Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXVI., S. 264 |
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LXVI.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber Eisenbahnen,
und manches, was bei denselben zu beachten ist, finden, sich im Bullet. d. Scienc. technol. Aug. 1827, S.
175–181, mehrere interessante Notizen, welche bei Gelegenheit der zwischen
St. Etienne und Andrezieux,
und St. Etienne und Lyon
errichteten Eisenbahnen bekannt gemacht wurden, und wovon wir auch in Deutschland
werden Gebrauch machen koͤnnen, wenn wir einst in Deutschland eine Eisenbahn
haben werden. Bisher hat nur Oesterreich eine.
Verbesserung an Dampfbothen.
Hr. T. S. Stephenson schlaͤgt, zur Beseitigung des
Hinterwassers an Dampfbothen, im Mechanics' Mag. N. 213.
S. 158, vor, die Ruder-Raͤder an denselben auf zwei Achsen statt auf
einer anzubringen; gibt aber keine Zeichnung. Als Beweis, wie sehr das Hinterwasser
der schnellen Bewegung der Dampfbothe nachtheilig ist, bemerkt er, daß das
schnellste gegenwaͤrtig in England fahrende Dampfboth an seinem Hintertheile
weit schmaͤler gebaut ist, als die uͤbrigen alle, und folglich weniger
von Hinterwasser leidet.
Ein Hr. N. erbiethet sich, ebendaselbst, unentgeldlich eine Zeichnung mitzutheilen,
wie der weite Zirkel, den die Dampfbothe bei ihrem Umkehren nehmen muͤssen,
mittelst zweier Ruder an denselben vermieden, und die Bothe beinahe innerhalb ihres
Kreises gekehrt werden koͤnnen. Man addressirt die Briefe postfrei
„to the Editor of the Mechanics'
Magazine.“
Roentger's Verbesserung an Dampfbothen.
Hollaͤndische Zeitungen berichten, daß Hr. Roentger, Schiffbaumeister der niederlaͤndischen
Dampfboth-Compagnie zu Rotterdam, eine Verbesserung an Dampfbothen in
Hinsicht auf Stellung der Ruder angebracht hat, „welche den
Englaͤndern, Franzosen und Americanern bisher unausfuͤhrbar
schien.“ Die Ruderraͤder sind naͤmlich „nicht an den Seiten, sondern am
Hintertheile“ angebracht. Ein auf diese Weise gebautes
Dampfschiff, welches zwischen Ghent und Antwerpen faͤhrt, ist in lezterer
Stadt am 16. Sept. angekommen, und hat „durch die Schnelligkeit seiner
Fahrt und die Leichtigkeit, mit welcher es gesteuert werden kann, allgemeinen
Beifall erhalten.“ (Mechanics' Magazine.
N. 214. 29. September.)
Schiffbau.
Das Mechanics' Magazine. N. 214, 29ten September, liefert
Grund- und Aufriß einer Regatta-Yacht und eines
Kauffahrdey-Schiffes, worauf wir die Schiffbaumeister in deutschen
Haͤfen aufmerksam machen wollen.
Ueber den Einfluß der obersten Erdschichte auf die
Atmosphaͤre.
Hr. W. A. Mackinnon las eine Abhandlung vor der Royal Society zu London, in welcher er durch Versuche
erwies, daß die Luft uͤber Kalklagen, wenn sie frei an der Oberflaͤche
der Erde hervorragen, immer trokener ist, als uͤber Thon-Lagen oder
aufgeschwemmten Streken; daß Kalk, als Duͤnger auf ein Feld gestreut, die
Feuchtigkeit anzieht und dasselbe auch ohne Thau und Regen feuchter macht, als die
zunaͤchst liegenden Gruͤnde; daß Gras auf Kalt auch bei der
groͤßten Duͤrre weniger ausbrennt, als auf Thongruͤnden; daß
Haͤuser auf Kalksteine, als ihre Grundlage, gebaut, leicht feucht werden;
daß, mit einem Worte, Kalkstein eine Capillar-Attraction gegen Feuchtigkeit
aͤußert. Daß hierdurch auch die Gesundheit und Constitution der Bewohner der
Kalkstreken bestimmte Veraͤnderungen erleiden muͤsse, sucht er
gleichfalls zu beweisen. (Gill's
techn. Repos. August 1827, S. 83.)
Ueber Verdampfung des Wassers bei einer sehr hohen
Temperatur.
