sich wieder nicht anhaͤufen kann, so daß es beinahe unmoͤglich wird, daß drei Mahl so viel Luft als Wasserstoffgas sich vorfinden soll, was doch zur Erzeugung von Knallluft nothwendig waͤre. Und wenn auch 4) wirklich Luft und Wasserstoffgas sich in diesem Verhaͤltnisse in dem Generator zur Knallluft verbaͤnde, so wuͤrde die Menge derselben so unbedeutend seyn, daß eine Explosion derselben keinen Schaden verursachen koͤnnte. 5) Belegt sich das Eisen innenwendig so schnell mit einer Rinde aus dem Niederschlage des Wassers, daß es bald gegen die chemische Einwirkung des Wassers dadurch gesichert wird. 6) Ist in dem Brunnenwasser, nach Henry, nur soviel Luft enthalten, daß es hier 1/24 Kubik-Zoll atmosphaͤrischer Luft bei einer Einsprizung gibt. Hrn. Perkins's Cylinder enthaͤlt aber nur 1280 Cylinder, oder 1005 Kubik-Zoll, und braucht hiervon fuͤr jeden Doppelzug nur 126 Kubik-Zoll, so daß also, da ein Kubik-Zoll Wasser 1800 bis 1900 Kubik-Zoll Dampf gibt, nur eine unbedeutende Menge Luft entwikelt werden kann. Wenn man ferner nur gesottenes oder destillirtes Wasser in die Roͤhren einließe, welches beinahe gar keine Luft mehr enthaͤlt, so waͤre die Gefahr einer Explosion noch vollkommner beseitigt. Und wirklich kommt schon etwas solches Wasser von dem Verdichter in die Roͤhren, und man koͤnnte durch einen einen einfachen Verdichtungs-Apparat bald noch mehr davon erlangen, und so zugleich an der Erhaltung des Apparates, der durch das Auspuzen der Rinden leidet, durch Ersparung an Brennmaterial, durch Gewinn an Zeit, die das Puzen wegnimmt, die Kosten desselben wieder hereinbringen. Diese Roͤhren des Hrn. Perkins's lassen sich leichter und schneller reinigen als der Kessel, lassen sich leichter ausbessern, selbst ersezen, und gewaͤhren so unendliche Vortheile vor den Kesseln. Dadurch wird Hrn. Perkins's Dampfmaschine vorzuͤglich fuͤr Dampfbothe, und besonders auf langen Reisen geeignet; indem, wenn auf solchen dem Kessel ein Ungluͤk begegnet. Niemand helfen kann, waͤhrend Hrn. Perkins's Roͤhren jeder Schmid auf dem Schiffe ausbessern kann. Selbst in Colonien, wo man Dampfkessel nicht leicht erhaͤlt, wird eine solche Maschine hoͤchst nuͤzlich. Diese Maschine des Hrn. Perkins's wird naͤchstens noch zwei andere Pumpen treiben, da sie Kraft genug fuͤr dieselben hat.