Titel: Perkins, über Dampfklappen bei hohem Druke.
Fundstelle: Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XV., S. 92
Download: XML
XV. Perkins, uͤber Dampfklappen bei hohem Druke. Aus dem London Journal of Arts. Jul. 1827. S. 275. Mit Abbildungen auf Tab. III. Perkins, uͤber Dampfklappen bei hohem Druke. Hr. Clement machte die Bemerkung, daß stark gedruͤkter Dampf, wenn er durch eine kleine Oeffnung ausfaͤhrt, eine Metall-Platte oder Scheibe, die in geringer Entfernung von der Oeffnung hingehalten wird, mit Gewalt wegstoͤßt; daß aber dieselbe Platte, wenn man sie der Oeffnung naͤher bringt, und beinahe an dieselbe andruͤkt, und diese dadurch schließt, den Dampf sternfoͤrmig rings um die Scheibe ausfahren laͤßt, und einen solchen Druk von außen gegen die Oeffnung erhaͤlt, daß man sie nur mit großer Gewalt von derselben wegreißen kann. (Vergleiche polyt. Journ. Bd. XXII. S. 8.) So sonderbar und widernatuͤrlich dieses Phaͤnomen auch bei dem ersten Anblike erscheinen mag, so richtig ist es. Bei meinen Versuchen mit Dampf mit hohem Druke, vorzuͤglich in Hinsicht der Erscheinung, daß er aus dem Hahne in weit niedrigerer Temperatur ausfaͤhrt, als er in dem Kessel nicht hat, bemerkte ich immer, daß ein starker Luftstrom in den Dampfstrom hineinfuhr, und mit diesem abging; man konnte es an dem Staube bemerken, den dieser mit sich fuͤhrte, und auch an dem Umstande, daß in einer Entfernung von 6 bis 8 Zoll die Flamme von dem Dochte weggezogen wird. Dieser Luftstrom muß nothwendig den Dampfstrom abkuͤhlen, und zwar im Verhaͤltnisse seiner Schnelligkeit. Hieraus erklaͤrt sich nun obiges Phaͤnomen leicht. Der Dampf faͤhrt, wie Hr. Clement bemerkt, sternfoͤrmig horizontal nach allen Seiten hinaus. Da nun durch die Schnelligkeit des Dampfes ein starker Luftstrom erzeugt wird, der zugleich mit dem Dampfe wegfaͤhrt (siehe Fig. 29. Tab. III.), so wird die aͤußere Luft nachfolgen, im ihrem Laufe auf die Platte stoßen, und dadurch einen Druk auf dieselbe erzeugen, der mit der Spannung des Dampfes, und mit der Geschwindigkeit desselben in Verhaͤltniß steht. Wenn nun die Sicherheits-Klappe so gebaut ist (was oͤfters der Fall ist), daß sie dem Dampfe erlaubt in horizontaler Richtung zu entweichen, wird der Druk viel groͤßer seyn, als wann die Klappe kegelfoͤrmig ist, wodurch der Dampf eine andere Richtung erhaͤlt, wie Fig. 30. zeigt, so daß es der Luft schwer wird auf die Klappe zu stoßen. Die Klappe auf dem Erzeuger der neuen Sicherheits-Dampfmaschine mit hohem Druke ist so klein, und beinahe so vollkommen cylindrisch, daß der Strom, wenn er aus der Klappe herausfaͤhrt, die Theilchen des Dampfes unmittelbar zu einer Masse vereinigt, und den Luftstrom aufwaͤrts fuͤhrt, da er selbst senkrecht aufsteigt (siehe Fig. 31.). Hier kann dann keine Luft mit der Klappe in Beruͤhrung kommen; wahrscheinlich bildet sich sogar eine Art leeren Raumes uͤber der Klappe Diesem Uebel laͤßt sich leicht dadurch abhelfen, daß man den Dampf in eine Roͤhre fahren laͤßt, die 12 Zoll hoch, oder noch hoͤher uͤber die Klappe emporsteigt. Alle Dampfbothe sind mit Dampfbuͤchsen versehen, in welche der Dampf faͤhrt, wodurch nothwendig jeder aͤußere Luftstrom von der Klappe abgehalten wird. Der Dampf, der aus der Sicherheits-Klappe ausfaͤhrt, wird dann senkrecht emporsteigen, und den Zutritt der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft hindern, die auf die Scheibe druͤkt. Hr. Penn zu Greenwich hat an seinem Kessel mit hohem Druke eine Klappe, unter welcher der Dampf horizontal entweicht. Sein Sohn sagte mir, daß das Queksilber eine Zunahme von Druk von 80 bis 100 Pfund auf den Zoll anzeigt, wenn der Dampf anfaͤngt bei der Klappe zu entweichen: offenbar kommt dieß von obiger Ursache her. Hr. Clement verdient allen Dank, das Publicum auf die Gefahr solcher Klappen aufmerksam gemacht zu haben.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    III
Tab. III