Die Annales de Chimie et de Physique erinnern in ihrem
Julius-Hefte, S. 325 an die Versuche Leidenfrost's
(vom J. 1756) und Klaproth's, nach welchen Wasser in
einzelnen Tropfen auf weiß gluͤhendes Eisen geworfen nicht sogleich
verdampft, sondern in jedem einzelnen Tropfen sich mehrere Sekunden lang
(34–40 Sec.) im Kreise herumdreht, und dann mit einem kleinen Knalle
verpufft. Hieraus ließe sich das Bersten der Dampfkessel unter bestimmten
Umstaͤnden allerdings erklaͤren.
Faulenzer zum Nachfuͤllen der Kohlen auf
Feuerherde.
Das Repertory of Patent-Inventions, Octbr. 1827,
S. 246, beschreibt eine aͤußerst sinnreiche Vorrichtung, um Kohlen auf
Feuerherde, sowohl bei Kaminen im Zimmer, als in Kuͤchen, fallen zu lassen,
worauf Jak. Barron zu Birmingham sich am 44. Jul. 1826
ein Patent ertheilen ließ. Diese Vorrichtung wird durch eine Art von Uhrwerk in
Bewegung gesezt, so daß immer nur eine bestimmte Menge Kohlen, so oft man es
noͤthig findet, auf den Herd faͤllt. Das Repertory ließ die Abbildung weg, ohne welche unseren Lesern die kurze
Beschreibung kaum verstaͤndlich seyn duͤrfte, was wir um so mehr
bedauern, als diese Vorrichtung auch zu anderen Zweken dienen koͤnnte, und
das Repertory selbst gesteht, daß sie aͤußerst
sinnreich ist, und die Alchymisten aͤlterer Zeiten vielleicht Gold
fuͤr diesen Henricus piger gegeben haben
wuͤrden, wenn sie welches haͤtten machen koͤnnen. Indessen
scheint diese Vorrichtung etwas zu schwerfaͤllig und zu kostbar fuͤr
ein Kamin, und da Steinkohlen sich leicht kluͤmpern, so wuͤrde das
Feuer dadurch ungleich ausfallen, vielleicht in einigen Faͤllen sogar
geloͤscht werden. Bei Holzkohlen wuͤrde dieser Apparat jedoch
trefflich dienen. Vermuthlich gibt das London Journal
eine Abbildung hiervon, die wir dann mittheilen werden.
Verbesserung des Kupfers, vorzuͤglich zum Beschlagen
der Schiffe.
Hr. Rob. Mushet, an der k. Muͤnze, ließ sich ein
Patent auf Verbesserung des Kupfers zum Beschlagen der Schiffe geben, da das Kupfer
vorzuͤglich zu dem hier benannten Zweke gegenwaͤrtig oft so schlecht
bereitet wird, daß es kaum auf zwei oder drei Reisen aushaͤlt,
waͤhrend es doch fuͤr 5–7 Reisen halten sollte. Hr. Mushet schreibt die Ursache dieses schnellen Verderbens
einer fehlerhaften Beimischung (Legirung) des Kupfers zu, da bekanntlich
hoͤchst reines Kupfer zu diesem Zweke nicht taugt. Er schlaͤgt daher
folgende Legirung oder Composition vor:
Auf 100 Pf. Kupfer:
vier Loth Zink, oder
acht Loth Spießglanz, oder
sechzehn Loth Arsenik, oder
vier Loth Zinn.
Oder:
Auf 100 Pf. Kupfer:
ein Loth Zink.
ein Loth Zinn,
zwei Loth Spießglanz,
vier Loth Arsenik.
Durch diesen Zusaz soll das Kupfer faseriger und weniger bruͤchig, mehr
nachgiebig werden, und der Einwirkung des Seewassers laͤnger widerstehen.
(Recueil industriel. Aug. 1827. S. 209.)
Hrn. Seibe's Methode, Stahl und
Eisen zu loͤthen.
Hr. Seibe empfiehlt folgende Methode, um Gußstahl-
oder Gußeisen-Platten oder Gußstahl- und Gußeisen-Platten
zusammen zu loͤthen. Er laͤßt Borax in einem irdenen (nicht metallnen)
Gefaͤße schmelzen, und sezt demselben, nachdem dieser geschmolzen ist, ein
Zehntel Salmiak zu. Nachdem diese beiden Koͤrper sich auf dem Feuer
gehoͤrig mit einander verbunden haben, gießt er die Masse auf eine eiserne
Platte aus, wo sie erkaltet und dem Glase aͤhnlich wird. Er puͤlvert
sie hierauf, und wenn er sich derselben bedienen will, mengt er sie mit ebensoviel
nicht geschmolzenem Borax und Salmiak. Um damit zu loͤthen, werden die zu
loͤthenden Stuͤke im Feuer roth gegluͤht, und mit obigem Pulver
bestreut, welches darauf wie Siegellak schmilzt. Die zu loͤthenden
Stuͤke kommen nun noch ein Mahl in das Feuer, wo sie wieder, aber weit
weniger als bei der gewoͤhnlichen Schweiß-Methode, gehizt, und nachdem
sie aus dem Feuer genommen wurden, so lang gehaͤmmert werden, bis die beiden
Flaͤchen gehoͤrig an einander geloͤthet sind. (Recueil industriel. Aug. 1827. S. 208.)
Ueber die Weise, ein Glokenspiel einzurichten
findet sich im Mechanic's Magazine,
N. 212, 15. Septbr. S. 130 ein Auszug aus dem beruͤhmten Werke des
Hrn. Thom. Reid zu Edinburgh: „Treatise on Clock and Watch Making.“ Wir
haben dieses klassische Werk eines der groͤßten Kuͤnstler in der
Uhrmacherkunst bereits angefuͤhrt, und da wir wohl mit Recht eine deutsche
Uebersezung desselben erwarten duͤrfen, so wollen wir uns begnuͤgen,
hier auf diesen Auszug bloß aufmerksam gemacht zu haben.
Hrn. Jacob's Methode, Statuen,
Medaillen etc. zu bronziren.
Hr. Jacob, einer der geschiktesten Bronzirer unserer
Hauptstadt (sagt das Journal d. connaiss. usuelles et prat.
N. 27. T. V. (Bulletin d. Scienc. techn. Aug.
S. 141) nimmt 2 Quentchen Salmiak, ein halbes Quentchen Kleesalz, und loͤst
beide in 400 Gramm weißen Essig auf. Nachdem das zu bronzirende Metall
gehoͤrig gereinigt wurde, taucht er einen Pinsel in diese Aufloͤsung,
und faͤhrt solang mit demselben auf derselben Stelle des zu bronzirenden
Stuͤkes zu reiben fort, bis diese troken wird, und den gehoͤrigen Ton
erlangt hat. Um das Troknen zu beschleunigen, bedient man sich bei dieser Arbeit der
Sonnen- oder Ofen-Waͤrme. Je oͤfter man mit dem
eingetauchten Pinsel uͤber das Stuͤk faͤhrt, desto dunkler wird
der Ton der Farbe.
Ueber die eisernen Knoͤpfe von allen Farben des Herrn
Chaussonet
erstattet Hr. Gillet de Laumont im
Bulletin de la Soc. d'Encouragement N. 277, S. 258
einen sehr empfehlenden Bericht. Diese Knopfe sehen aus wie Knoͤpfe aus
Seide, und halten ihre Farbe sehr dauerhaft. Man kann sie mehrere Tage lang in Alkohol
weichen, oder auch in heißen Alkohol legen, ohne daß sie ihre Farbe nur im Mindesten
verlieren. Auch wesentliches Terpenthin-Oehl, wenn man sie in dasselbe legt,
verdirbt die Farbe nicht; wenn man sie aber darin siedet, wird die Farbe zum Theile
zerstoͤrt. Es scheint demnach, daß diese Knoͤpfe (deren Bereitung noch
geheim gehalten wird) mit fetten Firnissen gefaͤrbt, und in einem
Troken-Ofen getroknet werden. Der Preis dieser Knoͤpfe ist sehr
maͤßig. Knoͤpfe von 9 1/2 Linien im Durchmesser kosten das Duzend 9
Franken; kleinere, von 6 Linien im Durchmesser, 4 1/2 Franken. Man verfertigt
aͤhnliche Knoͤpfe auch aus Horn, und zwar gewoͤhnlich aus
Horn-Abfaͤllen; allein diese Knoͤpfe brechen sehr leicht, und
kommen theuerer. Nur einige Formen der Knoͤpfe, deren erhabener Dessin bis an
den Rand reicht, haben den Nachtheil, daß sie die Knopfloͤcher bald
abnuͤzen: diesen Nachtheil wird Hr. Chaussonet
aber bald beseitigen.
Hrn. Luken's Methode Uhrfedern zu
haͤrten,
wovon wir aus Gill im
polytechnischen Journale bereits Nachricht gegeben haben, findet jezt in England
allgemeinen Beifall. Hr. Gill theilt in seinem
September-Hefte die schoͤnsten Zeugnisse von den ersten Uhrmachern
Englands uͤber diese Verbesserung mit.
Ueber Schwingungs-Bogen an Pendel-Uhren
und ihre unerklaͤrlichen Unregelmaͤßigkeiten
finden sich einige sehr interessante Beobachtungen im Philosophical Magazine, Julius, S. 35, von Thom. Squire, Esqu.
Die sogenannten fliegenden Schuͤzen (navettes volantes).
wurden, nach dem Industriel, Febr.
1827, S. 233 (Bulletin d. Scienc. techn. Aug. 1827, S.
159) erst im J. 1788 durch einen Irlaͤnder, Hrn. John Macloud in Frankreich bekannt, und nach und nach in den
Fabrikstaͤdten dieses Landes verbreitet.
Ueber Molineux's Verbesserungen an
Spinn-Maschinen.
Wir haben von dieser Maschine im polytechn. Journ. Bd. XXIV. S. 403 Anzeige gemacht. Das Repertory of
Patent-Inventions bemerkt im September-Hefte 1827, S. 179,
daß diese Maschine zwar sehr sinnreich sey; daß sie aber die gewoͤhnlichen
Spinn-Maschinen unendlich vertheuert; daß sie mehr Raum fordert, und daß sie
auch nicht gehoͤrig aufwindet.
Gold-Oxyde.
Hr. Dr. Thomson fand, daß Gold-Peroxyd aus
1 Atom Gold
25
3 – Sauerstoff
3
––––
28
besteht; und salzsaures Gold aus
2 Atomen Salzsaure
9,25
1 Atom Gold-Peroxyd
28,
5 Atomen Wasser
5,625
––––––––
42,875.
Er zeigt ferner, gegen Hrn. Berzelius, daß salzsaures
Zinndeuteroxyd, wie salzsaures Gold, wahrscheinlicher ein chlorwasserstoffsaures
(salzsaures) Salz, als ein Chlorid ist. (Ebendaselbst).
Linden-Rinde, als Spinn-Material.
Derselbe Compte rendu gibt S. 224. (Bullet. a. a. O.) Nachricht von Hrn. Madiol's Versuchen, Lindenrinde als Spinn-Material
zu benuͤzen. Er ließ die Rinde der gefaͤllten Linden 3 Monate lang
roͤsten, und erhielt dann 114 Faserlagen, die sich sehr schoͤn zu
Gilets, Huͤten, Saͤken etc. verarbeiten ließen. Seeleute versicherten
ihm, daß Seile aus Lindenrinde weit laͤnger in der See dauern, als
Hanfseile.Auch diese Benuͤzung der Linde ist bei den Slaven, (Polen, Russen
etc., denen die Linde der heilige Baum ist, wie den Celten die Eiche)
vielleicht schon Jahrtausende alt. Die Schweden verfertigen aus Lindenrinde
sehr gute Strike. (Vergl. Linne's Reis. Boͤhmer techn. Gesch. d. Pfl.) A. d.
U.
Mimosa-Rinden-Extract als
Gerbe-Material.
Man gerbt mit Hohlunder- und Lerchen-Rinde; das Leder erhaͤlt
aber dadurch eine dunkelrothe Farbe, und verliert dadurch am Preise. Dieß ist zum
Theile auch bei dem Mimosa-Rinden-Extract der Fall; allein man erspart
dabei vier bis fuͤnf Mahl soviel Eichenrinde, und das Leder wird eben so gut.
Dieses Extract, das man aus Neu-Suͤdwallis erhaͤlt, scheint die
Eichenrinde in der Gerberei ersezen zu koͤnnen, nach Brewin's, Gerbers zu Bermondsey, und anderer Versuchen im Großen. Hr. Kent, ein Creole zu Sidney, bereitet dasselbe auf
folgende Weise. Die Baͤume werden im August, September, October
„(anfangs Fruͤhlings am Suͤdpol)“
abgeschaͤlt, und die gruͤne, etwas zugepuzte, Rinde wird zwischen
gefurchten kupfernen Walzen, wie das Zukerrohr, durchgelassen. Die auf diese Weise
zerquetschte Rinde kommt in einen Kessel, in welchem man auf 100 Pf. derselben 100
Gallons (1000 Pf.) Wasser gießt, und sie mit demselben 2 Stunden lang kochen
laͤßt. Der Absud wird in große kupferne Beten abgelassen, in welche er durch
ein Sieb laͤuft. Eine Tonne Rinde (20 Ztr.) gibt 1 Ztr. Extract von der Dike
des Theeres, das man noch weiters verdiken kann, wo aber Gefahr des Anbrennens dabei
eintritt. (Recueil industriel. Aug. 1827. S. 212.)
Gerben der Schaf- und Kalbfelle mit Haar und
Wolle.
Hr. Rich. Gill, Gerber zu Carrowdown-Alland, gerbt
die Schaffelle mit der Wolle auf folgende Weise. Die Felle werden auf die
gewoͤhnliche Weise gepuzt und gestrichen, dann in Rahmen ausgespannt, welche
auf Gestelle so gelegt werden, daß die Wolle nach unten kommt. Auf die Fleischseite
der Felle gießt man nun einen Sumach-Absud von 1 Pf. Sumach auf 10 Pf.
Wasser, hilft mit einem Messer dem Eindringen dieses Gerbemittels nach, und
laͤßt das Fell troknen. Nachdem dasselbe troken geworden ist, kehrt man den
Rahmen um, so daß die Wolle nach oben kommt, und waͤscht diese
sorgfaͤltig in einer starken Aufloͤsung sehr alkalischer Seife, worauf
man sie neuerdings in reinem Wasser waͤscht. Die auf diese Weise vollkommen
gereinigte Wolle wird dann getroknet, und das Fell auch auf der Wollenseite, wie
vorher auf der Fleischseite, mit Sumach gegerbt. Nach dem Troknen wird das Fell mit
dem Bimssteine bearbeitet. Wenn die Wolle gefaͤrbt werden soll, laͤßt
man das Fell auf dem Rahmen ausgespannt, und taucht die Wolle in das
Faͤrbebad, wo sie auf die gewoͤhnliche Weise gefaͤrbt, dann
gewaschen, im Rahmen getroknet, und das Fell endlich aus demselben ausgespannt wird.
(Recueil industriel. Aug. 1827, S. 214.)
Stearin-Kerzen der HHrn. Cambacérès und Comp.
Die HHrn. Cambacérès und Comp. zu Paris, rue Buffon, N. 11, verfertigen neue
Patent-Kerzen. Sie scheiden die Stearin-
und Margarin-Saͤure mittelst Seifenbildung, und flechten den Docht zu
den Stearin-Kerzen, wodurch das Sprizen desselben vermieden wird, und
zugleich auch das Anhaͤufen der Kohle an der Spize des Dochtes, indem dieser
sich bei dieser Verbesserung immer gegen eine Seite neigt, und sich dreht. Die erste
Sorte dieser Kerzen, welcher Wachs zugesezt wird, kostet das Pfund 3 Franken; die
zweite Sorte, welche bloß aus Stear- und Margarsaͤure besteht, kostet
das Pfund 2 Franken 40 Cent. Diese Herren verfertigen auch Kerzen aus dem festen
Bestandtheile des Unschlittes, welches sie auf eigene Weise von dem fluͤßigen
Bestandtheile desselben abscheiden. Sie geben auch diesen Kerzen geflochtene Dochte,
und verkaufen das Pfund um 1 Franken 40 C. Alle diese Kerzen brennen, mit einem
schoͤnen hellen weißen Lichte.
Weinkern-Oehl.
Im (Compte rendu des travaux de la Société de
Lyon 1824, S. 226 (Bulletin d. Sciences techn.
Aug. 148) wird neuerdings die Benuͤzung der Weinkerne. auf Oehl zu Lampen und
Seife dringend empfohlen.Bechmann und Boͤhmer empfahlen schon vor 50 Jahren in Deutschland
Weinkerne zur Oehlbereitung. Binder's. Bereitung
des Traubenkern-Oehles. Stuttgart 1787, und die Memoria sulla maniera di estrarre l'olio dai
vinaccioli. Roma. 1781 (die der sel. edle Unger, Ribini, Beckmann's Schuͤler, in's Deutsche
uͤbersezte) scheint man in Frankreich nicht zu kennen. A. d. U.
Erdaͤpfel-Leim.
Die frisch aus den Erdaͤpfeln bereitete und nur ein Mahl gewaschene
Staͤrke kann, mit Kreide und Wasser zur Tuͤnche angemacht, so gut, wie
thierischer Leim, und noch besser, benuͤzt werden; denn die Farbe stinkt dann
nicht so sehr, haͤlt laͤnger und ist weißer. (Mechanics' Magazine, N. 215, 6. Octbr., S. 191.)
Anstrich fuͤr hoͤlzerne Daͤcher gegen
Feuersgefahr.
Man nimmt einen Theil Sand, zwei Theile Holzasche, drei Theile geloͤschten
Kalk mit Oehl abgerieben, mengt alles gehoͤrig, und traͤgt es mit
einem Anstreicher-Pinsel, die erste Lage duͤnn, die andere etwas
staͤrker auf. Diese Wischung klebt so fest an dem Holze, daß weder Wasser
noch Feuer dieselbe zu zerstoͤren vermag. (Mechan.
Mag. a. a. O. S. 206.)
Guter Wachsuͤberzug auf Moͤbeln.
Auf zwei Loth weißes Jungfernwachs nimmt man 16 Theile (sic!) Steinoͤhl, und uͤberzieht die Moͤbeln mit einer
duͤnnen Schichte dieser Mischung mittelst eines Pinsels aus Dachshaar.
Nachdem das Oehl verduͤnstet ist, bleibt ein duͤnner
Wachsuͤberzug zuruͤk, der dann mit grobem Tuche und einer
Buͤrste polirt werden kann.
Firniß fuͤr Stahl und Eisen.
Man reibt Stahl und Eisen, beinahe bis zum Rothgluͤhen erhizt, mit Ochsenhufen, die man vorher in
etwas Oehl tauchte. Dadurch soll es gegen Luft und Nasse am sichersten
geschuͤzt werden. (Mech. Mag. a. a. O.)
Weinen den Faß-Geruch und Geschmak zu benehmen.
Hr. Pomier schlaͤgt in dieser Hinsicht vor, den
Wein mit feinem Baumoͤhle zu schuͤtteln, welches sich aller jener
Stoffe bemaͤchtigt, die den unangenehmen Faß-Geruch und-
Geschmak erzeugen. Die Académie de
Médecine hat Commissaͤre zur Pruͤfung dieses
Verfahrens ernannt. (Journal de Pharmacie. October. p. 510)
Alte Obstbaͤume tragbar, zu machen.
Man soll, in geringer Entfernung um den Stamm, Salz auf die Erde streuen. Ein
Gaͤrtner des sel. Herzoges von Bridgewater bediente sich dieses Mittels mit
vielem Nuzen bei alten Apfelbaͤumen. (Mechan.
Magaz. a. a. O. S. 143.)
Obst lange Zeit uͤber frisch aufzubewahren.
Man menge 1 Pf. Salpeter mit 2 Pf. Salmiak und 3 Pf. gemeinem Sand, lege die bei
trokener Witterung gepfluͤkten, noch nicht voll reifen, Fruͤchte, an
welchen der Stiel gelassen werden muß, in ein reines Glas, so daß dasselbe davon
ganz voll wird; schließe dieses dann mit genau aufgebundener Wachsleinwand, und
grabe es in einem trokenen Keller 3 bis 4 Zoll tief so in die Erde, daß es auf allen
Seiten 3 bis 4 Zoll hoch mit obiger Mischung umgeben ist, und die Fruͤchte
werden sich Jahre lang erhalten. Mechan. Mag. a. a. O.)
Hr. Tollet schlaͤgt eben daselbst S. 192 vor,
Aepfel, wie Erdaͤpfel, in Sand oder trokener Erde in Kellern
aufzubewahren.
Mittel gegen Wanzen.
Das Mechan. Magaz. empfiehlt a. a. O. gegen diese
laͤstigen Thiere einen starken Absud von dem sogenannten langen oder rothen
spanischen Pfeffer (Capsicum annuum), mit welchem
man das von diesen Thieren angestekte Holz waschen soll. Es kommt jezt eine Menge
Holzes aus America nach England, welches voll von diesen Insekten ist.
Wahrscheinlich ist dieß eine eigene und neue Art dieses lastigen Thieres, die sich
von England aus uͤber das feste Land ebenso verbreiten kann, wie die alten
Wanzen von dem Festlande nach England kamen, welches bis zur Einwanderung der
Hugenotten davon befreit gewesen seyn soll.
Als sicheres Mittel gegen Maulwuͤrfe, Erdmaͤuse,
Werren und Schneken
empfiehlt Hr. Cox im Mechanics' Magaz. N. 211. S. 126, einige Stuͤke
Knoblauch in die Gaͤnge derselben zu steken, durch deren Geruch sie sicher
vertrieben werben sollen.
Ueber die Theorie der Puzzolan-Moͤrtel
theilt ein Leser des Bulletin d.
scienc. techn. im August-Hefte desselben, A. 123 folgende
Bemerkungen mit.
„Hr. Girard de Caudemberg hat einige
Bemerkungen uͤber die neuen hydraulischen Moͤrtel aus fettem Kalke
und thonigem Sande in Perigold, (den man daselbst Arène nennt) mitgetheilt und bei dieser Gelegenheit eine Theorie der
natuͤrlichen und kuͤnstlichen Puzzolanen aufgestellt.“
Siehe polytechn. Journ. B. XXIV. S.
175.
„Hr. Vicat hat sich mit demselben Gegenstande
sehr viel beschaͤftigt, und schon vor mehreren Jahren behauptet, daß nur
eine chemische Verbindung des Kalkes mit der Puzzolane die Erscheinungen zu
erklaͤren vermag, die man hier wahrnimmt. Er hat indessen keinen
unmittelbaren Beweis dafuͤr geliefert. Die Leser der Annales de Chimie
„(und auch die des polyt. Journales)“ haben aus den
verschiedenen Artikeln, die nach und nach in denselben uͤber diesen
Gegenstand erschienen sind, entnehmen koͤnnen, daß in Ermanglung
unmittelbarer Beweise Hr. Vicat seine Vermuthungen
mit hohen Wahrscheinlichkeiten unterstuͤzte. Er sagt 1): Daß die
Cohaͤsion, welche ein Gemenge aus fettem Kalke und Puzzolane nach seiner
Einsenkung in Wasser erhaͤlt, nicht von der Einsaugungs-Faͤhigkeit (Capacité d'imbibition) der Puzzolane
abhaͤngt, indem dieselbe ihre Kraft auch dann noch aͤußert, wann
sie vorlaͤufig bis zur Saͤttigung mit Wasser verbunden wurde. 2)
Daß der Kalk, durch diese Verbindung, seine aͤzende Eigenschaft verliert,
so wie seine Aufloͤsbarkeit, und doch nicht durch Kohlensaͤure
neutralisirt wird. 3) Daß Puzzolane, die schwachen Saͤuren widersteht,
beinahe gar keine Kraft hat. 4) Daß das Gluͤhen oder Brennen, wodurch
Thon in gute Puzzolane verwandelt wird, diesem Thone zugleich die Eigenschaft
ertheilt, beinahe die Haͤlfte seiner Thonerde an die
Kochsalzsaͤure abzutreten, waͤhrend dieser Thon in seinem
natuͤrlichen Zustande nur einige Hundertel an dieselbe abtritt. 5) Daß
die Kraft eines, auf verschiedene Weise ausgegluͤhten, Thones sich
beinahe durch den Grad der Leichtigkeit bemessen laͤßt, mit welcher er
von Saͤuren angegriffen wird. 6) Daß Kieselgallerte eine Puzzolane von
großer Kraft ist; daß sie einen Theil dieser Kraft durch starkes Brennen
verliert, und daß sie, in jenem Grade von Cohaͤsion genommen, wodurch sie
Quarz wird, beinahe ganz kraftlos ist.“
„Dieß sind allerdings, man muß es gestehen, starke Gruͤnde
fuͤr die Ansichten des Hrn. Vicat. Hr. Girard glaubte alle Zweifel beseitigen, und nicht
bloß die chemische Wirkung zwischen den Bestandtheilen eines Kalk- und
Puzzolan-Gemenges gerade zu beweisen, sondern auch die Art angeben zu
koͤnnen, wie diese Wirkung sich unter diesen Bestandtheilen
vertheilt.“
„Diese Arten von Untersuchungen sind aber sehr zart, und mehr dann ein
geschikter Chemiker hat sich gefuͤrchtet, sich in dieselben einzulassen.
Wir haben aus Neugierde und Interesse die Mittel kennen lernen wollen, deren Hr.
Girard sich bediente, um zu seinem Zweke zu
gelangen.“
„Unsere Erwartung wurde aber sehr bald getaͤuscht, als wir S. 57
bemerkten, daß Hr. Girard immer den Ruͤkstand
bei der Behandlung ocherartigen Thonarten mit Kochsalzsaͤure fuͤr
Kieselerde nahm, und daß alle Schluͤsse, die er sich erlaubt, auf diesen
Irrthum sich gruͤnden.“
„Man kann nur dann aus dem ocherartigen Thone die Kieselerde der Thonerde
und des Eisen-Oxydes vollkommen scheiden, wann man denselben vollkommen,
auf trokenem Wege, in Fluß bringt, was auf die bekannte Weise mittelst Kali oder
Natron geschieht. Die aus einem Auflosungsmittel gefaͤllte Kieselerde
erhaͤlt aber die Eigenschaften einer Puzzolane, die sie gewiß nicht
erlangt haben wuͤrde, wenn es moͤglich gewesen waͤre, sie
aus ihren Verbindungen zu faͤllen, ohne sie anzugreifen. Man kann also
ihre Einwirkung auf den Kalk nicht mehr mit ihrer Einwirkung in einem anderen
Cohaͤsions-Grade vergleichen; dieß' ist wenigstens eine der
Quellen der Schwierigkeiten, die mit dieser Art von Untersuchungen verbunden
sind.“
„Hr. Vicat hat, wenn wir uns recht erinnern,
auch die durch Saͤuren aus dem Thone abgeschiedene Kieselerde mit fettem
Kalke versucht; er wendete aber siedende Schwefelsaͤure an, und
behandelte auch den Ruͤkstand mehrere Mahle damit, so daß es noch immer
wahrscheinlich ist, daß die auf diese Weise ausgeschiedene Kieselerde etwas
Thonerde enthielt.“
„Der Endschluß, auf welchem demnach Hr. Girard
gerathen ist:“ daß das Erhaͤrten der
Puzzolan-Moͤrtel unter Wasser von der Verbindung des Kalkes und der
Kieselerde auf der einen, und des Kalkes und der Thonerde mit dem Eisen-Oxyde
auf der anderen Seite abhaͤngt, „beruht also auf nichts, und die
Frage uͤber diesen Gegenstand steht noch auf demselben Puncte, auf
welchen Hr. Vicat sie gelassen hat.
Ueber die Schaͤdlichkeit bleierner Roͤhren zur
Leitung von Fluͤßigkeiten.
In England, und auch hier und da im noͤrdlichen Deutschland, ist es Sitte, das
Bier, Brantwein etc. durch bleierne Roͤhren in die Schenke aus dem Keller
herauf zu pumpen. Hr. Faraday untersuchte ein nur 6 Zoll
langes Stuͤk einer solchen Roͤhre, und fand dieselbe mit 37 Gran
Bleizuker (essigsaurem und basisch essigsaurem Blei) uͤberzogen. Dieß mag
hinreichen, um als Warnung gegen die Anwendung bleierner Roͤhren zu diesem
und aͤhnlichen Zweken zu dienen. (Mech. Mag. N.
216, S. 206.)
Literatur.
Franzoͤsische.
Statistique du département de l'Aisne par
Mr. Brayer. 4. Paris. 1827. chez Delaval. 2
vol.
(Nach dem Berichte des Hrn. Baron de Mortemart-Boisse, im Bulletin de la
Société d'Encouragement, ein Meisterwerk in jeder
Beziehung.)
Dictionnaire pratique d'agriculture. 8. Blois. 1827.
2. vol. chez Aucher-Eloy. (Wird im Bulletin de la Société sehr gepriesen; zumahl die
Abhandlung des Hrn. Grafen Franz de Neufchâteau, uͤber die Art und Weise, wie
Landwirthschaft gelehrt und studirt werden muß.)
Note sur les diverses espèces de frottement
qui peuvent exister entre deux courbes et deux surfaces: par
ThéodoreOlivier. 8. Paris. 1827. 15 Seiten. (Ein
aͤußerst interessantes kleines Werkchen nach der im Bulletin d. scienc. techn. N. 9. S. 225
daruͤber gegebenen Notiz, welches allerdings eine deutsche
Uebersezung verdiente.)
Recueil des séances publiques de
l'Académie roy. des sciences, bell. lettres et arts de Bordeaux
an. 1824–26. (Enthaͤlt mehrere interessante
hydraulische Abhandlungen von Hrn. M. Lermier,
vorzuͤglich uͤber Wasserraͤder an
Muͤhlen.)
Manuel du Sommelier ou Instruction pratique sur la
maniére de soigner les vins. Dédie à Mr. le Comte
Chaptal, par A. Julien. 4. édition avec 3 planches. 8. Paris.
1827. chez l'auteur, rue neuve des Petits-Champs, n.
91.
Sténographie d'Astier. 8. Paris. 1827. chez
l'auteur rue des Deux-Portes-Saint-Sauveur, n.
31.
Restauration de tableaux par l'application du gratia
Dei de Rubens etc. Paris. 1827. rue de Rivoli, n. 18.
Mémoire sur les moyens économiques de
construire les grandes routes et les chemins en général:
parLawalle neveu. 4. Paris 1827.